Mehr Geld nur mit mehr Aufwand
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„K(l)eine Nachträge“ lautete das Motto der Baubetriebstage 2014 in Osnabrück und die Unterzeile versprach Hilfe in Bezug auf „Änderungen bei kleinen Bauvorhaben“. Doch, wer das auf Hausgartenbaustellen bezogen hatte, wurde weitgehend enttäuscht: Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Millionenprojekte.
Mehraufwand gut dokumentieren
Nichtsdestotrotz boten die Baubetriebstage wieder eine Menge Anregungen für den Umgang mit Bauherren; mit einiger Abstraktion auch für solche Bauherrn, mit denen es die meisten GaLaBau-Unternehmen zu tun haben. Denn das Motto „wer schreibt, der bleibt“ stand über allen Vorträgen. Übersetzt heißt das: Wer glaubt, Recht auf mehr Geld zu haben, als er über das Angebot gefordert hat, muss sich genau überlegen, wie er diese Ansprüche belegen will. Und je komplexer die Baustelle, desto aufwendiger werden die Dokumentationsverfahren, um diese Forderungen zu untermauern. Das zeigte Prof. Dr. Felix Möhring von der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Höxter besonders eindrucksvoll am Beispiel der Außenanlagen der neuen ADAC-Verwaltung in München. Seine für das Bauvorhaben aufgestellten Bauablaufstörungspläne zeigen genau, wie Baustörungen im Verhältnis zum geplanten Bauablauf stehen und helfen noch Jahre später, aus den Störungen resultierende Mehrforderungen plausibel zu machen („Nachweis der adäquaten Kausalität).
Am nächsten am kleinen Bauvorhaben waren die Kölner Rechtsanwälte Stephan Eichner und André Bußmann. So riet Eichner den Unternehmern für nach BGB abgeschlossene Aufträge: „Machen Sie bitte ein schriftliches Nachtragsangebot. Vereinbaren Sie Preise.“ Auf jeden Fall gelte es, sich Rapportzettel unterschreiben zu lassen, und zwar nur vom Auftraggeber. Wer überhaupt zeichnungsberechtigt sei, sei im Vorfeld dringend zu klären. Und dann gab er noch einen guten Rat: Die Abrechnung sollte so aufgebaut sein, wie das Angebot und, wenn es Nachträge gibt, dann so, wie das Angebot plus der Nachträge. Vorsicht sei geboten, für den, der selber Planung anbietet und sein eigenes LV aufstellt – da sei es meist schwer Nachträge zu stellen – es sei denn, sie kommen aus nachträglich formulierten Extrawünschen des Kunden.
Auch der DEGA-Baurechtsexperte Bußmann, der die Situation für die auf VOB-Basis abgeschlossenen Verträge beleuchtete, riet, nicht einfach zu bauen, sondern zu reden und zu schreiben. Und im Übrigen gehöre zu jedem Nachtragsangebot ein nachvollziehbarer Preis – möglichst einer aus der Urkalkulation. Als Ratschlag gab er den Unternehmern mit auf den Weg: Wo das Portemonnaie des Kunden anfange, höre die Vollmacht des Architekten auf.
Prof. Karl-Heinz Schonebeck aus Oldenburg empfahl, unverzüglich eine schriftliche Behinderungsanzeige abzusetzen und die eigene Leistungsbereitschaft anzuzeigen, sobald sich eine Bauablaufstörung zur Behinderung ausweitet. Dabei sei nicht nur die Art der Behinderung anzuzeigen, sondern auch welche Auswirkungen sie auf den Bauablauf hat. Bei schuldhaftem Zustandekommen der Baustörung kann ein Schadensersatzanspruch gegenüber dem Vertragspartner entstehen. Dafür muss die haftungsbegründende Ursächlichkeit dargelegt werden – und zwar für jeden einzelnen Behinderungsumstand. Wenn die Behinderungen aus dem Einflussbereich des Auftraggebers kommen, bestehe der Anspruch auf Bauzeitenverlängerung.
Doch „weiche“ Nachträge aus verlängerten Bauzeiten abzurechnen, erfordere höchste Kompetenz, meinte der Essener GaLaBau-Unternehmer Peter Knappmann und riet, genau in diese Kompetenz zu investieren. Sichere Vertragskenntnis, kundenfreundliche Kommunikation, sicheres Auftreten und Kompromissbereitschaft seien die besten Eigenschaften, um Nachträge auch umzusetzen; auf großen, wie auf kleinen Baustellen.
Baubetriebstreff beliebte Nachrichtenbörse
Mit 285 Besuchern konnte Organisatorin Evelyn Bleckmann eine Rekordteilnehmerzahl feiern. Damit waren auch die Kapazitäten in der Hausbrauerei Rampendahl erschöpft, in der traditionell am Abend des ersten Veranstaltungstages der Baubetriebstreff stattfindet. Diesen Teil der Veranstaltung nutzen viele ehemalige Osnabrücker für den Erfahrungsaustausch.
Mit dem Zitat: „Gut, dass ich solche Baustellen gar nicht habe“, das Prof. Martin Thieme-Hack abends bei einem der auf wirklich kleine Bauvorhaben spezialisierten Unternehmer aufgeschnappt hatte, beendete der Moderator die Baubetriebstage 2014.
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