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05/2009: Führerscheine erhöhen den Marktwert des Gärtners

Wir fragten Betriebsinhaber, wie sie ihre Mitarbeiter mit Führerscheinen (im Folgenden FS) ausstatten, wie sie das finanzieren, wie groß der Bedarf ist und ob sie an den Vorschriften etwas ändern würden. Aus den Antworten ist zu erkennen: Es besteht noch ein großer Bedarf an Mitarbeitern mit höheren Führerscheinen. Diesen zu decken, dafür gibt es einige Hürden zu überwinden.
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Es reicht in unserem Betrieb aus, wenn drei bis vier Mitarbeiter die Fahrzeuge (zum Beispiel Anhängerzug) fahren dürfen. Sollten die ausgesuchten Mitarbeiter den FS nicht besitzen, dann finanzieren wir die Ausbildung zu 60 % mit. Im Gegenzug verpflichtet sich der Mitarbeiter auf eine Betriebszugehörigkeit nach Erwerb von mindestens fünf Jahren. Scheidet der Mitarbeiter – egal aus welchem Grund – vorzeitig aus, muss er den von uns finanzierten Anteil zurückerstatten.

Thomas Büchner, Büchner Fertigrasen, 64665 Alsbach-Hähnlein


Der geeignete Zeitpunkt, um den Lkw-FS zu machen, ist aus meiner Sicht die Ausbildung. Die meisten meiner Azubis sind volljährig und haben schon den FS bis 3,5 t. Ich versuche den FS-Erwerb so zu legen, dass der Betrieb noch mindestens ein Jahr davon profitiert, und gebe einen Zuschuss zu den Kosten. Die Azubis müssen aber einen größeren Teil selber beitragen. Das tun die meisten gerne und bringen dazu Überstunden mit ein. Der Vorteil für den Azubi: 1) Er oder sie wird gerne von den Teams mitgenommen, kann 2) einen wertvollen Beitrag zum Geschehen auf der Baustelle leisten (vorteilhaft auch für den Betrieb). 3) Nach der Ausbildung ist der „Marktwert“ mit Lkw-FS weitaus höher. Und 4) steigert das Ganze die Motivation und so die Produktivität des Azubis. Somit haben wir eine Win-win-Situation. Allerdings: Es gibt bei mir grundsätzlich keine Verpflichtung wie „Ich zahle dir den FS und du bleibst noch 3 Jahre.“ Das widerspricht dem Prinzip, dass wir nur mit Freiwilligen arbeiten möchten und dass Geben und Nehmen innerhalb des Vertragszeitraums ausgeglichen sein müssen Damit das Ganze so funktioniert, braucht es noch eine gute Fahrschule, die die Theorie in einer kompakten Blockwoche anbietet und auch die Praxis zügig durchzieht. Von 13 Mitarbeitern mit bezahlten Führerscheinen sind derzeit noch elf im Betrieb tätig, darunter aktuell fünf Azubis.

Albrecht Bühler, Baum und Garten, 72622 Nürtingen


Derzeit sind wir in der glücklichen Lage, dass noch genug Fahrer vorhanden sind. Sollte einer unser Nachwuchsfachkräfte seinen FS „aufstocken“, würden wir dies als Darlehen immer vorfinanzieren und auch einen adäquaten Zuschuss spendieren. Leider ist die Resonanz auf dieses Angebot derzeit gleich null. Wir glauben aber, dass sich dies in den nächsten Jahren massiv ändern wird, da ein guter Fach- oder Vorarbeiter nicht um diese Qualifikationen herumkommt.

Oliver Gertzen, Baumann Gärten & Freiräume, 64347 Griesheim


Wie viele andere Firmen haben wir seit der Einführung der neuen FS ständig Probleme. Die meisten Lkw haben nunmal mehr als 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht. Bei Neueinstellungen oder Übernahme von Auszubildenden ist der FS Klasse C1E Bedingung. Oft ist es so, dass zur Finanzierung des FS ein zinsloser Kredit gewährt wird. Nach meiner Meinung sind die geltenden Vorschriften überzogen und müssten dringend überarbeitet werden.

Cölestin Huhn, Garten- und Landschaftsbau C. Huhn, 36381 Schlüchtern-Wallroth


Wir haben mit einer örtlichen Fahrschule einen günstigen Pauschalpreis für den Lkw-FS ausgehandelt und bezuschussen die Kosten. Das Angebot wird gut genutzt, sodass wir genügend Lkw-FS-Besitzer im Betrieb haben. Für die Nachschulung der Fahrer, welche ja demnächst alle fünf Jahre nachgewiesen werden muss, lassen wir die Fahrschule in unseren Betrieb kommen. Es gibt auch die Möglichkeit, den FS bei der Deula zu erwerben mit Kostenersatz durch die Bundesagentur für Arbeit.

Reimund Klute, Klute Garten- und Landschaftsbau GmbH & Co. KG, 59846 Sundern


Unser Betrieb ist sehr klein mit nur einer Mitarbeiterin. Ich selbst besitze alle FS-Klassen. Ich finde die EU-Vorschriften, für jedes „Fahrzeug“ einen gesonderten FS besitzen zu müssen, etwas übertrieben. Deutschland ist da wohl wieder der Vorreiter, denn Recht und Gesetz werden schon sehr genau beachtet. Ob das für die Praxis sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln.

Rainer Neuhauser, Gartengestaltung, 85748 Garching


Bei uns ist es für einen Vorarbeiter Voraussetzung, dass der FS Klasse 3 oder BE vorhanden ist. Ich kann es nicht nachvollziehen, warum junge Fachkräfte nicht gleich den FS für Pkw mit Anhänger machen. Wenn ich bedenke, was andere in ihre Aus- und Weiterbildung investieren, sind die Aufwendungen für einen nötigen Anhänger-FS verschwindend gering. Zumal wir als Betrieb einen Zuschuss dafür bezahlen würden. Der FS erhöht den Marktwert des Gärtners deutlich. Er kann damit mehr Verantwortung auf der Baustelle übernehmen. Wir haben unseren Mitarbeteitern den Stapler-FS bezahlt. Das sind ein Samstagvormittag und 100 e. Fast alle haben ihn gemacht. Dieses Frühjahr haben wir über die Berufgenossenschaft ein Fahrsicherheitstraining organisiert. Das war sehr gut. Unsere Fachkräfte, unser Mini-Jobber, mein Mann und ich haben daran teilgenommen. Das kann ich anderen Betrieben nur empfehlen.

Karin Nonnenmann, Nonnenmann GmbH, 75417 Mühlacker


In meinem Betrieb hat ein Mitarbeiter in den letzten Monaten den Lkw-FS auf Kosten des Betriebs gemacht. Die Ausgabe wurde fiktiv in fünf Teile geteilt, von denen jährlich ein Teil verfällt. Er hat sich verpflichtet, den Restbetrag bei Ausscheiden innerhalb der nächsten fünf Jahre an den Betrieb zurückzuzahlen. Wenn er länger im Unternehmen bleibt, so gilt der FS als abgeschrieben. Prüfungsgebühren wurden vom Betrieb einmalig übernommen, Wiederholungen waren vom Mitarbeiter selbst zu tragen. Fortbildungen wurden im Betrieb in den letzten fünf Jahren mehrmals bezahlt: dreimal Seilklettertechnik A inklusive Kletterausrüstung, einmal Ladungssicherung. Es wird auch in Zukunft in ähnliche Fortbildungen investiert werden. Zum Beispiel Ladekranbedienung, Radlader oder Bagger sowie SKT B.

Olaf Pressel, Die Pressler, 70186 Stuttgart


Wir haben fast ausschließlich 7,5-t-Lkw, deshalb brauchen unsere jüngeren Mitarbeiter mindestens FS-Klasse CE. Wir haben eine Fahrschule, die die Ausbildung zum CE1 für 1500 e für uns macht. Der Mitarbeiter erhält von uns einen Zuschuss von 500 EUR. Diese Regelung wird leider im September zunichte gemacht und der FS wird für viele finanziell und zeitlich in unerreichbare Ferne rücken. Heute ist schon fast der „normale“ FS Klasse B so teuer, dass viele Jugendliche darauf verzichten, diesen gleich mit 18 Jahren zu machen. Oft sinken dadurch die Chancen auf einen Arbeitsplatz, da wir diese Leute nicht einmal Radlader fahren lassen dürfen, sobald sie eine öffentliche Straße benutzen. Wir würden uns die alte Regelung, dass mit dem Pkw-FS Lkw bis 7,5 t gefahren werden dürfen, wieder wünschen. Denn darauf waren bisher alle Lkw-Größen abgestimmt, kleinere Lkw haben für uns zu wenig Nutzlast.

Karin Schiessle, Schiessle GmbH & Co. KG, 89537 Giengen


Ich habe gerade unseren Mitarbeitern das Angebot unterbreitet, den FS für Anhänger zu machen. Der Betrieb übernimmt dabei die Fixkosten, die Arbeitnehmer müssen die Fahrstunden bezahlen. Grundsätzlich sind solche Fortbildungsmaßnahmen in beiderseitigem Interesse sehr wichtig. Dass man für einen FS zum Fahren von 7,5-t-Lkw mit Anhänger mehrere Tausend Euro los ist, das ist eindeutig eine viel zu hohe Belastung für Betriebe und für die ja meist jungen Menschen, die zur Ausführung ihrer Arbeit auf solche FS angewiesen sind. Die Vorschriften müssen gelockert werden.

Andreas Raschke, InGaLa Dienstleistungen in Garten und Landschaft, 67808 Bayerfeld-Steckweiler


Wir wünschen uns, dass während der Ausbildungszeit in der überbetrieblichen Ausbildungsstätte der FS für Transporter über 2,8 t mit Tandemanhänger mit erworben werden kann. Die Mehrkkosten gegenüber einem Pkw-FS könnte der Betrieb übernehmen. Eine Gesamtförderung über die Agentur für Arbeit wäre für beide Seiten vorteilhafter. Bei Arbeitsgruppen von zwei bis fünf Fachkräften sollte jeder in der Lage sein, ein Fahrzeug mit Anhänger (beladen zum Beispiel mit Minibagger oder Verdichtungsgerät) zu fahren. Fällt jemand wegen Krankheit, Arbeitsunfall oder Urlaub aus, kann jeder andere im Team diese Transportaufgaben mit übernehmen. Beim Lkw-FS wäre es ebenfalls wünschenswert, wenn zum Beispiel jeder vierte bis fünfte Mitarbeiter in der Lage wäre, eine Lkw über 7,5 t Nutzlast zu fahren. Der FS ist eine Grundvoraussetzung für eine Stellenbesetzung im GaLaBau und in anderen Baugewerken.

Rüdiger Singbeil, Singbeil Bau GmbH, 31226 Peine


Der Bedarf der FS-Klasse II ist recht groß, jedoch FS-Klasse BE ist erheblich höher, da hier das Fahrzeug mit Hänger geführt werden kann. Den Erwerb des FS überlassen wir den Mitarbeitern selbst. In Ausnahmefällen wird ein Vertrag geschlossen, dass wir die Kosten übernehmen. Sollte der Mitarbeiter innerhalb von drei Jahren ausscheiden, muss er sodann die Hälfte der FS-Kosten zurückzahlen. Eine Änderung der Vorschrift wäre sinnvoll, dass es nur FS-Klasse BE geben würde, somit ein Hänger mitgeführt werden kann.

Ulrich Stenger, Stenger Garten- und Landschaftsservice GmbH, 63075 Offenbach


Wir haben in unserer Firma 10 Radlader und 7 Bagger. Seit 25 Jahren bilden wir unsere Fahrer im Betrieb selbst aus. In den letzten 25 Jahren hatten wir noch keinen Unfall. Ich habe kein Verständnis für einen solchen bürokratischen und kostenintensiven Schwachsinn, neue Führerscheine zu produzieren. Das ist nur gut für die Dekras, TÜVs, Deulas. Unsere Regierung hält uns alle für zu blöd, um unsere qualifizierten Mitarbeiter selbst auszubilden. Wer sagt uns, das fremde Ausbilder dieses besser können als wir selbst? Es wird wohl der gleiche Unsinn auf uns zukommen, wie mit den Führerscheinen A, B, C, CE, CC. Die Regulierungswut des Staates nimmt kein Ende.

Hartwig Stegemann, Stegemann Garten- und Landschaftsbau, 49624 Löningen

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