
Wunder wirken mit Druckluft
Wenn Holger Fastenrodt gerufen wird, ist meist schon das Kind in den Brunnen gefallen: Der Baum kränkelt, der Rasen ist gelb oder der Garten steht unter Wasser. Denn der Bodenbelüfter muss immer dann kommen, wenn die richtige Bodenvorbereitung versäumt wurde.
von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU erschienen am 09.12.2025Die alte Kiefer zeigt gelbe Nadeln. Der Solitärbaum, der erst vor wenigen Jahren in den Garten gepflanzt wurde, hat so richtig viel Geld gekostet. Dass er zum Sorgenkind werden würde, hatten weder der Kunde noch der Auftraggeber erwartet. Jetzt muss Holger Fastenrodt ran. Denn er kann vielleicht noch verhindern, dass der Solitär ersetzt werden muss. „Bei solchen Projekten und wenn so alte Bäume verpflanzt werden sollen, spricht doch nichts dagegen, eine Bodenprobe zu nehmen und bei der Lufa untersuchen zu lassen und per ,Schweizer KAK-Analyse‘ die Kationenaustauschkapazität (KAK) des Bodens zu ermitteln“, meint er. Bei der Analyse werden Schadverdichtungen im Boden erfasst. Die wichtigste Grundlage ist dabei, die Bodenatmung wiederherzustellen. „Erst wenn der Gasaustausch gewährleistet ist, kann überhaupt sinnvoll mit Nährstoffen gearbeitet werden“, sagt Fastenrodt. Das Bodenmikrobiom (Summe aller Kleinlebewesen, Mikroflora und die Mikrofauna) übernehme dann die Aufgabe, diese Nährstoffe zu zersetzen und der Pflanze als Nahrung bereitzustellen.
Oft zum Fehler-Ausbügeln da
Ebenso entscheidend sei es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen Bodenhilfsstoffen und Düngern zu wählen und einzusetzen. Nur so entsteht ein stabiles Gleichgewicht im Boden, das den natürlichen Humusaufbau fördert. Dieser wiederum verbessert die Struktur des Bodens und trägt langfristig zu seiner Gesundheit und Fruchtbarkeit bei.
Damit wird deutlich: Die Wiederherstellung der Bodenatmung, die Aktivierung des Mikrobioms und ein ausgewogenes Nährstoffmanagement bilden die eigentliche Grundlage für nachhaltige Bodenkultur.
Fastenrodt kommt oft zum Ausbügeln. Obwohl der Boden des Landschaftsbauers wichtigster Baustoff ist, wird er auf der Baustelle selten so behandelt. Und wenn sich dann die Auswirkungen verdichteter Bodenpartien zeigen, ist der Garten schon lange fertig. Große Eingriffe sind da nicht nur sehr teuer, sondern dem Kunden auch kaum zu vermitteln. Da ist die Druckluft-Lanze (Bodenbelüftung) eine gute Alternative, um den verdichteten Unterboden wieder durchlässig zu machen. Wobei der Einsatz für ihn ohnehin in der Regel alternativlos ist. „Denn so kommt kein Kunststoff in den Boden und es entstehen keine neuen Sperrschichten durch Flies und Kies“, erklärt der Bodenfachmann, Bodenverdichtungen durch größere Sanierungsbaumaßnahmen blieben so auch aus.
Fastenrodts Pech: Der Einsatz geht oft zu Lasten des Auftragnehmers, also desjenigen, der den Garten beauftragt hat. Viele von seinen Aufträgen basieren auf Reklamationen. Der Dienstleister hat sein Geld schon bekommen und muss jetzt nachträglich etwas dafür abdrücken, um einen Schaden zu beheben. Keine schöne Situation. Auch für den Bodenfachmann nicht, der die Sache ausbügeln und dafür eine Rechnung stellen muss.
Experte für Bodenverbesserung
Fastenrodt ist nichts geschenkt worden. Der 36-Jährige ist nicht gerade behütet aufgewachsen. Sein Wissen hat er sich mit einer starken Leistung angeeignet, sein Geschäftsmodell praktisch aus dem Nichts aufgebaut. Vor fünf Jahren hat er sich auf Bodenbelüftung spezialisiert und verbessert – meist im Auftrag von Landschaftsbauunternehmen den Standort. Einer seiner Partner ist die Firma Kreuz in Krefeld. Die beauftragt den Unternehmer auch schon mal im Vorfeld eines Projektes, eine Standortanalyse zu machen und eine Empfehlung für die Nachbearbeitung auszusprechen. Dann macht er seine Bodenbelüftung und das GaLaBau-Unternehmen setzt die weitergehenden Maßnahmen nach Empfehlung um, arbeitet zum Beispiel Sand, Humus und Bodenaktivator ein. Abgerechnet wird entweder mit dem Kunden des GaLaBau-Unternehmens oder mit dem Unternehmen selbst. Das kann der Auftraggeber – in der Regel ein Betrieb – selbst entscheiden.
Fastenrodts Arbeit umfasst also nicht nur das Aufbrechen von Sperrschichten. Es ist eher eine ganzheitliche Standortverbesserung. Der Bodenbelüfter unterscheidet zwischen Verdichtung und Schadverdichtung. Bildet eine Bodenlage aufgrund der Verdichtung eine Sperrschicht, kann sie mit der Lanze aufgebrochen werden. „Gärtnersperrschicht“ nennt es der Bodenexperte, wenn das GaLaBau-Unternehmen einfach den Oberboden auf den vom Tiefbau abgezogenen, verdichteten Baugrund schiebt.
„Bei einer mittelmäßigen Schadverdichtung kommen bei mir so sechs Kilo Kieselgur zum Einsatz, das sind 12 Liter Material pro Injektion“, erklärt der Unternehmer. Gebrannte Kieselgur ist ein absorbierendes Silikat, das aus den Schalen versteinerter Kieselalgen (Diatomeen) besteht und im eingebauten Zustand überschüssiges Wasser aufnehmen kann. Aber auch Dünger oder den pH-Wert senkende Materialien können mit der Lanze eingebracht werden.
1Mit dem Servicemobil unterwegs
Fastenrodt kommt im ausgebauten Sprinter auf die Baustelle. In dem Fahrzeug hat er alle Werkzeuge – Druckluftlanze, Penetrometer, Profilspaten – und die benötigten Bodenhilfsstoffe. Er nennt drei Haupteinsatzgebiete:
- Staunässebeseitigung: In dem Fall sind vielleicht die Bodenparameter in Ordnung, aber auf jeden Fall muss der Gasaustausch wieder hergestellt werden.
- Bei der Bodenschadverdichtung wird in Tiefen bis zu 5m (meist 1,5 bis 2 m) aufgelockert, Sperrschichten werden durchbrochen.
- Bei der Baumsanierung und Standortoptimierung von Bäumen geht es geht es sowohl um Alt- als auch um Jungbäume.
Allen Einsätzen geht die Standortanalyse voraus, die die Bodenbelüfter mit einer Pauschale plus Anfahrt abrechnen. Manchmal muss Fastenrodt auch zweimal anrücken; etwa wenn oben das Wasser steht und es unten noch trocken ist. Dann belüftet er beim ersten Besuch gezielt und punktuell, um das Wasser kontrolliert abfließen zu lassen. Beim zweiten Mal, wenn der Boden wieder abgetrocknet ist, wird das Material eingeblasen. „Es würde ja keinen Sinn machen, den Schlamm in den Boden zu blasen, um dort den Sperrhorizont zu verschlemmen und weitere Schäden zu verursachen.“
Mehr Wertschätzung für Boden
Wer sich auf Boden spezialisiert hat, hat natürlich einen anderen Blick darauf, was im Landschaftsbau passiert. So wünscht sich Fastenrodt mehr Bewusstsein und mehr Wertschätzung für den wichtigsten Baustoff im Landschaftsbau. Statt immer nur zum Reparieren gerufen zu werden, würde er gerne früher hinzugezogen, um Schäden schon im Vorfeld zu verhindern. Denn mit einer Standortanalyse gleich zu Beginn lässt sich vielen Problemen vorbeugen. Statt also als Notarzt gerufen zu werden, würde er lieber mitentwickeln; und dabei gleich für einen richtigen Umgang mit Boden werben.








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