Bäume auf Parkplätzen – Ihre Erfahrungen?
- Überall kümmern die Parkplatzbäume, vor allem, weil die Pflanzflächen unzureichend vorbereitet und Verdichtungen nicht aufgebrochen (weil meist nicht ausgeschrieben) werden.
- Welche Erfahrungen haben Sie mit Baumpflanzungen auf Parkplätzen gemacht?
- Prüfen Sie vor der Pflanzung, ob die Pflanzgrube Anschluss an den unverdichteten Untergrund hat?
- Wenn nicht – haben Sie in solchen Fällen Bedenken angemeldet?
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Zentraler Park oft besser
Die Bebauungspläne, die pro fünf Stellplätze einen Baum vorschreiben, sind ein totaler Blödsinn. Es wäre besser, wenn die Stadt oder Kommune den Baugrund 20?% kleiner ausgibt und dann zentral einen Wald oder Park anpflanzt. Das kann trotzdem von den Grundstückskäufern über die Erschließung bezahlt werden, und die Kommune könnte das selbst bestimmen. In München haben wir mal ein Gewerbegebäude gemacht, da durfte bei jedem Gewerbegrund sehr viel versiegelt werden. Und zum Ausgleich war in der Mitte ein großer Park, wo die Mitarbeiter dann immer Mittagspause machen konnten. Aus meiner Sicht ist das viel besser.
Andreas Rilk ist Inhaber eines Betriebs in Eurasburg.
Viele Fehler bei der Ausschreibung
Es sollten alle Bäume nach RAS LP4 und oder ZTV-Baumpflege gepflanzt werden. Das Problem sind die Stellen, die zwar nach VOB und nach BGB versuchen auszuschreiben, in deren Ausschreibungen es aber so viele Fehler gibt, dass die meisten eigentlich ungültig sein müssten. Des Weiteren sind Bäume nur noch Ausstattungsgegenstände, die je nach Bedarf gepflanzt und gefällt werden.
Für mich gehören zu der korrekten Pflanzung die richtige Pflanze, die richtige Pflanzgrube und Erde, die richtige Befestigung, also zum Beispiel Dreibock, Ballenanker und ein Nachsorge-Pflegevertrag.
Stefan Riske hat einen Baumpflegebetrieb in Vaterstetten.
Lieber kleine Bäume
Wir pflanzen nur noch Bäume, wenn vorher klar geregelt ist, dass die Bäume fachgerecht gepflanzt werden können und die ersten fünf Jahre von uns gepflegt werden. Dann lieber die Bäume eine Nummer kleiner …
Georg Dangel ist Inhaber von Natur & Form in March.
Bäume oft nicht erwünscht
Ich sehe neben dem zu geringen Wurzelraum zwei weitere Probleme: Zum einen werden die Bäume nur unzureichend nach dem Pflanzen gepflegt, es fehlen der Pflanzschnitt und auch der Schnitt für die nächsten Jahre, um einen sinnvollen Kronenaufbau zu unterstützen; genauso wie das Gießen leider oft deutlich zu kurz kommt. Allerdings sind die Bäume oft vorgeschrieben, aber vom Auftraggeber gar nicht gewünscht. Er ist froh, wenn sie verkümmern und somit weniger Laub abwerfen, das im Herbst Kosten verursacht. Außerdem muss er sich keine Gedanken um die Verkehrssicherheit machen. Solange das so ist, wird sich das auch kaum ändern …
Jens Lachermeier, Schorndorf
Wir können die optimale Lösung durch unser Netzwerk anbieten
Oft setzen Straßenbauer Bäume, weil die ausschreibenden Stellen einen Zusammenhang in der Fläche sehen. Wir führen wenig öffentliche Aufträge aus, haben aber durch Baum-Spezialisierung ständig Berührungspunkte mit dem Ergebnis. Pflanzflächen werden, selbst bei guter Ausschreibung, während der Bauphase von Park- und Verkehrsflächen als Lagerplatz genutzt, Reste vom Bettungsmaterial in die Pflanzgrube gekippt, mit dem Kommentar „Da kommt ja Erde drauf, die Wurzeln gehen dazwischen durch“, und das Gewicht vom Werbeschild wird nach der Pflanzung wieder auf den Ballen gestellt. Das ist leider die traurige Praxis, und gut gemeinte Hinweise auf die Problematik werden meist mit unschönen Worten oder unmissverständlichen Handzeichen beantwortet.
Aber es gibt auch Positives zu berichten. Bei uns im ländlichen Raum reagieren die meisten Bauamtsleiter und fordern eine baumfachliche Baubegleitung, nachdem wir bei jeder Gelegenheit das Thema aufgreifen. In dieser Tätigkeit macht man sich erst einmal unbeliebt, indem man bekannte und gut eingeübte Abläufe stört. Fast alle Bauleiter, Poliere, Unternehmer sind nach Abschluss des Projekts jedoch froh über den neuen Weg. Eine einfache Überschlagsrechnung hat sich bei uns durchgesetzt: Mehraufwand zur Schonung der Fläche und ordentliche Herstellung des Baumstandorts gegen eine Ersatzpflanzung mit allem Ärger, die diese mit sich bringt. Die langfristige Gesundheit und Vitalität der Pflanze ist schnell nur noch der Bonus fürs Image.
Falls wir zu spät dazu gerufen werden oder Unterstützung bei der Formulierung der Ausschreibung benötigen, arbeiten wir eng mit „Marc Kwirant – die grünen Experten“ zusammen. Wir nutzen unser Netzwerk aus Experten in den Fachgebieten, aber auch den Kontakt zu ausschreibenden Büros und Kollegen gerne zur Optimierung der Vorgaben. Oft ist es nur eine kleine Änderung in der ausgeschriebenen Position, die draußen einen großen Unterschied macht. Der Hinweis auf eine Änderung im Textbaustein wird von den meisten dankend angenommen, man muss sich nur die Mühe des Hinweises machen.
Auch wenn das noch viel Überzeugungsarbeit bei den Ämtern erfordert, können wir mit unserem Netzwerk für jede Projektgröße die optimale Lösung anbieten. Zum Beispiel hat der Baumpflegefachverband mehr als nur das Know-how und der Verband GaLaBau die notwendige politische Größe, um das Thema Baumpflanzungen bei ausschreibenden Büros, Behörden, Unternehmen, Bauhöfen und ausführenden Betrieben sichtbar zu machen.
Martin Weller, Team Weller Baum Garten Landschaft in Beilstein
Voraussetzungen müssen stimmen
Wir haben eine Anfrage für einen Lidl-Parkplatz dieses Jahr erhalten. Ein halber bis ein Meter Platz für den Baum zwischen betonierten Kantensteinen, der Boden blieb der Unterboden, welcher da war. Das konnte nichts werden, also haben wir die Anfrage abgelehnt.
Im Gegensatz dazu haben wir eine Anfrage für einen neuen Edeka-Parkplatz bekommen und den Auftrag bestätigt. Vorgesehen ist eine großzügige Möglichkeit für Bepflanzung von Stauden, Sträuchern und Bäumen. Hier wurde verstanden, dass es sich nicht um „grüne Petersilie über Pläne streuen“ dreht, sondern um Schaffung ansprechender und funktionaler Bepflanzung und Schattierung.
Auf den neu gestalteten Parkplatz eines Sportplatzes sollten wir Dachplatanen pflanzen, der Tiefbauer hatte die Baumquartiere schon vorbereitet. Wir kamen mit unseren Bäumen an und begannen ein Pflanzloch im Baumsubstrat auszuheben. Nach 30?cm stießen wir auf stehendes Wasser. Wo kam das her? Die Tiefbauer haben in den verdichteten Unterboden einfach einmal mit der Greifschaufel reingegriffen und dann mit etwas Substrat wieder abgedeckt. Ergebnis: Sie hatten eine Badewanne für die Bäume erstellt, in der sich seit Wochen das Wasser sammelte und nicht abfließen konnte.
Ich habe dann sofort die zuständigen Tiefbauer und die Kommune informiert und meine Bedenken angemeldet. Eine Stunde später fand ein Vor-Ort-Termin mit allen Beteiligten statt und die Reaktion der Verantwortlichen war: „Das passt so schon, und wenn die Bäume in einem halben Jahr kaputt sind, gibt es halt was anderes.“ Bei so viel Blödheit kann man nichts mehr machen. Da helfen keine Argumente mehr.
Bei Pflanzungen, welche vollständig von uns abgewickelt werden, gibt es mittlerweile bei solchen Bedingungen Zusätze im Angebot für Bodenaustausch, Substrateinbau und Entwässerungs- und Belüftungsbohrungen. Für die Bohrungen haben wir einen 1,5?m langen und 12?cm breiten Erdbohrer für den Bagger. Das funktioniert sehr gut und hat auch bei qualifizierten Planern sehr großen Zuspruch gefunden.
Pirmin Killinger, Baumschulen und GaLaBau Killinger, Haiterbach
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