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Unterschiedliche Stundensätze bei Bau und Pflege?

Zwischen den Bereichen Bau und Pflege gibt es in mehrfacher Hinsicht Unterschiede, zum Beispiel häufig in der Vergütung. Rechnen Sie Bau- und Pflegearbeiten in unterschiedlichen Sätzen ab und wenn ja, warum?

erschienen am 31.10.2025
© Gerhard Korge
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Landschaftspflege wird politisch benachteiligt

Ja, wir rechnen in der Grünkolonne mit unterschiedlichen Stundensätzen, da der Arbeitsplatz und die Ausstattung einer Tiefbaukolonne deutlich teurer ist. Zudem steht man bei der Grünpflege in einem unfairen Wettbewerb. Die Grünpflege wird meist subventioniert, ist eher ein notwendiges Übel, um den Auftrag zur Bauleistung zu bekommen. Auch bei Bepflanzungen kämpfen wir oft gegen Maschinenringe, die Mähleistungen in größeren Flächen mit 1 bis 2 Cent anbieten. Bei zwei bis drei Jahren Pflege sind die Kosten der Pflege manchmal gleich zu den Baukosten. Wir konkurrieren mit

• Hausmeister-Services • Maschinenringen • OWB (Dienstleister mit Behinderten) • Landschaftspflegeverbänden.

Jüngst habe ich mich an die Politik gewendet, da es für die Landwirtschaft ein Programm gibt für die Feuchtwiesenpflege. Dort wird die bodenschonende Bereifung entsprechender Mähgeräte bis zu 80 % gefördert, und es reicht, wenn zum Beispiel 1 ha Feuchtwiese im Bestand ist und die vom Bauern oder Maschinenring gemäht wird. Wir sind schon lange im Bereich Feuchtwiesen/Moor tätig und wir haben selbst Feuchtwiesen, bekommen die Förderung aber nicht, da wir keine privilegierten Landwirte sind.

Die Antwort der Politik: Das ist so gewollt, dass die Förderung nicht der bekommt, dem die Fläche gehört und bewirtschaftet, sondern nur die Landwirte oder Maschinenringe, die entsprechende Feuchtwiesen bewirtschaften.

Diese unterschiedliche Kostenstruktur fällt uns dann auch bei Nachträgen im öffentlichen Bereich wieder auf die Füße. Wenn ein Nachtrag in der Bauleistung mit dem Mitarbeitersatz des Tiefbaus kalkuliert wird, stimmt der Stundenlohnsatz nicht im Nachtrag, da hier der Mittellohn aus allen Bereichen, Bau und mehrjährige Pflege, errechnet wird. Eine Tiefbaukolonne besteht oft aus einem Vorarbeiter, einem Maschinisten, einem Facharbeiter, die Pflegekolonne meist aus einem Vorarbeiter und zwei bis drei Helfern (Niedriglöhner).

von Jörg Edelmann ist Inhaber eines GaLaBau- und Landschaftspflegebetriebs in Isny im Allgäu.
Jörg Edelmann
Jörg Edelmann © privat
Pflegebereich ist preisgetriebener

Ja, wir rechnen Bau- und Pflegearbeiten mit unterschiedlichen Sätzen ab. Das liegt vor allem daran, dass die Rahmenbedingungen und Anforderungen in beiden Bereichen deutlich voneinander abweichen: Bauprojekte sind in der Regel einmalige, technisch anspruchsvolle Maßnahmen mit hohem Maschineneinsatz, intensiver Materiallogistik und größerem Koordinationsaufwand. Hier fließen Planung, Baustelleneinrichtung und Qualitätskontrolle in die Kalkulation ein.

Pflegearbeiten dagegen erfordern eine kontinuierliche Betreuung über das Jahr, mit häufig wechselnden Witterungsbedingungen und regelmäßigem Personaleinsatz. Der Aufwand ist zwar planbarer, aber der Anteil der reinen Lohnkosten höher. Zudem ist der Markt im Pflegebereich deutlich preisgetriebener, was sich auch auf die Kalkulationsbasis auswirkt.

Unser Anspruch ist es, in beiden Bereichen eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten – mit fairer, transparenter Kalkulation, motivierten Fachkräften und nachhaltigen Prozessen. Denn am Ende zählt, dass jede Leistung den „Gollo-Standard“ erfüllt: zuverlässig, wirtschaftlich und mit Leidenschaft ausgeführt.

von Cornelius Grimm ist Geschäftsführer von „Die Gollo Gartenbau“ in Vastorf.
Cornelius Grimm
Cornelius Grimm © privat
Ja, zwei unterschiedliche Sätze

Ja, wir rechnen das mit unterschiedlichen Sätzen ab, da dies zwei verschiedene Geschäftsbereiche sind und auch in der Plankostenrechnung getrennt wird.

von Felix Grupp ist Geschäftsführer eines GaLaBau-Betriebs in Kornwestheim.
Konkurrenzfähig bleiben

Ja, wir rechnen Pflegearbeiten anders ab als Bautechnik, weil wir weiterhin mit geringem Lohnansatz attraktiver bleiben wollen gegenüber den vielen Hausmeister-Services. Der Unterschied Pflege zu Bautechnik beträgt 6 €.

von Carsten Hohlt ist Inhaber von Stein/Garten/Design e.K. in Hüllhorst.
Carsten Hohlt
Carsten Hohlt © privat

Kein Anlass zur Unterscheidung

„Wir rechnen in Bau und Pflege die gleichen Stundensätze beim Kunden ab. Das fachliche Wissen ist in beiden Bereichen hoch, mit Weiterbildungen fundiert, und daher sehen wir keinen Anlass zur Unterscheidung. Im Bau ist erfahrungsgemäß die Wertschöpfung höher als in der Gartenpflege, sofern keine Zusatzprodukte wie Pflanzen et cetera abgerechnet werden können. Unsere betriebliche Kalkulationsgrundlage ist der Mittellohn beider Bereiche.

von Ottmar Hübner ist Geschäftsführer von Hübner Gärtner von Eden in Stiefenhofen.
Ottmar Hübner
Ottmar Hübner © privat
Pflegekolonnen anders zusammengesetzt

Wir haben Unterschiede im Bereich der Verrechnungssätze bei Bau- und Pflegearbeiten. Zum einen ist der Konkurrenzkampf im Bereich Pflege mit den Baupreisen im öffentlichen Bereich nicht zu gewinnen. Zum anderen sind in den Pflegekolonnen andere Lohnzusammensätze als in den Baukolonnen. Das heißt, dass in den Pflegekolonnen oftmals in der Zusammensetzung günstigeres Personal eingesetzt wird als in der Baukolonne.

von Robert Kühn führt einen GaLaBau-Betrieb in Jessen (Elster).
Robert Kühn
Robert Kühn © Martin Rottenkolber
Der Auftraggeber ist entscheidend

Der Unterschied in der Berechnung von unterschiedlichen Sätzen ist nicht so sehr davon abhängig, ob es sich um Bau- oder Pflegearbeiten handelt. Vielmehr ist die erste Frage, ob man einen Auftrag vor sich hat, der aus einer öffentlichen oder einer privatwirtschaftlichen Ausschreibung herrührt oder von Privatleuten vergeben wird. Bei den Ausschreibungen, sowohl öffentlich als auch nicht-öffentlich, sind oftmals bereits Preise oder Einschränkungen vorhanden, an die man sich mehr oder weniger halten muss. Da sind die Spielräume kleiner als bei Privatleuten, die doch eher auch auf Qualität und Fachlichkeit schauen als auf den letzten Cent. Dagegen handelt es sich um sicherere Einnahmequellen über längere Zeiträume als bei den Privaten.

Bei uns macht die Mischung aus beidem den Erfolg perfekt. Wir mischen sowohl die Auftraggeber als auch die Arten der Arbeit und können damit sehr flexibel auf die verschiedensten Szenarien reagieren. Als Beispiel nur ein Blick zurück auf den Lockdown zu Coronazeiten: Drei Mann in der städtischen Baumpflege (halten ohnehin immer Sicherheitsabstand zu allen Menschen) und der Mann im Weinberg zum Mauern-Sanieren in völliger Abgeschiedenheit. So konnte ununterbrochen weitergearbeitet werden.

von Olaf-Christian Pressel ist Chef eines Baumpflege- und GaLaBau-Betriebs in Stuttgart.
Olaf-Christian Pressel
Olaf-Christian Pressel © privat
Bewusste betriebswirtschaftliche Differenzierung

Bei Tilburgs Garten- und Landschaftsbau rechnen wir Bau- und Pflegearbeiten mit unterschiedlichen Verrechnungssätzen ab. Diese Vorgehensweise ist bewusst gewählt und basiert auf klaren betriebswirtschaftlichen Überlegungen. Bau- und Pflegeleistungen unterscheiden sich sowohl in ihrer Struktur als auch in den zugrunde liegenden Kostenfaktoren erheblich – eine einheitliche Kalkulation würde der Realität der beiden Geschäftsbereiche nicht gerecht werden.

Im Landschaftsbau liegt der Schwerpunkt auf investiven Projekten, bei denen Materialeinsatz, Maschinennutzung und Personalkoordination eine zentrale Rolle spielen. Die Abläufe sind meist planbar, die Projekte klar terminiert und die Effizienz auf den Baustellen hoch. Hier können die anfallenden Gemeinkosten und Maschinenkosten präzise auf die einzelnen Aufträge verteilt werden. Dementsprechend kalkulieren wir im Baubereich mit höheren internen Verrechnungssätzen, da sowohl die Produktivität pro Stunde als auch der erzielbare Deckungsbeitrag überdurchschnittlich sind.

Im Pflegebereich stellt sich die Situation anders dar. Die Arbeiten sind kleinteiliger, häufig witterungsabhängig und erfordern viele kurze Einsätze an wechselnden Standorten. Der Materialeinsatz ist gering, und der Maschinenanteil fällt deutlich niedriger aus. Zudem sind Rüst- und Fahrtzeiten im Verhältnis zur tatsächlichen Arbeitszeit erheblich höher. Diese strukturellen Unterschiede führen dazu, dass wir für Pflegeleistungen einen anderen Kalkulationsansatz wählen müssen, der die realen Kosten- und Zeitfaktoren berücksichtigt.

Ein weiterer Aspekt ist die Marktsituation. Während Bauleistungen häufig über Leistungsverzeichnisse und Ausschreibungen – etwa von öffentlichen oder gewerblichen Auftraggebern – abgerechnet werden, werden Pflegearbeiten überwiegend im Rahmen von Daueraufträgen mit privaten oder kommunalen Kunden durchgeführt. Gerade hier zeigt sich eine hohe Preissensibilität: Ein Verrechnungssatz von beispielsweise 70 €/h, wie er im Baubereich üblich und gerechtfertigt wäre, lässt sich im Pflegebereich am Markt nur schwer durchsetzen. Um dennoch wirtschaftlich zu arbeiten und zugleich langfristige Kundenbindungen zu erhalten, setzen wir auf angepasste, marktgerechte Sätze.

Die unterschiedlichen Verrechnungssätze sind somit kein Ausdruck inkonsistenter Preisgestaltung, sondern das Ergebnis einer bewussten betriebswirtschaftlichen Differenzierung. Bau- und Pflegearbeiten folgen unterschiedlichen Kostenstrukturen, Arbeitsweisen und Markterwartungen – und genau das spiegelt sich in unserer Kalkulation wider. Mit diesem Ansatz stellen wir sicher, dass beide Geschäftsbereiche – Bau und Pflege – wirtschaftlich tragfähig bleiben und unseren Kunden weiterhin ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis geboten wird.

von Alexander Tilburgs ist mit seinem GaLaBau-Betrieb ansässig in Schmitten im Taunus.
Alexander Tilburgs
Alexander Tilburgs © FOTOGRAFIE ANNE
Unterschiedliche Sätze unverzichtbar

Wir rechnen Bau- und Pflegearbeiten mit unterschiedlichen Stundensätzen ab. Der Unterschied beträgt bei uns rund 12 % zwischen Bau und Pflege – zugunsten des Baus. Diese Differenz ergibt sich aus den höheren Anforderungen an Baustellenorganisation, Geräte- und Maschineneinsatz sowie den oft komplexeren Leistungspositionen im GaLaBau. In der Pflege ist der Aufwand pro Stunde zwar ebenfalls hoch, jedoch mit geringeren Material- und Gerätekosten verbunden. Um wirtschaftlich zu arbeiten und den unterschiedlichen Rahmenbedingungen gerecht zu werden, sind getrennte Kalkulationsansätze aus unserer Sicht unverzichtbar.

von Andreas Wuttig führt einen GaLaBau-Betrieb in Zinnowitz an der Ostsee.
Andreas Wuttig
Andreas Wuttig © privat
Titel der zehnten Antwort

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