In gut zweimal 80 Tagen in die Miesen
Die großen "Gartenschauen" sind keine Gartenschauen, meint Tjards Wendebourg in seinem Kommentar für DEGA GALABAU 10/2013 anlässlich der mageren Besucherzahlen auf der igs in Hamburg.
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Wenn die igs in Hamburg am 13. diesen Monats schliesst, beginnt bei den Verantwortlichen wieder die Ursachenforschung. Denn, dass die Internationale Gartenschau ihr ambitioniertes Ziel deutlich verfehlen wird, zeichnete sich bereits zur Mitte der Veranstaltung ab. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass eine Gartenschau mit einem kopflastigen Konzept mit schlechten Kritiken bedacht oder und letztlich floppt.
Ähnlich wie 2005 in München waren auch in der Hansestadt die Diskrepanzen zwischen Planungsidee, städtebaulichem Anspruch, Marketing, Einbindung in die Stadt - und dem, was der Besucher am Ende vor Ort vorfand - einfach zu groß. Wie Fremdkörper liegen Bauausstellung und Gartenschau in Hamburgs unterentwickeltem Hinterhof Wilhelmsburg; der übrigens nach wie vor von vielen Hamburgern nicht als Teil ihrer Stadt wahrgenommen wird. Und einmal mehr dürften sich die Besucher – wenn sie denn zum Veranstaltungsort gefunden hatten - von dem Begriff „Gartenschau“ getäuscht gefühlt haben, der Garten vermuten lässt, in diesem Fall aber hauptsächlich Installationen und Kleingärten bot; zu mehr als stolzen Preisen.
Und auch da lag in Hamburg das Problem: Während die meisten Landesgartenschauen wenigstens Schaugärten im Programm haben, um dem Namen irgendwie gerecht zu werden, haben sich die Landschaftsgärtner in Wilhelmsburg in das abstrakte 80-Gärten-um-die Welt-Konzept einbinden lassen. Das taugte zwar für ein nettes Marketing (lustiges Signet mit Weltkugel als Garten-Modell-Landschaft) – aber garantiert nicht für die Befriedigung der Besucher-Erwartungen. Wer daran zweifelt, darf sich einmal durch die Kommentare klicken, die google wahllos dem Suchtreffer „igs“ zugeordnet hat.
Die Schau ist einmal mehr Anlass, über Gartenschauen in diesem Rahmen und dieser Größenordnung nachzudenken. Denn so lange eine „Gartenschau“ – wie in den meisten Fällen - ein städtebauliches Instrument ist, wird es schwer bleiben, dem Besucher zu erklären, weshalb er für die gärtnerische Petersilie, die über den Masterplan gestreut wird, saftige Eintrittspreise zahlen soll. Das, was in kleinen Kommunen wegen der Nähe zum Stadtkern und historisch gewachsener Substanz meist gelingt (deswegen hat’s auch in Koblenz funktioniert!), verschwimmt in der Großstadt ins Abstrakte. In München angeklebt an die neue Siedlung Messestadt-Riem, in Hamburg an die Bauausstellung, wurden die „Gartenbauaustellungen“ zum Kasperletheater im mehr oder weniger Grünen. Ich möchte wetten, dass das in Berlin 2017, wo die „Gärten der Welt“ ambulant ein wenig aufgehübscht werden, nicht anders sein wird. Und wenn das Ganze dann noch auf mehrere Kommunen verteilt wird, geht der Zusammenhang und die Beziehung zum Garten endgültig verloren.
Und wenn ich nachdenken sage, dann meine ich damit nicht ein BuGa-Kolloquium mehr, sondern eine ernsthafte Diskussion über die Zielsetzungen der Schauen; besonders über das, was die gärtnerischen Berufsstände mit den großen Gartenschauen überhaupt wollen. Wenn wir nämlich die jeweils große Chance für unsere Zwecke nutzen wollen – etwa für die Imageverbesserung, die Nachwuchswerbung und die Auftragsgewinnung - dann muss sich endlich das Konzept ändern. Dafür, dass wir als Veranstalter quasi den Hut auf haben, kommt – außer Wirtschaftsförderung für eine Hand voll Betriebe - bei der Sache verdammt wenig rum.
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