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Porträt

Experimente mit Stauden der Region

Die jungen Landschaftsgärtner Joachim Kugler und Daniel Trinkl haben die Flora ihrer Region als Reservoir für die Gartengestaltung entdeckt. Die Burgenländer kombinieren Diptam, Anemone und Co.mit anderen trockenheitsverträglichen Stauden. DEGA hat die beiden besucht.

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Kugler/Wendebourg
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Vielleicht liegt es daran, dass vor der Haustür die schönsten Stauden wild vorkommen: Im Ruster Hügelland bei St. Margarethen am Neusiedler See wachsen in den Trocken- und Halbtrockenrasen Diptam, Kugelkopf-Lauch, Anemone, Schwertlilie und Adonisröschen. Da ist es vielleicht leichter, zum Staudenexperten zu werden. Seit fast zehn Jahren gestalten Joachim Kugler und Daniel Trinkl in erster Linie Hausgärten mit besonderem Schwerpunkt Staudenverwendung. „Bei den Pflanzen sind wir beide ziemlich fit“, sagt Trinkl, der aus einer Gärtnerfamilie kommt. So könne man sich gegenseitig „updaten“ und damit viel mehr Wissen aufnehmen.

Um neue Sorten und Arten unter den Bedingungen des trockenen pannonischen Wetters mit hohen Temperaturen und wenig Niederschlag (< 500 mm/Jahr) zu testen, haben die beiden einen eigenen Sichtungsgarten mit über 200 Arten und Sorten angelegt. Schließlich sind sie seit zwei Jahren auch „StaudenProfi“ beim Staudenring und erfahren damit Vorzugsbehandlung, bekommen zum Beispiel Sorten geliefert, die noch gar nicht im Verkauf sind. Beim österreichischen Partner Hameter sind Kugler & Trinkl Stammkunden.

Die kleine Firma setzt bei den Stauden auf Vertrauen. „Wir werden immer wieder gefragt, wie wir das machen können, dass wir bei den Kunden so viele Stauden einsetzen“, erzählt Joachim Kugler. „Aber ich verstehe die Frage gar nicht“, fügt er grinsend an. Es sei kompletter Irrsinn, sich mit einem Kunden hinzusetzen und 100 Stauden auszusuchen, meint der Burgenländer. „Wenn ein Kunde zu mir kommt, dann kann er erwarten, dass ich mich mit Pflanzen auseinandergesetzt habe.“ Also dürfe er auch damit rechnen, auf der Basis geäußerter Wünsche im Hinblick auf Blütenfarben und Lieblingspflanzen ein fertiges Pflanzkonzept zu erhalten. Die Firma legt viel Wert auf Planung und hat Erfolg mit Blühkonzepten – also Ablaufplänen, welche Blütenfarbenkompositionen zu welcher Jahreszeit in welchem Bereich erscheinen.
Jeder Kunde bekommt eine Fotozusammenstellung der verwendeten Pflanzen mit Pflegetipps, damit er sich schon mal auf das Ergebnis einstimmen kann. Als weiteren Vorteil verkaufen die beiden ohnehin die Pflegeleichtigkeit mit. Denn viele der verwendeten Stauden sind an das niederschlagsarme Klima angepasst. Wer gar nicht gießen will, bekommt von Trinkl eine Beregnungsanlage eingebaut. Und damit die Basis stimmt, experimentiert das Unternehmen schon seit fünf Jahren mit Pflanzsubstraten.

Das trockene, wintermilde Klima erlaubt dabei die Verwendung vieler Stauden, die in Deutschland nur in den Weinbauregionen gedeihen: Stauden der südafrikanischen Flora, Silberlaubige des Mittelmeeraums und viele Prärie- und Steppenpflanzen.

In jüngster Zeit kommen auch die Heimischen dazu, etwa Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), Kugelkopf-Lauch (Allium sphaerocephalon), Eberraute (Artemisia abrotanum), Gold-Aster (Aster linosyris), Feder-Nelke (Dianthus plumarius), Diptam (Dictamnus albus), Zwerg-Schwertlilie (Iris pumila), Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und Reiher-Federgras (Stipa barbarta).

Im Auftrag der Gemeinde St. Margarethen haben Kugler & Trinkl die heimischen Stauden jetzt auch in die Ortsmitte gebracht: „Das Problem ist, dass die Einheimischen die Pflanzen aus ihrer Umgebung gar nicht kennen und da war die Idee: Okay, dann bringen wir die Pflanzen zu den Leuten“, erklärt Kugler das Konzept. Zusammen mit Präriestauden und südafrikanischen Pracht­stauden zieren sie jetzt Pflanzflächen im Zentrum des Ortes.

Die beiden Gärtnermeister leben ganz gut von den staudenreichen Gestaltungsaufträgen, denn sie verkaufen auch die Pflege mit und haben sich damit ein wichtiges Standbein erarbeitet. „Dreimal im Jahr, zu den Hauptzeiten, schreiben wir unsere Kunden an und weisen auf entsprechende Pflegemaßnahmen hin“, sagt Trinkl. Das werde gerne in Anspruch genommen und bringt der Firma dauerhafte Auslastung. Und wenn Kugler dann auf seinen regelmäßigen Rundfahrten während der Saison noch zum Fotografieren vorbeischaut, wird mancher neue Auftrag mitaufgenommen – so nebenbei quasi.

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