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Ein Splitter ist ein Splitter ist ein Splitter

Ein Splitter ist keine Kriegsverletzung, sondern normales Lebensrisiko, meint Tjards Wendebourg in seinem Kommentar in DEGA GALABAU 9/2012 und rät dazu, die Versprechungen der Industrie nicht bei der Beratung noch zu toppen.

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Tjards Wendebourg
Tjards Wendebourg
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Ein Boomerang ist ein extrem glatt geschliffenes Holzwerkstück, das bei richtiger Wurftechnik in weitem, elegantem Bogen zu dem zurückkehrt, der ihn wirft. Die meisten Boomerangs, die produziert werden, bestehen aber eher aus heißer Luft, sind also rein virtueller Natur und kehren zu denen, die sie in die Welt setzten, mit der Wucht einer Waffe zurück. Das kann denen, die „Klarwassergarantien“ geben, genauso passieren, wie jenen, die „Barfußdielen“ verkaufen. Gefährdet sind alle, die in Marketing und Beratung Versprechungen geben und Erwartungen wecken, die sich dauerhaft nur schwer erfüllen lassen.

 

Aber der Boomerang bedroht nicht nur die Erfinder dieser Begriffe selbst. Er droht, Kollateralschäden in einem ganzen Geschäftsfeld zu verursachen. In der Summe sorgen die Marketingversprechen dieser Welt sogar für eine Veränderung der Gesellschaft: Denn Risiken gibt es nicht mehr; hat es nicht mehr zu geben. Um uns herum sterben Menschen im Krieg, bei Unfällen, Erdbeben, Flutwellen und sonstigen Ereignissen, und wir machen uns Sorgen um Holzsplitter. Wir rasen mit 200 km/h über die Autobahn, verklagen aber die Kommune, wenn wir über eine schiefe Gehwegplatte stolpern oder uns ein morscher Ast auf den Lack fällt. Die Folge sind Kiesschüttungen und Rasenwüsten; Gestaltungen, für die es keinen Gärtner mehr braucht; auf dass uns die böse Natur, die Pflanzen, bloß nicht über den Kopf wachsen, aus unseren Gärten Urwälder machen, die uns in ihrem Dickicht verschlingen. Die Folge sind auch Barfußdielen, um das Risiko, sich zu verletzen, auf ein Miniminiminimum zu reduzieren. Und die Folge sind Menschen, die einen Splitter für eine Kriegsverletzung halten.


Ich habe nichts gegen Dielen, bei denen man sich keinen Splitter einzieht. Welcher halbwegs vernünftige und mit sich im Reinen befindliche Mensch will sich schon des Verletzens wegen verletzen? Ich habe nur etwas gegen Beratung, die in vorauseilendem Gehorsam die Marketingversprechen der Industrie noch zu überholen versucht. Man muss die Ängste der Menschen ernst nehmen. Aber man muss sie nicht schüren. Und die Aufgabe einer guten Beratung ist es, das Für und Wider bestimmter Produkte und Bautechniken ausgewogen darzustellen, um sich als Fachmann oder Fachfrau zu profilieren. Ich bleibe jedenfalls ein Freund lebendiger Gärten. Sterile Räume überlasse ich dem Fachmann für Bad und WC.

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