Weshalb uns „der Dreck“ egal sein sollte
Immer wieder klagen Anwohner darüber, dass Stadtbäume „Dreck“ machen, wenn sie Laub, Blütenblätter oder Früchte abwerfen. Wir erklären, weshalb der sogenannte Dreck unser kleinstes Problem sein sollte.
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Unsere Städte und Dörfer werden heißer und lebensfeindlicher. Deshalb setzen viele Kommunen auf Baumpflanzungen. Die meisten Bürger dürften das auch befürworten. Für den Teil der Bürgerschaft, die Baumpflanzungen vor ihrer Tür kritisch sehen, hier eine kleine Zusammenfassung, weshalb uns Herbstlaub und Früchte nicht stören sollten.
> Baumschutz ist Klimaschutz: Jeder Baum, der erhalten oder zusätzlich neu gepflanzt wird, ist gut für das Klima. Er bindet große Mengen von Kohlendioxid und speichert es langfristig in Form von Holz.
> Senkung der Umgebungstemperatur: Die Sommertemperaturen in Städten und Dörfern steigen, die Anzahl der Tage mit Extremtemperaturen über 30 Grad nehmen zu. Das führt dazu, dass sich besonnte Straßen und Gehwegflächen auf Temperaturen über 60 Grad aufheizen können. Unter Straßenbäumen wird diese Aufheizung der Umgebungstemperatur vermindert. Durch den Schatten der Bäume und ihre Fähigkeit, Wasser zu verdunsten, wird die Tempertur selbst an sehr heißen Tagen auf ein angenehmes Niveau von unter 30 Grad reduziert. Auch die Autos heizen sich unter Bäumen natürlich weniger auf.
> Senkung der Windgeschwindigkeit: Unbepflanzte Straßen werden schnell zu Windschneisen, weil die Luft an windigen Tagen den Fluchten der Gebäude folgt. Straßenbäume reduzieren und verwirbeln den Luftstrom und machen das Benutzen des Straßenraumes angenehmer.
> Minderung von Niederschlagsereignissen: Das Dach der Bäume mildert auch die Heftigkeit von Niederschlagsereignissen ab. Bei leichtem Regen bleibt der Gehsteig länger trocken und nutzbar. Und auch stärkere Regen- oder Schneefälle und leichtere Hagelschauer werden in ihrer Wucht abgemildert.
> Staubbindung: Wie alle Pflanzen wirken Bäume als natürliche Staubfilter. Gerade in vielbefahrenen Straßen, in denen viel Feinstaub anfällt, sorgen die Straßenbäume für sauberere Luft und verbessern damit auch in dieser Hinsicht das Kleinklima.
> Lärmschutz: Pflanzen mindern auch die Wirkung von Schallwellen und lassen baumbestandene Straßen gefühlt leiser wirken. Auch das trägt dazu bei, dass Alleen wohnlicher sind, als kahle Straßen.
> Steigerung der Lebensqualität: Das Abpuffern von Extremtemperaturen, die Reduktion der Windgeschwindigkeit, die Abgabe von Luftfeuchtigkeit - all das steigert die Aufenthaltsqualität besonders im Sommer und an warmen Tagen. Wir kennen das aus Ländern mit höheren Temperaturen - etwa am Mittelmeer - wo die Menschen den Schatten suchen und das Leben unter Bäumen genießen. Ganz nebenbei: Ein älterer Baum produziert soviel Sauerstoff, wie zehn Menschen zum Leben brauchen.
> Lebensraum für Tiere: Der Rückgang der Artenvielfalt ist in aller Munde. Je nach Baumart bieten Straßenbäume aber zahlreichen Tieren Heimat und Nahrung - besonders vielen Insekten und Vögeln. Sie vernetzen die Biotope und bringen Leben in den Straßenraum. Was wäre der Süden ohne die Zikaden in den Bäumen, oder der Frühling ohne Vogelgesang!
> Bäume steigern den Wert eines Quartiers: Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die besten Häuser am Platze selten in kahlen Straßen stehen? Das hat seinen Grund: Weil Bäume die Aufenthaltsqualität steigern, Teil einer harmonischen Gestaltung sind und mit dem Alter immer wertvoller werden, wirken sie zugleich wertsteigernd im Quartier; ein sich gegenseitig bedingender Prozess.
> Die Stadt ist für alle da! Viele Vorteile bringen auch Nachteile mit. Das mag der eine oder die andere auch für sich so sehen, wenn Bäume Schatten werfen oder Blätter auf das eigene Grundstück fallen. Doch für die Stadt steht das Gemeinschaftsinteresse über den Eigeninteressen. Das ist wie mit anderen Dingen ja auch so: Jeder möchte schnell vorwärts kommen, aber niemand will die Autobahn vor der eigenen Haustür. Dass das nicht funktionieren kann, ist offensichtlich. Zum Wohle aller muss sich jeder etwas zurücknehmen.
> Die Nachteile sind beherrschbar: Werden die Baumstandorte entsprechend vorbereitet, die Baumarten richtig ausgewählt (zum Beispiel kleinkronige Bäume) und die Bäume fachgerecht begutachtet oder gepflegt, halten sich die Nachteile in Grenzen; auch im Hinblick auf Laub und Früchte. Für die Blätter gilt übrigens: Laub ist wertvoll! Das lässt sich sowohl in der Kommune nutzen, wenn es ein Konzept zum Sammeln und zur energetischen Nutzung gibt, als auch im Garten (siehe Merkblatt "Herbstlaub").
> Wollen wir auf das Erleben der Jahreszeiten verzichten? Laubfall gehört zum Erleben der Jahreszeiten wie Austrieb und Blüte. Daran erfreuen wir uns, und auch buntes raschelndes Laub hat seinen Reiz. Kinder freuen sich über Kastanien, Eicheln und Nüsse, und auch viele Tiere leben davon. Wollen wir in unserem direkten Umfeld darauf verzichten, so dass es das ganze Jahr über gleich aussieht?




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