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Betontankstellen

Frisch gezapft servieren

Mit einer Betontankstelle kann man seinen Bekanntheitsgrad in der Region erhöhen, Kundennähe fördern und einen schönen Nebenverdienst erwerben. So wie die hessische Firma Balzer können auch andere Unternehmen Mitbewerber und Kleinabnehmer in der Nachbarschaft mit versorgen. Was zählt, ist nicht die Menge, sondern die Verfügbarkeit des Materials.

von Joachim Zeitner erschienen am 24.04.2025
Mit der griffigen Marke Balzer2Go betreibt die hessische Firmengruppe Balzer einen neuen Geschäftszweig. In der eigenen Betontankstelle wird Fertigbeton für die eigenen Baustellen sowie zur Vermarktung an Gewerbe- und Privatkunden hergestellt. © Balzer Garten- u. Landschaftsbau
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Gewerbe- und Privatkunden können ebenfalls an der Selbstbedienungs-Tankstelle die gewünschte Menge und Rezeptur an Frischbeton abholen. Der Bedienvorgang am Terminal ist so selbsterklärend wie bei einer Autowaschanlage.
Gewerbe- und Privatkunden können ebenfalls an der Selbstbedienungs-Tankstelle die gewünschte Menge und Rezeptur an Frischbeton abholen. Der Bedienvorgang am Terminal ist so selbsterklärend wie bei einer Autowaschanlage. © Balzer Garten- u. Landschaftsbau

Balzer2Go – mit dieser griffigen Marke hat die Firmengruppe Balzer aus dem hessischen Dautphetal vor zwei Jahren einen neuen Geschäftszweig aufgemacht, nämlich die Herstellung von Fertigbeton für die eigenen Baustellen sowie zur Vermarktung an Gewerbe- und Privatkunden. An der neuen Betontankstelle, weithin sichtbar durch das leuchtend grüne Betonsilo, können verschiedenste Rezepturen sowie kleine und große Mengen an Beton bedarfsgerecht angemischt und verladen werden.

„Das Prinzip kommt sehr gut an“, resümiert der Bauleiter Lukas Pracht, der am besten mit dem Wesen der Anlage vertraut ist. „Allein wirtschaftlich ist das ein großer Gewinn – schon angesichts der in letzter Zeit massiv gestiegenen Zementpreise. Wir haben jetzt nicht mehr den Ärger mit den Zwischenhandels- und Kleinmengenaufschlägen der Baustofflieferanten, sondern können günstige Jahresverträge mit den Zuschlagstoff- und Zementherstellern abschließen.“

Chargenweise angemischt

Anders als bei den Baustoffherstellern wird der Fertigbeton nicht kontinuierlich angemischt, sondern chargenweise – genau nach der gewünschten Mengenangabe und Rezeptur. „Das macht uns bei der internen Versorgung über den gesamten Arbeitstag flexibler“, kommentiert Lukas Pracht, „und wir können jederzeit die gewünschte Mischung und Menge erzeugen – gängige Sieblinien wie 0/8 oder 0/16, aber auch Recycling-Beton, Drainbeton mit Monokorn 2/8 oder eine Trockenmischung, wenn Einsatzkräfte erst später am Tag kleinere Mengen Beton direkt vor Ort in der Schubkarre anmischen, um 10?m Kantenstein in einem Privatgarten zu setzen.“ Eine durchdachte interne Lieferlogistik sorgt dafür, dass sämtliche Kolonnen zeitlich passend ihren Beton auf die Baustelle bekommen.

Auch Gewerbe- und Privatkunden können an der Betontankstelle die gewünschte Menge und Sorte Beton abholen. Sie stellten schon im zweiten Jahr ihres Bestehens einen Anteil von 10 oder 15?% am Gesamtabsatz. Das fördert den Umsatz, insbesondere aber den Bekanntheitsgrad und die Verbundenheit des Unternehmens mit der Region. Gerade am Wochenende können dank der Betontankstelle viele private Bauprojekte umgesetzt werden.

Auch rezyklierte Gesteinskörnungen sind möglich: Viele Kunden brauchen keinen klassischen DIN-Beton, sondern können kostengünstigen Beton für unbewehrte Bauteile verwenden, wie etwa Randsteine und Pflaster im GaLaBau. Der umtriebige Firmenchef Frank Balzer entschied sich in der Angebotsphase für die Lösung von Beton2go, eine Marke des Unternehmens Maßfeller – und zwar, weil diese Anlage nach Betriebsende nicht mit Wasser gereinigt wird, das anschließend umständlich entsorgt oder aufbereitet werden muss, sondern mit einer Trockenmischung.

Markt und Modelle

Die Idee der vollautomatischen Betontankstelle wurde erstmals vor rund 25 Jahren von Karl-Heinz Schreiber, Geschäftsführer der Firma Micromix Mobil aus Oranienburg, umgesetzt. Ihr Funktionsprinzip: Der Kunde wählt unter verschiedenen Betonsorten die benötigte Sorte und Menge und erhält dann – ähnlich wie bei einer Autowaschanlage – eine Chipkarte. Dann stellt er sein Abholfahrzeug unter dem Abwurf des Gurtbandförderers ab, steigt aus und steckt die Chipkarte ins Leseterminal der Anlage. Jetzt wird in ihrem Mischmodul die gewünschte Betonmenge und Sorte angemischt und anschließend über das Förderband auf das Fahrzeug abgegeben. Inzwischen sind weitere Hersteller und Marken mit kompakten Betonmischanlagen für Kleinmengen und Selbstbedienung dazugekommen. Was der Markt aktuell hergibt – hier ein Überblick.

Die Marke Beton2go gehört dem Hersteller Maßfeller aus Herschbach im Westerwald. Er zählt sich zu den Hauptanbietern von Betontankstellen in Deutschland. Der Vertriebsleiter Tobias Velten nennt einige Vorzüge seiner Anlage: Da sind etwa die verzinkten, langlebigen Schüttgutboxen sowie ein gemeinsam mit dem Dekra erstelltes Sicherheitskonzept in Form einer Umzäunung der Anlage. In ihrem Inneren arbeitet kein klassischer Tellermischer, sondern ein Planetenmischer, der zuverlässig das gesamte Material erfasst und durchmischt sowie – besonders wichtig – eine Trockenreinigung nach Betriebsende ermöglicht.

Die Anlage ist in verschiedenen Konfigurationen erhältlich, etwa mit größeren Mischern und Bändern für eine höhere Mischleistung, wenn etwa ein Tiefbaubetrieb morgens zeitgleich zahlreiche Kolonnen mit Frischbeton versorgen muss. Ihre Bedienung ist kinderleicht: Der Misch- und Ausgabevorgang kann je nach Kundenwunsch und Konfiguration etwa mit einer Chipkarte wie im Baustoffhandel ausgelöst werden, über einen Touchscreen direkt an der Anlage oder über ein weiter entfernt aufgestelltes SB-Terminal wie in einem Schnellrestaurant: Der Kunde gibt Sorte und Menge des gewünschten Betons ein, das Terminal wirft einen Beleg mit QR-Code aus, und mit diesem bewegt sich der Kunde zur Anlage, lässt den QR-Code durch einen Scanner erfassen und löst die Betonmischung und Ausgabe aus.

Auch Fibo intercon aus Dänemark hat eine Betontankstelle für Kleinmengen entwickelt. Zu ihren Eigenheiten zählen ein Feuchtesensor, der zuverlässig den Wassergehalt der Zuschlagstoffe misst und entsprechend die Wasserzugabe regelt, sowie eine vollautomatische Nassreinigung nach Betriebsende inklusive Abwasser-Recycling. Erst seit einem Jahr mit dem Selbstbedienungskonzept Fibo Collect auf dem deutschen Markt, hat der Hersteller bereits eine Referenzanlage beim Baustoffhändler Dietrich in Hambergen bei Bremen zu besichtigen.

Betontankstellen gehen auch eine Nummer größer, wenn genügend Platz vorhanden ist und die Abgabemengen größer sind. Auch diese Anlage stammt vom dänischen Hersteller fibo, der jetzt den deutschen Markt erschließen will.
Betontankstellen gehen auch eine Nummer größer, wenn genügend Platz vorhanden ist und die Abgabemengen größer sind. Auch diese Anlage stammt vom dänischen Hersteller fibo, der jetzt den deutschen Markt erschließen will. © fibo intercon

Noch lieber lädt jedoch der deutsche Verkaufsleiter Jan Feddersen interessierte Kunden nach Videbaek im mittleren Dänemark ein. Dort läuft ebenfalls eine Anlage, an der sich örtliche Kunden frischen Beton von passender Rezeptur und Menge zapfen können. Sie dient außerdem als Testanlage für neue Entwicklungen. Bei Fibo ist man nämlich stolz darauf, dass alle Komponenten aus eigener beziehungsweise europäischer Fertigung kommen und immer neue Ideen umgesetzt werden. Denn das kleine Unternehmen ist flexibel genug, nicht einfach Anlagen von der Stange zu bauen. Auch neue Rezepturen hat die firmeneigene Entwicklungsabteilung ersonnen, darunter Schaumbeton, Leichtbeton und Hanfbeton, der zusammen mit einem schwedischen Wohnungsbauunternehmen entwickelt wurde und neben guten Dämmeigenschaften auch einen günstigeren CO2-Wert hat als normaler Beton.

Fliegl Baukom aus Mühldorf am Inn beschäftigt sich bereits seit über 40 Jahren mit Betonmischtechnik und übernahm im Jahr 2017 das Konzept „Micromix – die Betontankstelle“. Mittlerweile dürfte diese Sparte der Firmengruppe Fliegl zu den Großen im Geschäft mit den kleinen Tankstellen für Frischbeton gehören. Die mobile Mischanlage Fliegl BTS wurde auf hohe Mobilität getrimmt und braucht rund 80 m² Stellfläche. Dank modularer Bauweise kann sie ganz nach örtlichen Gegebenheiten und Platzverhältnissen aufgestellt werden.

Es können unterschiedliche Rezepturen aus bis zu vier Hauptfraktionen, bis zu zwei Bindemittelsorten sowie bis zu zwei Zusatzmitteln (etwa Verzögerer oder Fließmittel) gefahren werden. Im Betrieb erreichen der Typ 500 (Tellermischer 0,5 m³) und der Typ 1000 (1,0 m³ Tellermischer) eine Mischleistung von 15 beziehungsweise 25 m³ pro Stunde. Bei der Zwischenreinigung wird eine geringe Menge Sand in den Mischer gegeben, der die Betonreste aufnimmt und bei der nächsten Charge verbraucht wird. Auch die Hauptreinigung vor Feierabend erfolgt als Trockenreinigung. Dazu wird der Mischer mit Kies befüllt, das Material nimmt die Betonreste auf, wird über das Förderband abgegeben und kann vollständig wiederverwendet werden.

Service muss passen

Solche Maschinentechnik kann Klasse sein – dafür muss sie aber auch verlässlich funktionieren. Das findet jedenfalls Alexander Köhler, Geschäftsführer der Firma Köhler Rundumservice aus Neuenstein in Hohenlohe (Baden-Württemberg). Gemeinsam mit seinem Sohn Sven, einem Straßenbaumeister, hat er sich aus mehreren Bausteinen ein einträgliches Geschäft zusammengestellt – Gartenbau inklusive Pflasterarbeiten, Vermietung einer mobilen Siebanlage, Verkauf von Betonblöcken und seit zwei Jahren auch von Frischbeton über die eigene Betontankstelle. Sie waren es leid, wenn sie auf einer Baustelle abends länger arbeiten wollten, aber die Betonwerke ringsum schon um 16 Uhr zumachten und sich die lästige Abgabe von Kleinmengen teuer bezahlen ließen.

So beschafften sie eine Betontankstelle BTS 1000 von Fliegl, und zwar das Modell mit dem 1?m³ großen Mischer. Denn bei Köhler wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. „Wir haben montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 7 bis 16 Uhr“, sagt der Firmengründer, „und unsere Kunden kommen aus einem Umkreis von 50 Kilometern!“ Bei einem Anteil von ansehnlichen 60?% liegt der Absatz des Frischbetons an Gewerbe- und Privatkunden, dank einer intensiven Bewerbung in sozialen Medien. Die restlichen 40 % bilden den Bedarf auf den eigenen Baustellen. Saubere Qualität sichert die Verwendung hochwertiger Zutaten – Hartgesteinsplitte und Sand als Zuschlag sowie Trasszement als Bindemittel. Einfach und schnell bedienbar ist die Anlage auch, weil alles selbsterklärend ist und im Kassenhaus genau beschrieben.

Unkomplizierter Betrieb

Eine gute Auslastung erfährt die Anlage bei Köhler durch den Eigenverbrauch, und das ist die Fertigung von modularen Betonblöcken – massiven Fertigteilen, die im Lego-Prinzip miteinander verbunden werden. Verkauft und verwendet werden sie für die Erstellung von Stützwänden, zur Hangsicherung, für Schüttgutboxen, aber auch für Rundbogenhallen, Hackschnitzelbunker und temporäre Zweckbauten in der Landwirtschaft. Gut gefällt ihm an der Anlage, wie einfach und schnell sie innerhalb von nur zwei Tagen aufgestellt wurde und wie leise sie im Betrieb ist. Auch die automatische Zwischenreinigung mit einer kleinen Menge Sand sowie die wasserlose Endreinigung am Tagesende findet er prima, aber: „Man muss schon immer ein bisschen dranbleiben und hier oder dort etwas von Hand wegklopfen, ansonsten funktioniert die Anlage nahezu fehlerfrei.“

Als trotzdem einmal ein Ersatzteil gebraucht wurde, schickte es der Hersteller umgehend per Nachtexpress. Hin und wieder wird Alexander Köhler auch von Martin Fliegl angerufen und gefragt, ob die Anlage noch reibungslos läuft. Dieser sieht in vielen Regionen noch erhebliches Potenzial, ein schönes Geschäft mit einer Betontankstelle zu machen – durchaus auch in abgelegenen Gegenden, wo man sonst nicht hinkäme. „Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist das Netzwerken“, sagt Fliegl, „dann können Grünprofis mit der Betontankstelle nicht nur den Eigenbedarf decken und mehr Flexibilität und Unabhängigkeit erreichen, sondern auch den Bekanntheitsgrad erhöhen und mehr Aufträge fürs eigene Geschäft generieren.“

Beim Baustoffhändler Dietrich in Hambergen bei Bremen kann diese Anlage des Typs fibo Collect in Aktion erlebt werden. Der Hersteller lädt Kunden aber auch gerne an seinen Firmensitz im dänischen Videbæk ein.
Beim Baustoffhändler Dietrich in Hambergen bei Bremen kann diese Anlage des Typs fibo Collect in Aktion erlebt werden. Der Hersteller lädt Kunden aber auch gerne an seinen Firmensitz im dänischen Videbæk ein. © fibo intercon
Bezugsquellen

fibo interconfibointercon.com

Fliegl Bau- und Kommunaltechnikfliegl-baukom.de

Massfeller (Beton2Go) www.beton2go.com

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