Schlechte Noten für Nachwuchs
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Viele Azubis haben nur noch Grundkenntnisse in Sachen Lesen, Schreiben und Rechnen. Das meldet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) als Ergebnis einer Umfrage unter deutschen Unternehmern. In mehr als 15000 deutschen Firmen hatte der Spitzenverband nachfragen lassen – mit erschreckendem Ergebnis: 70,7 % der Betriebe kritisierten die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger. Immer mehr Azubis bräuchten Nachhilfe vonseiten der Unternehmen, um die Ausbildung erfolgreich abschließen zu können. Ein- bis zweimal die Woche werden in 54 % der befragten Firmen Azubis nach Feierabend von Studenten oder Professoren unterrichtet. Besonders dringend sei die Nachhilfe in mündlichen und schriftlichen Ausdrucksformen sowie in Mathematik. Viele Schulabgänger würden aber auch Defizite in den Bereichen Disziplin, Leistungsbereitschaft und Motivation aufweisen, klagten die Unternehmer. Viele Familien seien offenbar nicht mehr in der Lage, ihren Kindern Kompetenzen wie regelmäßiges Aufstehen, Pünktlichkeit und Disziplin zu vermitteln, so DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.
Handwerkspräsident Otto Kentzler sieht dagegen die Lage weniger dramatisch: „Die jungen Leute heute sind nicht schlechter als früher, auch wenn sie von der Schule oft schlechter vorbereitet entlassen werden“, sagte Kentzler der „Passauer Neuen Presse“. „Wem die Ausbildung Spaß macht, wer sich reinhängt, der erreicht auch mit schwachen Zeugnisnoten sein Ziel“, betonte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Besonders bei jungen Migranten sieht Kentzler aber „große politische und gesellschaftliche Versäumnisse“.
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass der Wettbewerb um ausbildungsfähige Jugendliche sich in Zukunft deutlich verschärfen wird. Bei immer geburtenschwächeren Jahrgängen wird alleine die Zahl der verfügbaren Auszubildenden weiter abnehmen. Sollte parallel die Ausbildungsbefähigung der jungen Menschen weiter abnehmen, müssen besonders Handwerk und verwandte Branchen mit extremen Problemen bei der Nachwuchsrekrutierung rechnen. Bisher weniger im Fokus stehende Zielgruppen jenseits der klassischen Zielgruppe für handwerkliche Berufe – etwa Frauen und Migranten – dürften deshalb in Zukunft mehr in den Blickpunkt rücken.
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