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KOMMENTAR | TJARDS WENDEBOURG

Mehr Geld für die Leistungsträger

Lohnerhöhungen sind natürlicher Bestandteil des Wirtschaftssystems und wichtig für das Sozialgefüge, meint Tjards Wendebourg im aktuellen Kommentar. Wer meint, sie nicht refinanzieren zu können, sollte das nicht leichtfertig behaupten.

von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU erschienen am 29.07.2025
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 Tjards Wendeburg
Tjards Wendeburg © Barbara Sommer

Die Sozialpartner haben sich dieses Jahr ziemlich schnell und geräuschlos auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Über 24 Monate hinweg gibt es mehr Geld für die, die den Gewinn erwirtschaften; und zwar tatsächlich erneut etwas mehr, als die Inflation wieder auffrisst. Denn die liegt wieder auf dem von der Europäischen Zentralbank angepeilten Niveau von 2%; netto bleibt da vielleicht als ein Plus von gut einem Prozent.

Dass darüber gerade in wirtschaftlich schwächeren Regionen – wie etwa dem Nordosten – geschimpft wird, ist auf den ersten Blick verständlich. Schließlich bleibt der GaLaBau ein lohnintensives Gewerk und die Betriebe sind auch in der Flaute dazu gezwungen, die Mehrkosten zu refinanzieren – über mehr Umsatz oder geringere Kosten. Es sollten sich aber mittlerweile alle an die Tatsache gewöhnt haben, dass in einer gesättigten Volkswirtschaft steigende Preise der Hauptwachstumsfaktor sind. Damit unsere Leistungserbringer nicht abgehängt werden, müssen sie gleichzeitig mehr verdienen. Sonst funktioniert die Rechnung nicht. Daran sollten gerade die Unternehmer in den Regionen denken, wo sich viele Menschen ohnehin abgehängt fühlen und deshalb auf die Demokratie – und damit die Basis unternehmerischer Planbarkeit – pfeifen.

Steigende Kosten – hier also Lohnkosten – sind für ein Unternehmen immer ein guter Anlass, über die eigene Strategie nachzudenken. Schließlich muss das Auftragsportfolio die Marge zum Bezahlen der Löhne abwerfen. Der Satz: „Höhere Löhne lassen sich hier nicht bezahlen!“ kommt zwar vielen schnell über die Lippen. Ich möchte aber einmal behaupten, dass er selten hinterfragt wird. Schließlich blendet er ja die Tatsache aus, dass sowohl die anderen Kosten auch fast automatisch wachsen und der eigene Preis nach den Gesetzen der Marktwirtschaft ebenfalls steigen muss, wenn das Unternehmen am Markt bestehen bleiben will. Ist die Umlage höherer Preise also nicht mehr möglich, ist das Unternehmensende nicht mehr weit.

Statt sich deshalb hinter Binsenweisheiten zu verstecken, scheint mir eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Unternehmensstrategie die bessere Alternative zu sein: Bin ich noch mit den richtigen Zielgruppen unterwegs? Schaffe ich es, meine Kompetenzen selbstbewusst zu vermarkten? Welche Optionen bieten sich mir, auch in schwächerem Umfeld eine höhere Wertschöpfung zu erzielen? Habe ich noch die richtigen Techniken und Fähigkeiten, um am Markt gute Preise zu erwirtschaften? Habe ich naheliegende Optionen, um meine Wertschöpfung – etwa in angrenzenden Leistungsbereichen – zu erweitern? Oder kann ich eventuell meine Abläufe durch Einsatz von Technik deutlich optimieren? Manchmal, so gebe ich zu bedenken, reicht gutes Verkaufen und damit einhergehender Umsatzzuwachs, um das Problem zu lösen.

Die Branche mag es, althergebrachte Weisheiten zu rekapitulieren. Aber in Zeiten des Wandels – und wer wollte bezweifeln, dass wir in diesem leben und arbeiten – sollte man sich tunlichst nicht auf das Gewohnte verlassen. Sonst wird ein überkommenes Zitat schnell mal zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

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