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So sieht es in der Wohnungswirtschaft aus

Die Pflegetrupps sind noch entspannt

Bislang hat die Corona-Pandemie kaum Auswirkungen auf Bau, Pflege und Unterhalt von Außenanlagen von Wohnungsunternehmen, sagt Iris Jachertz, Chefredakteurin der Zeitschrift "DW Die Wohnungswirtschaft" in Hamburg. Wie in allen anderen Branchen stehe auch bei der Wohnungswirtschaft die Gesundheit der Mitarbeiter im Vordergrund. Wie sich die aktuelle Lage auf die zugehörigen Grünflächen auswirkt, darüber unterhielt sich Thomas Jakob mit Iris Jachertz:

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Iris Jachertz, Chefredakteurin                                            DW Die Wohnungswirtschaft © ruesterphotos.com

Was sind die größten Probleme der Wohnungswirtschaft im Zuge der Corona-Pandemie?

Jachertz: Was viele Unternehmen umtreibt, sind mögliche Mietstundungen und daraus resultierende Einnahmeverschiebungen. Wenn Mieter und Vermieter aber offen darüber reden, dürfte man in den allermeisten Fällen eine Lösung finden. Grundsätzlich vertritt die Wohnungswirtschaft eine große solidarische Grundhaltung und man ist sich einig, dass man mit den Mietern, die wegen der Corona-Krise in Schwierigkeiten geraten, ins offene Gespräch gehen möchte.

Was Bau, Pflege und Unterhalt der Außenanlagen betrifft, habe ich bisher nichts von irgendwelchen Einschränkungen gehört. Das läuft alles mehr oder weniger wie gehabt, gleichgültig ob externe Unternehmen dafür zuständig sind oder ob die Wohnungsbauunternehmen das in Eigenregie leisten. Die Betonung liegt auf derzeit. Welche Auswirkungen monatelange Einschränkungen haben, vermag niemand seriös einzuschätzen.

Kaum Probleme gibt es bislang auch hinsichtlich des Krankenstandes. Das gilt sowohl für die Wohnungsbauunternehmen selbst als auch für die Dienstleister, also etwas Garten- und Landschaftsbauunternehmen. Kurioserweise sind sogar deutlich weniger krankheitsbedingte Ausfälle zu verzeichnen als um diese Jahreszeit üblich.

Woran liegt das?

Jachertz: Darüber lässt sich nur spekulieren. Die Menschen haben sicher weniger Kontakte und dadurch auch weniger Möglichkeiten, sich anzustecken. Möglicherweise sind die Menschen insgesamt vorsichtiger geworden und bleiben bei einer leichten Erkältung ein, zwei Tage zu Hause anstatt sich halbkrank zur Arbeit zu schleppen, um dann anschließend länger auszufallen.

Die Verantwortlichen für die Pflegetrupps sehen die Lage noch ganz entspannt – allerdings beschäftigt man sich selbstverständlich auch dort damit, wie sich die Mitarbeiter effektiv vor Ansteckung schützen lassen. Sie arbeiten draußen, die Mindestabstände untereinander und zu anderen Menschen lassen sich meist problemlos einhalten. Da haben es die Installateure und Elektriker schwerer. Sie müssen auch mal in die Wohnungen hinein und kommen den Bewohnern sehr nah. Einige Mieter möchten deshalb derzeit niemand Fremdes in die Wohnung lassen, um zum Beispiel Reparaturen durchführen zu lassen.

Und wenn es doch zu vielen Krankheitsfällen bei den Mitarbeitern kommt oder das Arbeiten komplett untersagt wird?

Jachertz: Dann wird man den Rasen eben nicht mehr mähen, nichts mehr pflanzen und auch kein Unkraut jäten. Es werden dann nur noch jene Arbeiten erledigt, die zwingend notwendig sind. Dazu zählt alles, was der Verkehrssicherungspflicht unterliegt.

Die Kinder dürfen nicht mehr auf die Spielplätze, die Erwachsenen sich nicht in Gruppen treffen und sich auch alleine oder zu zweit nicht längere Zeit auf Bänken und in Grünanlagen aufhalten. Klappt das in den Wohnanlagen?

Jachertz: Im Großen und Ganzen funktioniert das ganz gut. Die Spielplätze sind abgesperrt oder mit Flatterband versehen und die Hausverwaltung hat entsprechende Hinweise aufgehängt. Manches Wohnungsunternehmen hat selbst ein Auge darauf, dass sich die Menschen an diese Vorgaben halten, andere überlassen die Kontrolle den Kommunen.

Sind jetzt jene Unternehmen im Vorteil, die großzügige und hochwertige Außenanlagen haben, weil sie in gewissem Maße Bewegungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten im unmittelbaren Umfeld anbieten und so dem Quarantänekoller der Bewohner entgegenwirken?

Jachertz: Dass die Menschen die Grünanlagen schätzen und nutzen ist von Corona unabhängig. Die Qualität der Außenanlagen spielt allgemein eine höhere Rolle als früher und ist für einige Mieter sicher auch mit entscheidend, sich für eine Wohnung in diesem Quartier zu entscheiden. Dass sich Menschen nur wegen Corona in hochwertigen Anlagen wohler fühlen als anderswo glaube ich nicht. Und es wird auch kein Unternehmen seine Außenanlagen nur deshalb umbauen, weil sich die Menschen dort derzeit nicht so wohl fühlen. Der Wunsch nach einer Aufwertung muss schon länger existieren.

Auch in den Wohnungsunternehmen arbeiten jetzt viele Menschen von zu Hause aus. Welche Auswirkungen hat das auf das Tagesgeschäft und auf die Zusammenarbeit mit internen oder externen Dienstleistern für die Außenanlagen?

Jachertz: Die meisten Unternehmen waren überrascht, wie gut das Arbeiten im Homeoffice klappt. Die Projekte und üblichen Arbeitsabläufe laufen fast uneingeschränkt weiter – trotz Doppelbelastung durch die Kinder zu Hause und einem Ehepartner, der ebenfalls von zu Hause aus arbeitet. Die Kollegen sind engagiert, setzen sich für ihr Unternehmen ein und schauen, dass alles so funktioniert wie bisher. Mir ist bisher kein Projekt bekannt, das nicht wie geplant umgesetzt worden wäre.

Hinzu kommt: Der eine oder andere Geschäftsführer hinterfragt nun die eigene Reisetätigkeit und die seiner Mitarbeiter. Muss man wirklich zu jedem Termin hinfahren oder reicht nicht auch eine Videokonferenz oder ein Telefonat?

Die meisten Wohnungsunternehmen sind überzeugt, dass sich durch Corona Vieles an der Art und Weise ändern wird, wie wir arbeiten. Sicher werden mobile Arbeitsplätze ausgebaut werden. Das hat dann auch Auswirkungen auf den Garten- und Landschaftsbau und die Planungsbüros. Die vorhandenen Prozesse werden sicher überdacht und vor allem die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden.

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