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Beschäftigen Sie Migranten? (Blitzumfrage 5/2015)

Beschäftigen Sie Mitarbeiter/Azubis mit ausländischen Wurzeln? Welche Erfahrungen machen Sie bezüglich der Integration, der mitgebrachten beruflichen Kenntnisse, der Sprache? Unterstützen Sie die Teilnahme an Sprach- und Fachkursen? Wie kann man die Integration der Menschen in unsere Arbeitswelt Ihrer Meinung nach generell fördern?
Wir haben viele ausführliche Antworten erhalten, danke! Leider können wir sie nicht vollständig abdrucken. Sie finden die kompletten Stellungnahmen unter www.dega-galabau.de.

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Jörg Busch, Düren

Von Teilzeit auf Vollzeit

Wir haben einen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund als Teilzeitbeschäftigten. Warum sollen wir diese Menschen denn nicht einstellen? Gerade jetzt zeigt sich, wer arbeiten will oder nur heiße Luft von sich gibt. Er hat sich gut entwickelt, fragt, wenn er etwas noch nicht kennt, ist fleißig, zuverlässig, pünktlich und vor allem arbeitswillig. Zum nächsten Monat werden wir ihn auf Vollzeit einstellen mit Tariflohn. Zusätzlich wird er den Führerschein machen und diverse Kurse der Deula besuchen. Unsere weitere Arbeitsweise kann er dann durch Praxisarbeiten lernen. Damit haben wir dann einen vollwertigen Mitarbeiter, den wir gerne und überall einsetzen können.

Jörg Busch führt einen GaLaBau-Betrieb.


Susanne Folz, Hilzingen

Hilfen durch Ämter und Institutionen in Anspruch nehmen

Da wir noch eine Lehrstelle frei hatten und einen erwachsenen Auszubildenden nehmen wollten, fragte ich einen Bekannten von mir, ob er Interesse hätte. Er stammt aus Afrika, spricht hervorragend deutsch und ist auch schon einige Jahre hier. Es ist aber daran gescheitert, dass er keinen Schulabschluss hat und daher in Deutschland auch keine Lehre machen kann. An so etwas hatte ich nicht gedacht … Leider scheint es auch von Seiten der Agentur für Arbeit keine große Hilfe für einen Erwachsenen (circa Mitte 40) zu geben, einen Schulabschluss nachzuholen.
Anmerkung der Redaktion: Es gibt für solche Fälle durchaus Fördermöglichkeiten und Hilfen. Man kann sich an die Agentur für Arbeit, an Schulämter und die IHK wenden.

Susanne Folz ist Planerin  bei der Grimm garten gestalten GmbH.


Günther Daiß, Waiblingen

Gute Erfahrungen mit polnischen Kollegen

Wir arbeiten schon über 20 Jahre mit polnischen Landsleuten. Wir werden automatisch weiterempfohlen. Unsere Mitarbeiter bringen den Nachbarn, den Verwandten und inzwischen auch die Söhne mit. Der Vorteil ist, dass immer nur gute Leute empfohlen werden -  keiner gibt sich die Blöße, jemanden „schlechtes“ anzuwerben. Wir machen auch viel für unsere polnischen Kollegen, sie werden im Betrieb integriert. Wir bieten zweimal in der Woche betrieblichen Deutschunterricht an, erstellen mit ihnen langfristige Karrierepläne. Sie haben bei uns günstige Betriebsunterkünfte und gehören einfach bei allem mit dazu.

Günther Daiß ist Geschäftsführer der Firma Gärten von Daiß.

 

Cölestin Huhn, Schlüchtern-Wallroth

Russlanddeutsche gut integriert

Wir haben seit vielen Jahren mehrere deutsch sprechende Russlanddeutsche in unserem Mitarbeiterstamm. Diese sind zuverlässig, arbeitsam und unterstützen uns seit vielen Jahren tatkräftig. Alle sind in die Arbeitsteams und an ihren Wohnorten gut integriert.

Cölestin Huhn führt einen GaLaBau-Betrieb.


Oliver Prell, Pettstadt

Politik ist zu unbeweglich

Die größte Schwierigkeit besteht meiner Ansicht nach in der Unbeweglichkeit deutscher Bürokratie. Ich bin hier mit vielen Politikern in der Diskussion und das ist frustrierend. Granit ist beweglich gegen unsere Politiker. Wir haben in den 90ern einen muslimischen Kosovo-Albaner und einen Aussiedler aus Kasachstan in das Berufsleben und unsere ländlich geprägte Gesellschaft integriert. Das hat hervorragend funktioniert, trotz der Gegensätze von muslimischer und sowjetischer Prägung und der Vorurteile. Letztlich hatten wir gute und loyale Mitarbeiter, die auch nach Verlassen unseres Unternehmens in der Gesellschaft angekommen sind. Beide halten nach wie vor in unregelmäßigen Abständen Kontakt zu uns.
Viele Flüchtlinge haben eine hohe Motivation, in unserer Gesellschaft anzukommen, ja sind durchaus dankbar, hier Schutz und Hilfe zu erhalten. Aber die politischen Regelungen lassen eine Integration gar nicht zu und das ist von unseren Regierungen (egal welcher Partei) genau so gewollt. Jeder Mensch sollte eine Chance auf Ausbildung, Arbeit und Integration erhalten. Eine günstige Investition gegen Intoleranz und Terrorismus wäre dies allemal!

Oliver Prell leitet den Betrieb Gärten fürs Leben.


Georg Dangel, March

Arbeit ist die beste Integrationshilfe

Wir haben Personalbedarf für eine gut ausgebildete Fachkraft, die bereit ist, in einem kleinen Fachbetrieb mit Privatkundschaft zu tarifähnlichen Bedingungen zu arbeiten. Tarifähnlich heißt nicht schlechter bezahlt, aber manche zusätzliche Leistungen, wie den beliebten Firmenkombi obendrauf, können wir uns nicht leisten. Allerdings kostet uns die Fachkraft zu den lokalen branchenüblichen Bedingungen so viel, dass zusätzlich zwei AK mit niedrigeren Stundensätzen eingestellt werden müssten, um betriebswirtschaftlich austariert zu sein.
Alternativ denke ich inzwischen darüber nach, Migranten zu beschäftigen. Zum einen sind diese froh um Arbeit und daher motiviert, und auch daran interessiert, einen langfristigen Arbeitsplatz zu haben. Manko sind natürlich die Sprache und fehlende Ausbildung, sowie eine gewisses anfängliches Unverständnis für den Begriff „Qualität“. Das erfordert natürlich ganz ordentlich „Investition“ am Anfang, aber wenn jemand dabei bleibt, lohnt sich das für beide Seiten. Grundsätzlich sehe ich Arbeit als die beste Integrationshilfe an.

Georg Dangel leitet den Betrieb Natur und Form.


Martin Engisch, Alpirsbach

Kein Mensch ist Ausländer

In meinem Galabau Betrieb sind von den vier Stammkräften zwei, die aus Usbekistan kommen. Die beiden (ein Ehepaar) sind mittlerweile seit 20 Jahren die „gute Seele“ meiner Firma und einfach nicht mehr wegzudenken. Bei meiner Stammkundschaft sind beide sehr beliebt, Fachwissen und Können, Ausdauer und Freundlichkeit zeichnen die beiden aus. Mit Begeisterung besuchten sie verschiedene Kurse bei der Grün-Company.
Die mitgebrachten beruflichen Kenntnisse waren gar nicht so entscheidend, da beide für Neues offen waren. Anfangs wurden Sprachkurse besucht und Herr Schäfer machte noch einen Schweißkurs, das war die Grundlage. Alles Weitere hat sich in einem guten, familiären Betriebsklima entwickelt. Die beiden sind meiner Ansicht nach, einschließlich ihrer Familie gut integriert.
Vor kurzem war ein junger Afrikaner bei mir und hat nach Arbeit gefragt, vielleicht ist das ja auch der Anfang einer kleinen Erfolgsgeschichte. Ich denke, dass wir die Chance erkennen sollten, die uns diese Menschen bieten können. Wir sollten das Ganze einfach positiver angehen und davon abkommen, dass diese Menschen uns die Arbeitsplätze wegnehmen könnten. Das Gegenteil ist der Fall, sie machen eine Arbeit, die sonst keiner machen würde. Das müssen wir begreifen, und so kann eine Win-win-Situation entstehen, denn kein Mensch ist Ausländer.

Martin Engisch führt einen GaLaBau-Betrieb.


Jochen Thomann, Bitz

Verzweifelte Versuche für Bleiberecht

Durch seine herausragenden handwerklichen Fähigkeiten ist mein Mitarbeiter Vesel Fuga aus dem Kosovo, der seit 2011 bei uns arbeitet, für mich, aber auch für seine Kollegen, zu einem unverzichtbaren Mitarbeiter geworden. Inzwischen ist Herr Fuga als Vorarbeiter für einen dreiköpfigen Bautrupp verantwortlich und bringt sein Wissen in der Ausbildung unseres Berufsnachwuchses ein. Sein Engagement und sein handwerkliches Geschick sorgen immer wieder für außergewöhnliche Kundenbegeisterung.
Nach dem frühen Scheitern seiner Ehe mit einer Deutschen erhielt er 2013 einen Ablehnungsbescheid für den weiteren Aufenthalt in Deutschland. Seitdem habe ich alles Mögliche unternommen, um für meinen Mitarbeiter das Bleiberecht zu erwirken – bei der Ausländerbehörde in Albstadt, dem Verwaltungsgericht Sigmaringen, dem Regierungspräsidium Tübingen, dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim, beim Petitionsausschuss des Landtags Baden-Württemberg, mit Medienberichten. Inzwischen liegt der Fall bei der Härtefallkommission im Ministerium für Integration. Der Fall Fuga ist für mich ein Musterbeispiel von gelungener Integration! Das Vorgehen unserer Behörden ist dagegen beschämend! Wir können nur hoffen, dass Herr Fuga ein Bleiberecht erhält.

Jochen Thomann betreibt eine GaLaBau-Firma auf der Schwäbischen Alb.


Olaf-Christian Pressel, Stuttgart

Auch der Chef lernt eine neue Sprache

Bereits seit Beginn meiner Selbständigkeit hatte ich zunächst Mitarbeiter aus dem Kosovo und seit nun bereits acht Jahren sind es Arbeiter aus Portugal. Gerne würde ich weitere Arbeitskräfte auch aus den Flüchtlingscamps im Betrieb aufnehmen, wenn es dazu gesetzlich die Möglichkeit gäbe. Die Zahl der deutschen Arbeiter bei mir im Betrieb war immer eine Minderheit, die zudem auch noch eine hohe Fluktuation besaß.
Mein Portugiesisch ist inzwischen besser als das Deutsch, was meine Mitarbeiter sprechen. Sie hätten jederzeit die Möglichkeit, Deutschkurse zu belegen, halten dies jedoch wohl nicht für so wichtig, dass es auch zu einer Teilnahme kommt. Fachlich werden meine Mitarbeiter regelmäßig weitergebildet, soweit dies bei den Sprachbarrieren möglich ist.
Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass man sich als Arbeitgeber mit dem Kulturkreis, aus dem die Menschen stammen, auseinandersetzt.

Olaf-Christian Pressel führt Die Pressler Baumpflege & GaLaBau.


Norbert Stöppel, Grafrath

Viele Hilfen durch Agentur für Arbeit

Bisher beschäftigt unser Betrieb keine ausländischen Mitarbeiter oder Azubis. Wir leisten uns den Luxus, nur deutsche Mitarbeiter zu beschäftigen. Zu Beginn meiner Selbstständig habe ich über mehrere Jahre zwei türkische Brüder mit sehr großer Zufriedenheit beschäftigt.
Ich habe im letzten Jahr versucht, zwei jungen Spaniern einen Ausbildungsplatz zu bieten. Das ist leider gescheitert. Bei dem einem war es die Sprachschwierigkeit, bei dem anderen die Freundin, die ihn zurück nach Spanien zog. Würde sich ein junger lehrwilliger Bursch oder Madl mit ausländischen Wurzeln bei uns melden, so wäre das kein Hinderungsgrund. Allein entscheidend ist der Wille, etwas zu lernen und Freude an unserer Arbeit zu finden!
Über die Agentur für Arbeit gibt es unglaublich viele Möglichkeiten für Sprach- und sonstige Integrationshilfen, die muss man nur nutzen.

Norbert Stöppel ist Geschäftsführer der Stöppel Garten- und Landschaftsbau GmbH.


Dirk Teske, Eberdingen

Sprache war Hindernis

Wir hatten mit Beginn der Lehrzeit 2014 einen jungen Mann aus Spanien im Rahmen des Eu-Mobi-Programms, welches vom Verband sehr beeindruckend begleitet wird. Der Verband hat sich große Mühe gegeben, den angereisten jungen Frauen und Männern den Start in die fremde Umgebung und in den Beruf des Landschaftsgärtners zu erleichtern. Es gab zwar Sprachprogramme für die jungen Menschen, wir mussten aber bei unserem Azubi feststellen, dass die Fortschritte geringer waren als gewünscht. Die schwierige Verständigungslage führte dann auch dazu, dass der Azubi noch während der Probezeit die Ausbildung bei uns beendete. Wir werden bis auf weiteres keinen neuen Versuch in diese Richtung unternehmen. Wir denken, ein Betrieb benötigt eine gewisse Größe, um die notwendige, viel intensivere Betreuung zu ermöglichen. Bestenfalls hat der Betrieb noch einen gleichsprachigen Mitarbeiter, der den „Neuankömmling“ besser einführen kann. Generell war unser Spanier aber engagiert und sehr freundlich und wechselte in einen anderen GaLaBau-Betrieb, was seine Freude am Beruf ja unterstreicht.

Dirk Teske leitet die Firma lebendige gärten.


Nina Wolff, Magstadt

Kollegen aus Rumänien gehören zum Stamm

Wir beschäftigen schon seit Jahren zwei Mitarbeiter aus Rumänien und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Es sind seit Jahren die gleichen Mitarbeiter. Sie sind sehr fleißig, wissbegierig und arbeiten oft auch noch als „Hausmeister“ auf unserem Betriebshof und Schaugarten. Im Sommer fahren Sie für sechs Wochen und im Winter für zwei Monate nach Hause zu ihren Familien. Sie sind aus unserer Firma nicht mehr wegzudenken und gehören zum festen Stamm.

Nina Wolff führt mit ihrem Mann einen GaLaBau-Betrieb.


Jochen Heinrich, Schorndorf

Anknüpfungspunkte zum Austausch der Mitarbeiter schaffen
In meinem Gartenbaubetrieb geht es schon lange nicht mehr ohne Mitarbeiter mit „Migrationshintergrund“. Wichtig dabei ist natürlich immer die gemeinsame Sprache. Die kann auch bei Mitarbeitern aus Deutschland sehr unterschiedlich sein. Manch studierter deutscher Mitarbeiter versteht mich nicht und ich ihn nicht, wenn wir unsere Standpunkte und Werte nicht vorher klar gemacht haben. Niemand lernt eine Sprache oder berufliches Fachwissen nur auf der Arbeit. In dem man Anknüpfungspunkte schafft, können sich Mitarbeiter austauschen und weiterentwickeln. Dadurch verbessert sich auch rasch die Sprachkenntnis. Wichtig ist es auch, Räume und Medien zur Verfügung zu stellen, in denen sich die Mitarbeiter selbstständig weiterbilden können.

Jochen Heinrich leitet die Firma Baum & Garten

 

Albrecht Bühler, Nürtingen

Auf den Bäumen wird bei uns eher englisch gesprochen
Wir sind generell offen für Menschen mit Migrationshintergrund und haben im Büro auch schon zwei Frauen mit türkischen und ägyptischen Wurzeln ausgebildet. Auf den Bäumen wird bei uns eher englisch gesprochen: USA, Neuseeland und Australien waren hier schon vertreten. Praktikanten kommen häufig aus Österreich und Frankreich zu uns. Die sprachliche und kulturelle Vielfalt wird von den Mitarbeitern(innen) gut aufgenommen und als Bereicherung empfunden. Unsere Baumpfleger sind jetzt fit in der englischen Sprache.

Albrecht Bühler leitet die Firma Baum & Garten.

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