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Kallweit GmbH und Öko Pro Kallweit in Neuhaus

Die Natur als Geschäftsmodell

Torsten Kallweit hat im östlichsten Niedersachen einen Betrieb aufgebaut, der neben dem klassischen Portfolio zukunftsrelevante Themen bearbeitet. Sein Angebot an Ökosystemleistungen hat wenig Konkurrenz und bietet erhebliche Wertschöpfung. Wir haben ihn in Neuhaus an der Elbe besucht.

von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU erschienen am 25.06.2025
Torsten Kallweit, Tristan Kallweit und Björn Preil © Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU
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Der kürzeste Weg zu Torsten Kallweit führt mit der Fähre über die Elbe. Denn das Amt Neuhaus, wo der Betrieb seit 2010 seinen Sitz hat, gehört zwar zum Landkreis Lüneburg – und damit zu Niedersachsen –, war aber bis 1993 Teil Mecklenburg-Vorpommerns. Davon zeugen auch die Vorwahl und die Postleitzahl, die wie jene von Schwerin mit einer 19 beginnt. Für Kallweit, der in Zarrentin, rund 40 km weiter nordöstlich aufgewachsen ist, ist Mecklenburg die Heimat. Dort ist er auch Mitglied im Verband. Die Elbe, die man in der Region nur über zwei Brücken in Lauenburg und Dömitz oder eben mit der Fähre überqueren kann und hier die innerdeutsche Grenze bildete, ist hier immer noch eine starke Barriere in Bezug auf Infrastruktur, Zusammengehörigkeit und Märkte. Lange Wegzeiten in die Kreisstadt oder nach Hamburg sorgen dafür, dass Kallweits Betrieb nach Osten ausgerichtet ist. In der dünnbesiedelten Landschaft Westmecklenburgs ist da ein breites Portfolio eine gute Überlebensstrategie. „Wir haben hier die Kosten von Niedersachsen, aber Mecklenburg-Vorpommern als Markt“ pointiert der Unternehmer die besondere Situation im Amt Neuhaus.

Überzeugt für Natur

Kallweit hat eine Leidenschaft für den Wald. Als Förstersohn, gelernter „Holzfäller“ und studierter Forstwirt lagen ihm Natur und Nachhaltigkeit schon immer am Herzen. Als sich nach der Wende abzeichnete, dass der Forst keine spannenden Berufsperspektiven bot, gründete er 1993 einen Landschaftsbaubetrieb; stark ausgerichtet auf die Pflanze und pflanzennahe Dienstleistungen. „Ich hab mich schon während des Studiums selbstständig gemacht und bin mit dem Auto von Hagenow nach Schleswig-Holstein, um da im Forst zu arbeiten“, erzählt Kallweit. Das sei schon eine gute Schule gewesen. „Als DDR-Kind warst du ja überhaupt nicht mit dem unternehmerischen Handeln vertraut“, lacht er. „Ich wusste gar nicht – was wollen die von dir? Was musst du liefern? Worauf kommt es an?“, blickt er zurück. Von den Forst-Unternehmern dort habe er viel gelernt. Die Firma in Zarrentin lief gut. Wildschutzzäune, Heckenpflanzungen, Streuobstwiesen, Aufforstungen – zehn Jahre nach der Wende gab es in Mecklenburg immer noch viel zu tun. Der Diplom-Forstingenieur verband die vegetationstechnischen Arbeiten mit klassischen GaLaBau-Leistungen.

„Wir sind stolz, was wir hier in den 15 Jahren auf die Beine gestellt haben.“ Torsten Kallweit

Doch nach einer Trennung musste er noch einmal neu anfangen und tat dies rund 40 km weiter südwestlich. In der ehemaligen Buch- und Schreibwarenhandlung von Neuhaus – mit rund 1.500 Einwohnerinnen und Einwohnern der Hauptort des Amtes – fand die Firma ihr Domizil. Hier residiert die Kallweit GmbH noch heute. Die acht Leute im Büro sitzen in den ehemaligen Verkaufsräumen der kleinen Buchhandlung. „Aber das ist für uns kein begrenzender Faktor“, schmunzelt der Unternehmer. Denn Abhilfe ist in Planung. Am Ortsrand investiert die Firma in eine neue Halle, und gleich nebenan entsteht quasi zeitgleich ein großes Ausrufezeichen: Der Sitz der Öko Pro Kallweit GmbH, der zugleich zum Umweltbildungszentrum werden wird. Kallweit hat sich dafür von Oldenburg. Plesse. Partner (Opp. Architekten) aus Lüneburg ein schickes Gebäude aus Holz (Naturstammhaus) und Glas konzipieren lassen, das im Frühjahr 2026 fertiggestellt und im Herbst 2026 offiziell eingeweiht wird. „Das soll eine Strahlkraft und eine Wirkung nach außen haben, die eine gewisse Einmaligkeit hat und von sich Reden machen wird“, hofft der Unternehmer. Damit wolle er dann auch den Prozess einleiten, nach draußen zu gehen. „Wir wollen damit auf uns aufmerksam machen und unsere Strategien sowie unser Denken darstellen“, erklärt er. In Auftrag gegeben hat das Gebäude die Öko Pro Kallweit GmbH, die der Unternehmer zusammen mit seinem Sohn Tristan führt. Die Abkürzung steht dabei für Ökologische Projektbegleitung, was das Aufgabenfeld des Unternehmens ganz gut beschreibt.

Eidechsen als Potenzial

Ein Umweltzentrum im GaLaBau? Was erst mal sehr weit hergeholt klingt, ist für Kallweit Teil eines klugen Konzeptes. Denn die Tochterfirma verdient gutes Geld mit dem Monitoring und der Umsiedlung von Tierpopulationen in Bereichen, in denen Bauarbeiten geplant sind. Davor und danach kommt regelmäßig der GaLaBau-Betrieb ins Spiel. Denn die Hälfte des Umsatzes macht das GaLaBau-Unternehmen mit Ökosystemdienstleistungen – also zum Beispiel mit dem Bau von Ersatzhabitaten für Tiere, besonders für Eidechsen, die im Zuge von Baumaßnahmen umgesiedelt werden müssen. Kallweit hat dafür einen Rahmenvertrag mit der Infrastrukturtochter der Deutschen Bahn, der diesen Januar zum ersten Mal verlängert wurde – für weitere vier Jahre. Geht die Bahn eine Strecke an, fragt sie bei den Rahmenvertragspartnern Kapazitäten und Abschläge auf die Pauschalpreise im Vertrag ab – die gut kalkuliert sind. Bei der Sanierung ihrer Strecken hat die Bahn es fast immer mit wertvollen Biotopen zu tun. Gerade die streng geschützte Zauneidechse besiedelt gerne die warmen Gleiskörper und Bahndämme. Deshalb wird jede Baumaßnahme von Vegetationsarbeiten, dem Bau von Ersatzhabitaten und der Umsiedlung begleitet. Um Letzteres kümmert sich die Öko Pro Kallweit GmbH. Tristan Kallweit bringt als Ökologe neben drei weiteren Biologen/Zoologen entsprechende Kompetenz mit.

„Es ist ein Genuss, hier zu leben. Man hört hier sonntags, wenn man mit einer Tasse Kaffee vor die Tür geht, kein einziges Auto.“ Torsten Kallweit

Ein Ort für Weiterbildung

Gleichzeitig soll das „Artenschutzzentrum Elbtalaue“ aber auch einem höheren Ziel dienen. Kallweit ist davon überzeugt, dass das Artensterben nur gestoppt werden kann, wenn alle mithelfen. Bildung ist da für ihn ein zentraler Ansatz – und die fängt bekanntlich bei den Kindern an. Mit der offiziellen Einweihung im Oktober 2026 soll das naturnah gestaltete Gelände mit dem dachbegrünten Gebäude den Bürgerinnen und Bürgern die Zusammenhänge verdeutlichen und Artenschutz wie Biodiversität greifbar machen. Gleichzeitig wirbt das Unternehmen damit auch für seine Leistungen und seine Rolle als Arbeitgeber. Mit 40 Mitarbeitenden gehört die Firma im Amt Neuhaus schon zu den größeren Playern. In der Gemeinde ist die Präsenz kaum zu übersehen, denn Fahnen und Plakate weisen auf grüne Dienstleistungen hin. Kallweit liebt das Landleben. „Es ist ein Genuss, hier zu leben. Es ist eine so angenehme ländliche Ruhe. Man hört hier sonntags, wenn man mit einer Tasse Kaffee vor die Tür geht, kein einziges Auto“, schwärmt der Unternehmer. Das sei woanders unvorstellbar. „Das ist auch einer der dunkelsten Orte Deutschlands“, ergänzt Ko-Geschäftsführer Björn Preil schmunzelnd. Die Lichtverschmutzung sei ganz gering. „Das ist wie im Urlaub.“

Anfangs ist die Firma noch viel nach Hamburg gependelt. „Da bist du morgens schon anderthalb, zwei Stunden hingefahren“, schaut Preil zurück. Dazu kamen Parkplatzsorgen, Schwierigkeiten mit der Materiallieferung und -lagerung, Staus überall, Geschwindigkeitsbeschränkungen und zwei Stunden Heimweg. „Dafür hast du dann am Ende mehr als zwölf Stunden auf der Uhr“, kommentiert Kallweit die zermürbende Arbeit auf den Hamburger Baustellen. Und dazu sei die Konkurrenz viel größer.

Wer das erlebt hat, kann das Potenzial der ländlichen Umgebung viel besser beurteilen – die Nähe zum Strom, die Dunkelheit, der Wald, das Biosphärenreservat – beste Grundlagen für Umweltbildung und Ökosystemdienstleistungen. „Wir werden Schülergruppen herholen, mit denen rundgehen und die Zusammenhänge erklären“, ist sein Plan. „Wir haben hier so viele Möglichkeiten zu zeigen, worauf es im Leben ankommt. In ihrem späteren Leben.“

„Wir haben hier so viele Möglichkeiten zu zeigen, worauf es im Leben ankommt. In ihrem späteren Leben.“ Torsten Kallweit

Die Ausrichtung verändert das Unternehmen

Durch Kallweits berufliche Herkunft war das Unternehmen immer schon sehr „grünlastig“. Sein Vize Preil ist Baumschuler aus Bautzen, den es der Beziehung wegen nach Neuhaus verschlagen hat. Er leitet den Bereich Pflanzung und Pflege. Darunter fallen nicht nur Pflanzungen und Pflege, sondern auch Gestaltungen und Aussaaten, die neben Privatgartenprojekten im Rahmen von Baumaßnahmen für Windräder oder Solarparks anfallen. „Wir haben ein breites Spektrum. Von der Ausgleichspflanzung über die Pflege bis zu umfangreichen Staudenpflanzungen im Privatgarten“, erklärt Preil. Das sei ja auch eine Sicherheit. „Das geht nur über die Leute, die wir uns über die Jahre herangezogen haben – über Ausbildung und über Quereinsteiger.“ Grundsätzlich habe die Ausrichtung schon das Bewusstsein aller Mitarbeitenden beeinflusst, findet der 36-Jährige. Viele Baustellen würden bereits schonender gemanagt und auch die Gestaltungen hätten sich verändert. „Ich versuche schon immer, für Insekten etwas in die Gärten zu bringen“, sagt Preil. Doch die Widerstände seien immer noch erheblich. Das hat der Wahlniedersachse auch im eigenen Umfeld festgestellt. Sein naturnaher Garten kam anfangs in der Nachbarschaft nicht gut an. Doch mittlerweile ist die Kritik verstummt: „Auch, weil ich ihnen erklärt habe, dass ich mit weniger Arbeit mehr Ertrag habe“, lacht Preil. Und das ist auch das Ziel von Kallweits Bildungsarbeit. Durch das Abbauen von Vorurteilen soll das Bewusstsein für Biodiversität und naturnahes Gestalten gefördert werden. Da gibt es in der ländlich geprägten Gegend, in der Ordnung immer noch zur Abgrenzung von der wilden Natur gehört, eine Menge Nachholbedarf.

Eine Chance für die Branche

In dem Umdenkprozess sieht Kallweit aber auch eine große Chance für die Branche. Die Nachfrage nach solchen Leistungen werde in Zukunft größer und der GaLaBau habe die Chance, davon zu profitieren. „Da sitzen wir doch direkt am Hebel. Der Landschaftsgärtner hat das in der Hand. Wenn der das nicht begreift – wer soll es denn dann begreifen?“, meint Kallweit. Der GaLaBau könne die Wachstumsbranche schlechthin sein. Dazu, dass sich diese Erkenntnis durchsetzt, möchte der Unternehmer beitragen und mit gutem Beispiel vorangehen. So ist auch seine Investition in das Artenschutzzentrum Elbtalaue zu verstehen, das zugleich dokumentiert, dass Artenschutz keine Spinnerei ist, sondern gut bezahltes Business sein kann. Die Öko Pro Kallweit GmbH etwa macht mit einer schlanken Struktur das Mehrfache an Gewinn, der im GaLaBau üblicherweise erwirtschaftet wird. Denn solche Dienstleistungen werden gut bezahlt. Am Ende sei das auch für junge Menschen eine spannende Perspektive, wirbt Kallweit und weist auf die Möglichkeit hin, in der Firma ein Praktikum zu absolvieren. Wo sonst bekommt man die Gelegenheit, im GaLaBau Eidechsenbiotope zu bauen? „Wir wollen der Vorreiter sein, der Zeichen setzt“, meint Kallweit. „Aus unserer Sicht ist der lebendige Garten das Einzige, was in Zukunft noch funktionieren wird, und der sollte so lebendig wie möglich sein; Trittsteine für die Biodiversität“, findet er. Dass es bis dahin noch ein weiter Weg in einer Region ist, in der die breite Masse selbst den Wald schön ordentlich haben will, ist ihm klar. „Aber da muss langsam mal was passieren.“

#wirimgalabau

Torsten Kallweit ist Quereinsteiger und bringt aus dem Forst den Nachhaltigkeitsgedanken mit in den GaLaBau. Diesen Gedanken möchte er in der Branche etablieren, weil er davon überzeugt ist, dass in nachhaltiger Gestaltung auch wirtschaftlich für den GaLaBau eine große Zukunft liegt. Mit seinem Elbauenzentrum, das nächstes Jahr eröffnet werden soll, setzt er für seine Überzeugung ein gut sichtbares Zeichen und hofft auf Kontakt zu weiteren Multiplikatoren.

Partner

Betriebsdaten

GaLaBau Torsten Kallweit GmbH

  • Firmengründung: 2010, seit 2020 GmbH
  • Gesellschaftsform: GmbH
  • Geschäftsführer/Gesellschafter: Torsten Kallweit
  • Umsatz: 3.900.000 € (2024)
  • Gewinn: 352.000 € (2024)
  • Materialkostenanteil: 35 % (2024)
  • Betriebsmittellohn: 22,90 €
  • kalkulator. Stundenlohn: 35,61 €
  • durchschnittl. Verrechnungssatz: 62,31 €
  • Mitarbeiter: 40, davon 5 Ingenieure, 3 Meister, 22 Gesellen, 6 Mitarbeiter im Büro, 3 Bauleiter, 8 Baustellenleiter, 10 Kolonnen, 2 Auszubildende, 4 Ungelernte, 4 Verwaltungsangestellte
  • Maschinenpark: 8 Pkw, 12 Lkw, 3 Bagger/Minibagger, 4 Radlader, 2 Spezialmaschinen: Grabenfräse, Schlepper mit hydraulischem Gießarm und Wasserfass
  • Auftraggeberstruktur: Privat (20 %), Gewerbe (15 %), Wohnungswirtschaft (10 %), öffentliche Hand (15 %), DB InfraGo Arten- und Umweltschutz (40 %)
  • Umsatz nach Leistungsbereichen: Hausgarten (15 %), Gewerbebegrünung (10 %), klass. Landschaftsbau(40 %), Arten- und Umweltschutz (30 %), Schwimmteichbau (2 %), Baumpflege (3 %)
  • Mitgliedschaften: FGL Mecklenburg-Vorpommern, Natur Garten e. V.
  • EDV-Lösungen: Dataflor inkl. CAD, Datev
Kontakt
©

GaLaBau Torsten Kallweit GmbH Poststraße 18, D-19273 Neuhaus Telefon: 038 841/615 380 info@galabau-kallweit.dewww.galabau-kallweit.de

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