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BaseG-Sommertreffen

Landschaftsgärtner gestalteten Stadtgut Blankenfelde um

Für ihr diesjähriges Sommertreffen Ende Juli hatte sich die „Bundesarbeitsgemeinschaft selbstverwalteter Gartenbaubetriebe“ (BaseG) große Ziele gesetzt: Auf dem Gelände des Stadtgutes Blankenfelde im Norden Berlins wollten die Mitglieder Klarschiff machen. Sieben Baustellen haben sie beackert – ohne finanziellen Lohn, aber mit der Gewissheit, ein gesellschaftlich wichtiges Projekt zu unterstützen.

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Große Aufgabe, feierliche Begrüßung: Stadtgut Blankenfelde
Große Aufgabe, feierliche Begrüßung: Stadtgut Blankenfelde
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Zweimal im Jahr trifft sich die BaseG – im Winter und in der Sommerpause. Im Sommer stehen beim Workcamp die praktische Arbeit, das Lernen von- und miteinander und der Spaß im Vordergrund. Die Teilnehmer reisen aus der ganzen Bundesrepublik an und arbeiten eine Woche lang nur für Kost und Logis.

Weil die BaseG nicht in Konkurrenz zu „normalen“ Firmen treten will, wählt sie als Austragungsorte der Sommercamps gemeinnützige oder soziale Projekte aus. Die haben in den meisten Fällen viele Ideen und großes Engagement, aber nur wenig Geld. Der jeweilige Kandidat muss für ausreichendes und gutes Essen und Trinken sorgen sowie Schlafplätze, Toiletten, Wasch- und Duschgelegenheiten bereitstellen.

Wenn sich das Plenum für einen Kandidaten entschieden hat, wird es ernst: Ein Organisationsteam aus BaseG-Leuten und Projektbeteiligten konkretisiert die einzelnen Arbeitsaufgaben, sucht Sponsoren, kümmert sich um die Beschaffung von Materialien.

Blankenfelde: vom Rittergut zum Wohnprojekt

Für 2008 fiel die Wahl auf das Stadtgut Blankenfelde. Das ehemalige Rittergut am nördlichen Stadtrand von Berlin besteht aus einem denkmalgeschütztes Gutshof-Ensemble mit 18 Gebäuden, die sich auf rund fünf Hektar Fläche verteilen. Es drohte, nach zehnjährigem Leerstand zu verfallen, als sich 2004 der Verein StadtGut Blankenfelde e.V. gründete. Das Gut soll durch gemeinnützige Kultur-, Lebens- und Arbeitsprojekte neu belebt werden. Die geplanten und zum Teil schon begonnenen Nutzungen sind vielfältig: Vorgesehen sind etwa eine Naturschutz- und Tourismusstation, Werkstätten für Handwerksbetriebe, ein Hofladen, Räume für generationenübergreifendes Wohnen, ein Waldkindergarten und eine freie Naturschule. Dafür ist auch im Außenbereich viel zu tun. Die junge Landschaftsplanerin Constanze Altmann, die auch Vereinsmitglied im StadtGut Blankenfelde e.V. ist, hatte schon ihre Diplomarbeit über die Flächennutzung des Gutes geschrieben. Sie konnte sich bei der Planung der BaseG-Arbeitseinsätze einbringen, hat die Bauvorhaben mit vorbereitet und auch ganz praktisch Hand angelegt.

Vielfältige und unterschiedliche Einsatzfelder

Für den Einsatz in Blankenfelde meldeten sich schließlich 90 erwachsene BaseG-Mitglieder, 35 Kinder brachten sie mit. An sieben Baustellen konnten sich die Freiwilligen austoben: Der zukünftige Besucherparkplatz wurde mit Hochbeeten an den Kopfenden strukturiert, eine Einfassung aus Trockenmauern bildet dort nun einen Rahmen. Das ehemalige Spritzenhaus, das zukünftig Teehaus werden soll, erhielt eine gepflasterte Terrasse. Ein trockengefallenes Rinnsal, der Zingergraben, wurde geöffnet, renaturiert und mit einem von Grundwasser gespeisten Teich verbunden. Drumherum entstand eine kleine Wasserlandschaft mit Stegen, Holzsitzplatz, Findlingen und einer Initialpflanzung. Im Gutspark aus dem 17. Jahrhundert kamen die Baumpfleger zum Einsatz: Sie entfernten Totholz und angebrochene Äste aus den Kastanien, stellten die Verkehrssicherheit her. Allein mit der Sanierung des größten Baumes im Park, einer alten Ulme, war die Gruppe fast zwei Tage beschäftigt. Außerdem wurde ein Schafstall gebaut und mit der Gestaltung des Eingangsbereichs für den zukünftigen Hofladen begonnen.

Besonders augenfällig ist die Leistung der Spielplatzgruppe: Der in das Stadtgut integrierte Waldkindergarten wurde um eine Spiellandschaft mit Klettergerüsten aus Holz, Schaukeln und individuellen Spielgeräten bereichert. Eine Spinne aus Robinienholz, ein Vogelnest, eine Räuberhöhle, ein Stangenwald, eine ausbaufähige „Fläzecke“ mit zunächst zwei Hängematten, ein Sandkasten mit Fabeltieren aus Holz sowie Schaukeln aus Robinienstämmen laden nun zum Toben und Spielen ein. Auf einer separaten Kinderbaustelle schufen Erwachsene und Kinder gemeinsam einen Barfuß- und Balancierpfad, auf dem verschiedene Bodenmaterialien wie Lehm, Graspflaster, Mosaik und Baumscheiben jeweils ganz unterschiedliche Sinneseindrücke vermitteln.

Materialien und Werkzeuge werden gestellt

Die verwendeten Materialien wurden großenteils kostenlos zur Verfügung gestellt: So hat etwa ein Berliner Gartenbauamt Robinienholz für den Bau von Spielgeräten und Holzskulpturen gesponsert. Eine Baufirma stellte Großsteinpflaster zur Verfügung, das zuvor bei aktuellen Straßenbaumaßnahmen in Blankenfelde entfernt werden musste. Die „Berliner Seilfabrik“ schenkte dem Stadtgut Seile und Klettergeräte. Ein BaseG-Mitglied hat den eigenen Radlader mitgebracht, die Firma Zeppelin GmbH hat .Fahrzeuge, Maschinen und Werkzeuge im Wert von 16000e zur Verfügung gestellt. Und vom Biobäcker „Märkisches Landbrot“ gab es täglich 30 Brote und 200 Brötchen. Öffentliche Fördermittel gab es nicht, jedoch haben sich mehrere Stiftungen finanziell engagiert – etwa die Trias-Stiftung, die sich die Förderung gemeinschaftlicher Wohnprojekte auf die Fahnen geschrieben hat, oder die Veolia-Stiftung, die 4000e für die Renaturierung des Zingergrabens gegeben hat.

Ohne Peitsche im Rücken, mit viel gegenseitiger Anregung, Kreativität, Improvisation haben sich die Aktivisten begeistert ans Werk gemacht. Während der Arbeit wurde immer wieder leidenschaftlich diskutiert. Gemeinschaftliches Lernen ist den Mitgliedern wichtig: Da melden sich Leute zur Arbeit an, die wenig Erfahrung haben und vom Wissen der anderen profitieren können. Auf diese Weise entstehen unverwechselbare Freiraumgestaltungen, geprägt vom Ideenreichtum und Spaß.

Mitorganisator Sebastian Rusch ist zufrieden: „Es ist viel entstanden in der kurzen Zeit, das Stadtgut hat durch den BaseG-Einsatz einen großen Schub erhalten.“ Und auch wenn nicht alles fertig geworden sei, könne man nun in freiwilligen Arbeitseinsätzen mit eigener Kraft daran weiterarbeiten. Am Ende waren sich alle einig: „Es hat Spaß gemacht, hier zu arbeiten.“ Und weil’s so schön war, steht der Einsatzort für den Sommer 2009 auch schon fest: Dann sollen die Außenanlagen einer Schule in Rösrath bei Köln ordentlich aufgemöbelt werden.

Text und Bilder: Ute-Christina Bauer, Berlin

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