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KOMMENTAR | TJARDS WENDEBOURG

Die Zukunft verbrennen

Es gäbe für die deutsche Industrie genug zu tun – allein, um die vielen Probleme unserer Zeit technisch zu lösen, meint Tjards Wendebourg im Kommentar. Aber wenn wir lieber der Vergangenheit nachhängen wollen, statt in Zukunftstechnologien zu denken, wird es schwierig.

von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU erschienen am 18.12.2025
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 Tjards Wendebourg
Tjards Wendebourg © Barbara Sommer

Wenn ich vom Aus, vom Aus, vom Aus vom Verbrennerverbot-Aus lese, muss ich an Horst Hacker denken. Das war 1981 ein Alias des Komikers Otto Waalkes (damals lautete die Berufsbezeichnung noch so), der im Sketch als Asphaltbauer sagte: „Natürlich rauche ich. Meine Maschine raucht ja auch.“ Die suggerierte Werbung für die imaginäre Zigarettenmarke „Teerexport“ war früher ein Gag und könnte heute Realsatire sein. Denn das Ganze ist in etwa so logisch wie die Debatte um den Wunsch, die Zeit anzuhalten.

Diese Debatte ist zeitgleich ein Synonym für Deutschland. Weil wir die Entwicklungen nicht wahrhaben wollen, träumen wir von der glorreichen Vergangenheit als Maschinenbauer und Exportweltmeister. Und, weil das so viele tun, funktioniert es für Profiteure ausgezeichnet, den Leuten einzureden, dass früher alles besser war und wir das Früher zurückhaben können – wenn wir nur die richtigen Leute wählen. Dumm nur, dass Träumen qua Definition wenig mit der Realität zu tun hat.

Das Beharren auf überholten Strategien und Techniken mag sich zwar im Bierzelt kurzzeitig gut anfühlen. Langfristig ist es aber für unsere industrielle Zukunft ebenso fatal wie das Setzen falscher politischer Schwerpunkte. Das haben wir bei Wind- und Solarenergie gesehen, wo wir vom Schrittmacher zum Bittsteller geworden sind – obwohl es mittlerweile weltweiter Konsens ist (nehmen wir die Öl-Junkies Donald T. und Wladimir P. einmal aus), dass es Zukunftstechnologien sind. Der Autoindustrie würde dasselbe Schicksal drohen, wenn die Konzernspitzen nicht ihre eigene Agenda verfolgen würden. BMW nimmt zwar gerne eine dreistellige Milliardenförderung für Wasserstoffautos mit, die der populistische Landeswirtschaftsminister durchgewunken hat. Aber gleichzeitig bauen die Münchner vor meiner Haustür ein riesiges Batteriewerk, während Daimler zeitgleich dabei ist, die LKW-Flotte zu elektrifizieren.

Ich habe gerade mein E-Auto – ein VW übrigens - nach 125.000 km zum ersten Mal in die Werkstatt gefahren, um für rund 250 Euro Verschleißteile zu erneuern. Das ist doof für die Werkstätten, aber gut für Nutzerinnen und Nutzer.

Ich weiß ja, dass es echte Kerle auf der Baustelle immer noch gerne rauchen sehen. Es ist auch kein Fehler, von der „guten alten Zeit“ zu träumen. Das ist menschlich. Was aber ein Fehler ist, ist den Traum mit der Realität zu verwechseln und lautstark Dinge in die Welt zu posaunen, die erstens falsch sind und zweitens unsere Zukunftsfähigkeit gefährden. Die Wahrheit ist: Nach dem Abheilen der Kinderkrankheiten und der Normalisierung der Preise wird auch die gesamte Baustellentechnik in naher Zukunft serienmäßig elektrisch sein.

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