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Was heißt für Sie Naturgarten und Nachhaltigkeit?

Die Anfragen zu dem Thema werden ebenso zunehmen wie die Anforderungen an die Qualifikation. Wie wird bei Ihnen mit dem Thema "nachhaltige Gestaltung" umgegangen? Was fangen Sie mit den Begriffen "Naturgarten" und "naturnahe Gestaltung" an? Wie beraten Sie Kunden, die mehr Natur in Gärten oder Gewerbeaußenanlagen wünschen?

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Christine Hall-Walleser © privat

Es gibt viele Hebel

Nachhaltigkeit im Garten auf Naturgarten zu reduzieren, bedient nur Klischees. Gutes Design und Planung sind die Grundlage für Qualität und Langlebigkeit. Bei der Lieferkette auf regionale Produkte setzen, chinesischer Granit muss weiterhin tabu sein. Und die Mitarbeiter bei der körperlich schweren Arbeit mit ergonomischen Werkzeugen und der Logistik unterstützen. Es gibt viele Hebel für Nachhaltigkeit, einfach im Alltag umsetzen und machen!

Frank Dahl ist Geschäftsführer von Frank Dahl Gartenkontor in Leonberg.

 

Klaus Gröning © privat

Garten ist ein Stück Kulturlandschaft

Unter nachhaltiger Gestaltung verstehen wir bei Gröning, dass ein Garten auch nach 25 Jahren noch gut funktioniert, dass Pflanzungen sich entsprechend entwickelt haben, dass die Kunden mit dem Pflegekonzept glücklich und von ihrem reifen Garten mehr und mehr begeistert sind. Das kann jetzt gerne ein Naturgarten sein, mit viel Lebensräumen für Menschen, Kleinsäuger, Insekten, Vögel, und die Pflanzen dürfen sich auch Räume erobern und standortbedingt ausbreiten. Generell betrachten wir aber den Garten schon als ein Stück Kulturlandschaft, meist im urbanen Umfeld, vom Menschen geschaffen. Wir klären mit den Kunden, wie viel Natur es sein darf, was er beherrschen kann und möchte, oder wo er der Natur die Entwicklung überlassen möchte. Das bedeutet, wir pflegen mit Bewusstsein für die Natur, pflanzen standortgerecht, wo es geht nach ökologischen Gesichtspunkten produzierte Stauden, verwenden gerne Materialien aus der Region, düngen organisch, setzen Nützlinge ein und schauen, dass wir im Betrieb mit überschaubarem ökologischem Fußabdruck arbeiten.

Klaus Gröning ist Geschäftsführer eines GaLaBau-Betriebs in Göppingen-Bartenbach.

 

Jörg Scharnweber © privat

Volle Überzeugung nach außen tragen

Beim Thema Naturgarten beobachte ich seit Jahren, dass sich dieses Angebot in der Schweiz ganz anders entwickelt als in Deutschland. In der Schweiz gibt es etablierte Unternehmen mit 10 bis 30 Mitarbeitern, die sich schon vor 15 Jahren erfolgreich zu Naturgärten aus Überzeugung bekannt haben. In Deutschland war es immer eine Randgruppe von vor allem sehr kleinen Unternehmen, die Naturgärten anbieten. Nicht zu vergessen sind einige Unternehmen, die vom Herzen bei natürlich gestalteten Gärten dabei sind, das aber nicht selbstverständlich nach außen tragen. Hier in Deutschland habe ich den Eindruck, dass sich einige Unternehmen schwer tun, sich zu Naturgärten zu bekennen, weil sie Angst haben, dass ihnen andere Marktsegmente verloren gehen. Da gilt der Grundsatz: Nur mit leeren Händen kannst Du aus dem Vollen schöpfen!

Bei Naturgarten ist die Entwicklung wie in der „Bio-Branche“: Wer vor 30 Jahren mit rohem Korn und groben Getreideflocken an den Markt ging, hat sich zum „Bio-Gourmet“ gemausert. Wenn dieser Schritt zum „Gourmet-Naturgarten“ gemacht wird, dürften den Unternehmen, die es aus voller Überzeugung tun, die Tore im Markt offen stehen.

Georg von Koppen ist Unternehmensberater in Achberg.

 

Zusammenhänge erklären, bewusst handeln

Tatsächlich beschäftigen wir uns ständig mit dem Thema Naturgarten und versuchen, aktuelle Anforderungen ernst zu nehmen. Wir können alte Gärten im Bestand verändern, ohne alles abzureißen und neu zu liefern. Wir beschäftigen uns mit Insektenschutz im Garten. Nicht nur die Bienen, sondern auch Eidechsen, Käfer und Vögel gehören für viele zum Lernthema. Wir versuchen, Blühwiesen zu etablieren und die Nachteile von Rasen zu vermitteln. Wir forschen nach den Entsorgungswegen, beispielsweise bei der aufwendigen Entsorgung von Boden, und raten dementsprechend zum Ressourcen-schonen. Oft kann der Boden auch im Garten verteilt werden. Unsere Gestaltung verweist gerne auf Mischpflanzungen. Wir erklären die Zusammenhänge zwischen Artenarmut und Monokulturen. Wir achten auf kurze Transportwege bei der Pflanzenauswahl und bei den Baumaterialien. Wir beachten das Naturschutzgesetz und versuchen, wenig Spritzmittel einzusetzen. Die Liste ist aus unserer Sicht unendlich. Vor allem möchte ich erwähnen, dass wir nicht behaupten, all diese Themen absolut zu erfüllen. Wir bewegen uns in jedem Themenbereich und wägen ab, welches Thema für ein anderes Thema in den Hintergrund oder den Vordergrund treten muss.

Erna Landes arbeitet bei Blattwerk Gartengestaltung in Stuttgart.

 

Georg Dangel © privat

Zwei Pole und viel Platz dazwischen

Es gibt wohl die zwei extremeren Positionen: „Naturnah“ als Ideologie, wo zum Beispiel schon ein Gehölzschnitt als gefährlicher und böser Eingriff erlebt wird, und „sauber und pflegeleicht“, wo Bäume oder deren Laub als Feind erlebt werden und der Garten am besten zugeschottert wird. Als Gärtner muss man in der Beratung punkten und sich die besten Argumente zurechtlegen. Bei Schotterern ist das eher die mangelnde finanzielle Nachhaltigkeit, beim Naturpuristen der dezente Hinweis, dass menschliche Eingriffe auch eine zielführende Verbesserung der Situation sein können. Der Klimawandel ist im Rheintal-Südbaden deutlich zu spüren und zu sehen. Die Offenheit für angepasste Staudenpflanzungen, Kräuterrasen, „wilde Ecken“ nimmt zu, vor allem im bürgerlichen Milieu, sogar bei den Firmenkunden, da die öffentliche Akzeptanz gewachsen ist. Auch bei der Auswahl der Bäume und Sträucher wird die standortgerechte und nachhaltigere Planung viel stärker angenommen. Ich schlage immer öfter eine lebendige Gartenlandschaft mit vielen Stauden und Gräsern vor, die die vorhandenen Strukturen aufnimmt und ganzjährig attraktiv ist, und das bei vertretbarem Pflegeaufwand, den ich allerdings von Anfang an klarstelle.

Da wir da ganz dahinterstehen, sozusagen authentisch sind, können wir die vorhandene Bereitschaft für mehr Natur im Garten immer öfter ummünzen in die Umwandlung von öden Gartenbereichen in lebendige und wahrnehmbar natürliche Gärten. Mein Fazit: Zwischen den beiden Polen ist beim Privatkunden viel mehr Spielraum für Natur als noch vor zehn Jahren.

Georg Dangel ist Inhaber des Gartenbaubetriebs Natur & Form in March.

 

Fritz Hilgenstock © privat

Schon 30 Jahre im Naturgartensektor

Da wir nur Naturgärten planen, bauen und pflegen, stellt sich für uns diese Frage nicht. Unser Betrieb ist auf solche Gärten spezialisiert und hat sich als Naturgarten-/Bioterra-Fachbetrieb etabliert. Eine nachhaltige Gestaltung mit der Verwendung von heimischen Pflanzen und regionalen Materialien ist für uns selbstverständlich. Wir sind überzeugt, damit einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten zu können, das zeigt die Erfahrung der vergangenen 30 Jahre.

Fritz Hilgenstock ist Inhaber von Hilgenstock Naturgärten in Niederuzwil/CH.

 

Natur und moderne Gestaltung kein Widerspruch

Wir gestalten schon immer Naturgärten, oder besser gesagt natürlich anmutende Gärten, aber mit formalen, gradlinigen Planungsansätzen. Allerdings haben wir auch schon vielfach sehr formale, puristische Gärten geplant und angelegt, so wie es der Kunde gerade wünscht oder wie es zum Haus und zur Umgebung passt; das immer in Abstimmung mit dem Kunden. Sicherlich wurden im letzten Jahr bedingt durch den Bienen- Hype jetzt ganz offensichtlich die natürlich anmutenden Pflanzungen wieder verstärkt angefragt. Ich denke, dass aber auch die formale, reduzierte Gestaltung weiterhin ihre Freunde und dadurch auch ihre Berechtigung haben wird.

Das Thema Nachhaltigkeit ist ja in aller Munde, und das auch zu Recht! Ich denke, dass es sehr wichtig ist, sowohl bei der Auswahl der Materialien wie auch bei der Bepflanzung, und genauso bei der Erstellung und der Pflege der Anlagen verstärkt darauf zu achten. Das ist im Sinne der Umwelt, und viele Kunden im hochwertigen Privatgartensegment sprechen das auch ganz gezielt an.

Wir haben auf unserem Themengarten in Ingolstadt, wo im nächsten Jahr die Landesgartenschau stattfindet, ganz gezielt auf einheimische Materialien zurückgegriffen, die Bepflanzung ganz bewusst standortgerecht ausgewählt und den Schwimmteich mit Niedervoltpumpen stromsparend ausgestattet. Die ganze Anlage soll aufzeigen, wie man regional bewusst Materialien aussuchen kann, ohne auf Luxus, Freude und Spaß zu verzichten, mit modernen Elementen wie Sauna und Outdoorküche. Das ganze sehr natürlich gestaltet, mit vielen Stauden und Kräutern oder auch mit Duftpflanzen. Ich hoffe, dass das dann auch von den Kunden so reflektiert und angenommen wird.

Die Beratung der Kunden wird bei uns auch sehr gerne in unserem eigenen Schaugarten durchgeführt, der sehr natürlich, aber mit modernen Elementen angelegt ist. Da kann sich dann jeder gleich Anregungen bezüglich der Gestaltung holen. Dies wirkt dann auch immer noch nach, sodass auch bei weiteren Beratungsgesprächen oft noch Fotos oder Themen aus unserem Schaugarten zur Sprache kommen.

Ich denke, dass wir als Gärtner schon die Natur wieder mehr in die Gärten bringen müssen, das ist unser Beruf, und sollte auch unsere Berufung sein.

Ludwig Kiermeier ist Geschäftsführer eines GaLaBau-Betriebs in Attenhofen.

 

Oliver Prell © privat

Nicht in Doktrin der Begrenzung verfallen

Unsere Stärke waren noch nie die Kiesgärten! Was ist ein Naturgarten? Ist Garten nicht Natur? Ich gebe zu, natürlich im Sinne des Wortes ist Garten nicht. War er nie, wird er nie sein. Denn Garten ist immer von einer gestaltenden, betreuenden, menschlichen Hand abhängig. Das wird auch so bleiben. Ich hoffe, wir nutzen zukünftig weiter die Vielfalt der sich bietenden Möglichkeiten und verfallen nicht in eine Doktrin der Begrenzung, wozu Menschen leider neigen. Und in letzter Zeit scheint die Gefahr solcher Tendenzen allgemein wieder zu wachsen.

Unsere Gärten und die Beratung unserer Kunden waren schon immer auf Nachhaltigkeit und Vielfalt ausgerichtet, sowohl in der Materialwahl und der Ausführungsqualität, als auch bei der Bepflanzung. Bleiben wir gelassen, tolerant und somit offen für alles. Das göttliche der Schöpfung offenbart sich dem Betrachter in der mannigfachen Vielfalt.

Oliver Prell arbeitet bei Gärten fürs Leben in Pettstadt.

 

Ludwig Kiermeier © privat

Begrünung statt Schotter

Wir empfehlen unseren Kunden, auf große Schotterflächen zu verzichten und stattdessen genug Platz für Bepflanzung zu lassen.  Gerade diese triste Verschotterung der Vorgärten nimmt doch den Insekten den Wohnraum. Ebenso empfehlen wir, über Begrünung der Carport- oder Garagendächer nachzudenken. Auch das Thema Fassadenbegrünung sollte gegenüber dem Kunden angesprochen werden.

Jörg Scharnweber ist Geschäftsführer eines GaLaBau-Betriebs in Borstel-Hohenraden.

 

Cölestin Huhn © privat

Kunden sind offen, Beratung ist wichtig

Wir versuchen seit vielen Jahren, den Kunden Möglichkeiten des Insektenschutzes – wobei mir der Begriff Insektenförderung lieber ist – anzubieten. Es sind ja auch nicht nur Insekten, auch viele kleine Tiere brauchen Unterschlupf. So lassen wir oft Laubhäufen bis im Frühjahr liegen, um dem Igel eine Möglichkeit anzubieten. Kein radikaler Rückschnitt von Stauden und Gräsern, einfach Überwinterungshilfen anbieten. Vogelhäuschen auch im Herbst putzen statt nur im Frühjahr.

Viele Gärten sind sehr klein, aber auch dort kann man einen Streifen Wildblumen oder Blumenwiese anlegen. Wobei hier die Beratung sehr wichtig ist, denn dies sollte einfach jedes Jahr aufs Neue gemacht werden. In größeren Gärten werden oft die sterilen Rasenflächen auf Teilstücken zugunsten von Wiesen aufgegeben. Hierzu gehört eine gute Aufklärung des Kunden, denn einfach nicht mehr mähen, bringt oft nicht den gewünschten Erfolg. Viele unserer Kunden haben sich des Themas angenommen und sind sehr offen für Ideen. Es liegt also an uns Gärtnern, etwas zu verändern.

Susanne Bürkert führt eine Firma für Gartenpflege in Tübingen.

 

Georg von Koppen © privat

Grundwerte sollten übereinstimmen

Es sollte unbedingt mehr Naturgärten geben! Die Natur ist ja unser aller Lebensgrundlage schlechthin. Ich betreibe nun seit fast 30 Jahren eine kleine Garten- und Landschaftsbaufirma mit dem Schwerpunkt auf naturnaher Gestaltung, unter Verwendung von heimischen Pflanzen, Naturstein, unbehandelten Hölzern, Naturbadeteichen.

Schon beim ersten Kennenlerntermin bei neuen Kunden spüre ich, ob eine Übereinstimmung von Grundwerten vorhanden ist oder durch meine Überzeugungsarbeit erreicht werden kann. Für diese Beratungsleistung braucht ein Landschaftsgärtner wirklich viel Wissen, Erfahrung, Einfühlungsvermögen und, das ist das allerwichtigste, er sollte zeigen, dass er selbst nach diesen Grundwerten lebt.

Wenn ich mit einem schicken Sportwagen oder SUV beim Kunden vorfahre (um vermeintlich zu imponieren), verliere ich doch sofort meine Glaubwürdigkeit beim Thema Umwelt, Naturschutz, Nachhaltigkeit und ressourcenschonendes Wirtschaften! Gartenträume Walleser wird weitermachen und mit voller Überzeugung Naturgärten bauen. Unsere Kunden wünschen nichts anderes mehr!

Christine Hall-Walleser führt die Firma Garten Träume Walleser in Schrobenhausen.

 

Alexander Tilburgs © privat

Sorgsamer Umgang mit „3M-Ressourcen“

Für mich bedeutet die Nachhaltigkeit bei der Gestaltung von Gärten schlichtweg der sorgsame Umgang mit den „3M-Ressourcen“ (Mensch, Maschine und Material). Dies bedeutet gerade in unserem hektischen Alltag, sich mehr Zeit für die Vorbereitung und Planung zu nehmen. Naturnahe Gärten bedeutet für mich, Lebensbereiche zu schaffen, wo sich Menschen, Pflanzen und Insekten aufhalten können. Aber auch die Verwendung von naturbelassenen Baustoffen sollte hierin enthalten sein.

Alexander Tilburgs ist Inhaber von Tilburg Garten & Landschaftsbau in Schmitten im Taunus.

 

Nicole Nickerl © privat

Nicht mehr jeden Blödsinn mitmachen

„Darf man in Zukunft nur noch Naturgarten?“ Manchmal denke ich, das wäre gar nicht so verkehrt, wenn einem das eine oder andere Gestaltungsergebnis unter die Augen kommt. Unser Berufsbild ist dominiert von Betonstein, Naturstein, automatischer Bewässerung und automatisierter Rasenpflege. Der Garten als selbst-pflegendes Anschauungsobjekt. Meiner Meinung nach sind wirkliche Naturgärten nur was für Individualisten, die keine Angst vor Pflanzen und Insekten haben. Die Begriffe „naturnah“ und „Insektensterben“ werden in der Medienlandschaft schwer bemüht, aber die Bedürfnispyramide unserer Kunden spricht eine ganz andere Sprache. Wir versuchen, hier entsprechend entgegenzuwirken und die Pflanzen als Chance und Bereicherung zu vermitteln. Zum Beispiel statt Gabionen Einsatz von frei wachsenden Blütenhecken oder robuste Staudenpflanzungen und der Verzicht auf Schotterflächen. Durch die Verwendung von Naturdünger und den Verzicht auf Spritzmittel versuchen wir, Einfluss auf unsere Kunden zu nehmen und beraten diese entsprechend. Glücklicherweise sind wir heute in der Lage, nicht mehr jeden Blödsinn mitmachen zu müssen.

Nicole Nickerl führt mit ihrem Mann die Firma Gartengestaltung Nickerl in Werdau.

 

Olaf-Christian Pressel © privat

Eben nicht schwäbisch und rechtwinklig

Da lachen ja die Hühner, diese Gärtner erstaunen mich doch immer wieder. Als ich dem Verband beitrat, tat ich das aus der tiefen Überzeugung heraus, dass es sich bei den ernstzunehmenden Kollegen ausschließlich um Menschen handelt, die naturgemäß natürlich und naturnah denken, fühlen und handeln. Ich wurde eines Besseren belehrt und fand mich zwischen knallharten Geschäftsleuten, überwiegend FDP-wählend und gewinnorientiert wieder (sorry, ich will keinem zu nahe treten, aber ich wurde hier gefragt).

Jetzt kann ich nun auf einmal feststellen, dass sich in der Zwischenzeit ein radikaler Gesinnungswandel durch die Branche zieht und scheinbar auch den eifrigsten Mauerscheibenversetzer zum Umdenken bringt. Ich finde das toll und ich bin auch davon überzeugt, dass sich auch mit diesem Trend - siehe auch Vorgarteninitiative - in Zukunft noch sehr viel Umsatz generieren lässt. Trends rennt man nicht hinterher, man setzt sie!

Wer meine Homepage anschaut, wird überwiegend Naturnahes und Natürliches finden. Ich lade alle ein mitzumachen, denn selbst große Unternehmen wie die Firma Feess, die ihr Geld mit Beton verdienen, haben bereits einen weiten Vorsprung an Wissen und Technik entwickelt, um ihren Beitrag zu diesem notwendigen Umdenken zu leisten. Meine Kunden werden schon immer dahingehend beraten, und so mancher Auftrag ging an mir vorüber, weil ich nicht genügend „schwäbisch sauber und rechtwinkelig“ bauen wollte. Die meisten aber konnte ich überzeugen, dass Direktrecycling auf der Baustelle nicht nur den Geldbeutel schont, sondern alle Ressourcen, und die gilt es zu schonen.

Olaf Pressel ist Baumpfleger in Stuttgart.

 

Peter Berg © privat

Nachhaltigkeit belegen

Wir haben bisher gar nicht betont, dass wir sehr nachhaltig arbeiten. In diesem Jahr haben wir angefangen, die Nachhaltigkeit unserer Arbeit zu belegen und zu kommunizieren. In den letzten fünf Jahren haben wir 10.000 Bäume und Sträucher gepflanzt ( teilweise bis zu 10 m Höhe ) und 30.000 m2 Stauden- und Gräserflächen angelegt! Dies zeigt, dass wir versuchen, möglichst viel zu pflanzen. Zum andern bauen wir fast alles mit deutschen Natursteinen und möglichst wenig mit Betonstein. Auch Beton zum Bauen wird bei uns nur dort verwendet, wo es nötig ist. Pflaster und Platten werden nicht in Beton verlegt und auch Mauern meist trocken ausgeführt (auch keine Hinter-Betonierung). Wir verzichten auf ablenkende Dekoration, diese klaut nur der Pflanze die Wirkung. Diese drei grundsätzlichen Merkmale unserer Arbeitsweise reichen schon aus, um als Unternehmen sinnvoll und nachhaltig wahrgenommen zu werden.

Peter Berg ist Chef der Firma GartenLandschaft Berg in Sinzig-Westum.

 

Wolfgang Schirmer © privat

Kunden lassen sich umstimmen

Nach den beiden letzten Dürresommern und der aktuellen Klimadebatte erfahren wir mehr und mehr das Bedürfnis unserer Kunden für naturnahe Gestaltung von Gärten. Auch die Frage nach dem berühmten pflegeleichten Garten erreicht uns regelmäßig. Wir können durch intensive Beratung unter Berücksichtigung von Standorten, Bodenverhältnissen, aber auch unter Berücksichtigung der klimatischen Veränderungen die Kunden immer öfter dahingehend erreichen, dass sie sich auch auf eine entsprechende Pflanzplanung und damit verbundene Umsetzung einlassen. Wir sind auch bemüht, bei Pflasterarbeiten immer den Grünanteil entsprechend als Ausgleich schon bei der Planung darzustellen und dann nach Möglichkeit auch umzusetzen. Zudem gelingt es uns immer öfter, die Mulchlösungen entsprechend ins Konzept mit einzubinden.

Wolfgang Schirmer leitet die Schirmer Gartenträume GmbH in Weinböhla.

 

Balbina Fuchs © privat

Schon immer Pflanzenfreak

In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder Kunden von sterilen Schottergärten abbringen können. Offensichtlich fruchtet es jetzt. Seit diesem Jahr kommen verstärkt Anfragen von Kunden nach bienen-/insektenfreundlichen Gärten bzw. Pflanzungen. Auch einfache Blühstreifen in Rasenflächen sind gefragt. Bezüglich Qualifikation gibt es keinerlei Probleme. Ich war schon immer ein Pflanzenfreak. Daher bauen wir schon immer naturnahe Gärten. Aber offensichtlich ist in den letzten Jahren bei vielen Gartenbesitzern der Artenrückgang der Insekten sowie der Erhalt der Bienen in den Fokus gerückt. Es wurde allerhöchste Zeit, dass diese Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung eingetreten ist. Wie will man sonst die Bienen und andere Insekten vor dem Aussterben retten. Es ist sprichwörtlich bereits fünf nach Zwölf.

Cölestin Huhn führt einen GaLaBau-Betrieb in Schlüchtern-Wallroth.

 

Mittelweg finden

Ich biete hauptsächlich nachhaltig und naturnahe Gestaltungen an. Dabei schaue ich, auch wegen meiner ganzheitlichen Betrachtungsweise, auf meine Kunden und hole sie dort ab, wo sie stehen. Da passiert es oft, dass es zum Mittelweg zwischen naturnahe und "konventionelle" Gestaltung führt. Damit sind alle Seiten bedient: Die Natur findet (wieder) einen Platz im Garten und die Kunden/ Gartenbesitzer fühlen sich wohl.

Nina Hogeback ist Inhaberin von Naturwesen - Ökologisch-ganzheitliche Gartengestaltung in Wildeshausen.

 

Pia Präger © privat
Wasser spielt immer eine Rolle

Wir versuchen immer den Kunden so naturnah wie möglich zu beraten. Nicht ohne Grund hat Fred Fuchs die Ausbildung zum Naturgartenprofi abgeschlossen. Gerade in der Beratung ist vieles möglich: heimische Gehölze als erstes empfehlen, bei den Stauden an die Insekten denken, lange Blütezeiten einplanen für den Kunden und die Insekten. Stein wenn möglich aus der Region oder Recyclingmaterialien, „antike“ Materialien sind bei uns eh sehr gefragt. So wenig Flächen wie möglich versiegeln und so viel Pflanzen wie möglich einplanen. Auch das Wasser spielt immer mehr eine Rolle, Biotope mit unseren Swimmingteichen schaffen, Wassertanks für Gießwasser mit einplanen und vieles mehr. Naturnahe Ansaaten bringen Leben in jeden Garten. Wir hoffen mit unserer Arbeit einen Beitrag für die Natur zu leisten. https://www.naturgarten.org/ dort hat Fred Fuchs seine Ausbildung abgeschlossen und ich gestartet.

Balbina Fuchs ist für das Marketing zuständig bei Fuchs baut Gärten in Lenggries.

 

Frank Dahl © privat

Naturgartenbewegung sehr wichtig

Artensterben, Insektensterben, Klimawandel sind Themen, die nach 40 Jahren (leider) wieder im gesellschaftlichen Focus stehen (müssen).

Durch unsere Lebensweise und unser Konsumverhalten benötigen wir derzeit 1,5 Erden und lösen das 6. Massensterben der Erdgeschichte aus – mit den entsprechenden Konsequenzen: Die Studie der TU München vom Oktober 2019 belegt von 2009 bis 2017 einen Rückgang der Arten um circa 30 %, die der Biomasse der Insekten um circa 67 % .

Von den 248 Vogelarten, die in Deutschland brüten, ernähren sich 80 Prozent von tierischer Kost, die Hälfte von ihnen bevorzugt Insekten. Laut den Erhebungen des „European Bird Census Council“ im niederländischen Nimwegen hat sich seit 1980 die Zahl der Vögel in den Staaten der Europäischen Union um 56 % reduziert.

Zugegeben, die industrielle Landwirtschaft als größter Flächennutzer trägt, in Kombination mit verfehlter Agrar-Subventionspolitik, zu diesen dramatischen Entwicklungen durch ausgeräumte Landschaften, Monokulturen und intensiven Einsatz von Spritzmitteln mit den größten Anteil an diesen negativen Entwicklungen.

Bei einer Anzahl von rund 17 Millionen Gärten in Deutschland mit einer Durchschnittsgröße von 400 m2 ergibt sich eine Gesamtfläche von 6800 km2. Das entspricht etwa 1,9 % der Landesfläche beziehungsweise der Gesamtfläche aller Naturschutzgebiete in Deutschland. Angesichts dieser Zahlen und vor dem Hintergrund fortschreitender Zerstörung intakter Lebensräume in der freien Landschaft wird die enorme Bedeutung naturnah gestalteter Gärten offensichtlich. Der Garten-, Landschafts-, und Sportplatzbau erwirtschaftet rund 58 % seines Umsatzes (8,4 Mrd. Euro 2018) in privaten Gärten und knapp 20 % im Wohnungsbau und in gewerblichen Flächen. Durchweg alles Bereiche, in denen der GaLaBau im Sinne des Artenschutzes tätig werden kann und ich sehe unsere Branche in der Pflicht sich dieser Verantwortung zu stellen.

Da die Artenkenntnis (Zoologie und Botanik gleichermaßen) in der Bevölkerung wie in unserem Berufsstand gegenüber den vorangegangenen Generationen weitgehend weggebrochen ist, besteht eine Wissens-Erosion, ein sogenanntes „Shifting baseline“-Phänomen.

Das Artensterben beispielsweise ist für kaum jemanden wirklich persönlich spürbar – okay, vor 50 Jahren haben mehr tote Viecher an der Windschutzscheibe geklebt, aber sonst? Ich erachte es als wichtig, den Wandel zu erkennen. Oder, weiter gedacht, den Wandel anzustoßen und aktiv zu beeinflussen. Nur so hat man einen Einfluss darauf, dass man sich eines Tages nicht in einem Zustand, den man noch vor ein paar Jahren als undenkbar gehalten hat, befindet. Oder dass man plötzlich in einer Welt lebt, die man so nie wollte, wobei man doch immer fleißig die Motoren, die diese Veränderungen angetrieben haben, (unbewusst) unterstützt hat.

Dafür ist es dringend erforderlich, die inner- und außerschulische Bio-Diversitätsbildung in den Schulen (Grundschule, Berufsschule, Meisterschule), Hochschulen, in den Betrieben des GaLaBaus und in der Ausbildung unverzüglich neu aufzubauen und zu intensivieren.

„Denn nur was wir kennen, werden wir schätzen – und nur was wir schätzen, werden wir auch schützen!“ Konrad Lorenz.

Für mich war 1980 die erste Naturgarten-Bewegung der ausschlaggebende Grund diesen Beruf zu ergreifen und diese Grundeinstellung trage ich seither im Herzen und hinaus zu unseren Kunden und in die Gärten.

Pia Präger Garten- und Landschaftsbau in Argenbühl-Eglofstal.

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