„Wir brauchen keine Sanssouci-Sauberkeit“
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Das Verbot von Herbiziden im öffentlichen Raum führt zu großem Interesse an alternativen Bekämpfungsmethoden und einem ganzheitlichen Vegetationsmanagement. Dies war Anlass für Dr. Arnd Verschwele vom Julius-Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig, die zweitägige Veranstaltung „Vegetationsmanagement auf Wegen und Plätzen – neue Konzepte sind gefragt“ zu organisieren. Es kamen 170 Teilnehmer aus gewerblichen und kommunalen Betrieben, Vertreter von Parks und Gärten, Behörden und der Forschung sowie 16 Hersteller von Unkrautbekämpfungstechnik.
Moderiert wurden die beiden Tage jeweils von Heinz Esser, Geschäftsführer der Landesgruppe NRW des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (der sich stark mit Gewässerschutz befasst), sowie DEGA- Redakteurin Claudia von Freyberg. Eine der Fragerunden an Experten leitete Maren Schlauß, Redakteurin der Zeitschrift KommunalTechnik.
Die Teilnehmer, die äußerst diskussionsfreudig waren, lobten die Tagung als fachlich auf sehr hohem Niveau – ging es doch nicht allein um Unkrautbekämpfung, sondern auch um
die Vegetationsökologie im urbanen Raum – Prof. Dr. Dietmar Brandes, TU Braunschweig (welche Pflanzen siedeln sich an, mit welchen Strategien verbreiten sie sich, wie verhalten sich Stadtbäume und Pflanzungen)
die Ästhetik des Extensiven; das Vegetationsmanagement auf ökologischer Basis – Prof. Dr. Norbert Kühn, TU Berlin
den Wegebau als vorbeugendes Planungswerkzeug – Prof. Dr.-Ing. Ines Maria Rohlfing, Beuth Hochschule Berlin
die Pflanzenschutz-Sachkunde – Jochen Veser, Pflanzenschutzberater und -dozent, Korntal-Münchingen
praktische Erfahrungen aus Kommunen am Beispiel von Bad Saulgau – Umweltbeauftragter Thomas Lehenherr und Stadtgärtner Jens Wehner; aus Luxemburg (Ziel: pestizidfreie Kommune) – Umweltbeauftragter Pierre Schmidt; Osnabrück – Hans Schröder, Abteilungsleiter Stadtservice des ServiceBetriebs.
Susanne Bracke von der Landwirtschaftskammer NRW stellte Verfahren der mechanischen Unkrautbekämpfung vor.
In Zukunft ohne Herbizide?
Dem Streitthema Herbizide/Glyphosat widmete der Veranstalter zwei Expertenrunden sowie einen Vortrag von Peter Boas, Leiter des Pflanzenschutzamts in Berlin. Er berichtete von der gelebten Praxis und den Problemen, gab wichtige Hinweise zu Herbiziden, ihren Wirkstoffen und zur Zulassungssituation. Er wandte sich an die Zulassungsbehörden mit der Bitte, realistisch zu entscheiden und nicht alle gängigen Mittel zu verbieten, weil gewissenlose Anwender ansonsten noch viel giftigere Stoffe einsetzen würden.
Einig waren sich alle Referenten, dass Verantwortliche wie Bürger toleranter gegenüber Bewuchs auf Wegen und Plätzen werden müssen (was nicht Verwahrlosung bedeuten soll). „Wir brauchen keine Sanssouci-Sauberkeit. Wir müssen aber die Verkehrssicherheit gewährleisten“, so Boas. Zudem müssten die Freiraumplaner den späteren Pflegebedarf im Auge haben; ein Vegetationsmanagement müsse Pflanzung, Pflege und Reinigung in einer Gesamtstrategie vereinen. Wichtig sei ein „planvolles Vorgehen im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes und ein Austausch zwischen den Kommunen“ (Dr. Arnd Verschwele) sowie eine „Zusammenarbeit von Ämtern“ (Pierre Schmidt). Weitere Infos zu Tagung und Thema: http://www.dega-galabau.de, Webcode dega3206.
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