Ringbeck, Oelde:
So klein und doch so groß
Mit einem relativ kleinen Mitarbeiterstamm stemmt die Ringbeck GmbH im westfälischen Oelde große Aufträge – etwa auf der Laga in Rietberg. Wie so etwas funktioniert, hat sich DEGA vom geschäftsführenden Gesellschafter Willy Ringbeck erklären lassen.
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Wenn es im Landschaftsbau um Millionenaufträge geht, hat man es in der Regel mit Unternehmern zu tun, die Betriebe mit 50 Mitarbeitern an aufwärts führen. Wenn Kleinbetriebe sich an Millionenaufträge herantrauen, müssen die Unternehmer entweder mit gutem Selbstbewusstsein gesegnet sein oder über eine besondere Struktur verfügen. Auf die Ringbeck GmbH und deren Geschäftsführung trifft beides zu. Willy Ringbeck, geschäftsführender Gesellschafter eines nach ihm benannten 12-Mann-Betriebs in Oelde, ist von seiner Geschäftsidee überzeugt und hat sein Unternehmen so strukturiert, dass es trotz geringer Stammbelegschaft mit wesentlich größeren Konkurrenten mithalten kann. Sein Arbeitsfeld sind öffentliche und beschränkte Ausschreibungen von Gewerbebetrieben und Kommunen: „Wir haben uns darauf spezialisiert, hochwertige Anlagen im Bereich Gewerbe- und Objektbau zu erstellen – je komplizierter und je größer die Auftragssumme, desto besser“, sagt Willy Ringbeck schmunzelnd. Entfernungen spielen dabei für den Westfalen keine Rolle: „Wenn wir den Architekten oder den Auftraggeber kennen, fahren wir auch quer durch die Republik“, erzählt er.
Im Osten gestartet
Dabei hat der gelernte Landschaftsgärtner mit Techniker-Abschluss in den 90er Jahren gerade den umgekehrten Weg genommen, den viele Kollegen gegangen sind. Kurz nach der Wende hat er zuerst im Osten Deutschlands einen Betrieb gegründet – anfangs gemeinsam mit einem westfälischen Kollegen und einem Gärtner aus Erfurt. Erst in der Folgezeit hat er eine von den zwei damals gegründeten GmbHs in die westfälische Heimat verlegt – die Ringbeck GmbH. Die eigenständige Tochterfirma Pötzsch, ein Betrieb mit heute 25 Mitarbeitern, blieb in der thüringischen Landeshauptstadt und wird heute von Matthias Luckner zusammen mit Willy Ringbeck als geschäftsführenden Gesellschaftern geführt. Die Firma folgt derselben Philosophie, wie sie auch dem Oelder Betrieb zugrunde liegt: Mit flexiblen, gut ausgebildeten Mitarbeitern können die Erfurter Baustellen weit außerhalb ihres Firmensitzes abwickeln und sind so von der Auftragslage in der Heimatregion weniger abhängig als vor Ort gebundene Kollegen.
Für Ringbeck ist das Unternehmen aus dem Osten auch deshalb so wertvoll, weil es die Flexibilität des westfälischen Standorts erhöht: als Partner von ARGE kann das thüringische Unternehmen helfen, Großaufträge abzuwickeln; besonders solche, wie sie in der großen Zone zwischen den beiden Standorten anfallen. Beispiel: Bei einem 1 Mio.€-Großauftrag im hessischen Gießen arbeiten beide Betriebe gerade zusammen.
Gelernt von der GU-Struktur
Ein zweiter wichtiger Grund für die besondere Schlagkraft der Ringbeck GmbH ist die GU-Struktur, mit der die Firma oft antritt. Das Oelder Unternehmen übernimmt dabei die Führungsrolle und bietet komplette Außenanlagen an – auch pauschal. „Wir kennen dann die Planung, wir kennen das LV oder die Funktionalbeschreibung. Meist sind es dann nur die Kernbereiche und komplexe Spezialaufgaben, die von den Mitarbeitern selbst übernommen werden – nur das Nötigste eben, oder das, was andere nicht können. Metallbau, Gabionenbau, Edelstahlarbeiten, Wassertechnik, Abdichtungen und Pflasterungen erledigen zum Teil sehr eng verzahnte Nachunternehmen, für deren Qualität Ringbeck die Hand ins Feuer legen kann.
Bei den Arbeitsgemeinschaften tritt die Ringbeck GmbH gewöhnlich als Konsortialgeschäftsführer auf. Und gerade die ARGE ist für den Westfalen ein Werkzeug, große Aufträge abzuwickeln. Mit den Firmen Pötzsch und Oberscheidt (einem lokalen Mitbewerber), als permanente Partner, bietet die Ringbeck GmbH in einem riesigen Einzugsgebiet ihre Leistungen an – und kam damit auch vor der eigenen Haustür zum Zuge: Bei drei Losen für den Bau der NRW-Landesgartenschau in Rietberg war die ARGE erfolgreich. Die Oelder gestalteten den Eingangsbereich sowie den Wasserspielplatz und erhielten einen Auftrag für Stahlbauarbeiten – Zuschläge mit einem Volumen von fast 2 Mio.€. Und es war ein Nebenangebot, das zum Erfolg führte: statt des gelben Asphalts, der im Eingangsbereich ausgeschrieben war, schlug Ringbeck gelbes Pflaster vor – und bekam Recht.
Die Arbeitsgemeinschaft hat auch für die Laga in Hemer wieder angeboten – dort steht das Ergebnis noch aus.
2,6 Mio.€ Bauvolumen war bisher der größte Einzelauftrag für ein Wohnprojekt in Duisburg (Glamorgan Barracks) – das ist weit mehr, als ein durchschnittlicher 12-Mann-Betrieb in der Regel als Jahresumsatz aufweist. Die thüringische Tochterfirma bringt es mit dem 3,6-Mio.-€-Einzelauftrag für die Außenanlagen des katholischen Krankenhauses in Erfurt sogar auf einen noch größeren Spitzenwert.
Die gesamte Verwaltung inklusive Lohn-und Finanzbuchhaltung wird zentral in Oelde abgewickelt. Eine monatliche BWA für beide Betriebe und eine gründliche Nachkalkulation sorgen für Überblick.
90% des Maschineneinsatzes erfolgt mit eigenen Geräten, oder mit Geräten aus der eigenen Maschinenbesitzgesellschaft. Baumaschinen werden in der Regel von Ringbeck nicht geleast, sondern gekauft.
Partnerschaften pflegen
„Nach Möglichkeit entziehen wir uns dem Wettbewerb der öffentlichen Aufträge und konzentrieren uns auf beschränkte Ausschreibungen namhafter Architekturbüros und Generalunternehmen“, erzählt Ringbeck. So seien darunter GUs, mit denen die Firma schon mehr als 10 Jahre zusammenarbeitet. Und auch viele Architekten greifen gerne auf die Oelder zurück und beteiligen Ringbeck an Ausschreibungen – gute Erfahrung und Ausführung sowie Termintreue sind eben die beste Referenz.
Aber auch im Bereich der öffentlichen Ausschreibungen sieht der Unternehmer sich gut aufgestellt – besonders, wenn es um Auftragsvolumina von über 1 Mio.€ gehe, denn da sei die zahl potenzieller Mitbewerber deutlich geringer, meint der Westfale.
In beiden Betrieben wird ausgebildet und Ringbeck schaut, dass er seine Mitarbeiter nach der Meisterausbildung im Unternehmen hält – „der Mitarbeiter ist das größte Kapital“, ist er überzeugt. Die Bezahlung ist leistungsgerecht gestaffelt und familienfreundliche Planung ist dem Unternehmer wichtig – in der Regel arbeiten die Landschaftsgärtner auf auswärtigen Baustellen die Wochenarbeitszeit zwischen Montag und Donnerstag ab. Wenn nicht gerade die Endfertigstellung einer Baustelle vor der Tür steht oder es aus anderen Gründen zu Termindruck kommt, gilt: Freitag ist frei; eine wichtige Tatsache für Menschen, die die Woche über von Zuhause weg sind. Die Struktur sei auch betriebswirtschaftlich sinnvoll, erzählt der Unternehmer und begründet das mit geringeren Kosten für Spesen und Fahrleistungen.
Ab September wird ein junger Ingenieur von der FH Osnabrück dazukommen und Ringbeck in Oelde unterstützen.
Sportliche Leidenschaft
„Man bewegt sich ganz schön weit vom Gärtner“, antwortet Ringbeck lächelnd auf die Frage, ob er denn eigentlich noch Landschafter sei. Aber dem 54-Jährigen ist sowohl die Begeisterung am Inhalt seiner Aufträge anzumerken als auch am sportlichen Wettkampf. Ganz offensichtlich reizt die Herausforderung, große Aufträge an Land zu ziehen und Probleme innerhalb der Auftragsabwicklung zu lösen. Ringbeck hat einmal sogar Edelstahlbänke im Wert von 70000 € in China anfertigen und nach Deutschland importieren lassen, obwohl das Handling der Fertigung und des Imports Neuland für das Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen waren.
Der Auftragsbestand für das laufende Jahr ist gut und auch für die ersten Monate im kommenden Jahr sieht Ringbeck gute Chancen für eine gute Auslastung. Man rechne mit einigen größeren Objekten. Dass es schwieriger werden könnte 2009, hält er auch für möglich – aber es sei nur ein Gefühl. „Unsere Vorteile sind, dass wir einerseits durch unsere Betriebsgröße flexibel sind und andererseits bereit sind, weit zu gehen.“
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