Den Kopf voller guter Ideen
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Zum ersten Mal getroffen haben wir Jan Eskildsen in Essen als Aussteller auf der Pflanzenmesse IPM. Auf einem etwas abgelegenen Flur, zwischen anderen Start-ups, wollte der Landschaftsbauunternehmer eine Idee testen: einen Modellbautisch, an dem man Kunden die persönliche Gartensituation individuell aufbauen kann. Das war 2014 und im selben Jahr hat er es auf der GaLaBau mit der Idee noch einmal versucht.
Seitdem sind zwei Jahre vergangen. Eskildsen ist vor lauter neuen Ideen und Aufträgen gar nicht so recht dazu gekommen, seine Idee weiterzuentwickeln. Der Umsatz ist jedes Jahr gestiegen und im letzten Jahr hat die Firma dann noch für die Landesgartenschau Eutin einen Schaugarten aufgebaut. Und dort steht auch ein Derivat des Planungstisches, der Gartenbautisch „Frieda“ (siehe dega3150), der auf der LaGa für Begeisterung bei den Kindern sorgt und für den es nun auch einen Vertriebspartner gibt.
Eskildsen ist eine Ideenmaschine. Der Norddeutsche stößt immer wieder auf Probleme, für die er eine Lösung austüftelt. Dabei entstehen Dinge, die den Betriebsablauf vereinfachen ebenso wie Details für seine Kunden. Und das ist auch schon eines der Dinge, mit denen er seine Kunden begeistert: Er setzt sich voll für jeden Garten ein und entwickelt bereits innerhalb der Planung viele Ideen, die später den Garten auszeichnen. Liebevolle Planungen und hochwertige Umsetzung – das sind vielleicht die beiden wichtigsten Erfolgsparameter.
Viel Wissen gesammelt
Er sei als Jugendlicher ein ziemlicher Chaot gewesen, erzählt Eskildsen lachend über seine Vergangenheit. Als ältester Sohn hätte er den Hof vom Vater übernehmen können. Doch mit 16 weiß er: Er interessiert sich nicht für Wassergeflügel. „Ich wollte entweder Kellner werden, Dachdecker oder Landschaftsgärtner“, sagt der Unternehmer. Als sich der Vater den Garten von einer Firma umgestalten lässt und der Sohn in den Ferien dabei aushelfen darf, steht der Entschluss fest: Er wird Landschaftsgärtner. Doch statt der „Blümchen“ erwarten ihn bei Rumpf in Nordorf erstmal Rasengittersteine, er startet bei einer Akkordkolonne. Er fühlt sich am Ende zwar in Sachen Stein gut ausgebildet, aber um mehr Pflanzenkenntnis zu bekommen, hängt er eine Baumschulerlehre dran und geht anschließend in den Süden, um bei guten Betrieben Erfahrung zu sammeln, erst zu Bohn und Werth (heute Werth GmbH, Grünpflege + Gartengestaltung) in Sinzheim bei in Baden-Baden, dann zu Stier nach Stuttgart. Als er zurück im Norden ist, hat er einiges gelernt, unter anderem Struktur. Grinsend erzählt er eine Episode mit Heinrich Werth: „Der hat mich abends gefragt, ob ich fertig bin, und als ich das bejaht habe, hat er mit einer Handbewegung alles vom Schreibtisch gefegt und gesagt: Das müssen Sie noch aufräumen.“ „Keine Verantwortung ohne Ordnung“, sei Werths Motto gewesen und das habe er übernommen, gibt Eskildsen zu.
Der Blick auf seinen Schreibtisch in Malente bekräftigt die Aussagen des Unternehmers: Er ist komplett leer. Die jugendliche Unaufgeräumtheit ist in der Vorunternehmerzeit einer ausgesprochenen Organisiertheit gewichen. Dabei ist Eskildsen ein Fan von einfachen, schlanken Lösungen. Das Büro managt er weitestgehend allein, die Lohnabrechnung schreibt seine Frau. Vieles ist über einfache Formulare geregelt.
Glücksgriff Schweinestall
Vor 15 Jahren hat Eskildsen einen Glückgriff getan. Ziemlich weit ab von allem stieß er auf den Hof von Dr. Thomas Nissen. Der Geschäftsführer des Holsteiner-Verbandes hatte sich schon lange auf Pferde spezialisiert, die geerbte Schweinemastanlage lag brach. Eskildsen brauchte eine Weile, bis er dem Landkreis Ostholstein die Umnutzung schmackhaft gemacht hatte. Doch mit der Genehmigung bekam er die perfekte Basis. Eine riesige Halle bietet Platz für alle Fahrzeuge, Sozialräume, Werkstattplätze und Lageräume. „In unserer Betriebsgröße ist so eine Halle Luxus“, ist Eskildsen überzeugt. In einer zweiten Halle stehen eine Tischlerei, eine Werkstatt für Kleinmaschinen sowie Boxen für alle Kolonnen. 10.000 Euro hat Eskildsen im Schnitt jährlich in den Standort investiert, um ihn immer ein bisschen besser zu machen –jedes Mal, wenn Geld dafür zur Verfügung stand. Ziel war, die Abläufe zu optimieren. „Wir haben versucht, den Platz logistisch möglichst einfach zu halten“, erklärt Eskildsen das Konzept. Ganz vorn ist jetzt der Einschlag. Das gesamte Lager ist so angelegt, dass der Lkw nicht im Weg steht, wenn er Ware entlädt oder aufnimmt.
Baustellenreste oder Überschüsse, die von Wert sind, lagern sortenrein und gut sichtbar in Gitterboxen. „Verkauft“-Schilder weisen darauf hin, dass das Material bereits einer Baustelle zugedacht ist und nicht mehr verwendet werden darf. Nicht mehr Nutzbares wird sofort entsorgt.
In der Nähe der Einfahrt liegen auch die Steinmuster, etwa die Granitborde, aus denen die Firma Mauern baut, oder die naturbekannten Natursteinplatten 180 × 85 × 3cm, eine Spezialität von Eskildsen. „Da machen wir Hauseingänge und ganz tolle Wege draus. Ich versteh das gar nicht, dass meine Kollegen das nicht nutzen“, wundert sich der Norddeutsche.
Rechts davon lagern große Corten-Wellen, die Eskildsen für die Gestaltung des Ancora-Werft-Geländes hat anfertigen lassen, den größten Yachthafen der Ostsee. Mittlerweile stehen die Wellen bei drei weiteren Projekten, mit Erde gefüllt und mit Festuca glauca bepflanzt. Gegenüber liegen Zaunmodule. Da hat sich der Norddeutsche ein robustes System ausgedacht, das ganz unterschiedlich bestückt und kombiniert werden kann. Ein paar Schritte weiter unter einem kleinen Schleppdach stehen die Maschinen, die jeden Tag gebraucht werden, die schnell raus und schnell weg müssen. Auch für den Grünschnitt ist Platz: 500 der 1 500 t Kompost und Mutterboden, die pro Jahr benötigt werden, produziert das Unternehmen am Standort selbst.
Für das 4 000 m² große Gelände gibt es am Ende keinen Schönheitspreis. Aber Eskildsen lässt es regelmäßig aufräumen und säubern, sodass man auch mal Kunden etwas zeigen kann. Ein Ölabscheider sorgt umwelttechnisch für Sicherheit.
In der Halle finden sich weitere spannende Features. Ein großer Schneidetisch ermöglicht die Bearbeitung von Naturstein. Gleich daneben lagert alles, was man dafür auf der Baustelle braucht: Kernbohrgeräte, Glocken, Schleifgeräte etcetera.
In einem anderen Teil der Halle ist Platz für die Metallbearbeitung: „Gucken Sie sich mal diese Maschinen an. Das ist vom Feinsten“, sagt Eskildsen und deutet auf ein Gerät: „Mit dem Schweißgerät können Sie selbst Alu schweißen.“ Den passenden Mann dazu hat er auch. Der ehemalige Feinmechaniker arbeitet als geringfügig Beschäftigter im Unternehmen und kann jedes der Profigeräte bedienen. Ein Stück weiter steht das „Kundenregal“. Da warten alle bereits frühzeitig bestellten kleineren Ausstattungsgegenstände wie Leuchten, Pumpen, Steckdosen oder Vogelhäuser auf ihren Einbau, immer sortiert nach Bauvorhaben.
Vor dem Kopf der Halle befindet sich ein Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter. Hier hat Eskildsen einen PC installieren lassen. Auf dem läuft auch das Programm für die Organisation der Pflege, dass der Unternehmer eigens hat schreiben lassen und mit dem er äußerst zufrieden ist. Eine Leinwand ermöglicht Schulungen vor Ort.
In der kleineren Nachbarhalle finden sich neben Tischlerei und Kleinwerkstatt (wo zum Beispiel die Sägeketten geschliffen werden) die Boxen der Mitarbeiter. Dort haben auch die beiden Elektriker der Firma einen Schrank, in dem Kabel, Steckdosen und Klemmen lagern. Der Mitarbeiter, der auf Beregnung geschult ist, hat seinen eigenen Bereich ebenso wie die Experten für Roll- und Kunstrasenverlegung. Auch die Pflegeleute haben ein größeres, eigenes Lager – aber in der großen Halle.
Eskildsen zieht mal hier ein Rankgestänge heraus, das die Mitarbeiter zusammen mit den Kletterrosen verkaufen, und dort mal eine Edelstahlhülse als Tannenbaumständer, der auf Kundenwunsch konstruiert worden ist. „Das sind alles so Ideen, die wir aufschnappen und umsetzen“, erklärt er.
Auf dem Hof vor der Halle steht unter anderem der „Aktionsanhänger“. Das ist ein in Firmenfarben bedruckter Hänger mit Beleuchtung, Bestuhlung und Bildschirm, mit dem Eskildsen mobil seine Leistung erklären kann. „Da sind unsere Bücher drin und ein Tisch mit vier Barhockern in unserer Farbe“, erzählt der Unternehmer. Ausgerüstet mit Musterkisten für Holzmuster, Naturstein oder Keramik kann die Firma damit mobil auf die eigene Leistung aufmerksam machen.
Das Auf-sich-aufmerksam-Machen hat Eskildsen von Beginn an intensiv betrieben. Gleich am Anfang der Selbstständigkeit hat er eine Agentur damit beauftragt, für das junge Unternehmen ein Logo zu entwickeln. „Da waren meine Kollegen alle so erstaunt und haben gesagt: Für das Geld kann man doch ‘ne Rüttelplatte kaufen“, erzählt er grinsend. Aber es habe sich gelohnt, damals in eine richtig gute Agentur investiert zu haben, fügt er an. Denn der professionelle Auftritt half gleich dabei, bekannt zu werden und vernünftige Preise zu erzielen.
Der Mann weiß immer noch, wie man professionell auf sich aufmerksam macht. Als Eskildsen vor zwei Jahren seinen Modellbautisch präsentierte, lud er die Presse nach Malente ein. Die Webseite ist auf dem neuesten Stand. Alle Autos – inklusive sein eigener – fahren mit dem markanten Firmen-CD durch Ostholstein.
Viel Geld und Zeit hat Eskildsen auch in die Projektpräsentation gesteckt. Lange vor dem Digitalzeitalter hat er Bilder zu Büchern zusammengefügt. „Sie müssten mal die Negativordner von früher sehen“, meint der Unternehmer. „Da hatte ich jedes Negativ beschriftet. Die Leute haben gesagt: Der Junge hat nicht mehr alle Tassen im Schrank“, fügt er lachend an. Doch für Eskildsen war immer klar: „Wir leben doch davon, dass wir den Leuten zeigen, was wir können, und möglichst schnell zu einem Verkaufsergebnis kommen.“ Seit 25 Jahren bastelt er deshalb Fotobücher, zeigt, wie bei Eskildsen eine Planung aussieht, wie sich der Garten vom Modell zur Fertigstellung entwickelt, und präsentiert in zahlreichen Rubriken, was alles möglich ist an Belägen, Mauern, Zäunen und Wasseranlagen. Vier, fünf Stück gibt es immer – und manchmal möchte eine gute Kundin auch eines davon kaufen. Vielleicht noch ein kleines Erlösmodell für den 51-Jährigen, wenn er denn mal Zeit findet, das zu konzipieren.
Ein weiteres Marketinginstrument ist das private Anwesen. Die Außenanlagen um die Gebäude hat Eskildsen nicht zuletzt mit Blick auf Kunden konzipiert. Überall finden sich Ideen, die viel über den persönlichen Stil des Norddeutschen verraten und verschiedene Epochen des gestalterischen Schaffens zeigen. Und wie jeder gute Garten befindet er sich in permanenter Bewegung. Gerade entstehen zwei Gartenhäuser mit Pfannendächern sowie alten Küchenfenstern für die Gemüsekultur, denn Eskildsen ist bekennender „Gemüsefreak“. Im nächsten Jahr soll aus dem Teich ein Naturpool werden. Und wer bei Eskildsen Urlaub machen will, findet mittendrin ein Häuschen mit Ferienwohnungen.
Einen Bereich hat Eskildsen als individuelle Außenküche gestaltet. „Allein auf Gartenküchen könnten Sie sich als Landschaftsgärtner spezialisieren. Die einzubauen und das Umfeld für die Gartenküchen zu bauen“, meint der Unternehmer. „Manchmal habe ich das Gefühl, ich mache zu viel“, fügt er nachdenklich an. „Das Leben wäre ruhiger, wenn wir sagen würden, wir sind der Spezialbetrieb für Gartenküchen und bauen bis nach Göttingen Außenküchen auf.“
Ein Händchen für die Mitarbeiter
Denn ruhig ist das Leben des Unternehmers nicht gerade. Durch das extrem schlanke Büro und die Tatsache, dass Akquise und Planung ebenfalls am Unternehmer hängen, ist der mehr als ausgelastet. Die Firma hat im letzten Jahr wieder um 150.000 Euro Umsatz zugelegt und dann gibt es da noch die vielen Einfälle, die ja auch verfolgt werden wollen. Glücklicherweise hat Eskildsen als Ausgleich ein gutes Konzept für die Projektabwicklung gefunden – er überlässt die Bauleitung den Vorarbeitern. In der Regel verabschiedet sich der Unternehmer zum Baubeginn weitgehend aus der Auftragnehmer-Auftraggeber-Beziehung. Kurz vor Baustart stellt der Unternehmer den Capo vor, weist ihn in die Baustelle ein und übergibt damit an sein Team. „Ich habe eine intensive Kundenbetreuung, bevor die Bauvorhaben losgehen, sodass der Kunde das Gefühl hat, er ist umfassend beraten, es gibt eigentlich nichts mehr, was an Fragen offen ist“, erklärt der Unternehmer seine Philosophie. Durch einfache Formulare für zusätzliche Aufträge und die Abnahme sind die Mitarbeiter weitgehend autark. Das sei natürlich ein Prozess gewesen, der anfangs auch Lehrgeld gekostet habe, gibt Eskildsen zu. Doch die langjährigen Mitarbeiter schaffen es mittlerweile, die Baustellen erfolgreich allein abzuwickeln, sie sind extrem eigenständig. Über Bilder, die die Mitarbeiter per Whatsapp von der Baustelle schicken, bleibt der Unternehmer up to date.
Dass das klappt, liegt vielleicht auch daran, dass Eskildsen ein gutes Händchen für Mitarbeiter hat. Viele sind gar nicht mit dem Berufswunsch Gärtner gestartet. Gerade in der zweiten Reihe stehen ein paar Leute, denen der Unternehmer eine zweite Chance gegeben hat; die arbeitslos waren oder sich in anderen Firmen nicht gut behandelt gefühlt und bei Eskildsen ein Zuhause gefunden haben. Dort werden sie vernünftig bezahlt und vor allen Dingen wertgeschätzt. Es herrscht eine offene, durch Vertrauen geprägte Unternehmenskultur. Die Mitarbeiter danken das mit Treue zur Firma und Motivation.
Die Tatsache, dass nicht alle Mitarbeiter eine Muster-Vita haben, bringt für das Unternehmen noch einen weiteren Vorteil mit sich: Es vereint zahlreiche Kompetenzen. Vom Elektriker über den Maurer bis zum Feinmechaniker – Eskildsens Mitarbeiter können vieles. Den Zimmermann hat er leider neulich verloren. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Konkurrenz an den Eskildsen-Mitarbeitern gräbt. Beim Holzfachmann hat sie Erfolg gehabt, was aber eine Ausnahme ist. Die Fluktuation ist gering und Eskildsen bildet weiter für den eigenen Bedarf aus. Dabei ist Wertschätzung ein wesentlicher Faktor. Egal ob Praktikant oder Azubi – jeder wird als vollwertiger Mitarbeiter behandelt. „Wenn Sie das erleben, wie in anderen Betrieben zum Teil mit Praktikanten umgegangen wird, dann haben die bei uns einen ganz anderen Stellenwert“, sagt der Unternehmer. Ganz nebenbei ist ja jeder Praktikant auch ein Werbepartner und ein potenzieller Azubi. Für jeden gibt es ein persönliches Abschlussgespräch, einen kleinen Geldbetrag als Anerkennung und pünktlich ein Zeugnis. Die Praktikanten nehmen die Erfahrung mit, in einer Firma gearbeitet zu haben, wo „die Leute menschlich gut drauf sind“, wie es Eskildsen formuliert.
Gute Mischung im Portfolio
Die gute Stimmung auf der Baustelle, die Qualität, die Liebe zum Detail und das schnelle Eingehen auf Reklamationen, wenn denn doch einmal was schiefgelaufen ist, sichern Eskildsen gute Kundenbeziehungen und einen hohen Anteil an Aufträgen aus Empfehlungen. „Wir haben einen Leitsatz in der Firma und der besagt: Beste Ideen und Qualität für die Kunden in unserem Kreisgebiet im Privatgartenbereich zu schaffen“, erklärt der Norddeutsche. „Ich habe damals eine Marktanalyse gemacht, als ich mich selbstständig gemacht habe. Und dabei bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass Malente mit seiner Ostseeküste nicht schlecht ist“, fährt er fort. Man werde zwar nicht von „Geldleuten“ über den Haufen gerannt, aber mit einem guten Namen und der Spezialisierung auf den Privatgarten ist Eskildsen oft erster Ansprechpartner. „Wenn Sie einen Namen haben, haben Sie auch immer Arbeit“, ist der 51-Jährige überzeugt.
Weil der Unternehmer von Anfang an darauf gesetzt hat, ein gut gemischtes Kundenportfolio zu haben, hat er auch Krisenzeiten ausgesessen. Als zum Ende des Internetrausches auch in Ostholstein viele Wohlhabende viel Geld verloren hatten, hat die Firma die Durststrecke fast ausschließlich mit Kleinaufträgen überbrückt.
Einen ganz wichtigen Beitrag liefert auch die Pflege. Dafür hat Eskildsen eine eigene Firma gegründet, die notfalls geringere Löhne zahlen könnte. Das tut sie nicht, aber der Unternehmer wollte auf Nummer sicher gehen. Die Bedeutung der Pflege wird steigen, ist Eskildsen überzeugt; auch wegen der vielen älteren Leute aus dem Süden, die wegen des guten Klimas, der schönen Umgebung und der deutlich günstigeren Immobilienpreise zuwandern. „Deswegen werden wir in der Bautechnik nicht mehr expandieren. Die werden wir auf diesem Level halten. Aber wir werden die Pflege ausbauen“, sagt der Unternehmer.
Was am Ende zählt, ist natürlich, dass sich die ganzen Ideen auch rechnen. Und da liegt vielleicht Eskildsens große Stärke: Durch seine Firmenstruktur, durch gute Prozesse und eine gute Wertschöpfung auf der Baustelle verdient das Unternehmen Geld. Wichtige Bausteine sind dabei gute verkäuferische Qualität, schriftliche Auftragsbestätigungen, einfache Abrechnung, eine hohe Geschwindigkeit bei Abnahme und Rechnungsstellung, hohe Abschreibungsraten und kurze Kreditlaufzeiten. Die schlanke Büroorganisation gehört zum Erfolg ebenso wie Mitarbeiter, die ihre Baustellen selbst abnehmen lassen und dann auch abrechnen. Jeder Vorarbeiter hat eine eigene Visitenkarte und ein eigenes Smartphone, die Bindung an den Kunden und damit an den Erfolg ist hoch.
Durch die Formulare und die Module gehen Angebot und Abrechnung extrem zügig. „Wenn ich ein Angebot für 60.000 Euro schreibe, brauche ich etwa 60 Minuten“, sagt Eskildsen, der zwar nicht nachkalkuliert („Wir haben das anfangs gemacht, aber der Aufwand war nicht zu rechtfertigen.“), aber immer wieder über Stichproben die Zeitansätze aktualisiert. Aus diesem Erfahrungsschatz bedient er sich.
Die Abrechnung läuft ähnlich schnell. „Wir haben gerade ein BV abgewickelt – das war mit über 560.000 Euro selbst für uns groß – an der Abrechnung habe ich vier Stunden gesessen“, sagt Eskildsen, weil vorher immer alles sauber eingegeben worden ist. „Es gibt bei uns ein Prinzip, das heißt: Rechnung geht vor Angebot“, erklärt der Unternehmer. Das heißt: Maximal eine Woche nach Fertigstellung erhält der Kunde die Schlussrechnung. „Wir haben meist zwei, drei Tage nach Rechnungseingang das Geld auf dem Konto“, fügt er an. Zahlungsausfälle kommen nicht vor. „Wir machen so einen Betriebsvergleich bei der Bank mit. Die Bank sagt: Das ist ja unglaublich, Sie sind Zahlungsweltmeister“, erzählt Eskildsen schmunzelnd und fährt fort: „Wir sind solide aufgestellt, solide durchfinanziert, wir haben keine großen Verbindlichkeiten.“
Und was war mit dem Profi-Modellbautisch?
Der spielt in der Firma immer noch eine spannende Rolle. Zwar hat der Unternehmer die Vermarktung des Kundenberatungswerkzeugs erst mal zurückgestellt. Aber im eigenen Betrieb kommt er immer dann zum Einsatz, wenn sich Kunden bestimmte Situationen nicht vorstellen können – etwa wie ein Schwimmteich im Garten wirkt, wie steil eine Treppe ist oder welchen Einfluss Mauer- oder Baumhöhen auf den Garten haben. Eskildsen kann das in seiner Werkstatt alles simulieren: den Lauf der Sonne, die Höhe der Elemente und den Neigungsgrad von Böschungen. Neulich erst hat sich ein Architekt zeigen lassen, dass jedes Auto auf seiner Garagenabfahrt aufsetzen würde. Wann er wieder Zeit finden wird, über die weitere Vermarktung des Modellbautisches nachzudenken, ist erst mal offen.
Denn ruhiger wird es wohl in nächster Zeit nicht werden. Eskildsen will zwar noch jemanden einstellen, um sich ganz der Planung widmen zu können, aber dafür kommen dann auch neue Aufträge und neue Einfälle. Dass dem Mann irgendwann mal langweilig wird, steht jedenfalls nicht zu befürchten.
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