Blitzumfrage 4/2014: Wie halten Sie's mit den Löhnen?
Mit dem Fachkräftemangel wird auch wieder mehr übers Geld gesprochen. Der Beruf kann noch so schön sein – man muss trotzdem anständig davon leben können. Dabei konkurriert der GaLaBau mit vielen Branchen. Wie ist Ihre Meinung dazu?
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Matthias Lösch, Berlin
Dualer Bildungsgang geeignet
Unser Beruf ist gegenüber anderen körperlichen Berufen in seiner Attraktivität und Vielfältigkeit deutlich im Vorteil. Dieses sollten wir uns bewusst sein und offensiv und selbstbewusst unseren Beruf bewerben. Es kommt aber auch wesentlich auf die Attraktivität der Betriebe und deren Außendarstellung an. Ausbildung sollte daher zur Chefsache werden. Die Suche nach Bewerbern und Nachwuchskräften ist heute eine aktive Leistung der Betriebe. In unserer Region haben wir für das kommende Wintersemester einen neuen Dualen Bildungsgang geschaffen. Innerhalb von vier Jahren werden die Absolventen die Landschaftsgärtnerprüfung ablegen und den Bachelor-Abschluss im Studienfach Landschaftsbau- und Grünflächenmanagement erlangen. Dieser Studiengang wurde in Zusammenarbeit mit der Beuth-Hochschule und unserem OSZ nahe an den Bedürfnissen des Berufsstandes entwickelt. Hier bekommen die Betriebe eine sehr gut Möglichkeit, künftige Führungskräfte eng an den Anforderungen des eigenen Betriebes auszubilden. Das Interesse der Betriebe und von Studiensuchenden zeigt sich bisher als sehr hoch.
Matthias Lösch ist Vorstandsmitglied im FGL Berlin und Brandenburg und Inhaber der Firma Roland Riedel Garten- und Landschaftsbau in Berlin.
Georg Firsching, Berlin
Altersvorsorge wichtig
Den letzten Tarifabschluss finde ich angemessen und gerade mit Blick auf die überproportionale Anhebung der Auszubildendengehälter notwendig und gut. Umfragen kommen immer wieder zu dem Ergebnis, dass die Höhe des Gehaltes sicherlich für die Bestreitung des Lebensunterhaltes wichtig ist, dass es aber durchaus noch andere wichtige Kriterien für eine nachhaltige Mitarbeiterbindung gibt. Bei uns ist das Thema Altersvorsorge bei den Mitarbeitern schon lange von großer Bedeutung. Viele Mitarbeiter haben eine Direktversicherung, die von der Firma finanziert wird. Darüber hinaus gibt es Dienstwagen, die auch an die privaten Bedürfnisse angepasst sind, teilweise auch auf Poliersebene. Den von der GroKo angekündigten gesetzlichen Mindestlohn zahlen wir sowieso. Ich arbeite gerne bei mir!
Georg Firsching ist kaufmännischer Geschäftsführer der Firma Flöter & Uszkureit GaLaBau GmbH.
Balbina Fuchs, Lenggries
Gute Leistung wird honoriert
Wir hatten diese Woche unsere interne Besprechung zur Erhöhung der Löhne. Alle unsere Mitarbeiter werden an die neuen Tarife angepasst. Unsere Mitarbeiter leisten auf der Baustelle und im Büro einen tollen Job und dies soll auch entsprechend entlohnt werden. Wenn wir unter Tarif zahlen würden, könnten wir unsere Mitarbeiter nicht halten. Auch Mitarbeiter, die eigentlich von der Ausbildung her eine geringere Lohnstufe hätten, aber mehr Verantwortung übernehmen und mehr leisten, werden ihrer Leistung entsprechend bezahlt. Da bekommt ein Facharbeiter dann den Lohn eines Gesellen oder ein Geselle (wenn er dauerhaft die Position eines Baustellenleiters übernimmt) den Lohn eines Meisters. Gute Leistung soll schließlich auch gewürdigt werden. Außerdem ermöglichen wir unseren Mitarbeitern eine Vielzahl an Weiterbildungsmaßnahmen, was bei unseren Mitarbeitern gut ankommt. Durch die Tarifanpassung und die gelungenen Weiterbildungen der Akademie Landschaftsbau in Weihenstephan, der Gärtner von Eden und der Firma Biotop herrscht eine tolle Stimmung im Betrieb für den Saisonstart 2014.
Balbina Fuchs ist Juniorchefin bei der Fuchs baut Gärten GmbH.
Torsten Hainmüller, Radolfzell
Brauchen anständige Löhne
Die Gartenbaubranche macht sich das Leben selbst schwer. Hintergrund ist hier aus meiner Sicht die fehlende wirtschaftliche Ausbildung mancher Unternehmer. Es werden Verrechnungslöhne auf den Markt geschmissen, die eigentlich nicht gewinnbringend sein können. Wir gehören sicher zu den teureren Gärtnern, da wir hauptsächlich übertariflich zahlen. Das ist aus meiner Sicht auch zwingend notwendig, um gutes Personal zu bekommen. Die Tariferhöhungen begrüße ich. Diese waren zwingend notwendig, da es nicht möglich ist, mit einem Vollzeit-Gärtnerlohn seine Familie gut zu ernähren. Das ist eigentlich nicht hinnehmbar.
Torsten Hainmüller führt seine Firma in Radolfzell.
Oliver Prell, Pettstadt
Bezahlung, Team und Einstellung müssen stimmen
In unserem Betrieb wird der Tarifvertrag eingehalten, was, wie wir von neuen Kollegen erfuhren offensichtlich nicht üblich ist. Des Weiteren haben wir eine betriebliche Altersvorsorge und bekommen noch ein „ Zuckerl“ im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten. Ein ganz wichtiger Faktor ist der Umgang im Team und im Betrieb. Wenn das neben dem Lohn stimmt verliert man kaum Teammitglieder. Neue zu gewinnen bzw. Auszubildende zu finden ist ein anderes Thema. Konkurrenz zur Großindustrie ist nicht möglich. Dort sind einfach andere Renditen zu erwirtschaften wie in unserem Beruf. Es ist auch nicht erstrebenswert Azubi zu bekommen, die Industrieberufe anstreben. Was ich da auf den letzten Ausbildungsmessen erlebte, ist nicht zu beschreiben. Jemand, der einen Job machen will ist im Gartenbau fehl am Platz. Landschaftsgärtner ist ein Beruf und Beruf entstammt dem Wort Berufung. Wir müssen alle daran arbeiten die schönen Aspekte unseres Berufes hervorzuheben, und die Leute abholen, die sich dazu berufen fühlen.
Oliver Prell ist Technischer Leiter des Betriebs Gärten fürs Leben in Pettstadt
Ulrich Schultze, Großbeeren/Berlin
Die Wertschätzung gegenüber Gärtnern muss gesteigert werden
Wir zahlen den Mitarbeitern bis jetzt nur Tariflohn, jedoch hat Berlin auch eine Sonderstellung, tarifgerechte Bezahlung hat sich im Großraum Berlin noch nicht bei allen Betrieben herumgesprochen. Wir haben viele Betriebe, die nicht im Fachverband sind sowie auch einige schwarze Schafe unter den Verbandsmitgliedern. Wir merken jedoch auch, dass es schwieriger geworden ist, gute Fachkräfte am Markt zu bekommen. Wir haben unsere eigene Strategie neue Mitarbeiter zu bekommen, wir überlassen das Anwerben unseren Mitarbeitern, man kennt sich und wenn ein Mitarbeiter in einem Betrieb unzufrieden ist oder keine tarifliche Bezahlung bekommt, ist er auch bereit zu wechseln und unser Mitarbeiter bekommt eine Prämie. Es ist richtig, dass unser Beruf anstrengend ist und sehr viel Einsatz und Verständnis von allen Mitarbeitern erfordert, da ist der Unternehmer gefordert für ein gutes Arbeitsklima und Ausgleich zu sorgen. Die Wertschätzung gegenüber dem Gärtner in der Bevölkerung muss gesteigert werden, dann können wir auch höhere Löhne zahlen. Der Markt bestimmt immer noch die Preise.
Ulrich Schultze führt einen GaLaBau-Betrieb mit Planungsbüro in Berlin und Großbeeren.
Albrecht Bühler, Nürtingen
Müssen uns nicht verstecken
Der Arbeitslohn ist wichtig, er muss stimmen und wird regelmäßig von Gewerkschaften und Unternehmensverband neu ausgehandelt. Das Durchschnittsentgelt liegt in Deutschland bei ca. 16 Euro. Das verdient im GaLaBau ein guter Vorarbeiter. Also: wir müssen uns nicht verstecken! Wir haben in der grünen Branche attraktive Arbeitsplätze für Menschen, die gerne draußen, in der Natur, körperlich und kreativ arbeiten möchten. Dafür gibt es genügend Nachfrage. Was wir allerdings darüber hinaus noch anbieten sollten ist die Möglichkeit selbständig zu arbeiten, abwechslungsreiche Tätigkeiten auszuführen, ein fürsorgliches Betriebsklima zu erleben und sich persönlich weiterentwickeln zu können. Dann muss uns um Arbeitskräfte in unserem schönen Beruf auch in Zukunft nicht allzu bange sein.
Albrecht Bühler führt die Firma Baum und Garten in Nürtingen.
Verdienen, was wir verdient haben
Ich habe meine Kollegen immer schon übertariflich bezahlt und werde das Lohnniveau auch stets an der betriebswirtschaftlich maximal möglichen Obergrenze halten. Zum einen mag Geld nicht alles sein, jedoch ist es selbstverständlich auch die monatliche Gehaltsabrechnung, die die Wertschätzung einer Arbeitskraft zum Ausdruck bringt und zum anderen ist es mir aber auch ein persönliches Anliegen, dass alle Mitarbeiter des Betriebes nach solidarisch besten Möglichkeiten entlohnt werden. Ein Teil für betriebliche Rücklagen, den Rest für die Entlohnung.
Wenn ich höre, dass es Betriebe gibt, die ungelernten Helfern 5 Euro pro Stunde zahlen, stellen sich mir die Nackenhaare auf. So ein Chef möchte ich nie sein müssen … Ich zahle mir selbst ebenfalls ein Festgehalt aus, das sich sogar nahezu im selben Bereich meines qualifiziertesten Mitarbeiters bewegt. Das ist für mich ausreichend und lieber ist es mir, wir verdienen alle auch das, was wir „verdient“ haben. Das betrifft ebenso den 24.12. und den 31.12. als betriebliche Sonderurlaubstage sowie bestmögliches Weihnachtsgeld das das Jahr hergibt.
Ingo Kessler betreibt eine GaLaBau-Firma in Stuttgart
Mehr als Tarif plus Zuschlag
Ich bezahle meinen Mitarbeitern etwas mehr als der Tariflohn. Zudem gibt es für die Produktivstunden einen freiwillig bezahlten Zuschlag. Die Zufriedenheit von Mitarbeitern lässt sich nicht nur mit € aufwiegen, maßgeblich sind weitere Faktoren wie z.B. Betriebsklima, Aufstiegschancen, Fortbildungen etc.
Olaf Pressel leitet Die Pressler Baumpflege & GaLaBau Stuttgart.
Bezahlung und Arbeitsklima müssen stimmen
In der Schweiz ist der Mindestlohn bereits Fakt. Wir zahlen gerne auch mehr, denn die Schweizer Kundschaft schätzt Qualitätsarbeit und zahlt in der Regel pünktlich und genug, um diese Löhne zahlen zu können. Eine „Geiz ist geil“-Mentalität gibt es nur bei Generalunternehmen als Auftraggeber. Fachkräfte sind auch hier Mangelware und kaum aufzutreiben. Gutes Arbeitsklima gepaart mit interessanten Objekten helfen mehr als 100 Franken mehr Lohn.
Fritz Hilgenstock ist Inhaber der Firma Hilgenstock Naturgärten.
Nils Jenkel, Tangstedt
Von Bananen und Affen
Bei uns werden alle Mitarbeiter mindestens nach Tarif oder über Tarif bezahlt. Gerne würden wir auch mehr bezahlen, wenn dies von den Kunden getragen wird. Das ist bei uns leider nicht möglich, da zu viele Kleinbetriebe mit ein bis zwei Mann den Preis nach unten drücken. Jetzt ist es schon schwer, gute Mitarbeiter zu bekommen und vor allem diese zu behalten. Dies kann nur mit Vergünstigungen und Arbeitszeitkonten sowie flexiblen Arbeitszeiten geschehen. Genau so ist für mich ein persönlicher Kontakt sehr wichtig. Für Geld alleine arbeitet keiner lange in diesen Beruf, dies geht nur mit Spaß und Freude. Dieses aufrecht zu erhalten ist die Kunst des Unternehmers. Aber eine Sache sollte man sich immer merken: „Wer mit Bananen bezahlt, sollte sich nicht wundern, wenn nur Affen für ihn arbeiten“
Nils Jenkel führt die Gärtnerei Jenkel mit Betriebsteil GaLaBau.
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