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Kobel Gartengestaltung in Uetikon und Bubikon/CH

Das Lebenswerk eines Idealisten

Das Unternehmen Kobel Gartengestaltung im schweizerischen Uetikon am See feierte letztes Jahr sein 25-jähriges Bestehen und untermauerte seine Leistungsfähigkeit mit zwei dicken Ausrufzeichen: einem neuen Betriebsgebäude in Bubikon/CH und einer äußerst erfolgreichen Giardina-Premiere. Waltraud Aberle hat mit Gründer Hansueli Kobel gesprochen.

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Hansueli Kobel startete seine unternehmerische Karriere vor über 25 Jahren mit einem bescheidenen Startkapital. Er bot in den benachbarten Zürichsee-Gemeinden Herrliberg und Meilen einen Häckselservice an. Damals beschäftigte er zwei Aushilfsgärtner. Außenseiter, die der gelernte Zierpflanzengärtner aus seiner Zeit in der Jugendarbeit in der Drogenszene am Zürcher Platzspitz kannte. Die Anstellung eines gelernten Gärtners, ein Jahr nach der Firmengründung, sei der schwierigste Entscheid in der Firmengeschichte gewesen, stellt der GaLaBau-Unternehmer rückblickend fest. Jahr für Jahr wurde ein weiterer Gärtner beziehungsweise eine weitere Gärtnerin angestellt und seit 1996 werden auch Lernende ausgebildet. „Von eins auf 25 in 25 Jahren", wird denn auch das eingeschlagene Tempo der Firmenentwicklung in der Spezialausgabe der jährlich erscheinenden Kundenzeitschrift „Grünschnabel" beschrieben. Mit dem kontinuierlichen Wachstum einher ging die Spezialisierung auf Trockenmauerbau und Natursteinbearbeitung. Der Firmeninhaber bildete sich im Bereich Gartengestaltung und Pflanzenverwendung weiter und belegte den von Fritz Wassmann ins Leben gerufenen Kurs „Gestalten mit Pflanzen". Der Kurs habe seine Begeisterung für Pflanzen als wesentlichen Bestandteil schöner Gärten geweckt, so Kobel. Nach und nach verstärkte sich die Fokussierung auf Gartengestaltung in seinem Betrieb. „Schöne Gärten, einmalig und persönlich, mit viel Respekt vor der Natur", lautet das Credo der Firma. Mit dem Geschäftsführer sind derzeit drei Personen in der Gartenplanung tätig. Ein vierter Planer, ursprünglich Möbeldesigner, hat im März begonnen und wird sein Know-how im Bereich moderner Visualisierungstechnik einbringen. Planungsabteilung und Administration sind in die großzügigen Büroräume im neuen Werkhofgebäude in Bubikon eingezogen.

Durch den Neubau am Zweitsitz hat das Unternehmen einen Entwicklungsschub erfahren. Der Hauptsitz in Uetikon mit abgespeckter Infrastruktur und angegliedertem Schaugarten wird beibehalten. Die Mitarbeiter starten künftig von Bubikon aus zu den Kundengärten. Die Kundschaft soll nichts zu spüren bekommen vom Umzug des Werkhofs. Um den längeren Anfahrtsweg von rund 15 Minuten zu kompensieren, beginnen die Mitarbeitenden am Morgen eine Viertelstunde früher und arbeiten am Abend eine Viertelstunde länger. Dabei wird in der Saison rund eine Woche Überstunden generiert. Die Mitarbeitenden stünden voll und ganz hinter dieser Maßnahme, sagt Kobel und ergänzt: „Alle Mitarbeitenden haben bei uns fünf Wochen Ferien."

Der Aufbau eines zweiten Firmensitzes kam nicht ganz freiwillig. 2012 erhielt Kobel den Bescheid von der Gemeinde, dass der Betrieb eines GaLaBau-Unternehmens am Standort Uetikon nicht der vorgesehenen Flächennutzung entspreche. Lediglich das Foliengewächshaus und der Kompostplatz dürften bestehen bleiben. Kobel sah sich gezwungen, eine Alternative zu finden, und spielte verschiedene Szenarien durch, die vom Antrag auf Änderung des Bebauungsplans („Umzonung") über die Suche nach einem neuen Standort bis hin zur Aufgabe der Geschäftstätigkeit reichten. Die Aufgabe der Firma war schnell vom Tisch. Die Qualität der Mitarbeiter und das Kunden- und Beziehungsnetz haben den Unternehmer davon abgehalten. „Abbauen kann ich nicht, ich kann aufbauen", sagt Kobel, dessen Betrieb eine Unternehmerschmiede ist. Immerhin haben sich bereits 13 seiner Mitarbeiter selbstständig gemacht. Kobel sieht in diesen Jungunternehmern keine Konkurrenz, vielmehr ist er stolz darauf: „Ein Vogel, der fliegen gelernt hat, muss fliegen." Die hohe Quote lässt sich auf den Führungsstil zurückführen. Die Mitarbeiter werden in das unternehmerische Denken einbezogen. Es herrscht Transparenz. „Die Mitarbeitenden haben Einblick in die Zahlen und wissen auf den Franken genau, wie eine Baustelle betriebswirtschaftlich steht", erklärt der Geschäftsführer. Als Ausbildungsbetrieb zieht er junge Fachleute nach. Derzeit sind fünf Azubis angestellt. Der Jüngste ist 15, der Älteste 55 Jahre alt. Letzterer hat sich nach drei Jahren im Betrieb entschlossen, eine Lehre abzuschließen.

Hierfür werden im Betrieb regelmäßig interne Weiterbildungen durchgeführt, externe Kurse besucht und einwöchige Studienreisen mit der Belegschaft unternommen. Der tägliche persönliche Kontakt mit den Mitarbeitern, die am Morgen alle im Werkhof zusammenkommen und am Abend bei der Eingabe der Tagesberichte im Büro aufeinandertreffen, prägt die Firmenkultur. Fester Bestandteil am Morgen sind die Kurzpräsentationen von Pflanzen durch die Azubis. Der Unternehmer und Planer, dessen Arbeitstage lang sind, nimmt sich für eine ausgeglichene Work-Life-Balance zehn Wochen Ferien pro Jahr für längere Reisen.

In der Endphase des Neubauprojekts mit einem Investitionsvolumen von 6 Mio. CHF (gut 5,5 Mio. Euro ) musste die Balance in den Hintergrund rücken. Davor galt es über Jahre einen passenden Standort zu evaluieren. Weil im Raum Zürichsee kein Industrieland zu bekommen war, konzentrierte sich die Suche auf das Zürcher Oberland. Das nächstliegende Industrieland war in Bubikon verfügbar. „Ein Glücksfall, das Areal ist verkehrstechnisch gut gelegen. Wir gewinnen ein zusätzliches Einzugsgebiet mit hoher Kaufkraft hinzu", so Kobel.

Multifunktionales Gebäude mit Werkhof

Nach dem Erstkontakt im Januar 2015 nahm das Neubauprojekt rasch Fahrt auf. Drei Wochen später zeichnete Kobel den ersten Entwurf des in kombinierter Bauweise, in Beton und Holz, erstellten multifunktionalen und nutzungsoffenen Gebäudes. Für die Umsetzung wurde ein Architekt hinzugezogen. Das vierstöckige, 13,5 m hohe Gebäude ist so konzipiert, dass es viele Entwicklungsmöglichkeiten offenlässt. Gewerberäume und eine Wohnung stehen zur Vermietung. Der 400 m² große Dachgarten mit Blick in die freie Landschaft wird für kulturelle Anlässe im kleinen Rahmen und für die Durchführung von Kundenevents genutzt. Hierfür wurde ein alter Schiffscontainer zur Bar umfunktioniert. 200 t Material, inklusive des gepflanzten Urweltmammutbaums, wurden auf das Dach gebracht.

Anstelle eines Lifts, der sich nachträglich einbauen ließe, wurde ein Treppenhaus im Freien realisiert. Das im Zentrum platzierte Großgehölz soll beim Aufgang in die oberen Stockwerke und den Dachgarten ein besonderes Erlebnis bieten.

Das Herzstück der 5,5 m hohen, großen, von drei Seiten zugänglichen und mit Lkw befahrbaren Werkhalle sind die persönlichen, verschließbaren Personalwerkzeugboxen. Jeweils zwei Mitarbeiter teilen sich eine Werkzeugbox und richten sie nach ihren Bedürfnissen ein. Sie übernehmen auch die Verantwortung für Inhalt und Zustand. Viel Stauraum bieten die an den Seitenwänden platzierten Regale sowie das separate Materiallager im Zwischenboden.

An drei Gebäudeseiten wurde ein Dachvorsprung eingeplant. So bietet sich ein Unterstellplatz für Fahrzeuge und Maschinen. Auf dem Dach sind Musterflächen mit verschiedenen extensiven Begrünungen angelegt. Im Bereich der Büroräume und Besprechungszimmer finden sich die Räumlichkeiten für die Mitarbeitenden – Ruheraum, Küche und sanitäre Anlagen.

Angrenzend an das Areal standen weitere 2 000 m² Land zum Verkauf. Hierfür fand der findige Unternehmer ebenfalls eine Finanzierungslösung. Ein Teil des Areals wird für die Dauer von sieben Jahren an das Start-up-GaLaBau-Unternehmen Gartist von Joel Kunz vermietet. Kobel, der von seinem Betrieb sagt „wir sind bewusst unterwegs" und der nach wie vor mit viel Freude Gartengestalter und Unternehmer ist, aber auch weitere Leidenschaften pflegt, denkt bereits über die Nachfolgeregelung nach. Als Idee für die Nutzung des 500 m² großen Schaugartens in Uetikon am See schwebt ihm ein Arbeitsintegrationsprojekt vor. Jugendliche, die besondere Betreuung brauchen, oder sozial Randständige könnten bei der Pflege des Schaugartens einen Platz finden. Der ließe sich weiter für den Anbau von Gemüse nutzen, das zu Take-away-Gerichten verarbeitet als Mittagsverpflegung für Schulen und andere Institutionen angeboten wird. Diese Verknüpfung von sozialer Arbeit und Gartenbau würde den Unternehmer an den Anfang seiner Laufbahn zurückführen.

Ausgezeichneter Giardina-Auftritt

Der im Februar vollendete Neubau ist ein Krönchen auf der bisherigen Unternehmerkarriere von Kobel. Mit seinem Premierenauftritt auf der schweizerischen Gartenmesse „Giardina" hat er sich ein weiteres Ausrufzeichen gegönnt. Denn das Publikum geriet beim „Garten der Poesie" von Kobel Gartengestaltung ins Schwärmen. Die Gartenmauern aus Büchern setzten zusammen mit den von Ueli Lamprecht (Lamprecht Baumschulen) vor der Kettensäge geretteten Baumriesen, dem ausgedienten Bauwagen und den farbenfrohen Staudenpflanzungen malerische Akzente in der Halle. Das Konzept mit Bücherwand und Bauwagen für Lesungen war auch der Liebling der Fachjury, die unter Leitung von Professor Peter Petschek stand. Sie zeichnete den Schaugarten mit dem Award in Gold aus. 20 000 Bücher wurden für die Gartenmauern beschafft, im Werkhof sortiert und akkurat geschichtet. Scheinbar zufällig stachen Titel auf den Buchrücken heraus wie „Was für ein Leben" oder „Es gibt immer was zu tun". Die Frage, ob die Gartenmauern aus Büchern wetterfest sind, musste Hansueli Kobel wohl 100-fach erklären. Sie sind es. Erprobt wurde dies im Schaugarten der Firma. Im Stapel und unter Luftausschluss bewahren die Bücher ihre Festigkeit und erweisen sich als erstaunlich langlebig. Die Gartenmauer aus Büchern war jedenfalls ein beliebtes Fotomotiv und zirkuliert in den Gartenmedien. Gut möglich also, dass dieses Element als Kundenwunsch demnächst in irgendeinem Garten auftaucht.

Was für ein Jahresbeginn für den schweizerischen Unternehmer. Wenn es so weitergeht, wird von der Firma grenzüberschreitend noch viel zu hören sein.

Die Autorin
Waltraud Aberleist Fachredakteurin bei unserem schweizerischen Partnermagazin „dergartenbau".Sie ist in Baden geboren und nach ihrem Landespflegestudium an der FH Osnabrück in die Schweiz gegangen.
Kontakt: waltraud.aberle@dergartenbau.ch
Kontakt

Mühlestrasse 39, CH-8707 Uetikon a. See, Telefon +41 44/921 12 69, Fax 920 74 02

hkobel@kobel-garten.ch

www.kobel-garten.ch

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