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Lagerkampf um Kletterpflanzen

Der Entwurf der Landesbauordnung in Baden-Württemberg, Dach- und Fassadenbegrünung soweit als möglich verpflichtend einzuführen, also die Städte "grüner" zu machen - sollte doch breite Zustimmung in der städtischen Bevölkerung finden, meint Tjards Wendebourg in seinem Kommentar.
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Volker Michael
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„Jetzt kommt die Zwangsbegrünung“ jammerte eine Wirtschaftsredakteurin Mitte Oktober in der „FAZ“ – der Gralshüterin des klassischen Konservatismus – und spielte damit auf den Entwurf der Landesbauordnung in Baden-Württemberg an, die Dach- und Fassadenbegrünung soweit als möglich verpflichtend einführen will. Der „Focus“ meldet dazu mit dem üblichen Sinn für Wahrheitsliebe: „Baden-Württemberg plant Efeu-Pflicht für neue Gebäude“. Ganz klar: Ein grüner Ministerpräsident, da kann es nicht mehr lange dauern, bis alle in Rasenhäusern (oder besser Wiesenhäusern) wohnen. Und weil die FAZ eben die FAZ ist, fragt die Autorin gleich zu Beginn: „Warum setzt man nicht auf Eigenverantwortung?“ Ja, weshalb eigentlich nicht.

Nun könnte man polemisch werden und fragen, weshalb man die IS-Horden, die Hooligan-Rotten und die Salafisten nicht auch wüten lässt, bis der Markt sie weichgespült und der Furor sich gelegt hat. Aber vielleicht benötigt es ja auch nicht derart drastische Beispiele, um zu zeigen, dass Eigenverantwortung als Ordnungsinstrument nicht immer taugt. Manchmal braucht es Anstöße, bis der Egoismus überwunden und die Bereitschaft, Sinnhaftes zu tun, gewachsen ist. Und für manches braucht es eine staatliche Instanz, um das zu moderieren.

Ganz abgesehen davon, dass man als Bewohner der Landeshauptstadt bisher weder die Auswirkungen der Regentschaft eines grünen Ministerpräsidenten groß gespürt hätte, noch dass diese Stadt in bebauten Bereichen grüner wäre als andere Städte. Das Ländle also mithilfe einer „grünen“ Bauordnung in Zukunft ein bisschen grüner zu machen, sollte nicht nur im Interesse des GaLaBaus, sondern auch der städtischen Bevölkerung sein.

Dass Bauen damit noch mal ein bisschen teurer wird, ist wahrscheinlich. Aber angesichts von Darlehnszinsen zwischen 1, 2 % und angesichts der Preissteigerungen durch Baustoffe sowie Löhne, dürfte niemand die Begrünung als Teuerungsfaktor ernsthaft ins Feld führen. Ganz besonders absurd wird das Ganze, wenn Lobbyverbände wie der baden-württembergische Handwerkertag oder die Landesvereinigung Bauwirtschaft über steigende Kosten klagen. Das ist so, als würden zwei Hunde bellklagen, dass der dritte Hund mehr Futter bekommt.

Es wäre schön, wenn Medien und Lobbyisten nicht wieder in die Ideologie-Falle tappen, sondern das Ganze als bundesweites Vorbild für modernes Bauen begreifen würden. Und dann sollte man, statt zu polemisieren, dafür sorgen, dass die guten Ideen nicht wieder durch handwerkliche Fehler und Ungenauigkeiten kaputt gemacht werden. Es wäre ja nicht der erste ordnungspolitische Entwurf von Landes- und Bundespolitik, der auf diese Art und Weise das Gegenteil von dem erzielt, was anfangs mehr oder minder wohlmeinend geplant war.

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