Profis helfen bei der Integration von Flüchtlingen in den GaLaBau-Arbeitsmarkt
Der Bundesverband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) unterstützt seit dem 1. Mai 2016 die Betriebe des Garten- Landschafts- und Sportplatzbaus bei der Integration von Flüchtlingen in den GaLaBau-Arbeitsmarkt. Sieben, über das gesamte Bundesgebiet verteilte Willkommenslotsen stehen den Betrieben des GaLaBau als kompetente Ansprechpartner im Rahmen des Projektes Passgenaue Besetzung zur Verfügung. Gefördert wird das Projekt über das Programm Willkommenslotsen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
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Alleine in Bayern wurden im Rahmen des Willkommenslotsen-Projektes in den letzten drei Jahren mehr als 350 Geflüchtete in Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus vermittelt (Stand 30.06.2019). Ein Beispiel hierfür stellt Boubarcar Sidy Diallo dar. Der junge Mann aus Guinea hat gerade seine Abschlussprüfung bestanden. „Zum Schluss war es nochmal aufregend“, erzählt sein Chef Klaus Hartz. „Die Lehrer hatten Zweifel, ob Boubarcar die Prüfung wirklich schaffen kann.“ Doch mit Hilfe von Boubarcars Geheimrezept – „Konzentration, Motivation und ein starker Wille“ – sowie dank seiner Liebe zum Beruf hat er die Prüfung erfolgreich bestanden. Hartz hat ihn dabei unterstützt „genauso wie ich es für jeden anderen Azubi tun würde. Damit er nicht unnötig Zeit in der praktischen Prüfung verliert, haben wir beispielsweise den Ablauf der praktischen Prüfung geübt.“ Das hat dem jungen Mann die nötige Sicherheit und Gelassenheit gegeben. Inzwischen hat er bereits Pläne, wie er sich weiterbilden möchte. „Eigentlich liebe ich die Vielseitigkeit an meinem Beruf. Aber vor allem in den Bäumen zu arbeiten macht mir Spaß. Ich durfte schon in meiner Ausbildung mit meinem Chef zusammen in einfachen Bäumen klettern. Im Herbst möchte ich jetzt endlich einen offiziellen Kletterkurs machen“, berichtet Boubarcar voller Vorfreude.
Auch der frisch gebackene Geselle der Firma Wegner NaturGestaltung ist bestens gelaunt. Während er im Bagger an der Umsetzung des Projektes „Baumhaus“ arbeitet, erzählt er, wie froh er ist, dass die Abschlussprüfung nun hinter ihm liegt. „Ich fühle mich richtig frei. Eine Last ist von mir abgefallen.“ Mohamad ist erst vor vier Jahren nach Deutschland gekommen. In dieser kurzen Zeit hat er Beindruckendes geleistet. Er hat nur acht Monate eine Berufsintegrationsklasse besucht, die auf das Erreichen eines Mittelschulabschlusses abzielt. In dieser Zeit hat er zwei Praktika bei der Firma Wegner NaturGestaltung absolviert. „Ich hatte sofort ein gutes Gefühl bei ihm“, erinnert sich Christof Wegner, der Inhaber des sieben-Mann-Betriebs. „Schon das erste Praktikum war ein äußerst positives Erlebnis für alle. Wir haben damals einen Permakulturgarten angelegt und der Kunde, ein Landwirt, hat Mohamad sehr interessiert empfangen.“ Damit Mohamad einen Zugang zum Beruf findet, hat sich Herr Wegner viel Zeit für ihn genommen. Jeder Arbeitsschritt wurde erklärt und Mohamad durfte bereits Maschinen bedienen. Das kam bei ihm gut an: „Von Anfang an hat mir sehr gut gefallen, dass der Beruf so vielseitig ist. Mir ist aber auch wichtig, dass ich Eigenverantwortung habe. Wir können hier unsere Ideen einbringen. Herr Wegner sagt mir zum Beispiel, dass ich eine Bank bauen soll, doch wie ich sie ausführe, entscheide ich.“ Als sich Mohamad zur Landschaftsgärtner-Ausbildung entschieden hat, war sein Vater sehr überrascht: „In Syrien gibt es keinen Beruf, in dem man sowohl Schwimmteiche baut, als auch pflastert, Terrassen baut und insgesamt ganze Außenanlagen gestaltet und pflegt. Das musste ich ihm erstmal erklären.“ Ebenfalls neu war für Mohamad die Geisteshaltung des Unternehmens. „Herrn Wegner ist es wichtig, dass Mensch und Natur im Einklang sind. Bei seinen Ideen denkt er zum Beispiel auch an Insekten und fragt sich, wie Menschen und Natur zusammenfinden können.“ Ein gutes Beispiel für diese Philosophie ist die Baustelle, auf der Mohamad mit seinen Kollegen derzeit arbeitet. Gemeinsam mit dem Bürgermeister Reiner Rößle hat Herr Wegner den Anstoß zum „Baumhaus“ gegeben, einem Ort des Zusammenkommens für die Gemeinde Lauben-Frickenhausen. Das Baumhaus besteht aus zwölf kreisförmig angeordneten Linden und einer weiteren in der Mitte. „Die Wurzeln und Kronen der Bäume sollen sich miteinander verbinden. Dadurch entsteht ein Haus aus Bäumen. Hier sollen künftig Veranstaltungen stattfinden.“, erklärt Herr Rößle. Mit dem anschließenden Spielplatz, den Obstbäumen und einer Baumreihe, die den Ort nach außen abgrenzt, soll hier ein „Nest für die Dorfbewohner geschaffen werden, in der sich alle Altersgruppen aufgehoben und angenommen fühlen.“ Mohamad ist stolz, daran mitwirken zu können. „Ohne so viele Menschen, die mich in der Ausbildung begleitet haben, hätte ich die Abschlussprüfung nicht bestanden. Meine ehrenamtliche Helferin, Frau Imminger, aber auch meine Kollegen und mein Chef waren immer für mich da. Sie haben alle meine Fragen beantwortet und bei Bedarf mit mir gelernt. Ich wusste einfach, dass ich auf sie zählen kann. Sie haben mir ein neues Zuhause gegeben. Es freut mich, jetzt auf einer Baustelle mitzuarbeiten, bei der es genau darum geht: Einen Platz zu gestalten, auf dem Menschen sich aufgehoben und eingebunden fühlen.“
Informationen zu den Willkommenslotsen finden interessierte Betriebe hier: Kontakt zu den Willkommenslotsen
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