Claimmanagement – „So brisant wie der Spritpreis für den Autofahrer!“
Die Abschlussveranstaltung am 19. Juni gehörte zu einer mehrteiligen Tagungsreihe an der FH Weihenstephan und widmete sich der Bauzeitenverzögerung und der außergerichtlichen Streitbeilegung. Die Rekordzahl von 180 Teilnehmern bestätigte die Aktualität des Themas.
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Was passiert, wenn es auf der Baustelle zu Verzögerungen kommt? Wie kann sich der ausführende Betrieb mit Kunden und Planer einigen und wie kommt er zu seinem Geld? Allzu oft werden diese Fragen vor die Gerichte gebracht. Gleich zu Beginn steckten deshalb der Rechtsanwalt Dr. Robert Theissen und Prof. Lemmer die rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Das Fazit von Theissens Vortrag „Sind Bauzeitenclaims (Bauzeitverzögerungen) überhaupt noch justiziabel?“ war eindeutig: Nein! Die Rechtssprechung ist uneinheitlich und laut Dr. Theissen sind lange Prozesse finanziell und psychologisch ohnehin kaum durchzuhalten. Häufig enden solche Verhandlungen mit Vergleichen, die für beide Parteien unbefriedigend sind.
In Anbetracht immer komplexerer Bauaufgaben haben die juristischen Unsicherheiten bei Bauzeitenverzögerungen eine wachsende Bedeutung. „Das Thema ist so brisant wie der Spritpreis für den Autofahrer“, meinte Yves Kessler, Vizepräsident des VGL Bayern.
Mit Nachdruck lenkte Prof. Herbert Lemmer die Aufmerksamkeit auf die akkurate Dokumentation der Bautätigkeiten, die eine Grundvoraussetzung dafür sind, später Ansprüche geltend machen zu können.
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt der Tagung lag auf der außergerichtlichen Streitbeilegung. Das Mediationsverfahren stand dabei im Mittelpunkt der Ausführungen. Die Anwälte Dr. Achim Neumeister und Volker Schlehe stellten das Verfahren vor, bei dem ein unabhängiger Dritter, der Mediator, mit den Streitparteien einen Ausweg aus den häufig vertrackten Situationen sucht.
Die Beteiligten entwickeln im Verlauf der Mediation selbst einen Lösungsansatz, was die Akzeptanz gegenüber einem gerichtlich „aufgezwungenen“ Urteil deutlich erhöht. Das Verfahren zielt darauf ab, die Emotionen weitgehend auszublenden, um sachlich miteinander zu reden. Die Erfolgsquote des Mediationsverfahrens liegt laut Dr. Neumeister bei 80 bis 90 %.
Die Stimmung der Tagungsteilnehmer folgte dem Spannungsbogen der Veranstaltung. Die juristischen Unsicherheiten des Vormittags wichen gegen Ende der Tagung einem gesunden Optimismus. Nicht alle Probleme sind außergerichtlich zu bewältigen. Doch mit „Know-How, Erfahrung und vor allem Dokumentation“ (Hallmeyer) des Bauprozesses kann man einer gerichtlichen Auseinandersetzung begegnen.
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