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Äpfel und Birnen

Tjards Wendebourg wendet sich in seinem Kommentar gegen die Forderung, die Förderung der Solarenergie herunterzufahren, weil der Solarstrom das Zehnfache des herkömmlichen Stroms koste.
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Unlängst lag wieder einer jener Artikel auf dem Schreibtisch, der mit einer in bestimmten Kreisen beliebten Forderung aufmachte. Die Förderung der Solarenergie solle heruntergefahren werden, weil der eingespeiste Solarstrom den Verbraucher das Zehnfache dessen koste, was er für herkömmlichen Strom bezahlt. Ein Institut aus Essen, übrigens Hauptsitz eines Energiekonzerns mit ähnlich klingenden Forderungen, habe herausgefunden, dass „der Verbraucher“ mit dem Strompreis Milliardensubventionen für die alternative Energiequelle aufbringen muss.

Nun gut. Abgesehen davon, dass „der Verbraucher“ auch die Spekulationslust einer kleinen Gruppe von Strom- und Rohstoffhändlern finanziert, lohnt es sich immer dann aufmerksam zuzuhören, wenn Betriebswirtschaftler anfangen, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Da sind also diese konventionellen Energiequellen. Deren Ausbeutung kostet eine Summe X. Diese Kosten plus Transport, Verstromung, Steuern und Gewinnen bilden den Strompreis. Der angeblich zehnmal niedriger ist als die Vergütung von Solarstrom.

Aber da war doch noch was, werden Sie vielleicht fragen. Da waren doch noch so ein paar Durchlaufposten, die Ihnen in der betriebswirtschaftlichen Rechnung gar nicht aufgefallen sind: Subventionierung des Kohleabbaus? Bergbaufolgekosten? Endlagerung von Atommüll? Kosten für die jahrelange Begleitung von Castortransporten und Erkundungsbohrungen? Forschungsaufwendungen für Strom aus Kernfusion? Und last but not least: Folgekosten des Klimawandels, verursacht durch CO2 aus Kraftwerken?

Diese Posten konnten Sie gar nicht sehen, denn sie standen wie viele weitere nicht auf der Rechnung. Die zahlt nämlich die Allgemeinheit, der Staat, „der Verbraucher“. Es sind Kosten, die uns mit anderer Rechnung zugestellt werden. Erinnern Sie sich: Es ist noch keine zwei Wochen her, da wurden Hochrechnungen publiziert, in welchen die Kosten für den Umgang mit den Folgen des Klimawandels auf mehrere 100 Mrd. Euro aufaddiert wurden. Einer der Hauptverursacher ist neben dem Straßenverkehr der Strom aus konventioneller Produktion.

Ja, wir subventionieren den Solarstrom mit unserer Stromrechnung. Na und? Ist das weniger gut angelegtes Geld als das, das wir für unsere notgedrungenen Beteiligungen an militärischen Einsätzen in irgendwelchen Erdölförderregionen aufbringen müssen? Da lohnt es sich, einmal genauer in die BWA zu schauen und gegebenenfalls beim Urheber Nachbesserungen einzufordern. Denn Äpfel bleiben nun mal Äpfel und werden auch bei noch so viel Hokuspokus keine Birnen.

 

(c) DEGA online, 2. Mai 2007

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