
Ergonomisch und schnittfreudig
Beim Schneiden von Zierpflanzen und Gehölzen werden leichte, griffige Handscheren und kräftige, solide Astscheren gebraucht. Die Hersteller verbinden klassische Schneidkonzepte mit ergonomischer Formgebung. Ausgesuchte Materialien und eine hochwertige Verarbeitung garantieren Freude am Werkzeug im Gärtneralltag.
von Joachim Zeitner, Karlsruhe erschienen am 12.11.2025Sind Sie Rechtshänder oder Linkshänder? Damit geht es schon los, wenn die Hersteller professioneller Handscheren auf ihre Gärtnerkunden zugehen und ihnen das passende Modell für ihre Hände und ihre Aufgaben vorschlagen. Haben Sie kleine, mittelgroße oder große Hände? Wollen Sie die Schere beruflich oder privat verwenden? Im Online-Produktkonfigurator des Herstellers Felco beispielsweise verringert sich die Auswahl der knapp 40 Baum-, Reb- und Gartenscheren auf diese Weise für Profis auf gerade einmal vier Stück. Aber welche Schere ist die richtige für mich? Das muss man ausprobieren, denn die verschieden ausgestalteten Schneidköpfe und Griffe lassen sich nur vergleichen, wenn man die Geräte in die Hand nimmt.
Aber ist das überhaupt notwendig? Fragt man nämlich die wenigen führenden Hersteller professioneller Gartenscheren, dann räumen sie gemeinsam ein, dass die vielen marken- und modelltreuen Anwender kaum von einem einmal gefundenen Lieblingsmodell mehr ablassen. Zudem sind die Scheren der Premiummarken in punkto Materialgüte und Verarbeitung allesamt ziemlich gleichrangig. Viele Grünprofis schwören einfach auf ein Lieblingsmodell ihres bevorzugten Herstellers, und weil die Produkte der Top-Liga-Hersteller sehr langlebig sind, kommt ein Werkzeugtausch nicht allzu häufig vor. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf das Gesamtangebot.
Bypass oder Amboss
Mit welchem Schneidprinzip die Gärtner ihren Händen oder ihren Gehölzen einen größeren Gefallen tun – um diese Frage spinnen sich endlose Diskussionen. Nach klassischer Grobeinteilung taugen Bypass-Scheren für saubere, schonende Schnitte an lebendem und weichem Holz, Amboss-Scheren dagegen für leichte, kräftige Schnitte durch hartes und totes Holz.
Bypass-Scheren sind die Bauart mit längerer Tradition. Sie haben eine scharfe stählerne Klinge und eine Gegenklinge, die im Scherenkopf eng aneinander vorbeigleiten und das dazwischen befindliche Material von beiden Seiten durchtrennen. Auf diese Weise erzielen hochwertige Scheren mit geringem Klingenspiel sehr präzise Schnitte ohne gequetschte Rinde und mit glatten Schnitträndern, die rasch zuheilen. Gebogene Klingen und Gegenklingen halten den Ast fest umklammert und durchschneiden ihn mit ziehender Bewegung. Zudem bilden sie einen schlanken, spitzen Scherenkopf. Dank dieser Bauweise erreichen Bypass-Scheren schwer zugängliche Stellen im Gehölz und können sehr nah an Ästen angesetzt werden, um Triebe oder Zweige bündig abzuschneiden. Wegen dieser Eigenschaften – präzises Führen und Ansetzen, sauberer und glattrandiger Schnitt – werden Bypass-Scheren von Gartenprofis gerne verwendet. Wichtig bei den Bypass-Scheren ist eine gute Dämpfung durch Gummipuffer, um einen Schnittschlag soweit möglich abzufedern, wenn bei erfolgtem Durchschnitt des Materials die beiden Griffe aufeinandertreffen.
Amboss-Scheren kamen später auf den Markt – genauer gesagt im Jahr 1923 unter dem Markennamen Löwe. Modelle dieser Bauart drücken mit einer scharfen Klinge gegen eine flache Unterlage. Diese Bauform sowie die Schneidbewegung ohne Querkräfte machen Amboss-Scheren sehr robust und langlebig, ohne hohen Wartungs- und Pflegeaufwand, denn ihre Schneidqualität leidet nicht durch Klingenspiel oder Reibung zwischen Klinge und Gegenklinge. Jedoch kann zumal die Rinde weicher Gehölze durch den hohen Druck auf die breite Unterlage gequetscht werden. Ihre scharfen Klingen gleiten jedenfalls bei geringem Kraftaufwand mit gleichmäßigem Druck durchs Material – und ohne einen störenden Schnittschlag. Klassisch geformte Amboss-Scheren erzeugen einen ziehenden Schnitt mit geraden Klingen und Gegenklingen. Modernere Modelle mit gebogenen Klingen und Unterlagen halten das Material in der Mitte des Schneidkopfes fest. Scheren mit schlank geformter Klinge können sehr dicht am Stamm angesetzt werden.
Handliche Gartenscheren
Einhand-Scheren durchschneiden je nach Modell rund 15 bis 25?mm dicke Äste. Sie werden nach Einsatzprofilen und ergonomischen Aspekten konstruiert: leichte und handliche Geräte für den Gemüse- und Zierpflanzenbau, kräftige und solide Allrounder für den Garten- und Landschaftsbau, robuste und hart zupackende Scheren für den Obstbau.
Für große oder kleine Hände, für Rechts- und Linkshänder gibt es teilweise mehrere Modellvarianten. In Katalogen werden diese Gartenscheren dann mit Eignungsprofilen den Benutzerkreisen zugeordnet – eine freundliche und nützliche, aber nicht immer zielführende Orientierungshilfe. Am besten prüfen Anwender selbst, welche Schere sich leicht und bequem anfühlt, aber kräftig und präzise zupackt. Trotzdem: Unabhängig von den Schneidtechnologien zeigen einige Merkmale deutlich, für welche Hände und Einsätze sich die Scheren besonders eignen.
Zunächst der Schneidkopf: Einhand-Gartenscheren mit normal geformtem Schneidkopf bieten eine bestmögliche Öffnungsweite und Hebelkraft für kräftige Hände und mitteldicke Äste. Modelle mit kurzem Schneidkopf erleichtern Menschen mit kleinen, zierlichen Händen die Arbeit und schneiden mühelos etwas dünnere Äste. Die Klassiker haben gerade angeordnete Schneidköpfe, aber viele moderne Scheren erleichtern mit angewinkelten Schneidköpfen die Handhabung und verringern den Kraftaufwand. Modelle mit spitzen Klingen anstelle von stumpf zulaufenden Schneidköpfen erleichtern den Zugang zu engen Verästelungen.
Danach die Griffe: Für große oder kleine Hände empfehlen sich Einhandscheren mit denselben Schneidköpfen, aber verschieden langen Handgriffen, Universalmodelle mit verstellbarer Griffweite sowie Modellvarianten mit auswärts oder einwärts geschwungenen Handgriffen. Ihre Griffkörper stecken in handfreundlich geformten, rutschfesten Kunststoffmänteln, die gleichzeitig vor Abnutzung schützen. Alternativ zu Scheren mit festen Griffen verteilen Modelle mit Rollgriffen die Druckkraft gleichmäßig und vermindern beim Schließvorgang die Reibung zwischen Griff und Haut. Das wirkt vorteilhaft bei Dauereinsätzen und Anwendern mit empfindlichen Sehnen.
Einhandscheren für Linkshänder haben denselben Scherenkopf wie Modelle für Rechtshänder, aber spiegelverkehrt geformte und angeordnete Griffe. Die Hersteller bieten auch viele Sonderlösungen, etwa leichte Frauenscheren oder Modelle mit beidhändig bedienbaren Spezialgriffen für schwere Einsätze.
Mit solchen Einhandscheren arbeiten sich Grünprofis beim Gehölzschnitt buchstäblich durch dick und dünn. Solide Markengeräte können sehr lange durchhalten. Das sieht man ihnen beim Kauf noch nicht an – bestenfalls am Preis, denn die Qualität eines Hundert-Euro-Gerätes bekommt man nicht für sechzig Euro. Ansonsten sollte der Kaufpreis eine Nebenrolle spielen, denn gesunde Hände sind unbezahlbar. Gewisse Preisunterschiede sind jedoch auch bei hochwertigen Profimodellen messbar. Ein sehr einfach vergleichbares Merkmal ist übrigens das Gewicht der Scheren. Und hier gibt es deutliche Unterschiede. Es kann sich also lohnen, mal ein anderes Modell zu probieren.

Vielfalt aus Japan
Die japanische ARS Corporation und ihr Vertriebspartner Tiger GmbH begleiten ihre Anwender mit Werkzeugen von traditionell hoher Handlichkeit, Schnittqualität und Lebensdauer. Seit Generationen verknüpft die ARS Corporation mit Hauptsitz in Sakai (Präfektur Osaka, Japan) ihre Aktivitäten mit der Tradition japanischer Gartenkultur. Im Jahr 1876 gegründet, fertigt das Unternehmen auch heute seine Gartenwerkzeuge zum Sägen und Schneiden aus ausgesuchten Werkstoffen sowie nach modernsten Fertigungsmethoden und Technikstandards.
Gartenscheren von ARS verbinden hochwertige Materialien und geringes Gewicht. Das Sortiment umfasst Modelle für Männer und Frauen, für kleine und große Hände sowie in der Mehrzahl Bypass-Scheren, aber auch zwei Amboss-Modelle. Asymmetrisch und ergonomisch geformte Griffe mit PVC- oder Gummi-Ummantelung erzeugen ein angenehmes Griffgefühl und eine gute Kraftübertragung für langes, ermüdungsfreies Arbeiten. Ihre Klingen sind – je nach Produkt – überwiegend aus unlegiertem Hartstahl und hartverchromt, um damit eine hohe Schneidhaltigkeit zu erreichen. Der Präzisionsschliff bringt eine gleichbleibend hohe Schnittqualität. Eine sorgfältige Endverarbeitung mit hochwertigen Bolzen und Gegenmuttern sorgt dafür, dass ein Klingenspiel auch nach jahrelangem Gebrauch nicht entstehen kann. Sämtliche Komponenten sind als Ersatzteile verfügbar.
Mit einem umfassenden Programm an Astscheren und Handsägen des Herstellers ARS vervollständigt Tiger sein Sortiment an Profi-Werkzeugen zum Schneiden. Bereits seit knapp 30 Jahren verknüpft man den Namen Tiger insbesondere mit Geräten und Werkzeugen zum Schneiden auf höchstem technischen Niveau. Seit dem Jahr 2001 vertreibt Tiger exklusiv über Händlernetze in Deutschland, Österreich und der Schweiz die professionellen Sägen und Scheren des japanischen Herstellers ARS. Alle übrigen Produkte – darunter hochwertige Motor- und Anbaugeräte für Wein- und Obstbau, Garten- und Landschaftspflege, Kommunal- und Forsteinsätze – werden exklusiv unter dem Namen Tiger in diesen Ländern vertrieben.

Qualität aus der Schweiz
Felco aus dem Kanton Neuenburg in der Schweiz verfolgt seit knapp 75 Jahren das Ziel, Werkzeuge für einen sauberen und präzisen Schnitt zu fertigen. Ihre robuste Auslegung und der konsequente Ansatz des Herstellers, sämtliche Bauelemente als Ersatzteile verfügbar zu halten, entsprechen dem Ansatz nachhaltigen Wirtschaftens und der Vermeidung unnötiger Verschwendung. Ähnlich wie Schweizer Uhren stehen Scheren von Felco für hochklassige Handwerkskunst sowie hohe Präzision und Zuverlässigkeit. Ein gutes Beispiel dafür mag das Modell Felco 2 sein, das seit seiner Einführung im Jahr 1948 eine Ikone geworden ist.
Neben diesem Topseller sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Weiterentwicklungen und Veränderungen in das aktuelle, 32 Modelle umfassende Felco-Sortiment an Einhand-Baum-, Reb- und Gartenscheren eingeflossen. Die Verbesserungen betreffen unter anderem die verwendeten Materialien, neuartige Ansätze der Ergonomie und die leichtere Austauschbarkeit von Komponenten.
Eine völlig neue Produktreihe ist „Felco Elite“, entwickelt für die Bedürfnisse professioneller Anwender. Neben anderen Modellen mit ihren typischen Alugriffen und roten Kunststoffüberzügen heben sich die Elite-Modelle schon optisch ab mit ihren lederbezogenen Griffen aus geschmiedetem Aluminium, die besser in der Hand liegen. Die Scheren haben eine Halböffnung für Anwender mit kleinen Händen oder für Profis, die viel kleines Material schneiden. Klinge und Gegenklinge sind besonders schneidhaltig dank der sogenannten F-Tech-Beschichtung – einer Antifriktions-Beschichtung auf Wasserbasis mit Polymeren, die für Korrosions-, Kratz- und Abriebfestigkeit sorgt und gleichzeitig das Anhaften von Saft und Bakterien an der Klinge verringert.
Der weltweit führende Hersteller von Gartenscheren und Schneidwerkzeugen hat jüngst auch sein Angebot an persönlicher Schutzausrüstung (PSA) um einige innovative Produkte zum Schutz von Händen und Knien erweitert. Innerhalb der Flisch-Gruppe, dem Eigentümer des Unternehmens Felco, zielt die vor kurzem gegründete Schwesterfirma Alpen mit Scheren derselben Marke auf private Endanwender und Profis ab.

Verschiedene Schnitttechniken aus Deutschland
Original Löwe – seit 1923 wird diese Marke von Nachhaltigkeit geprägt. Der Hersteller entwickelt und fertigt seine Scheren komplett „Made in Germany“. Für ein langes Werkzeugleben bevorzugt man beständige Werkstoffe, etwa hochvergüteten Stahl nach eigener Rezeptur für die Klingen, und verzichtet beispielsweise für die Modelle der Classic-Serie auf Leichtmetalle und Kunststoff für den Scherenkorpus. Deswegen gibt es auch keine verformbaren Griffe, aber ergonomische Standards für den Profialltag, wie eine individuelle Einstellung der Griffweite bei den Modellen der Profi-Serie für große und kleine Hände. Original Löwe ist der Erfinder der Amboss-Scheren, hat aber auch eine Auswahl an Bypass-Modellen im Programm. Hybrid-Scheren aus der Produktreihe Easy Cut vereinen die Kraft der Amboss-Scheren mit dem präzisen Schnitt der Bypass-Geometrie.
Die Löwe Nr. 1 war die erste Schere überhaupt, bei der man die Klingen separat tauschen konnte. Auch alle anderen Komponenten der Scheren sind einzeln erhältlich und bei Bedarf leicht austauschbar. Einige bedeutende Verbesserungen sind in den letzten zehn Jahren in die Modellreihen der Handscheren eingeflossen. So besitzen die Klingen aller Modelle schon seit vielen Jahren eine spezielle, geprüft lebensmittelverträgliche und hoch beständige Antihaftbeschichtung. Sie sorgt dafür, dass die Klingen nicht korrodieren und ihnen möglichst wenig Schmutz anhaftet, die Klingen auch nicht verkleben. Diese Beschichtung soll in Zukunft lösemittelfrei (mit auf Wasser basierenden Lacken) umgesetzt werden. Eine Drahtschneide-Funktion hat man zurückgefahren, nachdem wiederholt Schäden im Klingenbereich auftraten, weil nicht im Drahtschneider-Bereich geschnitten wurde. Kupfer- oder Zinkdraht kann man mit einer Amboss-Schere zwar durchaus schneiden, das macht aber jede Klinge schnell stumpf – der Hersteller ruft deshalb seine Kunden auf, für solche Zwecke doch bitte spezielle Drahtscheren zu verwenden.
Preis und Wert
Gartenscheren von hoher Qualität, heißt es bei einem der oben genannten Hersteller, müssen mittlerweile gegen eine harte Konkurrenz ankämpfen, nämlich kostengünstige Akkuscheren aus Fernost. Diese Geräte bescheren ihren Anwendern einen deutlich geringeren Kraftaufwand als rein mechanische Modelle und sind für ähnliche Kaufpreise zu haben. Insbesondere Hobbygärtner greifen gerne zu Elektroscheren. Entsprechend geringer fällt der gesamte Umsatz an Gartenscheren aus. Immerhin finden die Hersteller zahlreiche weitere Abnehmer spezieller Scheren in Handwerk und Industrie.
Handscheren ohne Motorantrieb sind weiterhin auch im grünen Bereich eine feine Sache. Sie funktionieren nämlich immer – praktisch für Gärtner und Gärtnerinnen, die typischerweise ihre Schere immer mit sich führen, an jedem Arbeitstag. Und bei diesem auf Dauerleistung geschärften Einsatzprofil sollte doch ein hochwertiges Gerät zum Schneiden auch einen hohen Kaufpreis wert ein.

Zugegeben, sie sehen ungewöhnlich aus und fühlen sich im leeren Zustand, also ohne Material zwischen den Klingen, auch seltsam an – Gartenscheren mit Rollgriffen. Eines der Griffteile ist drehbar gelagert und dient zur Kraftunterstützung – damit kann man länger und müheloser arbeiten und schont gleichzeitig die Sehnen und Gelenke. Bekannte und etablierte Hersteller wie Ars, Felco und Original Löwe haben solche Rollgriff-Scheren als Amboss- und Bypass-Modelle im Programm.

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