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Wie schaffen Sie den Ausgleich zur Arbeit? (Blitzumfrage 8/2015)

Zum Kommentar "Tot sein ist auch nicht schön" von Tjards Wendebourg in Ausgabe 6/2015 erhielten wir viel Resonanz. Deshalb haben wir gefragt, wie Sie es mit dem Ausgleich von Arbeit und Stress sowie Erholung halten.

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Patrick Rückert © privat
Georg Firsching, Berlin

Verantwortung ist auch Glück

Tot sein ist wahrlich nicht schön, es wird aber für uns alle irgendwann mal darauf hinauslaufen. Sicherlich werden wir Unternehmer durch die immer hektischer werdende Abwicklung von Bauvorhaben mehr gefordert als früher. Ausschreibung -  Angebot – Auftrag – Bau – Abrechnung, man kommt kaum zum Atmen. Darüber hinaus vielleicht ehrenamtlich engagiert, verbunden mit unzähligen Terminen.

Aber führt dies alles zu einem kürzeren Leben?  Es heißt: Den richtigen Mittelweg finden. Aus eigener, erst kürzlich gemachter Erfahrung weiß ich, dass die vermeintlich ideale Kombination von Ausgleich durch Sport, Freizeit, Familie, halbwegs gesundes Leben und auf der anderen Seite Arbeit auch nicht zwangsläufig zum richtigen Weg führt. Wir brauchen vielleicht erst ein Zeichen, um den richtigen Weg zu finden. Arbeit kann innere Befriedigung bringen. Die Tatsache, für 50 oder 60 Mitarbeiter Arbeitgeber und für sie und ihre Familien verantwortlich zu sein, ist eine große Verantwortung, aber auch ein großes Glück! Ehrenamtliche Verbands- oder sonstige Tätigkeit kann Freude machen, weil man auch mal über den eigenen beschränkten Horizont hinaus sieht und viel dabei lernen kann, was einem im eigenen Betrieb nützlich sein kann.

Ich könnte es in meiner persönlichen Geschichte so auslegen, dass ich ohne meine ehrenamtliche Tätigkeit nicht mehr der Firma zur Verfügung stünde. Ohne die - unter dem Aspekt der medizinischen Erstversorgung - perfekte Ausstattung der Berliner IHK könnte ich mich wohl hier nicht mehr äußern – was für ein Glück, endlich mal zu wissen, wofür der IHK-Beitrag angelegt ist!
Hatte ich in meinem bisherigen Leben etwas falsch gemacht? Ich denke, im Großen und Ganzen nicht. Unmittelbar nach dem glücklichem Ausgang eines solchen existenziellen Erlebnisses ist man zu allem bereit. Firma verkaufen, alles abgeben, nur noch leben.

Aber schnell hat man das wieder vergessen, man ist eher glücklich darüber, dass alles wieder so geht wie vorher.
Bestätigen kann ich, was Tjards Wendebourg schrieb in dem Punkt, dass man vor allem an die eigene Familie denken muss.  „Sie wären ja nur tot, aber ihre Frau wäre Witwe“, hat ein Arzt gesagt. Und nach 30 Jahren Ehe hat man plötzlich eine ganz neue Beziehung miteinander.
Georg Firsching ist einer der Geschäftsführer der Flöter & Uszkureit Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau GmbH.



Otto Rütter © privat
Patrick Rückert, Falkensee

Delegieren, Sport und Kurzreisen mindern Stress

Den Spagat zwischen Alltag und Berufsleben kann man meiner Meinung nach nur bewältigen, in dem man möglichst viel Verantwortung an die Mitarbeiter überträgt. Eine gute Delegation der Baustellen ist mindestens genauso wichtig. Das Entscheidende ist, möglichst viel gutes Fachpersonal zu beschäftigen, welche auch die Fragen und Nöte der Kunden auf der Baustelle abpuffern, somit bleibt es im Büro einigermaßen entspannt. Den Ausgleich schaffen wir uns durch viele Kurzreisen sowie Sport, um den Kopf frei zu bekommen. Solange noch der Spaß am Beruf vorhanden ist, hat man genug positive Energie, um den Alltagsstress zu meistern. Eine gute Branchensoftware hilft dabei, Preis und Leistung zu überprüfen und die finanzielle Angst zu nehmen.
Patrick Rückert führt einen GaLaBau-Betrieb.


Olaf-Christian Pressel © privat
Otto Rütter, Aarau/CH

Reserven für Unvorhergesehenes und auch mal Nein sagen

Es vergeht kein Tag, an dem nicht die Rede von Termindruck, Kostendruck, Stress und Burnout ist. Damit richtig umzugehen und die richtige „Work Life Balance“ zu finden, ist nicht ganz einfach. Ich schaffe es mit einer positiven Einstellung und der richtigen Arbeitsorganisation. Dazu gehören viel Disziplin, ein täglicher Arbeitsplan mit gewissen Reserven für Unvorhergesehenes und der Mut, auch einmal Nein zu sagen. Zusätzlich unterstützt mich meine Partnerin und stärkt mir den Rücken.
Otto Rütter ist Bereichsleiter GaLaBau und Mitglied der Geschäftsleitung beim Verband JardinSuisse.



Martin Ulmer © privat
Olaf-Christian Pressel, Stuttgart

Den Beruf als Berufung leben

Es gibt weitere Strategien des Überlebens, die einem Unternehmer als Mittel zur Wahl zu Verfügung stehen können. Aber das ist eher eine Einstellung, die man hat, wenn man aus der Landwirtschaft kommt. Ein Landwirt im herkömmlichen klassischen Sinn lebt seine Arbeit, seinen Beruf. Das Wort Beruf in seinem ursprünglichen Sinn wird da gelebt. Er ist nie ganz so intensiv raus aus seiner Arbeit wie Menschen des modernen Arbeitslebens, die spätestens als Lehrlinge lernen, dass die Arbeit das Eine ist (von 7 bis 16 Uhr oder so) und alles andere eben das andere (Leben).
Hier muss man diese Grundeinstellung verlassen und seinen Beruf als Berufung leben lernen, dann ist er nicht mehr dasjenige, was einen unter Strom stellt, solange man sich vorsagt, dass man jetzt gerade arbeitet und abschaltet, wenn man Feierabend zelebriert. Man darf nur nicht permanent unter Strom stehen, das ist nicht nur tödlich, sondern auch kontraproduktiv. Es ist das Gegenteil von motivierter beschwingter Freude an der Kreativität. Die Arbeitsmarktregulierung zum Schutz vor Ausbeutung und Überarbeitung ist aus der Not geboren im Laufe der industriellen Revolution, dass die Menschen nicht mehr in der Lage waren, diese Art von Arbeit zu leben oder diese Art von Leben zu (er)arbeiten.
Sie ist eine notwendige Krücke der Gesellschaft geworden, weltweit. Der Gedanke des bedingungslosen Grundeinkommens ist der einzige momentan in unserer Kultur bestehende Ansatz dieses zu revidieren. Aber da stehen wir noch sehr weit am Anfang, und kein Staat traut sich, diesen Schritt zu, leider. Ich würde sofort in den Staat auswandern wollen, der dieses als erster einführen würde.

Olaf-Christian Pressel leitet einen Baumpflegebetrieb.



Karin Nonnenmann © privat
Martin Ulmer, Sersheim

Feste Zeiten für die Familie

In einem kleinen Betrieb, wie ich ihn habe, übernimmt der Chef oft sehr viele Aufgaben, von Kundenkontakten, Angebotserstellung, Planung über Anleitung der Angestellten bis zur Arbeit auf der Baustelle. Ich habe einen Mitarbeiter und der ist ungelernt. Obwohl er schon einige Erfahrungen gesammelt hat, braucht er immer wieder meine Anleitung. Ich bin außerdem sehr gerne auf der Baustelle, weil das ein guter Ausgleich zur Büroarbeit ist.
Allerdings ist es mir auch sehr wichtig, besonders die Familie nicht zu vernachlässigen, und wenn man nicht ruhen kann, wird die Arbeit auf lange Sicht uneffektiv. Ich halte es deshalb schon lange so, dass von Samstag 18 Uhr bis Sonntag 18 Uhr absolut arbeitsfreie Zeit ist. Am Sonntagabend bereite ich dann die neue Woche vor. Meine Frau betont immer wieder, dass sie es schön findet, dass das Büro in unserer Wohnung ist, sodass ich an Bürotagen für meine Familie ansprechbar bin. Gerade für meinen kleinen Sohn ist das schön.
Trotzdem merke ich momentan, dass ich zu viel arbeite, und darum mache ich mir immer wieder bewusst, dass ich nicht jeden Auftrag brauche, das heißt auch mal Nein sagen muss. Wir sind da gerade sehr am Arbeiten, dass ich wieder in einen normalen Rhythmus komme. Ich denke, in kleinen Betrieben ist es umso schwieriger, weil zum Beispiel bei Zusatzarbeiten oder Krankheit wenig Puffer vorhanden sind. Im Oktober kommt eine Fachkraft zu uns, da erhoffe ich mir auf lange Sicht eine Entlastung, was die Baustellenabwicklung und die Anleitung des ungelernten Arbeiters angeht.

Martin Ulmer ist selbständig mit der Firma „Gartenschaffer“.



Pia Präger © privat
Karin Nonnenmann, Mühlacker

Telefon als „Trennmittel“

Wir tragen private Termine genauso fest in den Kalender ein wie geschäftliche. Wir geben unsere Handynummern geschäftlich nur begrenzt weiter, und privat lassen wir uns auf dem Festnetz anrufen. Auch das Smartphone nutzen wir nur, um Informationen zu suchen oder Fotos zu verschicken. Weg ist weg und im Garten ist fast nichts so drängend, dass es am Wochenende oder im Urlaub geregelt werden müsste. Wir haben eine „Not-Rufnummer“, die wir auf jede beliebige Telefonnummer umleiten können, um trotzdem erreichbar zu sein oder wenigstens zurückrufen zu können.

Karin Nonnenmann führt mit ihrem Mann einen GaLaBau-Betrieb.



Cölestin Huhn © privat
Pia Präger, Argenbühl-Eglofstal

Zum Glück keine amazon-Manier

Selbst und ständig ist das Los einer Unternehmerin, und ich mache es seit über 30 Jahren gerne. Von März bis (je nach Witterung) November/Dezember hat der Arbeitstag mindestens 16 Stunden. Sonn- und Feiertage gibt es nicht, aber „heilige Zeiten“: Reiten am Wochenende (im Hochsommer um 5.30 Uhr) und am Sonntagabend Tatort. Dazu morgens Yoga für die innere und äußere „Geschmeidigkeit“ und Gelassenheit.
Unterschieden wird ganz klar zwischen positivem und negativem Stress. Die Berge im Büro sind zwar ab und zu wie ein Tsunami, aber drängelnden Kunden begegne ich mit den Worten, dass Geduld die oberste Tugend des Gärtners ist und dass das Gras auch nicht schneller wächst, wenn man daran zieht. Die amazon-Manier „heute bestellt - morgen da“ ist in unserer Branche glücklicherweise nicht möglich.
Wir mit unseren kleinen Betrieb wickeln grundsätzlich eine Baustelle fertig ab, bevor wir die nächste beginnen. Das Argument, dass wir eine laufende Baustelle nicht verlassen, hilft den Kunden, sich in Geduld zu üben und Verzögerungen zu ertragen. Diese gibt es immer: „Wenn Sie gerade schon da sind …“, Wetter, etc.
Stressfrei ist es, nicht den ganzen Tag für alle und jeden erreichbar zu sein. Handy wird zur Baustellenorganisation genutzt, Kunden teilen sich auf dem AB, per E-Mail, Fax oder Postweg mit. Diese Infos werden abends abgearbeitet und somit nichts vergessen. Ein System, das hervorragend funktioniert, und ich habe beim Arbeiten meine Ruhe und ungeteilte Aufmerksamkeit für das laufende Projekt und den Kunden.
Ich empfinde es als unglaublich schön, mit dem natürlichen Rhythmus zu arbeiten: Im Sommer Vollgas und die Energie von Sonne und Erde aufsaugen und im Winter, wenn die Natur schläft, ebenfalls Ruhe einkehren zu lassen.

Pia Präger führt eine Firma für Gartengestaltung.



Florian Herrhammer © privat
Cölestin Huhn, Schlüchtern-Wallroth

Es geht auch mal gut ohne mich

Ich dachte immer, dass die hohe Arbeitsbelastung mehr oder weniger nur bei mir so ist. Wie ich aber immer wieder von Kollegen höre, und der Bericht von Herrn Wendebourg zeigt, ist dieses Phänomen in der Branche weit verbreitet – ja sogar üblich. Das liegt natürlich auch an unserem Saisonberuf. Im Spätsommer und im Winter sind die Zeiten ruhiger.
Was geht, delegiere ich, jedoch bleibt immer noch sehr viel an mir hängen. Das wichtigste Kapital eines Betriebes sind die langjährigen erfahrenen Mitarbeiter, die auch mal selbst eine Entscheidung treffen. Ich bin öfters an verschiedenen Tagen nicht da (Fachverband, Prüfungsausschuss); mittlerweile funktioniert dies weitgehend problemlos. Mein Hobby ist die Musik. Das hat oberste Priorität. Hierfür nehme ich mir die Zeit für Proben, Auftritte und Feierlichkeiten.

Cölestin Huhn führt einen GaLaBau-Betrieb.



Ralf Edelhäuser © privat
Florian Herrhammer, Heimenkirch

Sport und kurze Auszeiten wirken Wunder

Es ist in der Tat nicht einfach, während der Hochsaison nicht immer „schneller zu rennen“. Wir (mein Bruder und ich als Geschäftsführer) haben den Vorteil, dass wir uns abwechseln können bzw. einer von uns immer im Betrieb sein kann. Wir nehmen uns beide bewusst immer wieder kurze Aus-Zeiten, die wir i. d. R. dann auch nicht daheim verbringen, sondern in denen wir einen Kurztrip machen. Selbst zwei Tage Tapetenwechsel wirken hier schon Wunder. Ansonsten ist möglichst regelmäßiges Sporttreiben (Bergtouren, Mountainbike, Schwimmen) und Yoga unter der Woche ein guter Ausgleich. Wichtig ist, dass man sich dafür einen (oder zwei) feste Termine auch unter der Woche fixiert. Größere Urlaube in der ruhigen Zeit (Januar) ergänzen unseren Stress-Ausgleich.

Florian Herrhammer und sein Bruder betreiben eine GaLaBau-Firma.



Ralf Edelhäuser, Sugenheim

Vertrauen zu anderen schafft mehr Zeit und Freiheit

Vor einigen Jahren hatte ich ein Gespräch mit meinem Hausarzt, der riet mir dringend, kürzer zu treten, sonst würde ich es nicht mehr lange durchhalten. Seit dem kann ich das Telefon abstellen. Auch fürs Büro gelten bei uns im Haus feste Pausenzeiten. In der Mittagspause übernimmt der Anrufbeantworter eingehende Anrufe und verhilft uns somit, Kräfte für die zweite Tageshälfte zu mobilisieren. Auch nehme ich  mir bewusst eine Auszeit an zwei Abenden in der Woche. Da ich mit meiner Frau im Betrieb eng  zusammenarbeite und wir schon immer unsere Kinder mit auf den Baustellen und bei Kunden dabei hatten, ist unser Familienleben auch nicht zu kurz gekommen. Mittlerweile sind beide Kinder mit im Betrieb.

Was wir in all den Jahren gemerkt haben: Ohne eine gute Planung in allen Bereichen, ob Firma oder Privat, geht es nicht. An der Organisation verbessern wir uns jedes Jahr. Wir besprechen intern, wo es im letzten Jahr gehakt hat und was wir im neuen Jahr verbessern möchten.
Als Wichtig sehe ich es auch an, dass man nicht alles erledigen muss, sondern auch Aufgaben abgeben kann. Hilfestellung ist in der ersten Zeit unabdingbar, aber Vertrauen schafft einem mehr Zeit und Freiheit.

Wir arbeiten mit KS21 zusammen und arbeiten dort mit zwei Kalendern. In den einen tragen wir alle Baustellen der Teams sowie Urlaub, Fortbildung etc. ein und im anderen werden alle Termine, private und geschäftliche, eingetragen. Die Koordination der Kalender obliegt meiner Frau. Ach ja, Handy hab ich, aber meistens nicht dabei. Die Nummer hat nur meine Frau und die Mitarbeiter als Rückfallebene. Denn auch ein Chef muss nicht immer und überall erreichbar sein.

Ralf Edelhäuser führt einen GaLaBau-Betrieb.

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