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10. Osnabrücker Baubetriebstage

Veranstaltung wagte Blick in die Zukunft

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Dass man zu den Baubetriebstagen Abstraktionsvermögen mitbringen muss, um etwas für den Alltag mitzunehmen, hat sich ja schon herumgesprochen. Im Jubiläumsjahr wurden die Besucher besonders gefordert. Denn unter der Überschrift „IT am Bau, Hightech – Lowtech – Bautech“ hatten die Veranstalter den Blick in eine digitale Zukunft streifen lassen, die für den Bau – und erst recht für den GaLaBau – noch ein Stück entfernt sein dürfte. Gleichzeitig gab es aber spannende Einblicke, wie Bauen in Zukunft aussehen könnte – und zum Teil auch schon aussieht. Wer diese Ansätze weiter zu denken bereit war, konnte auch für GaLaBau und Landschaftsarchitektur spannende Ansätze erkennen.

Leitthema war das „BIM“, das „Building Information Modeling“, welches in Bauwesen und Architektur gerade heiß diskutiert wird, unter anderem, weil die Bundesregierung glaubt, dass bis 2020 viele Projekte bereits danach abgewickelt werden. BIM ist dabei das Zusammenspiel aller Prozessbeteiligten, aller Informationen, aller Modelle und aller IT-Werkzeuge, optimal dargestellt in dreidimensionalen, modellhaften Plandarstellungen.

Kommt das BIM am Bau?

Das Bauwesen sei noch unterdigitalisiert, zeigte sich Prof. Dr. Joaquin Diaz vom Bundesverband der Bausoftware überzeugt. In digitalisierten Branchen sei aber deutlich mehr Wertschöpfung zu erzielen. Zugleich zeigte er am Beispiel der Meyer Werft, wie sich in anderen Branchen bereits das Gewicht vom Bau hin zur Planung verschoben hat: Innerhalb der 36-monatigen Auftragsabwicklung bei einem Kreuzfahrtschiff sei die Planungsphase exakt genau so lang, wie die eigentliche Bauzeit.

BIM sei nicht automatisch eine neue Anwendung, sondern vielmehr das stringente Zusammenführen aller Systeme – ein ganzheitlicher Denkansatz also, meinte Hans-Georg Oltmanns, Honorarprofessor an der Oldenburger Jadehochschule. Er zeigte faszinierende Anwendungen von 3D-Laserscanning und bauteilbezogenem Modeling im Computer. Fotorealistische, digitale 3D-Modelle machen Konfliktpunkte bereits im Vorfeld sichtbar, ermöglichen genaue Massenberechnungen und helfen dem Bauherrn, das Bauwerk schon in der Planungsphase greifbar zu machen. Mit dem 3D-Drucker lassen sie sich fertig ausdrucken. „Fangen Sie mit BIM doch mal mit einem Garagenhof an“, riet Moderator Prof. Michael Ehlers von der Hochschule Osnabrück angesichts dieser Perspektiven.

Prof. Dr. Manfred Helmus von der Bergischen Universität Wuppertal zeigte einen anderen Weg der Digitalisierung: In seinen Versuchen halfen kleine RFID-Chips bei der Zeiterfassung, der Einlasskontrolle und der Geräteverwaltung. Die mit Antennen versehenen Einwegspeicher lassen Werkzeuge, Bestandteile der Schutzausrüstung oder Baustoffe sprechen, in dem die dort gespeicherten Daten über ein Lesegerät sichtbar gemacht werden können.

Am zweiten Tag beindruckte Sebastian Hollermann (Zimmerei Sieveke) mit dem Beispiel, wie BIM in einem mittelständischen Betrieb umgesetzt aussehen kann. Sein Unternehmen setzt digitale Modelle dafür ein, hochwertige Modulteile für Bauwerke vorzuproduzieren und auf der Baustelle zusammenzufügen. Das Unternehmen erzeugt die digitalen Modelle selbst, um rationell und fehlerfrei herstellen zu können. Mit der App „1,2,3erfasst“ lässt sich das Unternehmen außerdem Zeiterfassungsdaten, Nachrichten und Bilder von der Baustelle in die Software schicken.

Zwei Praxisbeiträge aus dem GaLaBau

In zwei weiteren Vorträgen wurde noch einmal die Diskrepanz zwischen baualltäglicher Wirklichkeit und der schönen neuen Welt des BIM deutlich: Reinhold Wittenberg vom Bauunternehmen August Prien erklärte, dass es schon relativ lange gedauert hat, ELSE einzuführen, den elektronischen Lieferscheinservice der Betonindustrie – also ein vermeintlich einfaches Werkzeug. André Triphaus-Woltermann von Köster/Baresel war zumindest im Marketing schon sehr weit: Mit dem Köster-Prozess-System (KPS) stellte der für Einkauf und Prozessentwicklung zuständige Bereichsleiter ein Instrument zur Standardisierung von Bauprozessen vor – untermauert von farbenfrohen Imagefilmen.

Am greifbarsten für die Zuhörer waren mit Sicherheit die beiden Vorträge von Björn Joachim und Richard Jäger, beides Praktiker aus GaLaBau-Unternehmen. Joachim stellte die Vorzüge seines Programms „galawork“ (ehemals „workcontroll, siehe Webcode dega2952) vor, das er als Erweiterung der Branchensoftware für Zeiterfassung, Kolonnenorganisation, Nachkalkulation und Projektdokumentation betrachtet. Jäger, Geschäftsführender Gesellschafter in dem 300-Mann-Betrieb Haltern und Kaufmann, erklärte, an welchen Stellen die Firma IT einsetzt. Um zum Beispiel bei der Einführung der smartphone-basierten Zeiterfassung die Skepsis zu überwinden, hat Jäger auf einen Trick gesetzt und zuerst die 30 Azubis geschult und ausgestattet. Die fuhren dann mit den Lkw-Fahrern mit und verbreiteten so die Technik. Am Ende hieß es: „Weshalb haben die und wir noch nicht?“ Seit 2013 haben alle Büroarbeitsplätze außerdem zwei Bildschirme, um das Dokumenten-Management-System (DMS) optimal nutzen zu können. Und die jährlich gut 10000 Pflegebaustellen werden über die Applikation workinapp (siehe Webcode dega2953) gesteuert.

Weil so viele Referenten die vielen nützlichen Nebeneffekte der Datensammelei als „Abfallprodukte“ bezeichneten, ernannte der am zweiten Tag wieder in gewohnter Form moderierende Prof. Dr. Martin Thieme-Hack den Begriff zum „Wort des Tages“. Er war sich am Ende selbst nicht ganz sicher, ob er seine Gäste mit dem Programm nicht ein bisschen überfordert hatte; aber schließlich sei das ja eine Hochschule. Und weil es insgesamt nie langweilig war, und der abendliche „Baubetriebstreff“ in der Hausbrauerei Rampendahl für viele der 200 Besucher ohnehin der wichtigste Tagesordnungspunkt ist, dürften die meisten Besucher auch dieses Jahr wieder zufrieden nach Hause gefahren sein.

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