So bringen Vertikutierer das beste Ergebnis
Die teilweise katastrophalen Witterungsbedingungen (erst Trockenheit und dann zu viel Wasser) haben in den letzten Monaten etliche Rasenflächen in Mitleidenschaft gezogen. Um schnell für gesundes, frisches Grün zu sorgen, ist Vertikutieren eine Möglichkeit. Wir haben einige Fabrikate unter die Lupe genommen.
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Beim Vertikutieren wird der Rasen durch vertikal rotierende Werkzeuge (Messer oder Federn) von alten Pflanzenresten und unerwünschtem Bewuchs befreit sowie die oberste Bodenschicht aufgeschlitzt. Damit bekommt die Graspflanze besseren Zugang zu Luft und Nährstoffen und wird zum Wuchs angeregt. Damit das Vertikutieren zum Erfolg führt, sind folgende Voraussetzungen notwendig:
- Rasenmahd auf 2 bis 3 cm Höhe
- Um in die Rasenerde Schlitze einzubringen, sind schnell rotierende, schmale Werkzeuge erforderlich.
- Das ausgeworfene Material darf nicht im Arbeitsbereich verbleiben, sondern sollte schnell auch in größerer Menge abfließen.
- Das Vertikutierwerkzeug muss in korrekter Dichte und Tiefe eingesetzt werden.
- Eine gleichzeitige Beseitigung von unerwünschtem Beiwuchs muss gewährleistet sein.
- Die vorhandenen Graspflanzen sollen bei dieser Arbeit größtenteils im Boden verbleiben.
- Um die Aufnahme des Vertikutierguts effektiv zu gestalten, ist dessen Herausschleudern und die oberirdische Ablage von Vorteil.
- Das Vertikutieren erfolgt am besten bei noch leicht feuchtem Boden und trockener Witterung. Je nach dem, wie viel Grasnarbe noch vorhanden ist, gilt es, mit Fingerspitzengefühl und Erfahrung heranzugehen. Dazu muss die Fläche zunächst begutachtet werden. Je nach Grasanteil, Verfilzungsgrad und Bodenfestigkeit werden die Art der Vertikutierwerkzeuge (feste/lose Messer, Federn) sowie die Einstellungstiefe festgelegt.
Technische Details der Vertikutiergeräte
In unserem Praxistest kamen diese Modelle zum Einsatz: Billy Goat Power Rake PR551VV, Eliet E450ZR DC E-Power, Etesia MSC45, Gepa RVL 420, Jo Beau V460 und Weibang WB486CRC.
Grundkonstruktion
Das Vertikutierergehäuse ist ein rechteckiges oder quadratisches Gehäuse, in dessen Mitte eine horizontale Welle eingebaut ist. Diese wird durch einen Motor über Keilriemen angetrieben. Auf dem deutschen Markt existieren unterschiedliche Maschinensysteme, die sich nach Motorausführung, Werkzeugart, der Art der Messerwellenzuschaltung sowie der Achsgestaltung unterscheiden. In der professionellen Anwendung kommen als Antrieb der Benzinmotor und der Akkuantrieb zum Einsatz.
Bei den Werkzeugen wird nach losen und starren Messern sowie Federn unterschieden. Von Vorteil ist dabei, wenn der Hersteller die Maschine so konstruiert hat, dass wahlweise eines der beiden Messersysteme und auch die Federwelle montiert werden kann. Als Wellenzuschaltungsvarianten findet man die Fliehkraftkupplung (Gepa) und die horizontale (Weibang) Keilriemenspannung.
Motorisierung/Arbeitsbreite/Messeranzahl/Messerdrehzahl
Im Gegensatz zu Mähmaschinen geht die Rechnung 1PS je 10 cm Arbeitsbreite hier nicht auf, denn die zu bewegenden Werkzeuge sind in Anzahl, Gewicht und Ausführung so verschieden, dass sich derartige Rückschlüsse verbieten. Grundsätzlich gilt aber: Je schwerer die Vertikutierwelle samt Werkzeugen, desto größer ist die benötigte Motorleistung.
Wie gut die alte Grasnarbe für die gesunde Wiederbegrünung vorbereitet wird, ist abhängig von der Zahl der Messer, die bei einer Wellenumdrehung eingreifen, von ihrem Durchdringungsvermögen, von der Durchzugskraft des Motors sowie des übertragbaren Drehmoments der Wellenantriebskonstruktion. Ein Verbrennungsmotor hat sein optimales Drehmoment-Leistungs-Verhältnis im Bereich von 3.000 bis 3.600 U/min. Je nach Untersetzung kommen dann bei Vollgaseinstellung 1.250 U/min (Weibang), 1.500 U/min (Jo Beau), 1.700 U/min (Gepa) oder 1.800 U/min (Etesia) an der Messerwelle an. Eine niedrige Gaseinstellung wirkt sich sofort negativ auf das Leistungsverhalten der Maschine aus.
Ganz anders dagegen sind akkubetriebene Vertikutierer zu betrachten (Eliet E450 ZR E-DC). Neben fehlender Abgasbelastung besitzen diese Motoren ab der ersten Umdrehung das maximale Drehmoment und können somit auch mit geringerer Drehzahl die volle Leistung abrufen. Das ist besonders bei empfindlichen Rasenflächen von Bedeutung, da dadurch schonender gearbeitet werden kann.
Messerausführung, Messerabstand
Je enger die Messer zueinander stehen, desto intensiver ist der Eingriff in die Grasnarbe und dementsprechend auch in die Erde. Deshalb sollte ein Mindestabstand von 20 mm nicht unterschritten werden. Bei einem Messerabstand über 30 mm ist je nach Zustand des Rasens ein um 45° oder 90° versetztes zweites Überfahren der Fläche empfehlenswert. Dadurch wird auch bei größerem Messerabstand trotzdem der überwiegende Teil der Fläche von Filz befreit und die obere Erdschicht durchlässiger.
Feste Messer (Etesia) besitzen selbst bei härteren Böden und dicken Filzschichten die größte Durchzugskraft und Entfilzungsleistung. Sie verschleißen aber schneller oder können bei Steinaufschlägen sogar brechen. Die losen Messer (wie bei Billy Goat Power Rake) klappen dagegen ein, wenn Steine oder dicke Wurzeln im Weg sind. Da sie aber nur dank der Fliehkräfte wirken, kann die Schlitzwirkung bei sehr festen Erdschichten geringer ausfallen. Um mit relativ kurzen Messern dennoch eine hohe Wirkung zu erzielen, werden diese auf Nebenwellen montiert. Der dadurch entstehende längere Hebelarm sorgt dann für die notwendige Schneidwirkung (Billy Goat, Weibang).
Eine Sonderstellung nimmt der Eliet E450 ZR ein, denn er rotiert entgegen der Rollrichtung der Räder und geht damit intensiver zu Werke. Das pflanzliche Vertikutiergut wird somit vom Erdanteil getrennt. Das hat im Gegenzug aber zur Folge, dass das Vertikutiergut einen anderen Weg, nämlich per Überkopfprinzip über die Antriebswalze, zum Auswurf nehmen muss.
Egal ob feste oder lose Messer: Es ist von Vorteil, wenn diese drehbar, also beidseitig genutzt werden können (wie bei Weibang). Allerdings ist das in diesem Fall mit der kompletten Demontage der betreffenden Teil- oder Gesamtwelle verbunden und kann meistens nicht vor Ort vorgenommen werden.
Eine beachtenswerte Besonderheit ist das Jo-Beau-Messersystem, denn es besteht aus einem Messerträger und einem vierzackigen Sternaufsatz, der je nach Verschleiß gedreht werden kann. Neben der höheren Messerstandzeit ist dabei auch der Messerwechsel sehr einfach und schnell auch vor Ort möglich. Ähnlich einfach ist der Messerwechsel bei Eliet, da die Messer auf einem Messerträger montiert sind. Am komfortabelsten ist der Messerwechsel bei Etesia, da hier die komplette Welle inklusive Rahmen ausgetauscht wird.
Auch bei der Gepa-Maschine ist der Federwechsel ähnlich unkompliziert. Die festen Federzinken gehen auf Grund ihres dynamischen Verhaltens Steinen aus dem Weg, sind aber trotzdem durchzugsstark. Weiterhin besitzen sie durch die Federwirkung einen sehr guten Schleudereffekt, um das aufgenommene pflanzliche Material auszuwerfen. Die Schlitze sind wegen der größeren Werkzeugdicke breiter, und somit ist das Risiko, dass komplette Graspflanzen ausgerissen werden, größer. Billy Goat und Jo Beau bieten für ihre Geräte Vertikutierwellen mit festen oder losen Messern an. Für die Etesia-Maschine gibt es als Zubehör eine Federzinkenwelleneinheit.
Arbeitstiefe, Wellenlagerung
Die Arbeitstiefe muss millimetergenau, idealerweise vom Führungsholm aus einstellbar sein (zum Beispiel Gepa), denn besonders beim Vertikutieren von ein und derselben Fläche mit unterschiedlichen Bedingungen (verschiedene Bodenfestigkeiten, Schatten- und Sonnenflächen) ist die sofortige Nachjustierung vom Bedienholm aus eine sehr sinnvolle Sache. Eine zu flache Vertikutierereinstellung ist genauso ungünstig wie eine zu tiefe. Alle Modelle bieten richtigerweise den unkomplizierten Wechsel von Transport- in Arbeitsstellung an. Geht der Vertikutierer in die Vermietung oder wird er von wechselndem Personal bedient, sind Höheneinstellungen mit Arretierung sinnvoll. Zu tief eingestellte Vertikutierer schädigen nämlich nicht nur den Rasen, sondern auch die Maschinen in verstärktem Maße.
Durch die Vibrationen beim Vertikutieren sollte die Höheneinstellung einen Mechanismus besitzen, der eine unbeabsichtigte Veränderung der Einstellhöhe verhindert. Das ist beim Billy Goat Power Rake durch den lösungssicheren Verriegelungshebel sehr gut gelungen.
Die Ausführung und Langlebigkeit der Messerwelle und deren Lagerung sind von großer Bedeutung für das quantitative und qualitative Niveau des Vertikutierens. Denn neben den Messern und Messerantriebskeilriemen ist die Wellenlagerung die Hauptverschleißteil-Baugruppe bei dieser Geräteart und entsprechend ein entscheidender Kostenfaktor. Dabei sind die außen stehenden, abschmierbaren Stehlager bei Billy Goat, Gepa und Weibang die stabilste Variante.
Vertikutierwellenantrieb
Bei den Testgeräten gab es die klassische Keilriemenhorizontalspannung per Umlenkrolle (Billy Goat, Etesia, Jo Beau, Weibang, Eliet) und die Fliehkraftkupplung (Gepa). Vom Keilriemenverschleiß und der Schlupfneigung her, ist die Horizontalspannung die ungünstigste Variante. Allerdings wird dies durch den Einsatz eines Doppelkeilriemens bei Jo Beau, Eliet und Weibang verringert. Eine sehr komfortable, aber auch preisintensive Lösung ist die Fliehkraftkupplung, weil dabei der Keilriemen keiner Wechselbelastung unterliegt und die Zuschaltung der Messerwelle einfach durch die Erhöhung der Motordrehzahl über den Gashebel erfolgt.
Gehäuseform und -größe, Vertikutiergutauswurf
Beim Vertikutieren fällt viel mehr und viel schwereres Auswurfgut als beim Rasenmähen an. Um dieses schnell und problemlos abfließen zu lassen, sollte das Vertikutierergehäuse großzügig Platz lassen, damit sich keine Materialbrücken aufbauen können. Ebenfalls entscheidend ist die Bodenfreiheit des heckseitigen Gehäuseabschlusses. Eine Mindesthöhe von 10 cm ist annehmbar. Besser sind 12 cm. Denn dadurch kann ohne größere Verstopfung das Vertikutiergut abfließen. Bogenförmige Vertikutierergehäuse fördern diese Fähigkeit noch zusätzlich (Jo Beau). Ist das nicht der Fall, staut sich das Material derart im Gehäuse auf, dass die Messerwelle abgebremst oder sogar blockiert wird.
Am besten ist dies beim Etesia Vertikutierer MSC 45 durch die bogenförmige Heckklappe und die große, heckseitige Gehäuseöffnung gelungen. Dank zweilagigem Stahlgehäuse funktioniert das ohne Stabilitätseinbußen. Eine Sonderstellung nimmt der Vertikutierer von Eliet ein, denn dort rotiert die Messerwelle entgegen der Rollrichtung. Das hat zur Folge, dass nur das leichte, pflanzliche Vertikutiergut per Überkopfprinzip (wie bei einer Kehrmaschine) zum Auswurf gefördert wird. Die erdigen Bestandteile werden nicht mittransportiert, sondern fallen zurück auf den Boden und werden durch die Antriebswalze in die Grasnabe gedrückt. Dadurch werden eventuell freigelegte Graswurzelbereiche wieder abgedeckt und vor Austrocknung geschützt sowie Unebenheiten eingeebnet. Das ist besonders beim Einsatz von Robotermähern von Bedeutung. Außerdem erleichtert dieses System die nachfolgende Vertikutiergutaufnahme.
Fahrgestell, Gewicht, Bedienholm
Im Gegensatz zum Rasenmäher benötigt der Vertikutierer ein Mindestgrundgewicht, um bei seiner Arbeit auf dem Boden zu bleiben, sozusagen als Gegenkraft. Je größer die Arbeitsbreite, desto höher sollte dann logischerweise das Gewicht sein. Das ist aber auch bei Umsetzungen und Transport zu beachten. Entweder ist man zu zweit zum Aufladen oder man muss Aufladerampen mit sich führen. Entsprechend dem Gewicht ist das Fahrgestell samt Rädern zu betrachten. Stabile Stahlfelgen oder Gussfelgen mit dickwandigem Vollgummi und Doppelkugellager sind dann notwendig, um den Vertikutierer leichtgängig fortzubewegen. Das Fahrgestell mit heckseitigen Schwenkrädern zu versehen, ist für das Manövrieren sehr vorteilhaft (Jo Beau). Denn ein Gerät mit vier starren Rädern kann nur durch Ausheben der Vorderachse oder Hinterachse zum Wenden überredet werden. Sehr von Vorteil ist dann auch ein Fahrantrieb wie bei Eliet. Dieser erfolgt über die heckseitig montierte, gummierte Walze.
Führungsholme, die eine vertikale Griffhaltung erlauben, kommen der natürlichen Handhaltung des Menschen entgegen und sind somit für die Bedienung nicht nur eines Vertikutierers besser geeignet als die horizontale. Da durchaus Personen mit unterschiedlichen Körperlängen arbeiten, sollte unbedingt bei professionellen Vertikutierern eine Holmhöhenverstellung vorhanden sein (Gepa, Eliet, Etesia). Aufgrund des höheren Maschinengewichts dürfen die klappbaren Holme ruhig etwas länger als beim Rasenmäher sein. Denn die damit verbundene bessere Hebelwirkung erleichtert die Lenkmanöver enorm (wie bei Etesia).
So verlief der Praxistest
Auf einer über 1.000 m² großen Wiese mit unterschiedlicher Bewuchsdichte, Sonneneinstrahlung und verschiedenen Feuchtegraden kamen die Maschinen zum Einsatz. Am angenehmsten bei Handhabung und Manövrierung erwiesen sich, unabhängig vom Vertikutierergebnis, der Eliet E450ZR, Etesia MSC45, Gepa RVL 420 und der Jo Beau V460. Das lag hauptsächlich am Fahrantrieb, an der Bedienholmgestaltung (Gepa) und den Schwenkrädern (Jo Beau). Einfach, selbsterklärend und Kraft sparend taten die vier alles, was verlangt wurde. Die mit Schmutzabweisern versehenen Räder waren ein weiteres Plus. Auch die Messersysteme waren in puncto Wechselfähigkeit und Standzeit sehr gut.
Der Billy Goat Power Rake PR551VV überzeugte durch Kraft und Flächenleistung. Er hat seine Stärken bei großflächigen Einsätzen und starken Verfilzungen. Der werkzeuglos leicht umlegbare Führungsholm ist sehr gut gelungen. Da er auch mit Nachsäeeinrichtung ausgestattet werden kann, vergrößern sich seine Einsatzmöglichkeiten sehr.
Der Vertikutierer E450ZR DC-E von Eliet hat als einziger auch einen Fahrantrieb über eine gummierte Heckwalze und ist abgaslos. Durch Aushebung der Vorderachse wird damit auch das Manövrieren der Maschine vereinfacht. Die entgegen der Radrollrichtung rotierenden Messer gehen sehr intensiv zu Werke, und durch das Überkopfauswurfsystem wird die nachfolgende Vertikutiergutaufnahme vereinfacht. Dank des Trägersystems ist der Messerwechsel schnell und unkompliziert. Keine Abgase, vibrationsgedämpfter Bedienholm, Fahrantrieb über Heckwalze, entgegengesetzte Messerdrehrichtung, Trennung des Vertikutiergutes in pflanzliches und erdiges Material sowie Glättung von Unebenheiten sind die exklusiven Vorteile dieses Vertikutierers.
Allerdings verlangt der Akkuantrieb eine akkuratere Maschineneinstellung und Arbeitsweise. Zum Schutz von Akku und Motor führen falsche Einstellung und Handhabung zur Abschaltung. Das gilt unter anderem auch, wenn bei zu feuchten Bedingungen oder zu tiefer Einstellung das Vertikutieren vorgenommen wird.
Der Etesia MSC 45 hat besonders durch den großzügigen Vertikutiergutabfluss überzeugt. Außerdem ist der Wechselrahmen für den schnellen Austausch der Messerwelle gelungen. Der längere, höhenverstellbare Führungsholm erleichtert das Manövrieren.
Billy Goat, Eliet, Etesia, Gepa und Jo Beau sind auf Grund ihrer Bauweise, Arbeitsweise, Vertikutiergutabfluss und Durchzugskraft für den Profieinsatz geeignet.
Der Weibang WB486CRC ist für den semiprofessionellen Einsatz geeignet. Aufbau, Leistungsverhalten und Wirkungsweise tragen schon professionelle Züge. Nur der Messerwechsel per Hohlspannstifte und die geringe heckseitige Bodenfreiheit sind nicht optimal. Dafür ist er preislich sehr attraktiv.
Text: Ekkehard Musche, Wusterwitz
>> Praxistipp: Unter bestimmten Voraussetzungen kann das Vertikutiergut zum Mulchen verwendet werden. Mehr dazu finden Sie hier: Mulchen mit Moos
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