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Ein Votum gegen das Jammern

Die erste Mail des Tages war der Entwurf eines Leserbriefs. Der erzählte von einer Gesellenprüfung, von einem Prüfling mit nacktem Oberkörper und unterirdischen Leistungen. Es ist nicht die einzige Rückmeldung der letzten Monate, die einen vermuten lassen könnte, es gehe abwärts mit der Jugend. Gleichzeitig kämpfen die Verbände mit allerlei Mitteln gegen Ausbildungsabbruch und Scheitern in der Prüfung.

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ein Votum gegen das jammern
ein Votum gegen das jammernVolker Michael
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Doch bevor wir in das allgemeine Jammern über die degenerierende Jugend verfallen, muss man wohl auch zu trennen lernen – zwischen dem seit Generationen geübten Klagen über die jeweils nachfolgende Generation und wirklich neuen Entwicklungen. Und wir werden lernen müssen, dass in Zeiten, wo der Abstand zwischen der Meldung über den nächsten Gewaltakt und einem gefundenen Pokémon nur Sekunden betragen kann, auch die Jugend nicht mehr dieselbe ist, wie in einer Zeit, in der Nachrichten noch per Post verschickt wurden. Ja, die Welt hat sich geändert und mit ihr auch die Kinder, die in ihr groß werden. Diesen Sachverhalt können wir festhalten, um uns zu überlegen, wie wir mit dieser Tatsache umgehen wollen.

Wenn wir jüngst etwas gelernt haben, dann das, dass es offensichtlich mehr Desorientierung als Orientierung gibt. Vieles, was früher sicher schien, kann von einem auf den anderen Moment infrage gestellt werden. Es gibt genügend Knalltüten, die durch das Verbreiten vermeintlich einfacher Lösungen davon zu profitieren suchen. Das ist aber weder die richtige Antwort auf die Fragen unserer Zeit, noch ist es akzeptabel. Und gerade als Unternehmer kann man ja auch echte Orientierung bieten: In dem man jungen Menschen das Vertrauen schenkt, die Perspektive bietet, das Gefühl von Sicherheit vermittelt, in dem man Ziele steckt, Werte vermittelt, Begeisterung entfacht. Ganz allgemein hat die/der Unternehmer/-in oder die/der Ausbilder/-in die Möglichkeit, den Schützlingen – und selten passte dieses Wort besser – zum Start ins Berufsleben zu zeigen, dass ihr Arbeitsplatz nicht nur der Abstand zwischen den Wochenenden ist, sondern auch Herausforderungen bietet, die zu meistern einen mindestens zufrieden machen kann. Allein der Wert körperlicher Arbeit, der Erfolg, mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, muss oft erst einmal wieder vermittelt werden.

Wir werden damit leben müssen, dass wir mehr Arbeit werden investieren müssen, wenn wir Jugendliche auf unserem Weg – und es bleibt unser Weg, solange wir sie nicht davon überzeugen können, dass es ihr Weg ist – mitnehmen wollen. Ganz abgesehen davon, dass es ein Recht auf Ausprobieren ebenso gibt wie ein Recht auf Scheitern, macht es Sinn, die Anwärter besser auf ihre Ausbildung vorzubereiten. Und vor allen Dingen macht es Sinn, die Aufgabe auszubilden, auch sehr, sehr ernst zu nehmen – oder die Finger davon zu lassen. Wer junge Menschen immer noch als billige Arbeitskräfte missbraucht, begeht einen Frevel – an der Branche und an der Gesellschaft.

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