Wo sehen Sie in Ihrem Betrieb Bildungsbedarf?
Wo sehen Sie in Ihrem Betrieb die größten Wissensdefizite?
Worin würden Sie Ihre Mitarbeitenden am liebsten schulen lassen?
Wo passieren die Fehler, die die größten Kosten verursachen?
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Weiterbildungsmaßnahmen nötig
Das Wissen um Bewässerungsanlagen ist bei uns leider in den Ruhestand und zur Stadt gewechselt, und das Interesse der anderen Kollegen, sich diesem Bereich anzunehmen, hält sich aktuell in Grenzen. Das bedeutet, dass wir diese Leistung nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt anbieten können. Zusätzlich sind wir aktuell ein sehr junges Team mit nur wenig Erfahrenen. Und bei den unerfahrenen Kollegen hapert es vor allem an der Baustellenübersicht und Voraussicht sowie Materialkoordination. Also, welche Arbeiten werden zuerst ausgeführt und wie vermeide ich unnötige Arbeitsgänge. Messarbeiten sind außerdem noch ein Thema, welches bei den jüngeren Kollegen noch ausbaufähig ist. Zu diesen beiden Themen wären Weiterbildungen sicherlich interessant.
Leonhard Goetz, Goetz & Heintze Garten- und Landschaftsbau GmbH in Stahnsdorf
Wissenslücken erst einmal eingestehen
Man möchte sich das nur ungern eingestehen, aber ich denke jeder Betrieb hat Wissenslücken. Auch in den Bereichen, die man schwerpunktmäßig bearbeitet. Als Verantwortlicher ist man ständig hinterher, die notwendigen Unterweisungen durchzuführen und zu schauen, ob alle Scheine auf dem aktuellen Stand sind. Dabei geht es, trotz aller Lektüre von Fachzeitschriften, manchmal unter, wenn es neue Erkenntnisse zu Normen und Arbeitsweisen gibt. Da leider die wenigsten Mitarbeiter Eigeninitiative bei Fortbildungen zeigen, genügt es nicht, den Weiterbildungskatalog in den Pausenraum zu legen. Außerdem ist nicht jeder Kollege für jeden Bereich geeignet. Unser Schwerpunkt liegt in der Baumpflege, trotzdem haben wir niemanden mit Tiefenwissen zu Baumpilzen. Das ist außerhalb von Gutachtertätigkeiten im Privatbereich erstmal nicht dramatisch, aber dennoch nicht das, was man selbst gerne hätte. „Mut zur Lücke“ und „man muss nur wissen, wo man nachschauen kann“, hört man überall und, sicher, man kann nicht alles wissen. Dennoch sollte man danach streben. Gerade in den Bereichen außerhalb des Fachgebiets, aber dennoch im täglichen Arbeitsalltag ist viel Bedarf. Ladungssicherung, Pflanzenschutz, Vertragswesen und Pflegeintervalle von Maschinen gehören, neben vielen anderen, zu den Dingen, die oft zu kurz kommen und bei denen man gefährliches Halbwissen hat. Man kann fast zu allen Themen Fortbildungen finden. Dazu muss man sich aber erst einmal eingestehen, dass ein Bedarf da ist und wie dieser genau aussieht. Die grünen Verbände und Schulen stellen inzwischen auch vielen Einsteigern Kurse mit Grundlagen zur Verfügung ebenso wie hochspezialisierte Weiterbildungen für Spezialisten. Man kann direkt bei Herstellern systemspezifische Detailfortbildungen machen und sogar das Finanzamt schult zu bestimmten Themen. Schade nur, dass oft auch die Zeit fehlt und man sich zwischen Erweiterung des Spektrums und Tiefenwissen entscheiden muss. Mit durchschnittlich zehn Fortbildungstagen pro Mitarbeiter und Jahr sind wir gut aufgestellt, aber können aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr leisten.
Martin Weller ist Inhaber eines GaLaBau- und Baumpflegebetriebs in Beilstein.
Kostenfalle: Kompromisse ohne Bedenken
Ich sehe das größte Potenzial im effektiven Einsatz aller Teammitglieder. Die größte Kostenfalle ist da, wo Kompromisse eingegangen werden, ohne Bedenken anzumelden. Vom Büro aus kann ich nur dann aktiv werden, wenn ich von vor Ort zeitnah die passenden Informationen bekomme. Ich finde den Kurs zum Baustellenleiter sehr gut und ein durchdachtes Konzept. So etwas in Kurzform und vielleicht mit jährlicher Auffrischung zu wechselnden Themen wäre sicher auch gut.
Karin Nonnenmann führt mit ihrem Mann die Firma Nonnenmann GaLaBau in Mühlacker-Dürrmenz
Wirtschaftliches Denken kommt zu kurz
Wir machen bei unseren Auszubildenden montags immer eine Stunde Schulung. Hierbei geht es naturgemäß im weitesten Sinn, um die Vermittlung von Fachkenntnissen. Ich stelle immer wieder fest, dass das wirtschaftliche und rationelle Denken zu kurz kommt. Vielleicht wäre es sinnvoll in der Berufsschule ein Fach wie zum Beispiel: Ökonomisches und wirtschaftliches Arbeiten einzuführen. Die einfachsten Arbeitsabläufe werden oft umständlich ausgeführt und sind somit unwirtschaftlich. So macht das absolut keinen Sinn. Meiner Meinung nach sind Seminare in dieser Richtung am wichtigsten.
Cölestin Huhn führt einen GaLaBau-Betrieb in Schlüchtern.
Praktische Workshops effektiver als Fortbildungen
Eine schwer zu erwerbende, aber wichtige Kompetenz, die bei uns allen stärker ausgebildet werden sollte, ist die des freien, gestalterisch hochwertigen Arbeitens. Hierzu gehört die individuelle Stein- und Pflanzenauswahl und deren Verwendung. Aufwendige Detailplanung entfällt und wird im Ausführungsprozess bauseits gelöst. Wissensdefizite sehe ich bei uns auch im Pflanzenschutz, hier holen wir uns meistens Rat bei unseren Lieferanten. Wir haben viel gelernt von professionellen Leistungssportlern aus den Bereichen Skilanglauf, Leichtathletik und Radsport. Hier kann man wichtige Grundsätze abschauen: Der Beruf ist Berufung, Ergebnisorientierung, Fehleranalyse, Zielsetzung, Produktivität, Freude an der Leistung und der Sinn in der Arbeit. Außerdem haben wir in der Coronazeit gesehen, dass Workshops mit praktischer Anwendung in kleinen Gruppen viel mehr bringen als theoretische, bequeme Fortbildungen. Weil es hiervon wenig gibt, bieten wir sie für unser Team und für Gäste an. Zum Beispiel der Trockenmauerworkshop, freie Steinsetzungen im Rahmen von hochwertigen Projekten, Gehölzschnitt nach japanischem Vorbild. Wir werden im nächsten Jahr auch eine Unternehmerschule anbieten. Die wichtigste Kostenschraube ist die Produktivität. Wenn wir uns hier mit Produktionsbetrieben vergleichen, sind unsere Prozesse immer noch sehr zufällig und unstrukturiert. Das hängt stark mit der Qualität und Kompetenz des Teams zusammen, weshalb ergebnisorientierte A-Mitarbeiter nicht mehr mit C-Mitarbeitern arbeiten wollen und auch deshalb die Firma wechseln. Außerdem vergrault man sich die A-Kunden, wenn am Ende des Tages zu wenig passiert ist und im schlimmsten Fall dann dafür Nachträge formuliert werden.
Peter Berg, GartenLandschaft Berg, Sinzig
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