Die Premiumhausgärtner
Als die Majuntkes zusammen mit Frank Thiel 1985 den Hausgartenbereich gründeten, war noch nicht abzusehen, was für eine Perle einmal daraus werden würde. In der Welt der Großbaustelle waren die „Hausgärtner“ Exoten, der Markt war noch nicht vorhanden. Doch die frühe Entscheidung für das damals noch unbeackerte Geschäftsfeld gab den Majuntkes einen Vorsprung. Simon Thiel, seit 2006 Geschäftsführer, hat diesen Vorsprung genutzt.
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Am Anfang hieß es, nimm dir das Material, das von den Großbaustellen übrig ist, und bau das mal bei irgendwelchen Einfahrten ein“, gibt Simon Thiel die Erinnerungen seines Vaters wieder und so dümpelte das Geschäft mit privaten Gärten auch lange vor sich hin. Doch parallel zum Wandel im GaLaBau wuchs die Bedeutung des Hausgartenbereichs und sein Qualitätsanspruch. Relativ bald nach der Gründung der Gärtner von Eden 2002 trat Frank Thiel der Genossenschaft bei. Heute kann das Unternehmen mit rund 60 Mitarbeitern auf mehr als 1.000 realisierte Privatgärten zurückblicken.
Dabei habe sich die Rolle der Gärtner bei den eigenen Kunden gewaltig gewandelt. „Wir sind mittlerweile – leider oder zum Glück – oft schon auf der grünen Wiese mit dabei“, erklärt Thiel. „Ein Hochbauarchitekt baut für einen guten Kunden ein Haus und schon bist du mit im Boot“, meint er und erzählt von einem Projekt, bei dem der erste Termin vor zwei Jahren war und in diesem Monat der Bau beginnt. Für das Unternehmen bedeutet das zunehmende Planungs- und Abstimmungsleistungen. Schließlich verändere sich so eine Planung im Laufe eines so langen Prozesses immer wieder. Das mache die Projekte auch zunehmend komplexer. „Quick and dirty gibt es kaum noch“, lacht Thiel. Nur noch bei Pflanzbaustellen sei es möglich, unmittelbar zu gestalten. „Da laden wir morgens eine Auswahl auf und schauen dann, wie es am besten passt.“ Aber bei den Hausgärten der Klasse „200.000 aufwärts“, würden es immer komplexere Bauwerke. In diesem Bereich etabliere sich der GaLaBau-Betrieb als Partner der Architektur. „Die Hochbau-Planer erbringen mittlerweile von vielen Gewerken die Planungsleistungen, aber an den Freiraum trauen sie sich nicht so recht ran und die Landschaftsarchitektur ist am Privatkundengeschäft nicht interessiert“, erklärt sich Thiel den Bedeutungszuwachs für den GaLaBau.
Was auch zu dem Rollenwechsel beigetragen hat, ist das Standing des Unternehmens. Und das wiederum ist durch die Gärtner von Eden sicherlich gewachsen. Thiel lobt den Erfahrungsaustausch in der Genossenschaft, in deren Aufsichtsrat er seit 12 Jahren sitzt. „Du gehst auf Tagungen, du siehst Kollegenbetriebe, du siehst da rein, weil da keiner mit Infos hinter dem Berg hält – das hat mich immer angetrieben“, meint er. „Unsere Gärten, die wir jetzt bauen – die hätten wir nicht so schnell und in dieser Qualität ohne den Austausch hinbekommen.“ Dabei profitiert er auch von der räumlichen Nähe zu den anderen GvE-Kollegen. So unterstützen sich die Betriebe gegenseitig mit Leistungen; Schleitzer (München) und Arndt (Rohrbach) etwa bauen für Majuntke Schwimmteiche und Naturpools; je nachdem welches System der Kunde will. Badeanlagen gehören nämlich zu den wenigen Leistungen, die das Mainburger Unternehmen nicht selbst anbietet.
Stark in Holz und Stahl
Bei anderen Leistungen hat Majuntke dagegen eine besonders starke Position und kann den GvE-Partnern damit auch im Gegenzug helfen. Beide Bereiche entstanden im Unternehmen eher aus Zufall. Der Stahlbau fiel Simon Thiel zu, als ein Kunde ihm von einem Metallbau-Meister erzählte, der sich verändern wollte. Also nutzte der Unternehmer die Chance und richtete in der Gärtner-Halle eine Metallwerkstatt ein. Mittlerweile hat der Bereich zwei Meister, einen Gesellen und eine Auszubildende. Er wickelt alle Metallbauleistungen im Unternehmen ab. Im Holzbau hatte sich Thiel auf einen Freund verlassen, der als Subunternehmer für ihn arbeitete. Als der die Ausrichtung seines Unternehmens änderte, übernahm Majuntke die Mitarbeiter und richtete auch eine Holzwerkstatt ein. Zwei bis drei Kolonnen bedienen jetzt dieses Geschäftsfeld – mit einem eigenen Bauleiter. „Letztlich kam beides aus der Not heraus – weil die Subunternehmer nicht da sind“, erklärt Thiel. Und die, die es gebe, arbeiteten für alle und seien nie da. „Die waren auch nie da, wenn es Gewährleistungsärger gab“, blickt der Unternehmer zurück.
Als der Holzbau eingezogen war, gab es wieder keinen Platz für die Gärtner. Also hat Simon Thiel 2020 noch mal gebaut. „Das ist meine letzte Halle“, sagt der 47-Jährige. Dort finden jetzt die Crafter aller Kolonnen-Platz und können mit einer Laufkatze an der Decke vorgeladen werden; inklusive der Baustellencontainer, die jede Kolonne hat.
Wenig Mitbewerber
Was besonders ist, ist eine gewisse Unabhängigkeit vom Wettbewerb. „Wir leben zu 80 % von Bestandskunden und von der Mundpropaganda. Wenn wir zehn Angebote abgeben, bekommen wir in der Regel für neun einen Auftrag“, erklärt Thiel. Viele der Stammkunden würden öfter bauen oder vermittelten an Freunde und Verwandte. „Die Kunden, die wir haben, die wollen unsere Handschrift“, sagt der Unternehmer. Wo sie herkommen, werde genau ausgewertet. „Wir haben im letzten Jahr über die Hälfte nur für Bestandskunden gearbeitet.“ Das seien nicht immer einfache, weil anspruchsvolle Kunden. Aber wenn Leistung und Betreuung stimme, funktioniere das auch. Dabei hat sich das Unternehmen räumlich zunehmend reduziert; etwa durch einen Rückzug aus München; um die Fahrzeiten zu reduzieren und die Mitarbeiter zu schonen. „Jetzt haben wir mal wieder zwei Baustellen dort – aber da sagen die Kunden: Wir zahlen euch auch das Heimfahren.“
Die Pflanze im Fokus
Bei vielen Projekten spielt die Pflanze eine bedeutende Rolle. So passt das Pflanzencenter auch gut in das Portfolio: Denn es wickelt zu 50 % den Bedarf des Gärtner-von-Eden-Betriebs ab. Das Gehölzangebot ist stark auf den Bedarf der Gartengestalter ausgerichtet. Chefplaner Christoph Rabl stellt zum Saisonbeginn eine Pflanzenliste auf. „Dann geh ich jagen“, lacht Elisabeth Thiel, die den Einkauf managt. Sie hat selbst ein Jahr bei der Baumschule Vanucci in der Toskana gearbeitet. In Pistoia kauft das Unternehmen das Gros der Pflanzen ein, die dann in der eigenen Baumschule aufgeschult oder im Gartencenter ausgestellt werden. Auch die Leidenschaften des Seniors zeichnen sich noch immer im Sortiment ab: Japanische Ahorne und Cornus hat das Pflanzencenter in allen Größen und Sorten auf Lager. „Majuntke hat’s“, sagt Elisabeth Thiel stolz. Gleichzeitig lebt das Pflanzencenter auch zu 50 % von Laufkundschaft. „Wir sind hier, glaube ich, der letzte funktionierende Blumenladen in Mainburg. Und das auf einem sehr hohen Niveau“, meint Simon Thiel. Ein attraktives Sortiment, engagierte Mitarbeiter und Parkplätze vor der Tür – diese Mischung macht den Laden für viele Kunden interessant. „Nur als Einzelhandel würde das Ganze nicht funktionieren – da müsste man es ganz anders aufstellen – und es würde auch nicht als reiner Zulieferer der Hausgarten GmbH funktionieren“, ist der Unternehmer überzeugt. „Aber so deckt es beides ab und dann geht es.“
Pflege als starker Zweig
Wer viel mit Pflanzen arbeitet, hat auch einen guten Ansatz für Pflegeleistungen. Gut 20 % des Umsatzes sind es, die die fünf, sechs Trupps bei Stammkunden erwirtschaften. „Die Pflege ist so eine ganz eigene Familie“, lacht Thiel. „Die sind morgens schon alle schrecklich gut gelaunt.“
Dabei sei nicht nur die Pflege selbst wirtschaftlich interessant. Die Präsenz vor Ort sorge auch immer wieder für Folgeaufträge, meint der Unternehmer und erzählt von einer Straße in Regensburg. „Da wundern wir uns immer wieder, wie lang die ist, so viele Aufträge wie von dort kommen“, schmunzelt er. Außerdem gebe es auch immer wieder schöne Anschlussaufträge. „Wenn wir wollten, könnten wir da richtig Gas geben“, meint Thiel. „Gerade jetzt, wo wir ein normales Frühjahr mit feuchter Witterung haben, kann man da schon ein schönes Tagesgeschäft machen, in dem man hier mal ein paar Platten auswechselt und da noch etwas Kleines macht.“
Nachfragerückgang als Segen
Während der Bau von Einfamilienhäusern stark unter der Krise und der Unsicherheit leidet, ist die Nachfrage im Premiumbereich ziemlich gleich geblieben. „Ich will eigentlich gar nicht immer so lange ausgebucht sein“, meint Thiel. „Ein halbes Jahr Vorlauf würde reichen.“ Denn der Boom während der Pandemie und die zunehmende Komplexität gehen nicht spurlos an der Mitarbeiterschaft vorbei. „Für uns war Corona eigentlich kein Thema. Dachte ich“, meint Thiel. Bis zum Herbst letzten Jahres habe man keine Auswirkungen gesehen. „Aber dann wurden doch alle der Reihe nach krank und wir waren permanent unterbesetzt und unter Dauerstress.“ Man habe gemerkt, dass die Führungsleute ein Stück weit ausbrennen.
Wenn die Nachfrage sich also jetzt wieder ein bisschen auf Normalmaß einpendelt, wäre das mehr Segen als Fluch. „Wir haben immer ein super Betriebsklima gehabt. Aber letztes Jahr hast du dann die Folgen der Überlastung gemerkt“, meint Thiel.
Seit vergangenem Jahr steuert das Unternehmen mit einem erweiterten Kernteam dagegen. Jede Abteilung ist jetzt vertreten und es entwickelt sich nach anfänglicher Zurückhaltung eine rege Beteiligung. Der kollegiale Führungsstil soll damit ein Gesicht bekommen.
Dieses Jahr wird die vermeintlich letzte Baustelle im Betrieb befriedet. „Wenn jetzt die Fläche asphaltiert ist, ist der Hof fertig und dann fang ich ein neues Leben an“, sagt Thiel lachend. Denn um- und angebaut wurde schon so lange, wie er sich erinnern kann. „Es gibt auch noch ein Leben nach der Firma.“
#WirImGaLaBau
Simon Thiel setzt auf Stammkunden. Einen großen Teil seiner Aufträge generiert er aus bestehenden Kundenverhältnissen oder aus den Empfehlungen seiner Kunden. Das geht mit einer intensiven Betreuung und Begleitung einher. Das Unternehmen hat sich so ein gutes Stück aus dem Wettbewerb zurückgezogen.
Kontakt
- Majuntke GmbH Gärtner von Eden
- Ebrantshauser Strasse 4
- D-84048 Mainburg
- Telefon +49 87 51/86 47-40
- eden@majuntke.de
- www.majuntke-gaerten.de
Betriebsdaten
Majuntke, Gärtner von Eden
- Firmengründung: 1986
- Gesellschaftsform: GmbH
- Geschäftsführer: Simon Thiel
- Umsatz: 4,67 Mio. € (2022)
- Materialkostenanteil: 1,21 %
- Betriebsmittellohn: 21,34 €
- Kalkulator. Stundenlohn: 35,50 €
- durchschn. Verrechnungssatz: 56,65 €
- Mitarbeiter: 56, davon 3 Ingenieure, 2 Techniker, 9 Meister, 15 Gesellen, 4 Azubis, 13 Ungelernte, 4 Verwaltungsangestellte
- Bauleiter: 9
- Kolonnen: 14
- Fuhrpark/Maschinen: 14 Pkw, 1 Lkw, 9 Bagger, 8 Radlader, 2 Spezialmaschinen: Holmac Ballenschneider, Raupen-Hebebühne
- Auftraggeberstruktur: Privat (63 %), öffentliche Hand/Submission (inkl. Pflege, 37 %)
- Tätigkeitsfelder: Hausgarten (100 %)
- Mitgliedschaften: Gärtner von Eden, VGL
- Marketingverbünde: „Bauen mit Werten“
- EDV-Lösungen: Vectorworks, Rita Bosse, DocuWare, Galawork, Datev
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