Alles grün macht die Wäsche
Nie war ein Baum so wertvoll wie heute. Das liegt nicht am Kaufpreis oder der Verfügbarkeit, sondern daran, dass sich hinter jedem Baum etwas verstecken lässt; das auch nicht physisch betrachtet, sondern bilanziell. Denken Sie sich irgendeine Schweinerei aus, aber vergessen Sie niemals, irgendwo auf der Welt einen Baum dafür pflanzen zu lassen! Ein Baum heilt alle ökologischen Wunden.
- Veröffentlicht am
Mit der Klimawandeldiskussion hat sich eine Welle der Nachhaltigkeitsbehauptungen vor uns aufgebaut, die ihres Gleichen sucht. Es fehlt eigentlich nur noch, dass die Klamottenverramscher von Shein – das ist der Inbegriff von fast fashion, also sozusagen H&M 2.0 – uns auch noch erklären, dass sie im Inneren ihres Herzens tiefgrün sind – und nicht blutrot wie die chinesische Fahne.
Für Menschen, die wissen, dass Klimawandel und Artensterben existenzielle Probleme sind, ist das ständige Greenwashing eine Zumutung. Jeder Discounter verkauft Bienenhotels und verursacht zeitgleich mit seinem Druck auf Produzenten und Hersteller viel mehr ökologische Schäden, als alle Bienenhotels – die ja in sich schon fragwürdig sind – dieser Welt wieder gutmachen könnten. Jeder irgendwo von einem Hersteller gepflanzte Wald ersetzt nicht das – nicht mal quantitativ und schon gar nicht qualitativ –, was zur selben Zeit abgebrannt, abgeholzt oder gerodet wird. Vermutet 90 % aller emotionalen Bilder und Versprechungen sind Marketinglügen, die uns ein gutes Gewissen verschaffen sollen, aber nur dafür sorgen, dass in ihrem Schatten rücksichtslos weiter dem Abgrund entgegengewirtschaftet werden kann.
Machen wir uns ehrlich: Greenwashing ist noch schlimmer als der Raubbau selbst, weil es verhindert, diesen zu bekämpfen; aus Profitgier Weniger und im Namen der Bequemlichkeit aller.
Seit letztem Jahr befasst sich auch der GaLaBau mal mit seiner grünen Seele. Bisher sind wir ja immer davon ausgegangen, dass schon grüne Arbeitshosen per se ein Indikator für pure Nachhaltigkeit sind. In zwei Projekten in Baden-Württemberg und Bayern haben sich nun Unternehmerinnen und Unternehmer damit auseinandergesetzt, welchen ökologischen Fußabdruck (Carbon Footprint) sie eigentlich hinterlassen – und waren am Ende doch etwas erstaunt, dass sie keineswegs „ökologisch unbefleckt“ durch die Welt laufen. Nach ersten Erkenntnissen ziehen nicht nur endlose Kilometer für Lieferungen und Abfuhren die Statistik nach unten, sondern auch die CO2-Bilanz der eingesetzten Produkte. Für einige eine Überraschung, für alte Hasen dagegen kaum. Denn wer sich die durchschnittliche GaLa-Baustelle einmal ansieht, wird feststellen, dass sie oft keineswegs so grün ist, wie es der Begriff „grüne Branche“ suggeriert.
Wenn Sie also Ihre Leistung loben und die Nachhaltigkeit Ihrer Werke in schillernden Farben vermarkten – achten Sie darauf, dass wenigstens die Hälfte davon auch wirklich stimmt. Gerade für den Landschaftsbau als einer Branche, die tatsächlich die gute Chance hat, ohne kompletten Umbau nachhaltig zu wirtschaften, sind Selbstreflexion und Ehrlichkeit ausschlaggebend für den langfristigen Erfolg. Wenn wir nämlich erstmal unsere Glaubwürdigkeit verspielt haben, wird es schwer, die Gesellschaft davon überzeugen, das grüne Autos für gelebte Nachhaltigkeit stehen.