Neue clevere Bauweisen und Zukunftsideen vorgestellt
Unser Kollege Ekkehard Musche hat die Internationale Gartenschau Floriade Expo 2022 im niederländischen Almere besucht und viele spannende Sachen entdeckt, die über gärtnerischen Themen weit hinausgehen und Lösungen für das Bauen der Zukunft zeigen. Seine Eindrücke machen Lust auf einen Besuch. Eine Gruppe vom Verband GaLaBau Baden-Württemberg war schon da und hat ebenfalls Eindrücke mitgebracht.
- Veröffentlicht am

Diese Ausstellung steht im Zeichen der Nachhaltigkeit, inklusive der Nutzung natürlicher Rohstoffe beim Bauen. Die dargestellten Beispiele betreffen sehr viele Bereiche des täglichen Lebens und eröffnen vielseitige Anwendungsmöglichkeiten. Wie dies aussehen könnte, zeigt das Universitätsgebäude in Almere. Neben Fassadenbegrünung und Dachgärten war besonders die Art der Wand-Solaranlage beeindruckend. Denn sie lässt Licht in die Räume, weil die Fensterflächen segmentweise mit Solarzellen bestückt sind. Zusammen mit der Dachsolarfläche, Batteriespeicher, Warmwasserversorgung und der stark isolierenden Außenhülle ist dieses Gebäude Sommer wie Winter energieautark.
Diese Anlage versorgt auch den Unterglasanbau von Erdbeeren und Paprika in Nährlosung. Temperatur, Nährstoffversorgung und Lichteinfall werden computergestützt entsprechend den Außenbedingungen und Pflanzenansprüchen geregelt. Damit kommt man bei der Versorgung einer wachsenden Bevölkerung mit frischen Obst und Gemüse aus nächster Nähe ein Stück weiter.
Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen spielt auf der Floriade eine herausragende Rolle. Ein Haus war komplett daraus gebaut, das Grundgerüst aus Holz, als Fassadenfüllstoff kamen Pflanzenfasern und Schaumstoffe aus Stärke zum Einsatz. Selbst die Rollos (z.B. Velux), Möbel und Textilien waren aus Pflanzenfasern. Teilweise waren Wände aus Holzborke erstellt.
Aber es gab auch Wandlösungen aus mit Flüssigkeiten gefüllten Gläsern oder aus Alttextilien. Was im ersten Moment wie eine künstlerische Spinnerei aussieht, hat jedoch Sinn. Mit Flüssigkeiten gefüllte Gläser lassen Licht durch und isolieren hervorragend. Alttextilien und Federn sind flexibel und besitzen einen sehr hohe Dämmfähigkeit gegenüber Lärm und Temperaturschwankungen. Auch Erdhäuser besitzen derartige Eigenschaften und können deshalb sehr gut für die Lagerung von Lebensmitteln genutzt werden, ohne dass dabei Strom verbraucht wird.
Der Chinesische Pavillon zeigte im Schwerpunkt die Nutzung von Bambus und Schilfgras. Deren Möglichkeiten erscheinen fast grenzenlos: Herstellung von Zäunen, Bänken, Rankhilfen und Baugerüsten sowie schwimmende Wasserpflanzenkästen. Neuste Züchtungen versprechen, dass der Anbau auch großer Mengen in Mitteleuropa möglich wird (z.B. BambooGiant.nl).
Auch in puncto Regenwasserspeicherung werden neue Wege beschritten. Ein niederländisches Startup integriert Tanks in Mauern und Wände. Diese sind nicht nur Speicher, sondern können auch über die Schwerkraft dosiert Wasser an die umgebenden Beete und Grünflächen abgeben bzw. an Wasserschläuche angeschlossen werden. Die Nutzung ausgedienter Bojen zielt ebenfalls in diese Richtung. Egal ob bepflanzt oder unbepflanzt, taugen Sie auf als dekorativer Regenwasserspeicher.
Interessante Ideen für den Garten waren ebenfalls zu sehen. Wieso nicht mal Grill und Outdoorbadewanne verbinden? Geradezu genial und simpel ist dieses Modell geeignet für zwei Personen. Es ist problemlos überall unter Beachtung des Brandschutzes aufstell- und einsetzbar. Die Wiederverwendung von Materialien aus Abrissarbeiten (zum Beispiel Fliesen, Verblendklinker, keramische Bodenbeläge) oder von Schrottteilen ist nicht neu, aber kann sehr originell sein. Wir empfehlen Ihnen die Bildergalerie unten.
Eindrücke vom Verband GaLaBau BW
Der Landesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg besuchte mit einer Gruppe von über 20 Mitgliedern vom 30. Juni bis 3. Juli die Floriade. Bei einer Führung erhielten die TeilnehmerInnen eingehende Informationen zur Idee und Realisierung des „urban green living“. Was macht unsere Städte lebenswerter, unterhaltsamer und nachhaltiger? Auf all diese Fragen bekam die Gruppe Antworten. Der niederländische Gartenbausektor mit nationalen und internationalen Partnern zeigt dies anhand von beeindruckenden Beispielen.
Auf der Reise besuchte die Gruppe weitere Ziele: den Garten- und Landschaftsbaubetrieb Forster in Alfter und dessen Schauanlage "Am blauen See", die Gärten von Appeltern und moderne Parkanlagen in Rijn en IJssel in Doetinchen.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.