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Martin Grays Erlebnisse mit Pflegekunden

Ein Kaffee am Seilzug

Gartenpflege liegt mir am Herzen. Ich pflege aus Leidenschaft – auch, weil es immer wieder Erlebnisse mit Kundinnen und Kunden gibt. Einige will ich an dieser Stelle mit der Community teilen. In meinen ersten Geschichten als Pflegeprofi geht es um den Kaffee, den es gibt oder nicht gibt.

 

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privat/VEU
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Wer abseits seines gewohnten Umfelds arbeitet, kennt die Herausforderung der Verpflegung für unterwegs. Die tägliche Entscheidung zwischen Stullen, Müsli, Rohkost oder gar selbst gekochten Mahlzeiten in Thermoboxen ist keine leichte. Doch das ist nur ein Teil des Ganzen.

Gleichgestellt mit der kulinarische Vielfalt ist jedoch der symbolische Kaffee, der als Zeichen der Gastfreundschaft und Wertschätzung vom Kunden gereicht wird. Lassen Sie mich zwei Erfahrungen teilen – die Höhen und Tiefen der Verpflegung auf meinen grünen Streifzügen.

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Eine Kundin, die vor einigen Jahren den Kontakt zu mir suchte und daraufhin die Verwandlung ihres Gartens in Auftrag gab, hat es sich zur liebenswürdigen Gewohnheit gemacht, jeden Handwerker, der bei ihr arbeitet, bestmöglich zu versorgen, ganz nach dem Motto „ein glücklicher Handwerker macht die beste Arbeit“. Diese Haltung wurzelt in der Tatsache, dass ihr Vater selbst Handwerker war. Schon von Kind an wurde ihr beigebracht, dass ein Handwerker gut versorgt sein will. Darüber hinaus stand zu jeder Zeit eine unerschöpfliche Menge an Kaffee, Keksen und Kaltgetränken bereit. Obwohl es ungewöhnlich ist, vom Kunden an den Tisch gebeten zu werden, hatte dies einen erstaunlich positiven Effekt auf die Motivation und Leistungsbereitschaft auf der Baustelle.

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Als ich noch in der Ausbildung war, hatte ich einen etwas fragwürdigen Auftrag meines Chefs bekommen und bin mit meiner Kollegin bei -10 °C zur Gartenpflege rausgefahren. Nachdem ich festgestellte, dass ich eine Efeuwand, wegen des Frosts, hätte in der Karate-Technik mit meiner Hand durchschlagen können, wurde mir klar, dass es wirklich verdammt kalt war. Leider hatte ich auch vergessen mein Wasser zurück in den Wagen zu räumen, wodurch es in kurzer Zeit zu einem Eisblock geworden war. Ungefähr um die Mittagszeit kam der Kunde das erste Mal vor die Tür. Er trat im Morgenmantel über seine Schwelle, in der Hand einem dampfenden Kaffee, schaute sich kurz um, schüttelte sich und drehte sich dann wieder mit den Worten um, dass es ihm draußen zu kalt sei. Die Tür schloss sich und meine Kollegin und ich schauten uns sprachlos an.

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Während Corona war ich mit der Pflege an einem Mehrfamilienhaus tätig. Plötzlich rief mich jemand und ich schaute mich überrascht um. Als ich niemanden sah, wurde ich nochmal gerufen. Ich erkannte, dass der Rufer ein junger Mann war, der sich aus einem Fenster im Dachgeschoss herauslehnte. Er fragte mich, ob ich denn nicht vielleicht einen Kaffee haben möchte. Ich bejahte und bedankte mich. Kurze Zeit später, ganz auf kontaktlose Weise, senkte sich ein Korb an einem langen Seil aus dem Fenster. Überrascht ging ich zum Korb und fand darin Kaffee, eine Tasse und ein paar Plätzchen. Da es auch noch recht kalt draußen war, freute ich mich über diese überaus kreative Art des Kaffee-Servierens, nahm den Kaffee und genoss das Gebäck. Als ich fertig war, stellte ich alles wieder in den Korb, worauf er nach kurzer Zeit wieder im Fenster verschwand. Eine wirklich nette Geste.

 

> Einen Podcast mit Martin Gray hören Sie hier: Landschaftsgärtner-Podcast Humulus Lupulus #64

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