Kommentar: Bewusst sein
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Würden Sie mir glauben, wenn ich behaupte, dass Arbeitslosigkeit, Globalisierung und Klimaveränderung etwas miteinander zu tun haben? Die Herausforderungen der Jetztzeit hängen unmittelbar miteinander zusammen. Sie entstehen dadurch, dass wir alle ein Stück vom Kuchen abhaben wollen, ohne uns dabei dafür zu interessieren, zu welchem Preis wir es bekommen. Jedenfalls interessieren sich die wenigsten für jenen Teil der Rechnung, den wir nicht direkt bezahlen müssen.
Nehmen wir das Klima: Wer in den 80er Jahren vom Umweltschutz geredet hat, war ein „grüner Spinner“. Und vielleicht waren die ersten „Grünen“ tatsächlich Spinner. Doch wie zum Hohn derer, die damals gelacht haben, müssen uns die ersten „Ökos“ heute wie Visionäre erscheinen. Denn die Auswirkungen unseres Treibens werden früher spürbar, als von den meisten erwartet. Heute geht der Umweltschutz in dem Begriff „Nachhaltigkeit“ auf und ist allgemein hoffähig. Und trotzdem geht der Ressourcenverbrauch schneller voran als jemals zuvor.
Auch die anderen Phänomene lassen sich durch planloses Treiben erklären. Immer mehr Menschen wollen am Wohlstand teilhaben, ohne, dass es ein Konzept für einen geordneten Ablauf gäbe. Das heißt immer mehr billige Arbeit, immer mehr Produktionsabfälle in der Luft, im Wasser und im Boden und immer kürzere Zyklen bei jeder Entwicklung.
Das Gestalten von Gärten und Freiräumen war bislang eine sehr beschauliche Tätigkeit. Sie schien von den großen Problemen der Welt weit entfernt. Doch spätestens seit im Januar die Kirschen blühen oder zur Kirschblüte hoch Schnee liegt, merken wir, welchen Einfluss die ganz großen Entwicklungen der Gegenwart auf unsere Arbeit haben.
Das ist ein guter Grund, selbst bewusster zur Sache zu gehen, den Energieverbrauch von Flotte und Büro zu checken, eine nachdenklichere Einkaufspolitik zu betreiben, Abläufe auch ökologisch zu optimieren, nachhaltigere Technik einzusetzen und zu vertreiben. In der Not steckt ja auch eine Chance. An vielen Stellen unserer Profession haben wir Einfluss auf das Geschehen. Und es gibt sogar Potenzial, damit Geld zu verdienen: Ganz gleich, ob wir Regenwassermanagement oder Photovoltaik plus Dachbegrünung verkaufen, lokale Anbieter unterstützen oder mit der Verbreitung des Gartengedankens den Umweltschutz vor der Haustür plastisch veranschaulichen. Bewusst zu handeln muss kein asketisches Leben bedeuten und lässt sich zudem bestens vermarkten. Denn gutes Gewissen hat sich schon immer gut verkauft.
www.dega.de, 24. Januar 2007
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