Garten- und Landschaftsbautag in Erfurt
Traditionell fand Ende Januar an der Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau Erfurt der Garten- und Landschaftsbautag statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Pflanzenverwendung.
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Hans-Jürgen Redeker, Präsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V., betonte, dass sich der Garten- und Landschaftsbau wie kaum ein anderes Berufsfeld an der Zukunft ausrichten muss, da die heutigen Pflanzungen sich daran messen lassen müssen, ob sie den Anforderungen der Zukunft gerecht werden. Insbesondere die zukünftigen Pflegeaufwendungen heutiger Pflanzungen müssten mehr beachtet werden. Aber auch den Themen Wasser und Biodiversität kommen vor dem Hintergrund der Klimaveränderung eine steigende Bedeutung zu. Zentrales Thema der Zukunft ist weiterhin die Ausbildung. Neben dem vielseitig einsetzbaren „Allrounder“ sind insbesondere Spezialisten gefragt, die durch ihr Spezialwissen Alleinstellungsmerkmale besitzen. Gerichtet an die im Publikum sitzenden Fachschüler betonte Redeker jedoch auch, dass neben dem Fachwissen insbesondere die als Soft Skills bezeichnete soziale Kompetenz zukünftig darüber entscheidet, ob ein Bewerber eine Anstellung erhält oder nicht. Im Bereich der Ausbildung forderte Redeker weiterhin mehr Flexibilität. Dies könnte zum Beispiel darin bestehen, dass Berufsabbrecher in der Branche als Teilqualifizierte angestellt werden oder durch den innovativen Ansatz eines praxisnahen Studiums durch Betriebspatenschaften.
Die bewusste Verwendung von Farbe in der Pflanzenverwendung war Thema des Vortrags von Professor Wolfgang Borchardt von der Fachhochschule Erfurt. „Mut zur Farbe“ - so der Titel seines Vortrages - bedeutet die Bereitschaft mit Farbwirkungen zu experimentieren und das Wagnis eigener Farbideen einzugehen. Die Verwendung ganzheitlicher Farbkonzepte verlangt die Farbigkeit der Pflanzen auch im Kontext mit dem unbelebten Interieur zu sehen.
Dass Vorschläge für farblich abgestimmte Pflanzungen auf viele Gartenbesitzer ansprechend und somit verkaufsfördernd wirken, betonte Norbert Mückschel, Landschaftsarchitekt aus Oberboihingen. Im Rahmen seines Vortrages wurden realisierte Bepflanzungen von Hausgärten vorgestellt, bei denen ein bestimmtes Farbkonzept im Mittelpunkt der Pflanzplanung stand.
Die standortbezogene Gestaltung und Pflanzenverwendung in der Landschaft und im dörflichen Umfeld stand im Mittelpunkt des Vortrages von Heike Roos, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin aus Denstedt bei Weimar. Nach Ross sollte sich die Pflanzenverwendung in der Landschaft und im Übergang zum Dorf grundsätzlich immer an der heutigen potenziell natürlichen Vegetation orientieren, die standortabhängig und naturbedingt landschaftsbezogen ist. Ziel muss sein, dass der dörfliche Charakter erhalten bleibt und keine "kleinen Städte" entstehen - so Roos. Allerdings dokumentierte Heike Roos anhand zahlreicher Bildbeispiele, dass dieses Grundprinzip häufig missachtet wird.
Klaus Körber von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim ging auf Gehölze mit Zukunftscharakter im urbanen Umfeld ein. Hitze, Trockenheit und neue Schädlinge werden die Gehölzauswahl im städtischen Raum aufgrund der zu erwartenden Klimaveränderungen zukünftig erschweren. Bereits jetzt bereitet das Eschentriebsterben und die Massaria-Krankheit der Platane große Probleme bei Stadtbäumen. Auch der Bergahorn gerät im städtischen Umfeld zunehmend unter Druck. Welche Gehölze sich unter den veränderten Standortbedingungen voraussichtlich besonders eignen werden, erläutere Körber ausführlich. Dazu gehören bislang nur selten eingesetzte Arten wie Alnus spaethii, Fraxinus pensylvanica oder Liquidambar styraciflua sowie weitgehend unbekannte Arten wie Acer buergerianum, Acer x freemannii und Celtis australis. Ein Umdenken bezüglich der Baumartenwahl in der Stadt ist zukünftig daher dringend geboten.
Kein Produkt des Zufalls, sondern das Ergebnis aufwendiger Planungen sowie zielgerichteter Pflege sind attraktive Fassadenbegrünungen, über die Sven Taraba, Inhaber von Fassadengrün e. K., referierte. Es ist ein sehr großer Unterschied, ob die Planung für einen privaten Bauherren erfolgt, der in der Regel eine ansprechende Begrünung erwartet, oder für einen Auftraggeber im Bereich Gewerbebau, für den insbesondere eine pflegearme Bepflanzung entscheidend ist. Die Abstimmung dieses Leitbildes mit dem Standort und der Pflanze entscheidet über den Erfolg einer Begrünung. Besonderer Aufmerksamkeit bedarf in diesem Bereich insbesondere dem Umfang der späteren Pflegemaßnahmen, über den weitgehend schon in der Planungsphase entschieden wird. Schlüsselrolle in dieser Hinsicht spielt vor allem die Begrünungshöhe, betonte Taraba.
des Fachbereichs Garten- und Landschaftsbau der LVG Erfurt bildeten den Abschluss. Cornelia Pacalaj stellte die ersten Ergebnisse der Staudenmischpflanzungen für schattige Standorte vor. Sie verwies darauf, dass sich im privaten wie im öffentlichen Grün zahlreiche Problemstandorte im trockenen Schatten von Gehölzen finden, für die bislang noch bezahlbare Begrünungsvarianten ausstehen. Die drei neuen Mischungen „Schattenzauber“, „Schattenglanz“ und „Schattengeflüster“, die für halbschattige bis absonnige Lagen konzipiert worden, können diese Bereiche erschließen. Der Charakter dieser Mischungen wurden vorgestellt und Empfehlungen für deren Einsatz gegeben.
Beendet wurde die Veranstaltung durch die Vorstellung aktueller Versuchsergebnisse
Dr. Gerd Reidenbach stellte die Ergebnisse aus dem Bereich der Dach- und Gleisbettbegrünung vor. Aus den Untersuchungen geht hervor, dass auch unter den trockenen Standortbedingungen in Erfurt dünnschichtige extensive Dachbegrünungen mit Saatgutmischungen begrünt werden können. Welche Saatgutmischungen sich hierfür insbesondere eignen, wurde dargestellt. Neben Dachbegrünungsanlagen besitzen auch Gleisbettbegrünungsanlagen ein großes ökologisches Potenzial im urbanen Umfeld. Eine Gleisbettbegrünung fördert die Aufnahme und Speicherung von Regenwasser, kann Feinstaub binden, vermindert Fahrgeräusche und führt zu einer optisch-ästhetischen Aufwertung des Standortes. Die häufig realisierte Begrünung als Rasengleis hat allerdings den Nachteil eines hohen Pflegeaufwandes, wodurch hohe Folgekosten entstehen. Welche Alternativen sich hierfür bieten, wurde in Erfurt getestet. Die Versuche lassen erkennen, dass insbesondere Sedum-Begrünungskonzepte auf mineralischen Substraten eine kostengünstige und ästhetische Variante darstellen.
Text: Dr. Gerd Reidenbach, LVG Erfurt
(c) DEGA GALABAU online, 5.2.10
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