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Heid GmbH in Oberschönegg

Der Felsenflüsterer

Rainer Heids Leidenschaft sind Felsengärten. Das mag zum Teil daran liegen, dass der Betrieb, den er gemeinsam mit seinem Vater Bernhard leitet, im Unterallgäu liegt, wo die Alpen nur einen Katzensprung entfernt sind. Noch mehr sind es aber die Gestaltungsmöglichkeiten, die Felsen dem Landschaftsgärtner eröffnen. Sie behalten ihren Wert.
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Bei Rainer Heid wird nicht gekleckert: Grundstücksbegrenzung mithilfe von Felsen
Bei Rainer Heid wird nicht gekleckert: Grundstücksbegrenzung mithilfe von FelsenSusanne Wannags
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F elsen sind für Rainer Heid das ideale Gestaltungselement, wenn es darum geht, in einem Garten Höhe und Tiefe, Weite und Enge zu schaffen: „Damit erziele ich viel Wirkung mit wenig Aufwand.“ Felsen können Privatsphäre geben, ohne den Garten wie ein Zaun oder eine Hecke abzuriegeln. Egal, ob der Nachbar sein Grundstück mit Betonmauern eingegrenzt hat oder ob der Blick aus dem Garten an einer Hausmauer endet: Mit Felsen lässt sich alles ganz natürlich kaschieren. „Felsen geben den Gartenbesitzern eine Atmosphäre von Schutz, ohne dass sie das Gefühl haben, in einer Festung zu sitzen“, sagt Heid.

Seine erste Begegnung mit Felsen im Garten hatte Rainer Heid bei einem Seminar in Grünberg. Damals hatte der heute 35-Jährige die Meisterschule beendet, den Betriebswirt im GaLaBau abgeschlossen und war in den väterlichen Betrieb eingestiegen, wo er nach und nach auch Beratungstermine bei Kunden übernahm. Gerne hätte er noch ein wenig mehr über Gartendesign erfahren. „Es gab damals allerdings nur Zeichenseminare und sonst nichts, was sich mit Gestaltungsgrundsätzen beschäftigte.“ Als er von einem Gartendesign-Seminar in Grünberg erfuhr, meldete er sich umgehend an. Dozent Peter Berg war bekannt für seine Hanggärten, die er mit Felsen terrassiert. Im Anschluss an das Seminar wusste Rainer Heid, dass er unbedingt mit diesem Material arbeiten wollte.

Während Peter Berg seine Felsen vor allem in Hanggärten verwendet, ist für Rainer Heid kein Garten zu flach, um dort Fels zu verbauen. Im Gegenteil: Die Gesteinsbrocken machen für ihn aus flachem Gelände eine lebendige, abwechslungsreiche Landschaft.

Fels ohne Schnickschnack

Einer der ersten Gärten, den er mit Felsen gestaltete, war sein eigener. Beim ersten Bauabschnitt vor dem Haus kombinierte Heid noch Mauern mit Felsen – eine Gestaltungsidee, die er aus dem Seminar in Grünberg mitbrachte. Im Gartenteil hinter dem Haus verzichtete er auf die verspielten Steinelemente und verwendete Fels pur, ohne Schnickschnack. Was bei ihm nie fehlen darf, sind Pflanzen. „Die zarten Blätter und Blüten und der massive, harte Fels ergänzen sich ideal. Die Pflanzen brechen den Stein, deshalb sind mir üppige Pflanzflächen sehr wichtig. Ich will keine Steinwüste, ich bin schließlich Gärtner.“

Ganz einfach ist es nicht, die Kunden von einer Felslandschaft im Garten zu überzeugen. „Als es zu Beginn noch keine Referenzobjekte gab, habe ich sogar angeboten, alles wieder abzubauen, wenn es nicht gefallen würde“, schmunzelt Heid. Manchmal verspricht er das heute noch, wenn er spürt, dass die Idee eines Felsengartens einerseits reizvoll, andererseits aber auch beängstigend für die Kunden ist. Einer, der sofort von der Idee begeistert war, war Stefan Herbst (Name von der Redaktion geändert). Der Unternehmer hatte klare Vorstellungen für seinen Garten: zwei Terrassen, Platz für ein Saunahaus und auf keinen Fall Rasen. „300 m 2 Garten ohne Rasenflächen anzulegen, das war erst einmal herausfordernd“, erinnert sich Heid. Am Ende des leicht abschüssigen Grundstücks befindet sich außerdem ein Hang, der das Haus bei Regenfällen vor Überschwemmungen schützen sollte. „Das hatte bisher nur mäßig funktioniert.“

In Herbst fand Heid ein Gegenüber, das sich genauso für Fels begeistern konnte wie er, und der dem  Landschaftsgärtner komplett vertraute. „Vertrauen ist bei Felsengärten unglaublich wichtig, denn natürlich sieht man zuerst einmal unfassbar viel Stein. Bis die Bepflanzung diese Steinwüste durchbricht, vergeht ein bisschen Zeit“, erklärt Heid. Vertrauen ist auch notwendig, was die Planung angeht. Während man mit Mauern, Rasen, Pflasterflächen und Wasserelementen am Rechner einen Garten entwerfen kann, der im Entwurf fast schon so aussieht wie in der Realität, ist das bei Felsen kaum machbar. Jeder Fels ist individuell. Wo er genau hinkommt und welche Funktion er erfüllt, entscheidet sich vor Ort, während des Baus.

Der Stein von daheim

Bevor er einen Felsengarten plant, verbringt Rainer Heid viel Zeit auf dem Grundstück und lässt es auf sich wirken. Nach und nach entsteht eine Idee, die er in einem Aufsichtsplan festhält. Die Felsen, die er dort einzeichnet, sind für ihn ein erster Anhaltspunkt, welche Mengen er ungefähr benötigen wird. Rund 150 graue Vielecke kann man beispielsweise auf dem Plan von Stefan Herbsts Garten zählen – letztlich wurden 80 bis 90 Felsbrocken, also knapp 500 t Gestein, dort eingebaut, verteilt auf eineinhalb Dutzend Sattelschlepper.

Seine Felsen bezieht Rainer Heid aus der Region. Einer seiner Lieferanten ist die Geiger GmbH in Oberstdorf. Jeden Stein sucht der Landschaftsgärtner persönlich im Steinbruch aus. Wie findet man aus einem riesigen Steinhaufen die richtigen Felsen heraus? „Es hört sich vielleicht seltsam an, aber die Steine sprechen mit mir. Der Baggerfahrer hebt einen Felsen an und ich kann ihm sofort sagen, ob ja oder nein.“ Die Felsen, die geliefert werden – in der Regel zwei Sattelschlepper pro Tag – verbaut Rainer Heid mit seinen Mitarbeitern so, wie sie ankommen. Jetzt wird klar, warum ein detaillierter Plan für Kunden keinen Sinn machen würde. Zu hoch wäre die Wahrscheinlichkeit, dass jemand sagt: „Hier ist aber ein flacher Felsen eingezeichnet, jetzt ist da ein höherer.“ Wo ein Stein letztlich seinen Platz findet, entscheidet Rainer Heid vor Ort: „Meine Idee ist nicht der Stein, sondern der Garten, von dem ich ein Gesamtbild im Kopf habe.“

Auch wenn die Steine nicht nach einer festen Reihenfolge eingebaut werden, entsteht letztlich eine harmonische Felsenlandschaft. Es gibt Felsen, auf denen man sitzen kann, Felsen, die sich beklettern lassen, Felsen, die einen Weg formen und Felsen mit Auf- und Einstiegsmöglichkeiten zu einer höheren Ebene oder ins Pflanzbeet. Letzteres ist wichtig für die Pflege, schließlich leben die Felsengärten von den Pflanzen.

Kein Stein bearbeitet

Felsengärten bauen, das ist ein wenig wie puzzeln, allerdings ohne vorgefertigte Teile. „Kein Stein wird bearbeitet“ – so lautet das Prinzip Rainer Heids. Es gibt immer wieder einen Stein, der zunächst gar nicht passen möchte. Das ungeliebte Stiefkind, das übrig bleibt bis zum Schluss, während all seine hohen, breiten oder spitzen Geschwister ihren Platz gefunden haben. Dann wird Rainer Heid erst einmal ganz still, betrachtet den Stein, betrachtet den Ort – zehn Minuten lang, eine Viertelstunde, eine halbe Stunde. Nie würde er Hand anlegen, um dem in Jahrtausenden gewachsenen Gestein eine künstliche Form zu geben. Geduld lautet sein Motto. Plötzlich ist sie da, die Eingebung. Eine klare Anweisung an den Baggerfahrer, wie er den Stein einbauen soll – und er passt.

Für Rainers Vater Bernhard waren zu Beginn vor allem die Größe der Steine und die Mengen etwas befremdlich, die für einen Garten angeliefert wurden – verglichen mit dem Material, das sonst für Mauern benötigt wird. Mittlerweile ist er ebenfalls überzeugter Felsenfan. „Wenn ich mir unsere Ausstellungsfläche mit den Mauern anschaue, sind sie zweckmäßig und eher sachlich. Felsen hingegen sind lebendig und bringen Emotionen in den Garten.“ Für Bernhard Heid ist ein weiterer Aspekt der Felsen wichtig: die Nachhaltigkeit. „Er verliert nicht an Wert. Er ist natürlich gewachsen und benötigt bei der Herstellung wenig Energie. Ich kann ihn einfach wieder ausbauen, ohne Abfall zu produzieren, und dann problemlos wiederverwenden.“

Nachhaltig und kostengünstig

Außerdem ist das Material kostengünstig, auch in der Verarbeitung, weiß Rainer Heid. „Bei Mauern muss ich auskoffern, ein Fundament erstellen, eine Drainage bauen und aus dem Material das Bauwerk zusammensetzen. Einen Felsen setze ich in die Erde und da bleibt er. Ein Stein wiegt etwa 5 t, der bewegt sich von selbst nicht mehr.“

Wenn der Landschaftsgärtner sich etwas wünschen dürfte, wären es mehr Kunden, die sich auf das Abenteuer Felsengärten einlassen. Die erkennen, dass eine schmale Mauerscheibe einen Garten manchmal mehr abtrennt und abgrenzt als Felsen, die ihn mit der Umgebung verbinden. Mit immer mehr Referenzobjekten wird es einfacher, Kunden für diese Art der Gartengestaltung zu begeistern. Außerdem steht Rainer Heid auch Kollegen als Projektpartner zur Verfügung. „Wer sich vorstellen kann, bei seinem Kunden einen Felsengarten zu bauen und Unterstützung benötigt, kann sich gerne melden.“

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