Über 200 Menschen kamen nach Landshut
Als großen Erfolg können die Organisatoren den 10. Bayerischen Praxistag Landschaftsbau verbuchen. Die am 26. September 2025 nach längerer Pause zum ersten Mal wieder durchgeführte Veranstaltung zog eine Rekordzahl von Profis an; eine erfolgreiche Einweihung der sanierten Mehrzweckhalle am Agrarbildungszentrum im niederbayerischen Landshut.
von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA erschienen am 29.09.2025
Als Johannes Prügl (Bodeninstitut Prügl) um 9:30 die über 200 Gäste begrüßte, konnte Organisatorin Ulrike Roth von der Fachschule Gartenbau in Landshut sich bereits zufrieden zurücklehnen. Denn schon da war klar, dass es Ihr gelungen war, eine große Zahl von Profis aus Landschaftsbau, Kommune und Landschaftsarchitektur für die Teilnahme zu begeistern und mit der Referentin und den Referenten die richtige Auswahl getroffen zu haben.
Karl-Friedrich Engel, Geschäftsführer der mitveranstaltenden BBG Donau-Wald, riet den Praktikern bei der Verwendung von Kompost auf die Qualität zu achten. Gerade der Salzgehalt sei ein guter Indikator, welche Ausgangssubstanzen im Kompost verarbeitet wurden. Guter Kompost rieche intensiv nach Erde und sei nur durch Zeit zu gewinnen. Erst die Nachrotte sorge für ausreichende Reife.
Rasenexperte Hartmut Schneider, Mitautor des Ulmer-Fachbuchs „Handbuch Rasen“, hatte für die Teilnehmende gute Tipps zur Anlage und Pflege von Rasenflächen auf Lager. Besonders kritisch ging er dabei mit Rollrasen ins Gericht (jeder sollte mindestens die TL Fertigrasen kennen!) und plädierte für die Ansaat. Dabei könne das Saatgut nicht gut genug sein und die Verwendung eher mittelgrüner Gräser sei sinnvoll. Vor der Ansaat riet er dringend zur Prüfung des Baugrundes auf Verdichtung und Staunässe. Bei bindigen Böden sei grubbern oder eggen dem Fräsen vorzuziehen. Um am Ende die Deckung zu bewerten, empfahl er die kostenlose englischsprachige App Canopeo. Abschließend legte er den Praktikern ans Herz, den Kunden eine Pflegeanleitung an die Hand zu geben.
Der Sachverständige Jörn Dahnke, Technischer Leiter beim Fugenmörtelanbieter GftK in Rheinbach bei Bonn, wies darauf hin, dass alleine wegen der gestiegenen Ansprüche der Kundschaft, das Thema Bewegungsfugen an Bedeutung gewonnen habe. Unter dem Motto „Fuge? Haben wir weggelassen – sah besser aus“ riet er dazu, gerade eingespannten Materialien Platz zur Ausdehnung zu lassen und grundsätzlich die Spannung aus der Fläche zu nehmen. In gebundenen Belägen würden ganz unterschiedliche Ausdehnungskooeffizienten zum Tragen kommen, deren Größe von zahlreichen Parametern, wie Einbautemperatur, Material, Materialfarbe, Exposition etc. abhängen würden. Bei allen aufgehenden Bauteilen müssten zwingend Bewegungsfugen eingeplant werden. Er empfahl, sowohl mit Prospektbildern als auch mit Versprechungen vorsichtig zu sein. Nur weil wir es könnten, müssten wir noch lange nicht alles machen.
„Viel gescheiter ist es doch, Dinge zu machen, von denen man weiß, dass die funktionieren.“ Jörn Dahnke, Köln
Dahnke appellierte an die Praktiker, sich mehr auf den eigenen Verstand und die Erfahrung zu verlassen. Außerdem schlug er eine Bresche für das Gewerk. „Wir brauchen junge, motivierte Menschen, die die immer komplizierteren Materialien auch verbauen können.“
Moderator und Mitveranstalter Johannes Prügl verlegte seine bewährte Bodenansprache wieder nach draußen. Im Anschluss an die Mittagspause zeigte er, wie man praktisch und auf der Baustelle mit Boden umgeht. Das können Interessierte in der „Kleinen Bodenschule“ von DEGA auf YouTube machverfolgen.
Den Abschluss machte die Sachverständige Britta Weiß (Büdingen), die gewohnt unterhaltend auf die Probleme beim Fassadenanschluss hinwies. „In den Gewerken, in denen Sie alles rumpfuschen – das hat doch nichts mehr mit GaLaBau zu tun“, pointierte die Fachfrau die Überbreite des Gewerks. Gledichzeitig biete der Fassadenanschluss viel Nachtragspotenzial und eine Menge Fallen. Sie gab viele wertvolle Hinweise (Bleche dürfen niemals eingebunden werden, die Drainage ist nur für das Oberflächenwasser da, bringt mehr Gefälle in den Baugrund etc.). Vieles ist in der Sockelrichtlinie der Stuckateure enthalten, wo Weiß für den VGL Baden-Württemberg an der 4. Auflage mitgearbeitet hat. In DEGA GALABAU 4/2026 ist dazu eine Checkliste geplant.
Insgesamt ist der Bayerische Praxistag eine Erfolgsgeschichte (zur Gründung 2010 kamen 16 Menschen), die auch dieses Mal bei den Teilnehmenden sehr gut ankam. Die Ehemalige waren anschließend vom Förderverein auf dem nahen Schulhof der Fachschule zum Grillen eingeladen und konnten den Tag noch einmal Revue passieren lassen.
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