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BaseG-Sommer 2025 in Kenzingen

240 Hände für den guten Zweck

Die GaLaBau-Genossenschaft BaseG baut jedes Jahr ehrenamtlich für eine Einrichtung, die sich den Bau einer Außenanlage sonst kaum leisten könnte. Diesen Sommer wurden die Gärtnerinnen und Gärtner für ein Wohn-, Gewerbe- und Kulturprojekt aktiv, das einem seit zehn Jahren leerstehenden Sanatorium im Schwarzwald neues Leben einhauchen will. Wir haben die Baustelle einen Tag vor der Fertigstellung besucht.

von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU erschienen am 06.08.2025
Das Wohn- und Kulturprojekt Kirnhalden war Gastgeberin für das BaseG-Sommercamp 2025. Chris Blanke hatte zusammen mit der „VoKo“ die Organisation vor Ort. © Tjards Wendebourg
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Anne Simmler ist eine der Mutigen. Als Mitglied im Genossenschaftsvorstand Kirnhalden ist sie Gastgeberin des Sommercamps 2025 und mit ihrem Funkgerät mitten im Durcheinander der BaseG-Baustelle. Handyempfang gibt es im Kirntal kaum. Das Funkgerät gewährleistet deshalb zuverlässig die Kommunikation. Und zu kommunizieren gibt es viel, wenn 120 Menschen und zahlreiche Kinder zusätzlich auf dem unübersichtlichen Gelände herumwuseln.

Ein neues Leben für das Clösterlein

2018 überlegte sich Anne Simmler mit einer Gruppe Gleichgesinnter aus dem Großraum Freiburg, ein alternatives Wohnprojekt zu entwickeln und gründeten später eine Genossenschaft. Als sie 2021 auf das ehemalige Kloster im Tal des Kirnbachs stießen, nahm ein mutiges Projekt seinen Anfang. Denn die Gruppe stemmte sowohl den Kauf der Immobilie als auch den Austausch der alten Ölheizung gegen eine Hackschnitzelheizanlage. Mit 10 Mio. Euro war das Projekt einst budgetiert. Doch nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges vervierfachten sich die Zinskosten und die Genossenschaft musste sich über Direktkredite wohlmeinender Menschen finanzieren. Zu tun gibt es dabei genug. Die Zeit nagt am Gebäude und, um die geplanten Nutzungen zu realisieren, müssen zahlreiche Auflagen erfüllt werden. Unterstützung ist also sehr willkommen.

39. BaseG-Event

Für die BaseG passte das Projekt bestens in das Profil der jährlichen Sommercamps. Die an Gemeinwohl interessierten Unternehmen finden in der gastgebenden Genossenschaft die Werte wieder, die sie selbst teilen. Dazu gelang es den Betreibern, ihr Projekt gut zu präsentieren. So stand schnell fest, dass die Außenanlagen des historischen Gebäudekomplexes zum Veranstaltungsort für das Sommercamp 2025 werden würde. Platz für Zelte war ausreichend vorhanden und die Großküche der historischen Anlage rechtzeitig zum Projektstart wieder auf Vordermann gebracht. Da es keinen Anschluss an das öffentliche Ver- und Entsorgungsnetzt gibt, spielten Komposttoiletten und der gutseigene Brunnen eine große Rolle.

Zahlreiche Baustellen

Für Chris Blanke, der sich dieses Jahr mit Frau und drei Töchtern beim Sommercamp engagiert, war es das erste Mal, dass er die Projektkoordination bei der BaseG übernahm. Auf dem rund 2 ha großen Gelände galt es für ihn und die Vorkommission – die sich traditionell um die Vorbereitung des Events kümmert – zahlreiche Baustellen (und die Kinderbetreuung) unter einen Hut zu bringen. Das war dieses Mal eine besondere Herausforderung, weil das Projekt besonders kompakt war, die Teilprojekte sehr dicht beieinander lagen. So galt es, ein zentrales Wegekreuz zu pflastern und mit Mauern einzufassen, Gelände abzufangen, Plätze zu befestigen und einen Pavillon sowie einen Fahrradunterstand zu errichten. An einer abgestorbenen, malerischen Thuja im Zentrum der Anlage sollte ein Spielplatz entstehen. Am Ende musste der Boden aufgelockert und neues Material aufgetragen werden, damit der sanierte Kurgarten neu bepflanzt werden kann.

Der Denkmalschutz redet mit

Die Wurzeln der Anlage reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Es wurde als Kloster gegründet, zerstört und immer wieder neu aufgebaut. Von 1717 an war es Kurbad und boomte bis zum Anfang des 2. Weltkrieges. Geschichte ist hier überall präsent. Kein Wunder, dass auch der Denkmalschutz mitreden will. So gab es für die Wiederherstellung der Außenanlagen klare Vorgaben in Bezug auf Nutzung, Materialien und Elemente, die auf der Basis alter Fotos und Pläne aufgestellt wurden. Der lokale rote Sandstein, der im Gebäude verbaut wurde, sollte sich auch im Freiraum wiederfinden. Patrick Allgaier von der Genossenschaft organisierte deshalb historische Steine aus dem Material. Joachim Flubacher als in der Region ansässiger BaseG-Betrieb, konnte viele andere Materialspenden einwerben. So stellte die Freiburger Wacker-Neuson-Station die Baumaschinen. Der Baggerbetrieb von Markus Dufner steuerte einen Minidumper bei. Beton-Braun aus Teningen lieferte 12 m³ Fertigbeton. Kaiserstühler Staudenhof Menton spendete Pflanzen und der Hof Berggarten von Björn Lau Saatgut. BaseG-Mitglied Robert Schönfeld kümmerte sich vor Ort um Pflanzsubstrat und Pflanzung. Andreas Raschke von Ingala zeichnete sich für die Materialberechnungen verantwortlich. Das ist das Wesen des Sommercamps, dass viele Menschen die Verantwortung für Ihre Baustellen übernehmen.

Generationswechsel funkioniert

Neben vielen alten Hasen, die das Sommercamp begleiten, waren auch sehr viele junge Menschen mit von der Partie. Das drückte sich auch in der Anzahl der vielen Kinder aus, die durch eine eigene Kinderbetreuung bei Laune gehalten wurden. Vor allen Dingen sollten sie von der engen Baustelle ferngehalten werden, auf der Bagger, Radlader und Dumper eine Gefahr für die Kleinen dargestellt hätten. Ganz offensichtlich teilen auch viele junge Menschen die BaseG-Werte und sind bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Dazu gehören traditionell auch die Auszubildenden der beteiligten Betriebe.

Am Ende glücklich

„Wir sind alle so im Glück. Man merkt, wie sich so ein Ort innerhalb so weniger Tage so verändern kann“, freute sich Anne Simmler schon einen Tag vor Projektabschluss. Die Baustelle war etwas in Verzug und ein heißer Donnerstag zehrte noch mal an den Nerven der Bauschaffenden. Da vieles improvisiert wird, geht auch schon mal was schief – da passt dann etwa das Rastermaß der Dachlattung nicht zu den historischen Dachziegeln oder bei einer schwer zu handelnden Sandsteinplatte platzt an der denkbar ungünstigsten Stelle die Kante ab. Da heißt es gut durchatmen und ruhig bleiben. Trotzdem waren nachher auch alle Gärtnerinnen und Gärtner stolz, es wieder in einer Woche geschafft zu haben. Familiengefühl, Austausch und Erfahrungszuwachs gab es inklusive.

Nächstes Jahr feiern die BaseGler das 40. Projekt. Vom 31. Juli bis 9. August 2026 wird dann auf Rügen gebaut; wieder für ein Wohn-, Gewerbe- und Kulturprojekt.

Lebensart mit Schwarzwaldflair

Das 1360 zum ersten Mal als Paulinerkloster beurkundete Gebäude war erst Heimat von Mönchen und Nonnen, später Kurbad, Lazarett und zuletzt Alten- und Pflegeheim, bevor es ein Freiburger Gastronom kaufte, um daraus eine Event-Location zu machen. Doch daraus wurde nichts – auch weil die Auflagen hoch sind und die Nutzung auf Kurbetrieb beschränkt ist. Über lange Zeit wohnte nur der Künstler Rudolf Dilger in der Anlage. 2023 kaufte es die Genossenschaft Wohn- und Kulturprojekt Kirnhalden und arbeitet seitdem an Sanierung und Weiterentwicklung. Die Gemeinde Kenzingen unterstützt das Vorhaben, will aber keinen Nutzungs-Freifahrtschein ausstellen und spätere Expansionen in den Außenraum zu verhindern. 51 % der Nutzung müssen gewerblich sein. Heute wohnen 14 Erwachsene und 6 Kinder in der Groß-WG; inklusive zentralem Einkauf, gemeinschaftlicher Versorgung und gemeinsamer Mobilitätsflotte. In Zukunft sollen ein Ausflugscafé und ein Seminarhotel für Gruppen bis 40 Menschen für Einkünfte sorgen. Die Zahl der Bewohnenden soll auf 50 Personen steigen.

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