Doc Morris oder das Signum
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Spätestens seit der BGL begonnen hat, Geld in die Hand zu nehmen, um das Image des Landschaftsgärtners ins rechte Licht zu rücken, steht auch ein frommer Wunsch im Raum: Das einprägsame Signum soll einmal so berühmt werden wie das Apotheken-Logo. So schön sich das anhört, der Vergleich hinkt. Das Signum der Apotheker ziert einen Berufsstand, der dank staatlicher Protektion jahrzehntelang in dem komfortablen Zustand der Konkurrenzlosigkeit prächtig gedieh.
Davon können die im Verband organisierten Landschaftsgärtner nur träumen. Zwar dürfen nur sie die „schwangere Landschaft“ als Erkennungszeichen führen. Das schützt sie aber nicht vor einer vierfach so großen Zahl weiterer Unternehmen, die das Signum nicht haben, aber vergleichbare Leistungen anbieten. Dabei sind jene Konkurrenten noch gar nicht mitgerechnet, die sich jenseits des Landschaftsbaus als Zierpflanzengärtner, Tiefbauer oder Hausmeister mit Anlage oder Unterhalt von Freiflächen beschäftigen. Wäre die Lage bei den Apotheken ähnlich, wäre deren Logo maximal in Form einer Marke – etwa so wie die einer Handelskette – wahrnehmbar; vielleicht als Premiummarke, aber eben nicht als prägnantes Alleinstellungsmerkmal.
Dass das passieren könnte, zeichnet sich ab. Was dem Apotheken-Signum und denen, die es führen, gerade widerfährt, ist für den Landschaftsbau schon lange selbstverständlich. Es drängen Anbieter auf den Markt, die scheinbar oder tatsächlich ein und dieselbe Leistung preiswerter verkaufen. Da hilft dann auch das schöne Ikon nicht mehr, was Vertrauen und Sicherheit versprach: Der Markt teilt sich in jene, die Beratung und persönlichen Kontakt wünschen und jene, die möglichst wenig Geld ausgeben möchten und deshalb lieber bei „Doc Morris“, der Internetapotheke, einkaufen. Und schon geht er los, der Wettbewerb, vor dem auch kein Zeichen schützt – so gut es auch sein mag.
Natürlich ist es gut, das Signum zu verbreiten und mit guten Assoziationen zu verknüpfen. Dabei darf man auch Visionen haben. Das wichtigste Ziel muss aber bleiben, die Qualität allgemein zu steigern. Denn der Marktführer vor Ort wird nicht der mit dem schönsten Logo, sondern der mit der überzeugendsten Leistung. Und jeder, der Pfusch abliefert – ohne oder mit Signum (ja, auch das gibt es) – gefährdet den Ruf der gesamten Branche. Bei Apotheken ist es immerhin so, dass der Inhalt in der Regel in jedem Laden der gleiche ist. Das lässt sich bekanntlicherweise von keinem Gewerk behaupten.
Tjards Wendebourg für www.dega.de, 28-08-2006
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