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Martin Grays Erlebnisse mit Pflegekunden

Ausgeschlafen?

Gartenpflege liegt mir am Herzen. Ich pflege aus Leidenschaft – auch, weil es immer wieder besondere Erlebnisse mit Kundinnen und Kunden gibt. Einige will ich an dieser Stelle mit der Community teilen.

von Martin Gray erschienen am 04.09.2024
© privat/Verlag Eugen Ulmer
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Ich war morgens schon früh unterwegs, um Stauden für eine Pflanzung zu holen. Angekommen beim Kunden entlud ich meine blühende Fracht sowie mein restliches Werkzeug und begrüßte meinen Kunden.

Auf meiner Aufgabenliste stand zunächst, den bereits mit kleinen Gehölzen und reichlich Wildnis bewachsenen Vorgarten für die Pflanzung vorzubereiten. Ich schnappte mir meinen Wiedehopf und begann mit der Arbeit. Mit kräftigen Schlägen hackte ich Wildlinge aus dem Boden und rodete die Vegetationsschicht. Ich arbeitete gerade am Grenzbereich und nah am Fenster des Nachbarhauses als plötzlich die Rollladen hochgerissen wurden. Darauf wurde das Fenster ruckartig nach innen aufgezogen.

Eine alte Dame steckte ihren Kopf hinaus, sah mich mit hochgezogenen Brauen und böse funkelnden Augen an und brüllte: „Junger Mann!! Haben Sie eigentlich schon mal auf die Uhr gesehen?! Was fällt Ihnen ein, so früh morgens schon so einen Krach zu veranstalten?!“ Ich hatte direkt das Gefühl, als wäre diese nette alte Dame nicht ganz mit meinem heutigen Zeitplan einverstanden. Aber da sie mich ja gerade danach gefragt hatte, ob ich schon auf die Uhr gesehen habe, wollte ich ihr den Gefallen tun und sagte ihr sogar die Uhrzeit. „Wir haben 9 Uhr, gute Frau.“

Sie blickte mich entgeistert an, zögerte ein paar Sekunden und sagte auf eine für eine Dame in ihrem Alter nicht ganz so schickliche Weise: „Oh Scheiße!! Normalerweise stehe ich um 7 Uhr auf.“ Ich erwiderte: „Dann haben Sie wohl verschlafen!“ Sie knallte das Fenster wieder zu und ich hörte noch ein paar polternde Geräusche hinter den Mauern.

Einige Stunden später, als ich fast fertig mit meinem Auftrag war, kam sie zu mir rüber. Jetzt war ich gespannt, was sie sagen würde. Eine Entschuldigung müsste es sein, da war ich mir sicher. Umso schockierter war ich, als sie – ohne Entschuldigung – begann mir zu erklären, was es ja noch alles in ihrem Garten zu tun gäbe und ob ich sie nicht bereits in der kommenden Woche einplanen könne. Ich überlegte… hmmm… Nein, wohl eher nicht.

Ich wies sie damit ab, dass mein Auftragsbuch leider bereits voll sei und bemitleidete bereits jetzt den armen Gärtner, der diese nette alte Dame mal glücklich machen soll.

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