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Mitarbeiter zu Mitunternehmern machen

Alle profitieren

Viele Unternehmen beteiligen Mitarbeiter regelmäßig oder in guten Jahren am Erfolg. Von den Prämien bleibt aber nach Abzug von Steuern und Versicherungen wenig übrig. Die Bauunternehmung Heitkamp & Hülscher betreibt ein Modell, das auch für GaLaBau-Firmen interessant ist und von dem sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmer profitieren.

von Susanne Wannags erschienen am 11.06.2025
Heitkamp & Hülscher © Heitkamp & Hülscher
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„Wir hatten schon lange eine Erfolgsbeteiligung, bei der die Mitarbeiter anteilig vom Jahresergebnis eine Prämie bekamen“, erzählt Erwin Hülscher, Geschäftsführer von Heitkamp & Hülscher in Stadtlohn. Den Begriff „profitieren“ möchte er allerdings mit Anführungsstrichen versehen wissen. „Wenn man das Geld nicht in eine betriebliche Altersvorsorge steckt, dann muss ich als Unternehmer für einen Betrag von 1 000 €, den ich dem Mitarbeiter auszahle, etwa 1400 € aufwenden. Dem Mitarbeiter bleiben bei einer guten Steuerklasse davon rund 600 € übrig.“ Für Hülscher ist das nichts anders als die Vernichtung von Liquidität. „Noch dazu verschwindet das Geld irgendwo in der Lohnabrechnung und die motivierende Wirkung verpufft.“

Innovative Idee

Unzufrieden mit dieser Situation machte sich Hülscher auf die Suche nach einer nachhaltigen Erfolgsbeteiligung für Mitarbeiter und Unternehmer. Damals förderte das Land NRW die Kapitalbeteiligung von Mitarbeitern und stellte Informationsmaterial zur Verfügung. „Es war allerdings nichts dabei, was mir zusagte.“ Schließlich stieß der Unternehmer auf die Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft und traf sich mit dem damaligen Vorsitzenden Dr. Michael Lezius. Dieser erzählte die Geschichte eines Kunden aus dem Hamburger Hafen. In dessen Unternehmen gab es eine betriebliche Altersversorgung und eine Ergebnisbeteiligung für die Mitarbeiter, doch der Firmeninhaber ärgerte sich trotzdem jeden Tag, vor allem über den achtlosen Umgang mit der Technik sowie über einen hohen Krankenstand. „Lezius’ Idee war damals ein Modell, bei dem die Maschinen und Geräte an die Mitarbeiter verkauft und von der Firma zurückgemietet wurden. Zwei Jahre später gab es kaum noch Schäden an den Maschinen und der Krankenstand war erheblich gesunken. Das hörte sich ziemlich interessant an“, erinnert sich Hülscher. Gemeinsam mit seinem Steuerberater und Lezius überlegte er, wie man diese Art der Beteiligung im Unternehmen umsetzen könnte. Schließlich entstand folgendes Konstrukt:

  • Es wird ein Mitarbeiterunternehmen gegründet, die H & H Team GmbH & Co. KG. Gesellschafter sind zu jeweils 50 % die Mitarbeiter und die Gesellschafter des operativen Unternehmens, die Heitkamp & Hülscher GmbH & Co. KG. Die Geschäftsführung beider Unternehmen liegt in den Händen von Erwin Hülscher.
  • Dem Mitarbeiterunternehmen gehören nach und nach alle Maschinen. Diese werden über langfristige Verträge an die Bauunternehmung Heitkamp & Hülscher vermietet.
  • Jeder Mitarbeiter, der seit mindestens drei Jahren im Unternehmen ist, kann mit einer einmaligen Investition von 2500 € Kommanditist der neuen Firma werden.
  • Diese Summe wird vom Arbeitgeber auf Wunsch als zinsloses Darlehen zur Verfügung gestellt.

Großer Vertrauensvorschuss

Dem theoretischen Konstrukt folgte 2006 die praktische Umsetzung. Zunächst einmal galt es, die Mitarbeiter zu überzeugen, Geld in eine neue Firma zu stecken. „Wir haben das Modell vorgestellt und von 36 berechtigten Mitarbeitern haben sich 32 beteiligt“, erinnert sich Hülscher. „Wirklich vorstellen konnte sich aber noch niemand, ob und wie das funktioniert. Für uns war das ein riesiger Vertrauensvorschuss.“ Die 32 neuen Gesellschafter brachten somit 80 000 € in die Firma ein. Dieser Betrag wurde von der Muttergesellschaft, deren Geschäftsführer ja ebenfalls zur Hälfte beteiligt war, verdoppelt. „Mit einem Startkapital von 160 000 € können Sie noch keinen umfangreichen Maschinenpark kaufen. Also haben wir mit den Kleingeräten angefangen, die von der Mitarbeiterfirma an die Bauunternehmung vermietet wurden.“ Schnell zeigte sich, dass auf die Geräte nun viel besser geachtet wurde. Der nächste Schritt war der Maschinenkauf. Das ging nur mithilfe der Banken, die alle mitgemacht haben, wenn auch manche erst nach zähen Verhandlungen. Seit dieser Zeit werden alle Maschinen von der H & H Team GmbH & Co. KG mit Jahresverträgen an die Muttergesellschaft vermietet. Der Gewinn, den die Firma mit der Vermietung erzielt, wird zur Hälfte an die Gesellschafter ausgezahlt, die andere Hälfte wird als Altersvorsorge auf ein Kapitalkonto in der Firma eingezahlt und jährlich von dieser verzinst. Von einem Teil des ausgeschütteten Betrags können die Mitarbeiter beispielsweise ihr Darlehen tilgen. „Nach sechs bis sieben Jahren hatte jeder seine 2500 € zurückgezahlt“, erinnert sich Hülscher. Viele haben sogar von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Einlage einmalig zu verdoppeln.

Zur Arbeitgebermarke geworden

Zehn Jahre nach der Gründung zieht der Geschäftsführer eine durch und durch positive Bilanz. „Das Startkapital von 160 000 € ist mittlerweile auf 1,4 Mio. € angewachsen. Wer 2006 mit 2 500 € eingestiegen ist, hat jetzt ungefähr 11 000 €.“ Ausgezahlt wird das Geld, wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt. Neben dem finanziellen Erfolg gibt es viele weitere erfreuliche Entwicklungen seit Gründung der Mitarbeiterfirma. Die Mitarbeiter fühlen sich verantwortlich für ihre Maschinen und gehen sorgsam damit um. „Die Reparaturkosten sind auf ein Minimum gesunken. Was wir in der Bauunternehmung im operativen Geschäft mehr bezahlen, weil wir die Maschinen mieten, sparen wir auf jeden Fall an Reparaturkosten.“ Da sich die Jahresmiete an einer durchschnittlichen Betriebsstundenzahl orientiert, erzielt die H & H Team GmbH & Co. KG umso höhere Gewinne, je besser Maschinen und Geräte ausgelastet sind. „Alle achten darauf, nichts anzuschaffen, was nicht wirklich benötigt wird“, sagt Hülscher. Dank der Mitarbeiterfirma sind die Arbeitsplätze in der Muttergesellschaft außerdem heiß begehrt. „Wir sind zu einer Arbeitgebermarke geworden und müssen uns um qualifizierte Bewerber keine Sorgen machen.“ Dass eine bereits besetzte Stelle frei wird, bevor der Mitarbeiter in Rente geht, ist selten – dazu haben alle viel zu viel Spaß am Unternehmertum.

Hubsteiger bei Eiko Leitsch
Hubsteiger bei Eiko Leitsch © Mario Andreya / Sachverständigenbüro Leitsch GmbH

Wo ist der Haken?

Das haben sich die Mitarbeiter der Leitsch Baumpflege in Nauheim gefragt, als ihnen ihr Chef diese Idee präsentierte. Geschäftsführer Eiko Leitsch hatte 2015 auf der Mitgliederversammlung des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen-Bremen einen Vortrag von Erwin Hülscher über den Erfolg des Mitarbeiterunternehmens gehört. „Uns ging es ähnlich wie ihm früher: Wir haben lange nach einer Möglichkeit gesucht, die Mitarbeiter stärker ans Unternehmen zu binden und sie am Erfolg in einer Form zu beteiligen, die kein Geld vernichtet.“ Erwin Hülscher stellte Eiko Leitsch seinen Vortrag zur Verfügung. „Auf unserem mehrtägigen Betriebsausflug habe ich die Mitarbeiter dann mit dem Modell vertraut gemacht und gefragt, wer sich vorstellen könnte, dabei mitzumachen.“ Die Resonanz war zunächst verhalten. „Wo ist der Haken?“, lautete die meistgestellte Frage. „Ich konnte nur sagen, dass nach meinem jetzigen Wissensstand kein Haken an der Sache ist, sondern dass alle profitieren.“ Betriebswirtschaftlich lässt sich erklären, warum es den vermuteten Haken nicht gibt. Jeder Mitgesellschafter haftet ausschließlich mit seiner Einlage. Das einzige Risiko der Mitarbeiterfirma ist, dass die Muttergesellschaft die Maschinen nicht anmietet, also Verluste gemacht werden. Sollte dieser ziemlich unwahrscheinliche Fall jemals eintreten und die Firma Insolvenz anmelden müssen, lassen sich die vorhandenen Maschinen und Geräte weit oberhalb des Buchwerts verkaufen, sodass jeder Mitarbeiter in jedem Fall sein Kommanditkapital und sein angespartes Geld erhält.

Auch wenn das logisch nachvollziehbar ist – ein wenig Skepsis bleibt. „Trotzdem haben alle 19 Mitarbeiter in der Baumpflege gesagt, dass sie mitmachen“, freut sich Eiko Leitsch. „Dieser große Vertrauensvorschuss zeigt uns, dass bei uns die Unternehmenskultur stimmt.“ Steuer- und Unternehmensberater wurden hinzugezogen, um zu überlegen, wie sich das Konzept in der Baumpflegefirma umsetzen lässt. Statt alle Verträge neu zu entwickeln, entschied man sich für den pragmatischen Weg: „Wir haben Heitkamp & Hülscher das Vertragswerk abgekauft und an unsere Bedürfnisse angepasst“, erklärt Leitsch.

Start im Juli

Arbeit blieb genug. Es mussten Szenarien entworfen werden, welche Maschinen aus dem Fuhrpark der Baumpflege in die neu zu gründende Team GmbH & Co. KG übernommen werden sollen. Auch die Konditionen, zu denen sie vermietet werden, wurden festgelegt. „Wir haben unterschiedlichste Möglichkeiten durchgerechnet und den Mitarbeitern schließlich ein Vertragswerk präsentiert.“ Dies bedeutete in diesem Fall ein Crashkurs in Betriebswirtschaftslehre. „Kommanditgesellschaft, Abschreibungen, Deckungsbeiträge – das waren für die meisten ja Fremdworte. Mittlerweile wissen aber alle zumindest in Grundzügen Bescheid“, sagt Leitsch. Starten soll die Team GmbH & Co. KG bei Leitsch am 1. Juli 2016. Das entspricht dem Wirtschaftsjahr der Baumpflegefirma. Für die Mitarbeiter seines Sachverständigenbüros sucht der Unternehmer noch nach einer praktikablen Lösung, sich ebenfalls an der Firma in der Firma zu beteiligen. Da die Zahl der verwendeten Maschinen und Geräte im Sachverständigenwesen sehr übersichtlich ist, lässt sich mit Vermietung kein Gewinn erzielen. Doch Leitsch ist sich sicher, dass es früher oder später eine Lösung geben wird, die alle Mitarbeiter einbezieht.

Vertragsvorlage Kaufen statt neu erfinden

Das Vertragswerk, das Erwin Hülscher für die H & H Team GmbH & Co. KG entwickelt hat, verkauft er gerne an interessierte Unternehmen, die sich damit ein Vielfaches an Kosten für selbst entworfene Verträge sparen können. Information und Kontakt unter Heitkamp & Hülscher GmbH & Co. KG, Schützenweg 68–70, 48703 Stadtlohn, Telefon +49 25 63/93 08-0, Fax -99, ehuelscher@heitkamp-huelscher.de.

Das Modell in Kürze

Das Kapitalbeteiligungsmodell von Hülscher & Heitkamp eignet sich vor allem für Firmen mit einem hohen Maschineneinsatz, also Bau- und GaLaBau-Unternehmen ab etwa 20 Mitarbeitern, da der Verwaltungsaufwand für die Gründung und die Verträge zu Beginn recht hoch ist. Mitarbeiter und Geschäftsführer gründen gemeinsam eine Firma, der alle Maschinen gehören. Mitarbeiter und Geschäftsführer sind zu jeweils 50 % am neu gegründeten Tochterunternehmen beteiligt. Dieses vermietet die Maschinen mit Jahresverträgen an die Muttergesellschaft. Vom erwirtschafteten Gewinn wird die Hälfte sofort an die Gesellschafter ausgeschüttet, die andere Hälfte verbleibt als Altersvorsorge auf einem Kapitalkonto im Unternehmen.

Die Vorteile der Team-GmbH

? Intensive Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen und ? hohe Motivation ? Kapitalbildung und Altersvorsorge für die Mitarbeiter sowie ? abgabenoptimierte Ergebnisbeteiligung ? Der Gewinn verbleibt zu 50% in der Unternehmenssphäre. Dadurch steht dauerhaft Kapital für Investitionen zur Verfügung. ? Mitarbeiter sind Mitunternehmer und können aktiv den Gewinn der Firma beeinflussen. ? durch Miteigentum sorgsamer Umgang mit Maschinen und Geräten und dadurch ? geringere Reparaturkosten ? Imagegewinn für das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber ? Das Mitarbeiterunternehmen fördert Exzellenz.

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