Adler & Olesch gewinnen den „Garten-Oskar”
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Im November zuvor hatte die Jury aus Vertretern der Hochschule RheinMain, des BDLA Landesverbands Hessen, der Architektenkammer Hessen, dem Fachverband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau Hessen-Thüringen, sowie Vorstandsmitgliedern der DGGL Hessen die Einreichungen anonym gesichtet und bewertet. Die bedauerlich geringe Teilnahme war ein neuerlicher Wermutstropfen bei diesem Award. Vor zwei Jahren wurde der Preis aufgrund der geringen Zahl und Qualität der eingereichten Beiträge gar nicht vergeben. Doch für 2015 konnte „ein würdiger Preisträger”, so die DGGL, geehrt werden, der die Trophäe sogar schon zum zweiten Mal gewann: Adler & Olesch Landschaftsarchitekten und Ingenieure Mainz GmbH. Gebaut hat den Garten die Gramenz Hausgarten GmbH aus Wiesbaden.
„Terroir” – Moderne Gestaltung in altem Weinberg
So nannten die Planer ihr Projekt im rheinhessischen Ingelheim. Mitten in einem Weinberg eines Traditionsweinguts, eingebettet im alten Ortskern von Oberingelheim liegt das neue sandsteinfarbene Wohnhaus, mit Blick auf die Streuobstwiesen des Selztales. Im Außenbereich stellen Stufen und Terrassen aus hellem Beton die Übergänge zur Topographie des Weinberges her. Der helle Beton und der Bodenbelag aus Muschelkalk korrespondieren mit den für Ingelheim typischen Kalkmergelmauern, die sich auch auf dem Grundstück kulissenhaft abbilden. Das Material nimmt Bezug auf das "Terroir" Ingelheims, wo die Weine auf Muschelkalk und Kalkmergel wachsen. Damit wurde der Vorliebe des Bauherrn, einem Connaisseur für erlesene Weine, entsprochen.
Anlage mit Hofgut Charakter
Ein Karree aus neun dachförmig geschnittenen Amberbäumen formt zusammen mit dem L-förmigen Gebäude ein hofartiges Ensemble. So wird das Thema Hofgut aufgegriffen und neu interpretiert. Die Architektur und reduzierte Gestaltung des Wohnhauses entspricht der schlichten Moderne, korrespondiert jedoch im Material der Fassaden aus hellem Sand- und Kalkstein mit den Elementen des Freiraums. Aufgabe des Planers war es, mit den neuen, hinzugefügten Elementen zwischen Architektur und Vorhandenem zu vermitteln. Andererseits „war es uns wichtig, dass der Garten zwischen Historischem und Neuem eine deutliche ‚Zeitfuge‘ bildet“. Damit vermieden die Planer, „dass ein historisierendes und rustikales „Weinbergsidyll” in ein kulturell gewachsenes Ensemble implantiert wird, das sich an das vorhandene respektlos anbiedert“, so Stefan Bitter von Adler & Olesch.
Jurybegründung für den Preis
Die Jury würdigte ein Gartenprojekt, „das die Feinsinnigkeit der Planer auf Anhieb erkennen lässt“. Die Gartenarchitektur sei sehr einfühlsam in die Topographie des Weinberges eingefügt worden, ohne die umgebende, regionaltypische Kulturlandschaft und den „Genius Loci“ zu dominieren. Die Gestaltung setze „gekonnt ausdrucksstark einen zeitgenössischen Kontrast, der die reduzierte moderne Architektur des Wohnhauses aufnimmt und perfekt mit der Umgebung verbindet“, so das Juryurteil weiter. Die verwendeten neuen Steinmaterialien korrespondierten mit den vorhandenen Kalkmergelmauern auf dem Weinbergsgrundstück. Das Gestaltungsprinzip der „geliehenen Landschaft“ sei deutlich erkennbar realisiert und die beabsichtigte zeitgenössische Neuinterpretation eines „Hofgutes“ gekonnt umgesetzt. Gelungen sei mit dem Projekt „Terroir“, so die Juroren abschließend “ein gestalterisch und handwerklich sehr gut gelungenes zeitgenössisches Gartenkunstwerk“.
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