Kommentar: Eine für alle
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Wer die alle zwei Jahre stattfindende Messe öga besucht hat, ist sicherlich um einige Anregungen reicher nach Hause gekommen. Rund um die Gartenbauschule Oeschberg hatte sich die gesamte schweizerische grüne Branche zum Familientreffen versammelt.
Dass sich dabei nicht die einzelnen Sparten getrennt vorstellen, liegt nicht nur an der vergleichsweise geringeren Größe des eidgenössischen Markts, sondern auch an dem Selbstverständnis, mit dem die Gärtner dort ihre Leistungen von der Produktion bis zur Ausführung vermarkten. Das belegte unter anderem die Rede von Antoine Berger, Landschaftsarchitekt, Inhaber von Berger Gartenbau in Kilchberg und Präsident des Schweizerischen Gärtnermeisterverbands (VSG). Berger, der den meisten Landschaftsgärtnern eher in seiner Eigenschaft als Präsident der Europäischen GaLaBau-Dachorganisation ELCA bekannt sein dürfte, warb einmal mehr für eine Fusion des VSG mit den Vertretungen der Baum- und Forstbaumschuler, der Gartencenter sowie den Gärtnern der französischen Schweiz zu einer übergreifenden Struktur unter dem Titel „GreenSwiss“.
Natürlich wurschtelt auch in der Schweiz gerne jeder für sich, und deshalb ist die Unterschrift unter das Vertragswerk noch lange nicht spruchreif. Trotzdem deutet sich eine Entwicklung an, die auf scheinbar wundersame Weise in genau die entgegengesetzte Richtung zeigt, wie es in Deutschland der Fall ist: Man sucht nach Gemeinsamkeiten.
Ein weiteres Indiz: In der Schweiz tragen selbst Vorzeigebetriebe der Gartengestaltung, wie der von Berger, den Namenszusatz „Gartenbau“ und nicht „Garten- und Landschaftsbau“. Das scheint nur ein geringer sprachlicher Unterschied, könnte aber auch ein Indikator für die eigene Standortbestimmung sein. Alleine die abnehmende Pflanzenkenntnis bei jungen Landschaftsgärtnern in Deutschland belegt, dass im Bewusstsein vieler Einsteiger mehr der Pflasterstein, denn die Pflanze im Zentrum des Interesses steht. Wie fatal es aber ist, seine Stärken zu vernachlässigen, vermittelte ein anderes Gespräch, welches ich auf der öga aufgeschnappt habe: In diesem bemerkte ein Pflästerer, so nennen sich in der Schweiz die Ausführenden des Pflasterhandwerks, ihm würde „der Gärtner“ manchmal wie ein besserer Hausmeister vorkommen, der von allem etwas könne.
Böse ist das. Es zeigt aber, was einem passieren kann, wenn man seinen Stammplatz verlässt und auf der andern Seite nicht anerkannt wird. Denn eines darf man doch nicht vergessen. Für das Bauhandwerk sind wir die, die am Ende ein paar Grassamen ausstreuen. Im Gartenbau sind wir die, die alles, was die anderen herstellen, zu einer Komposition veredeln.
www.dega.de, 5. Juli 2006
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