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Kongress Bundesverbands GebäudeGrün

Gebäudebegrünung gehört zur nachhaltigen Stadt und in die Ausbildung

„Wo steht Deutschland in Sachen Gebäudebegrünung?“ lautete die zentrale Frage auf dem Bundeskongress des Bundesverbands GebäudeGrün (BuGG) am 23. und 24. November 2021. 40 Experten und Fachfrauen kamen via Bildschirm zu Wort. Über 320 Interessierte verfolgten trotz einer kurzfristigen Umverlegung auf das reine Online-Format den „Meilenstein Richtung Weltkongress 2022“, wie es Dr. Gunter Mann, Präsident des BuGG, bezeichnete. Er präsentierte auch die Sieger der Wettbewerbe 2021.

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BuGG
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Die Gebäudebegrünung ist nur ein sehr kleines, dafür aber stetig expandierendes Segment der Baubranche, wie der Marktreport 2021 der BuGG zeigt. Bei Neubauten ist das Gründach schon so etwa wie Routine, Aufholbedarf gibt es bei den Fassadenbegrünungen, ein erhebliches Potenzial schlummert im Bestand. Deutschland ist in Sachen Dachbegrünung weltweit ganz weit oben. Die FLL-Dachbegrünungsrichtlinie ist für Hans Christian Leonhards, Präsident des Landesverbands Garten, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen, unerreicht. Smart Flow Control, über eine Wetterapp gesteuerte Retentionsdächer und Wasserbilanzsteuerungverti sind dabei in Deutschland noch nicht angekommen.

Der Wert einer Bauwerksbegrünung wird in der breiten Masse nicht mehr in Frage gestellt. Das Thema ist "endgültig raus aus der Spinnerecke", wie es Uwe Harzmann von Optigrün nach über 45 Jahren Marktbeobachtung griffig formulierte. Auch über alle Parteigrenzen hinweg wird die Begrünung nicht mehr als Luxus, sondern als Notwendigkeit verstanden. Dr. Christine Lemaitre sprach von der fast schon unerträglichen Redundanz der Themen in ihrer Zeit als Geschäftsführende Vorständin der Deutschen Gesellschaft Nachhaltiges Bauen (DGNB) seit 2010. Ihr Credo: "Anfangen!"

Förderungmaßnahmen und rechtlicher Rahmen

42 % der Städte über 50.000 Einwohner fördern Dachbegrünung, 34 % auch die Fassadenbegrünung mit direkten oder indirekten Zuschüssen, wie günstige Kredite der KFW für Begrüngungsmaßnahmen. Rechtliche Fördermaßnahmen finden sich in den Festsetzungen der Bebauungspläne, in örtlichen Gestaltungssatzungen oder über Ökopunkte. Finanzielle Förderung und gesetzliche Festschreibungen sind nach wie vor die größten Anreize für die Bauherrschaft. Leuchtturmprojekte wie der begrünte Bunker in Hamburg oder der KÖ Bogen II helfen, bei privaten Eigentümern Lust auf eine nachträgliche Begrünung zu machen.

Bernhard Fischer von Ingenieurtechnische Beratung Fischer nannte sehr konkret Regelwerke wie die Musterbauordnung, die Kostengruppen der DIN 276 und das Standardleistungsbuch, in die Bauwerksbegrünung als eigene Kategorie aufgenommen werden muss. Weiterhin wünschte er sich Tabellen mit konkreten Werten, wie eine Bauwerksbegrünung zum Beispiel bei der Energiebewertung eines Gebäudes zu Buche schlägt. Fischer appellierte: "Es ist ein langer Weg, aber wir müssen losgehen. Als Wissenschaftler, Ingenieure und Baufachleute können wir etwas bewirken!"

Forschung und Zusammenarbeit

Neben vertiefenden Studien zu Wirkungen und Klimaanpassung sind neue Produkte wie zero-waste, verfügbare Ersatzbaustoffe oder Leichtbauweisen gefragt, aber auch Brandschutztechnische Ergebnisse. Wünschenswert sind besonders für die Landschaftsarchitektur, vertreten durch Claudia Blaurock, Landschaftsarchitektin und Fachsprecherin für Ausbildungswesen der Landesgruppe Sachsen, die stärkere Zusammenarbeit mit den Hochbauarchitekten, gerne schon während des Studiums. Für Architekten und Stadtplaner ist die harte Kante der Stadt immer noch das Ideal. Die Perspektive eines Architekten als Planer der zu begrünenden Gebäude fehlte leider im sonst sehr breit gefächerten Programm.

Pflege ist entscheidend

Eine vertrocknete Begrünung ist nicht nur schlecht fürs Image, sondern schlicht herausgeschmissenes Geld ohne jeglichen Nutzen für das Stadtklima. Daher auch die Forderung, die anschließende Pflege unbedingt mit der Planung und der Ausführung einer Bauwerksbegrünung gleichzusetzen. Die Einpreisung der Kosten für Wartung, Instandhaltung und Pflege muss mit zur Baumaßnahme gehören, ebenso wie ein ausführliches Pflegewerk. Über ein Monitoring könnten zusätzliche wertvolle Daten generiert werden.

Auch Kontrollen der Auflagen und Vorgaben nach Bauende durch die Behörden werden gefordert. Oft würden verpflichtende Bauteile, zum Beispiel Drosseln bei Retentionsdächern, nicht eingebaut.

Fachkräftemangel und Berufsbild

Die Aufbruchstimmung wurde immer wieder getrübt. Der Mangel an professionellem Personal in Behörden, Büros und Betrieben trifft die Branche wie so viele andere. Besonders Stefan Brandhost, Geschäftsführer von Vertiko, fand mehrmals deutliche Worte: "Wenn jetzt alles umgesetzt wird, was politisch gewollt wird, ist die Branche überlastet. Das können wir auf keinen Fall leisten." Die allgemeine Auftragslage fordert auch die Dachdecker, die die kleineren Dachbegrünungen als Gewerk durchführen. Problematisch sahen alle die Negativ-Werbung von fehlerhaft ausgeführten Maßnahmen an, weil dadurch das gesamte Ziel "Grüne Stadt der Zukunft" gefährdet wird.

Aus verschiedenen Ecken wurde der Wunsch nach einem neuen Berufsbild "Gebäudebegrünung" laut. Bislang wird das Thema bei den Auszubildenden im Landschaftsbau nur als einer von acht Wahlpflichtkursen in der Überbetrieblichen Ausbildung angerissen. Viel zu wenig, um hochwertige Arbeit zu leisten. Die Qualifikationen können derzeit nur in den Betrieben über Fortbildungsmaßnahmen erworben werden.

Preise

Am Ende des Tages präsentierte Dr. Gunter Mann die Sieger des BuGG-Wettbewerbs "Grünobjekt des Jahres 2021":

  • BuGG-Gründach des Jahres 2021: Institutsgebäude Struktur & Dynamik der Materie, Hamburg (BuGG-Mitglied: L+  Landschaftsarchitektur+, Hamburg)
  • BuGG-Fassadenbegrünung des Jahres 2021: ENNI Verwaltungsgebäude, Moers (BuGG-Mitglied: GDL Belke GmbH, Lennestadt)
  • BuGG-Innenraumbegrünung des Jahres 2021: Dschungelatmosphäre in Start-Up Café, Mannheim (BuGG-Mitglied: Otto Blumen GmbH, Mannheim).

Weitere Informationen zu den Objekten finden Sie auf der Bugg-Homepage.

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