Frauen sind die besseren Männer
Spätestens seit absehbar ist, dass die Kernzielgruppe schrumpft, wird es Zeit in anderen Zielgruppen nach geeigneten Kandiaten für die Landschaftsgärtner-Ausbildung zu suchen. Es liegt nicht nur deshalb nahe, auf Mädchen zuzugehen, meint Tjards Wendebourg.
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Ja, liebe Geschlechtsgenossen, ich weiß, das klingt etwas provokant. Und bevor die Sensibleren unter Ihnen aus Angst vor der kommenden Frauenpower in die innere Emigration flüchten, sei meine Schlagzeile auch erklärt: Nein, Frauen sind natürlich nicht die besseren Männer. Aber so stiefmütterlich, wie wir sie im GaLaBau bisher behandelt haben, muss man schon etwas kräftiger zulangen, um für Erweckungserlebnisse zu sorgen.
Denn Tatsache ist doch, dass uns in der klassischen Zielgruppe – 16 Jahre, Real- oder Hauptschulabschluss, mitteleuropäische Provinienz – die Leute ausgehen. Das belegen wieder anschaulich die aktuellen Zahlen der GaLaBau-Azubis in Bayern. Statt sich für wenig Geld die Finger schmutzig zu machen, übernehmen die (aus demografischen Gründen weniger werdenden) Mit-Glieder
der Kernzielgruppe lieber tastengebundene Aufgaben; mit Aussicht auf mehr Knete, schnellere Autos und schönere Frauen.
Ob diese Ziele sinnvoll und befriedigend sind, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall sind sie über weite Teile der Bevölkerung gesellschaftlich anerkannt.
Wenn uns also die Stammkunden von der Fahne gehen, werden wir kreativ werden müssen, um neue Indianer zu finden. Weshalb also nicht direkt nach Indianerinnen suchen? Frauen sind von Grund auf empathischer und lassen sich mit ihrem Einfühlungsvermögen viel leichter in Kundenberatung und Pflanzenverwendung schulen. Alleine ihre Anwesenheit ändert die Umgangsformen im Betrieb, steigert die Schlagkraft und lässt auch raue Männerjobs freundlicher wirken. Die derben Witze werden weniger. Der nackte Bierbauch hängt nicht mehr so schnell über den Gürtel. Niemand pinkelt mehr an den Bauzaun und wer das vermisst, soll sich doch bitte im eigenen Garten einen Baum zum Beinchenheben pflanzen.
Nur, wenn die Suche erfolgreich sein soll, sollten auch die Chefs daran denken, dass zuerst die „Frauen-und-Technik-Scherze“ aufhören müssen – gell, Herr Eppel? ;) Wir haben für alles Maschinen
und niemand muss mehr die Mär vom „schweren Job“ erzählen. Ja, es wird auch im GaLaBau immer Jobs geben, die Kraft erfordern. Aber wenn ich an den muskulösen Gartenhelfer (ein Baum von einem Mann aber leider mit geringer Verarbeitungskapazität gesegnet) denke, dem ich aufgetragen hatte, Trockenmauersteine zu zerschlagen und der nach meiner Rückkehr schweißüberströmt und schlapp war, weil er versucht hatte, die Aufgabe auf federndem Lehmboden zu erfüllen, dann muss ich sagen: Köpfchen und Technik ersetzen seit jeher rohe Gewalt.
Und zum Abschluss, liebe Kollegen. Es geht bestimmt nicht darum uns abzuschaffen; man wird uns immer brauchen. Aber es geht darum, endlich für ein Klima zu sorgen, in dem sich Frauen wohlfühlen und deshalb im GaLaBau anheuern. Das, liebe Leute, ist im Übrigen eine Existenzfrage.
(c) DEGA online, 4.3.14
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