Kräusel- oder Kreppmyrte (Lagerstroemia indica)
Christian Müller von Lebensraum Müller in Mauer bei Heidelberg leitet eine Baumschule und ein Gartencenter. Für den Expertenbrief Gartenpflege stellt er uns seine Favoriten vor.
von Christian H. Müller erschienen am 06.11.2024Herkunft
Das Verbreitungsgebiet der Gattung Lagerstroemia liegt im tropischen bis subtropischen Bereich Asiens und Australiens und erstreckt sich in Richtung Norden bis nach Japan. Die botanische Benennung von Lagerstroemia indica erfolgte durch Carl von Linné. Linné war mit dem Direktor der schwedischen Ostindien-Kompanie Magnus Lagerström (1691–1769) befreundet, der ihm regelmäßig Pflanzenmaterial zusandte. Ihm zu Ehren benannte Linné die Gattung Lagerstroemia.
Aussehen, Wuchs und Blüte
Im Freiland ausgepflanzt kann die verholzende, strauchartig wachsende Kreppmyrte eine Höhe von mehreren Metern erreichen.
Die Blätter der Laub abwerfenden Pflanze sind einfach, eiförmig und glattrandig. Je nach Sorte und Standortbedingungen können die Blätter eine leuchtend-orange bis kupferfarbene Herbstfärbung zeigen. Die besonders auffälligen traubigen Blütenstände werden am Ende der einjährigen, vierkantigen Triebe gebildet und erinnern an die Blütenstände des gemeinen Flieders. Die Blütezeit beginnt je nach Klima ab Mitte Juli und dauert bis in den Herbst hinein. Das Farbspektrum der kleinen, kräuseligen, trichterförmigen Blüten reicht von Weiß, über Rosa und Purpur bis hin zu intensivem Rot. Die Blütentrichter sind, wie bei nicht vollständig entfalteten Mohnblüten, stark „geknittert“, sodass die Blüte wie „gekreppt“ aussieht. Diese Eigenschaft hat ihr den Namen Kreppmyrte oder auch Kräuselmyrte eingebracht.
1Standort, Boden und Wasserbedarf
Die Kreppmyrte ist besonders in sonnigen und warmen Lagen ein unkompliziertes und empfehlenswertes Gehölz, das gerade in den Weinbauregionen mittlerweile ausreichend frostfest ist. Zur Förderung der Blütenbildung benötigt die Pflanze einen möglichst sonnigen Standort ohne stauende Hitze. In sonnenarmen, nassen und kühlen Jahren wie in diesem kann die Blütenbildung erst sehr spät einsetzen. Lagerstroemia indica sollte in einen gut drainierten Boden gepflanzt werden.
Nachdem im Frühling das Wachstum eingesetzt hat, empfiehlt sich bei der Kreppmyrte – vor allem in ihrer Hauptwachstumsphase – von April bis etwa Ende August regelmäßige wöchentliche Düngergaben. Gegossen wird nach Bedarf, der grundsätzlich überschaubar ist.
Schnitt
Kreppmyrten können, müssen aber nicht geschnitten werden. Sie sind gleichzeitig sehr gut schnittverträglich, was sich daran ablesen lässt, dass es auch zahlreiche Bonsai-Exemplare gib. Bester Zeitpunkt hierfür ist vor dem Laubaustrieb im März. Dies regt gleichzeitig das Bilden einjähriger Triebe an, an denen wiederum die Blüten sitzen, wodurch ein Rückschnitt grundsätzlich von Vorteil erscheint.
Verwendung
Im mediterranen und klimatisch gemäßigten mitteleuropäischen Raum finden die imposanten Pflanzen dieser Gattung als Zierpflanzen Verwendung. Zur Gattung gehören etwa 50 Arten. Am häufigsten wird Lagerstroemia indica kultiviert und für die Zucht neuer Sorten verwendet.
Die Lagerstroemia haben eine gewisse Winterhärte. Im Mittelmeerraum, in Südfrankreich, in der Normandie und sogar in Paris sind die Pflanzen in Gartenanlagen und als Straßenbegleitgrün zu finden. Auch im süddeutschen Raum kann die Pflanze ausgepflanzt und im Freiland überwintert werden. Besonders ist ihre Verwendung als freistehender, aufgeasteter Solitär, bei dem gerade im laublosen Zustand das besondere Holz zur Geltung kommt.
Wichtige Arten und Sorten
Folgende Sorten haben sich aufgrund der Winterhärte und der verlässlichen Blütenbildung bewährt:
- Berry Dazzle (kräftiges Fuchsienrot)
- Braise d’été (rot bis dunkelrosa)
- Coral Magic (lachsrosa)
- Double Feature (karminrot)
- Fuchsia d’été (fuchsienrot)
- Lunar Magic (weiß bei dunklem, tief violettem Laub)
- Neige d’été (leuchtend weiß)
- Pink Velour (leuchtend kräftiges Pink)
- Purple Magic (violett)
- Rhapsody in Pink (rosa)
- Rhapsody in Blue (violettfarben bis bordeauxrot)
- Tuscarora (korallrot)
- Violet d’été (leuchtend violett)
Darüber hinaus gibt es mittlerweile sogar überhängende Arten und Sorten.
Krankheiten
Blätter und Knospen der Kreppmyrte können vom Echten Mehltau befallen werden. Befallene Knospen öffnen sich leider nicht mehr. Zur Vorbeugung ist vor allem auf den richtigen Standort zu achten: luftig und nicht zu heiß, aber sonnig.
Noch einmal Lust auf richtig viel Blüte im Spätsommer bekommen? Differenziere dich über die Verwendung von „andersartigen“ Pflanzen und mach’s ihnen richtig!
Mach’s ihr richtig – Tipps, damit die Pflanzen funktionieren!
Wie ist das jetzt mit dem Wasser und der Gießerei und wie mache ich es ihr richtig? Wo liegt das richtige Maß? Wir sind die ganze Zeit auf der Suche nach trockenheitsverträglichen Gehölzen und Stauden. Und was passiert, wenn es plötzlich wie im letzten Halbjahr ergiebig regnet? Wie geht eine Steppenpflanze, die wenig oder kaum Wasser möchte, damit um? Entscheidend ist, dass das „zu viel“ an Wasser abziehen kann. Dass die Klimagehölze in einem gut drainierten Boden stehen, um auch bei veränderten Wetterbedingungen zu funktionieren. Womit wir wieder beim Pflanzfundament wären, das die Basis für ein Funktionieren bildet. Ist dieses Fundament geschaffen, kann folgende Regel bezüglich des Gießens und des Wasserbedarfs helfen:
- Bei 10 °C Durchschnittstemperatur am Tag: Wassergabe: 10 l, 1× pro Woche
- Bei 20 °C Durchschnittstemperatur am Tag: Wassergabe: 20 l, 2× pro Woche
- Bei 30 °C Durchschnittstemperatur am Tag: Wassergabe: 30 l, 3× pro Woche
Hier stelle ich euch zum einen Gehölze vor, die in meinen Augen in ein zukunftsfähiges Sortiment passen und gebe euch Tipps zum richtigen Umgang mit der Pflanze, damit es am Ende funktioniert! Basis dafür – mach’s ihr richtig! Habt ihr das Gefühl, das Gehölzsortiment wird immer schmaler? Ganze Gattungen fallen für unsere Gestaltung weg, weil Krankheiten und Schädlinge auftauchen, die eine Verwendung in den Gärten als nicht sinnvoll erscheinen lassen. So wie Buchs aufgrund des Pilzes und/oder Zünslers oder die Esche wegen des Eschentriebsterbens.
Gleichzeitig verändern sich die klimatischen Bedingungen und das Wetter ist zumindest gefühlt immer mehr von Extremen geprägt, was wiederum anderen Gattungen zusetzt. Denkt nur an die Hainbuchen im Jahr 2023. In so schlechtem Zustand, mit so viel Samenansatz habe ich sie zumindest selten gesehen.
Natürlich können wir im Rahmen unserer Pflege Pflanzenschutzmaßnahmen verkaufen, um die entsprechenden Mittel gegen Schädlinge oder Pilze auszubringen. Und natürlich jede Menge Gartentechnik, die beim Bewässern hilft und dazu dient, gegen die Wetterkapriolen anzugehen. Doch ist das real smart? Für mich nicht! Es erinnert mich an die westliche Medizin, in der Symptome behandelt werden, aber nicht die Ursachen. Hier gilt es einzusteigen, weshalb ich in meiner Kolumne Gehölze – nennen wir sie Klimagehölze – vorstellen möchte, von denen ich überzeugt bin, dass sie auch den Anforderungen der Zukunft genügen und schlicht und ergreifend funktionieren. Aufgrund ihrer Robustheit, dem Wasserbedarf und der zumindest bisher bekannten Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge. Ich möchte dir in kurzen Porträts Pflanzen vorstellen, die neu sind, in meinen Augen zu wenig Beachtung finden, oder aufgrund der klimatischen Veränderungen mittlerweile bei uns verwendet werden können.
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